Per Cabrio

Wir haben es wieder getan: Unser Weihnachtsbaum wurde einmal mehr per Cabrio nach Hause transportiert. Bereits 2013, als genau vor zehn Jahren, haben wir dies schon einmal getan. Auch damals war das Wetter so, dass dies ohne Probleme ging. Nur einmal hat uns auch ein kleiner Schneeschauer erwischt. Leider haben wir das fotografisch nicht festgehalten, so dass ich nicht einmal weiß, wann das war. Wie auch immer, heute lachte die Sonne von einem blauen Himmel herab. Die Temperaturen lagen bei zehn Grad, vielleicht etwas wärmer als damals. Was soll ich sagen? Allen noch einen ruhigen und gemütlichen dritten Advent.

Gute Tischgespräche

Oma bekommt von einer guten Freundin jeden Tag einen elektronischen Gruß, der sie aufheitern und ihr ein Lächeln ins Gesicht zaubern soll. Heute hat diese Freundin mit einem Screenshot von einem Kalenderblatt – gewiss, ohne sich dessen bewusst zu sein – den Vogel abgeschossen. Das Blatt von Sonntag, 10. Dezember, soll ein Zitat des verstorbenen US-amerikanischen Schauspielers Walter Matthau zeigen, das da lautet: „Für gute Tischgespräche muss das Beste auf die Stühle kommen.“ Nachdem ich mich, wie viele ja wissen, vornehmlich für das verantwortlich fühle, was auf den Tisch kommt, fühlte ich mich irgendwie angesprochen und habe über die Aussage nachgedacht. Dabei kam ich zu dem Ergebnis, dass ein gutes Essen in der Tat ein kommunikatives Ereignis ist, bei dem gute Gespräche unabdingbar sind. Insofern dachte ich, dass das auch ein Thema für Opas Blog sein könnte und recherchierte erst einmal, ob das Zitat auch so stimmt und tatsächlich von Matthau stammt. Das Erste, was ich u.a. bei zitate-online.de herausfand, war, dass das Zitat offensichtlich einen etwas anderen, aus meiner Sicht sogar noch besser formulierten Wortlaut hat, und zwar: „Für ein gutes Tischgespräch kommt es nicht so sehr darauf an, was sich auf dem Tisch, sondern was sich auf den Stühlen befindet.“ Das Beste aber auf besagter Webseite sind die Kommentare, die es zu dem Zitat gegeben hat. Zunächst äußert sich Ingrid Z. und freut sich: „Diese Aussage finde ich einfach klasse!!! – Und so treffend!“ Dies wiederum regt Muttzier zu folgendem Kommentar an: „…was sich auf dem Tisch befindet, ist schon auch wichtig, denn auch daran kann man beim Verzehr erkennen, wer sich auf den Stühlen darum befindet.“ Das kann H. Schmid natürlich nicht so stehen lassen und merkt sozialkritisch an: „Die meisten Menschen auf der Erde essen mit den Fingern. Schätzungen beziffern die Benutzer von Messer und Gabel weltweit auf etwa 900 Millionen, von Essstäbchen auf ca. 1,2 Milliarden, der Finger auf etwa 4,2 Milliarden.“ Dies fordert nun Muttzier heraus, der kontert: „Man kann auch stilvoll mit den Fingern essen, auch in einem Kral in Afrika. – Nur, es gibt diese ‘Möchtegerne’, die nicht einmal das beherrschen, geschweige denn gute Tischgespräche.“ Nun möchte Ingrid Z. offensichtlich die Wogen glätten und führt in die Diskussion ein: „Wie gut haben es da die Japaner (oder auch die Chinesen?), die sich kniend am Tisch befinden…“ Doch H. Schmid ist nicht zu beruhigen und poltert zurück: „Ja, sie lieben es so sehr, daß sie gerne auf diese Sitzposition verzichten. Männer sitzen meist sofort im Schneidersitz. Während man von den Frauen erwartet, dass sie die traditionelle Sitzposition auf den Knien einnehmen; von der sie aber bald darauf die Beine seitlich abwinkeln, was deutlich bequemer ist.“ Nun entwickelt sich ein Rededuell, auf dessen Darstellung ich verzichten will, zumal es über zwei Tage geht. Doch dann ist es an Windsandale, der am 21. November 2009 um 14.22 Uhr den Schlussakkord mit einem Gedicht von Heinrich Heine über (Tee-)Tischgespräche setzt:

Sie aßen und tranken am Teetisch,
Und sprachen von Liebe viel.
Die Herren waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.

Die Liebe muß sein platonisch,
Der dürre Hofrat sprach.
Die Hofrätin lächelt ironisch,
Und dennoch seufzet sie: Ach!

Der Domherr öffnet den Mund weit:
Die Liebe sei nicht zu roh,
Sie schadet sonst der Gesundheit.
Das Fräulein lispelt: Wie so?

Die Gräfin spricht wehmütig:
Die Liebe ist eine Passion!
Und präsentieret gütig
Die Tasse dem Herrn Baron.

Am Tische war noch ein Plätzchen;
Mein Liebchen, da hast du gefehlt.
Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
Von deiner Liebe erzählt.

Was soll ich sagen? Manchmal stimmt es eben doch: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Doch das ficht Senftopf nicht an. Fast genau auf den Tag zwei Jahre später schlägt er sich sozusagen auf die Schenkel: “Hahahahah, das ist gut!!” Und damit ist immer noch nicht Schluss. Wer sich die gesamte Diskussion antun möchte, kann dies gerne hier tun: https://www.zitate-online.de/sprueche/allgemein/18532/fuer-ein-gutes-tischgespraech-kommt-es-nicht.html#kommentar. Währenddessen fragt sich Oma immer noch, ob sie einen von den Diskutanten bei sich am Tisch haben möchte – egal ob sitzend, kniend oder liegend.

Konstante im Leben

Wenn die Welt immer mehr aus den Fugen gerät, muss es ein paar Konstante geben, die dann doch alles zusammenhalten. Unsere Christkindlmarkt-Bude und unsere Krippe sind solche Konstante, die dies tun und Hoffnung geben. Was soll ich sagen? Wie gut, dass mein Großvater die Nürnberger Christkindlmarkt-Bude en miniature und ich die alpenländische Krippe gebaut haben. Ohne sie wäre die Advents- und Weihnachtszeit nicht das, was sie für uns sind: Tage der Besinnung, an denen man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann. In diesem Sinne wünschen wir allen einen besinnlichen Advent. Und vor Weihnachten melde ich mich noch mal. Spätestens dann kommt die nächste Konstante.

Sicherstes Verkehrsmittel

Berlin, oder besser gesagt, die Berliner CDU will eine Magnetschwebebahn bauen. Getestet werden soll das Ganze auf einer fünf Kilometer langen Pilotstrecke. Geschätzte Kosten: 80 Millionen Euro. Insofern verwundert es nicht, dass die Idee nicht nur auf ungeteilte Gegenliebe stößt. Und neu ist sie auch nicht. Die Christdemokraten haben sie immer wieder mal ins Spiel gebracht. Selbst einen ersten Versuch gab es auch schon. Zwischen 1984 und 1991 fuhr die sogenannte M-Bahn zwischen dem Gleisdreieck und dem Kemperplatz auf einer Teststrecke, die dann zugunsten des Ausbaus der U2 wieder zurückgebaut wurde. Immer noch in Betrieb ist allerdings die Schwebebahn, an der mein Urgroßvater August Flüggen an verantwortlicher Stelle als Ingenieur mitgebaut hat: Die Wuppertaler Schwebebahn, die am 1. März 1901 offiziell den Fahrbetrieb aufnahm und seit 1997 unter Denkmalschutz steht. Was soll ich sagen? Besonders faszinierend finde ich, dass diese Schwebebahn bis heute als das sicherste Verkehrsmittel der Welt gilt. Lediglich eine schweren Unfall hat es seit der Inbetriebnahme gegeben. 1999 wurde nach Bauarbeiten eine Metallkralle an den Gleisen vergessen, was dazu führte, dass die Bahn entgleiste und in die Wupper stürzte. Vier Menschen kamen dabei ums Leben. Ansonsten sorgte nur noch die junge Elefantenkuh „Tuffi“ für größere Schlagzeilen, als sie bei einer PR-Tour aus der Bahn fiel und mehr oder weniger mit dem Schrecken davonkam.

Gilt als das sicherste Verkehrsmittel der Welt: Die Wuppertaler Schwebebahn, an der Opas Urgroßvater August Flüggen als Ingenieur an verantwortlicher Stelle mitgebaut hat. Foto: WSW

Gelassenheitsgebet

Es ist eine Schande. Seit dem 27. September habe ich nichts mehr veröffentlicht. Aber es gab immer etwas, was ich zuerst tun wollte oder in der Tat auch wichtiger war: Arbeiten, ein neues Rezept ausprobieren, mit dem Enkel Tennis spielen, mit der Familie eine Woche auf Mallorca verbringen oder Geburtstag feiern – an Ausreden und Gründen hat es nicht gemangelt. Was soll ich nun sagen? Ich gelobe Besserung. Zunächst aber wünsche ich allen ein schönes Wochenende, Zeit für Muße wie Geschäftigkeit und glückliche Stunden mit Familie, Freunden oder Bekannten. Und für alle die, die sich auch immer mal wieder hin- und hergerissen fühlen und nicht so recht wissen, was sie tun sollen, erinnere ich an das Gelassenheitsgebet des US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr, das im deutschen Sprachraum mit folgendem Wortlaut seinen Niederschlag gefunden hat: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Eine Version des Enkeltricks

Es gibt sie wirklich, die Duplizität der Ereignisse. Jedenfalls entdeckte Oma gerade eine SMS auf ihrem Handy, als sie wenige Augenblicke später im Tagesspiegel auf einen Artikel stieß, der genau solche SMS zum Inhalt hatte und überschrieben war: Betrug per SMS „Ist unser Kind wirklich in einer Notlage?“ Darin geht es um eine Version des Enkeltricks, mit dem Gauner besorgten Eltern Geld abluchsen wollen. Das Ganze beginnt ganz harmlos: „Hallo Mama und Papa“, hieß es in der SMS an Oma, „mein Handy ist kaputt gegangen. Das ist meine neue Nummer. Schreibt mir eine Nachricht auf Whatsapp: 01523 1496959.“ Wenn man dies tut, bekommt man von seinem vermeintlichen Kind eine Geschichte aufgetischt, an deren Ende immer dringend Geld benötigt wird, das per Echtzeit-Überweisung übermittelt werden soll. Soweit ist es in unserem Fall nicht gekommen. Ich hätte ja gerne süffisant geantwortet: „Um es abzukürzen: Wie viel Geld sollen wir wohin überweisen?“ Aber da die Polizei ja rät: „Reagieren Sie nicht auf die SMS“, bin ich dem Wunsch von Oma nachgekommen und habe die Sache auf sich beruhen lassen. Aber es ist schon erschreckend, wie viele Eltern auf diesen alten Trick hereinfallen. So zitiert der Tagesspiegel die Polizei in Berlin, wonach sich die Schadenssumme im Jahr 2021 noch auf 41.500 Euro belaufen haben, während sie in 2022 bereits auf 1.950.000 Euro exorbitant gestiegen sein soll. Was soll ich sagen? Ich überlege gerade, ob der Enkeltrick auch umgekehrt funktioniert. Vielleicht so: „Hallo, hier ist Dein Opa. Ich brauche sofort 10.000 Euro, ansonsten muss ich aus dem Altersheim aus- und bei Dir einziehen.“

PS: Ein Anruf bei der Polizei, ob die Zahlen tatsächlich so stimmen, verlief ziemlich unerfreulich. Jedenfalls wollte man mir telefonisch keine Auskunft geben, da man mich nicht kenne und ich noch keinen journalistischen Nachweis erbracht hätte. Ich solle eine E-Mail schreiben. Komisch, wenn ich Polizeiwarnungen an meine Leser weitergeleitet oder Image-Werbung für die Polizei gemacht habe, war das nicht notwendig: https://opas-blog.de/2022/10/14/schockanruf-auch-bei-uns/, https://opas-blog.de/2021/08/09/die-boesen-buben-von-heute/ oder https://opas-blog.de/2013/09/29/beste-polizei-werbung/. Aber gut, Schwamm drüber. Ich schicke der Pressestelle einen Link zu diesem Post und eine Ablichtung meines Presseausweises. Vielleicht klappt es ja dann beim nächsten Mal besser.

Freunde sind wie Sterne

Es ist nicht so, dass etwa ein Raunen durch die Sport- respektive Tenniswelt gegangen wäre, als publik wurde, dass ich nach über 40 Jahren wieder zum Tennisschläger gegriffen habe. Aber hier und da wurde dieser Umstand doch sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen und – ausgesprochen wohlwollend kommentiert. Doch damit nicht genug. Von meinen beiden ohfamoosen Freundinnen in Köln und Lich erhielt ich heute (zwar keine hand-, dafür aber) fußfeste Unterstützung bei meinem Tennis-Comeback. Jedenfalls staunte ich nicht schlecht, als ich das Paket öffnete, das der Postbote gerade gebracht hatte. Da lachte mich doch tatsächlich ein paar Tennisschuhe auch noch von der Marke an, die ich während meiner aktiven Zeit damals immer getragen habe. Was soll ich sagen? Es bewahrheitet sich halt immer wieder: Freunde sind wie Sterne. Du kannst sie nicht immer sehen, aber du weißt, sie sind immer für dich da.

Berlin-Dossier Nr. 1

Wie die Katze das Mausen nicht lässt, kann ich das politische Geschehen nicht unkommentiert lassen. Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Einmal Journalist, immer Journalist. Und dass sich auch andere Zeitgenossen immer noch dafür interessieren, was ich so über dies und das denke, schmeichelt mir nicht nur, sondern lässt mich noch genauer hinschauen, was hier in Berlin politisch so vor sich geht – auf Landes- wie auf Bundesebene. Was soll ich sagen? Einmal im Monat wird es künftig ein Berlin-Dossier geben. Dabei werde ich versuchen, auch und vor allem die Themen aufzugreifen, die vom journalistischen Mainstream gerne links oder rechts liegen gelassen werden. Auf geht’s!

Berlin-Dossier Nr. 1

15. September 2023

Von Detlef Untermann

Die Parlamentsferien in Berlin sind vorbei. Sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene hat der politische Betrieb seine Arbeit wieder aufgenommen. Aber auch außerhalb von Abgeordnetenhaus und Bundestag ist einiges los, was die Menschen in der deutschen Hauptstadt betreffen und bewegen wird.

So wollen die Aktivisten der „Letzten Generation“ ab 18. September die Stadt zum Erliegen bringen und „Tag für Tag erneut unignorierbar den Alltag in Berlin unterbrechen“ – und das monatelang bis Weihnachten. Bei den bisher 617 organisierten Blockaden und anderweitigen Aktionen der Gruppe war es bereits zu massiven Verkehrsbehinderungen gekommen. So wurden nach einer Bilanz der Berliner Polizei beispielsweise 119 Einsatzfahrten der Berliner Feuerwehr – vorwiegend Rettungswagen – behindert, was sich mittlerweile auf Verzögerungen von 21 Stunden und 28 Minuten addiert. Insgesamt wurden 4.891 Anzeigen aufgenommen. Die Berliner müssen sich also auf einiges gefasst machen und voraussichtlich viel Geduld mitbringen. Verständnis wird es wohl eher weniger geben.

Mit wenig Verständnis können auch die an der Spree regierenden Christ- und Sozialdemokraten rechnen, die nun die Arbeiten am Enteignungsrahmengesetz aufnehmen werden. Von der SPD hat man ja nichts anderes erwartet. Aber dass sich die CDU mit ihrem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner als Wegbereiterin von Massenenteignungen entpuppt, ist mehr als bemerkenswert. Dabei würde dadurch keine einzige Wohnung neu geschaffen, sondern nur Geld in Milliardenhöhe verpulvert, das dringend für den Neubau von Wohnungen benötigt wird. Denn mit 100.000 fehlenden Wohnungen hat Berlin das größte Defizit der sieben größten Städte in Deutschland.

Das Thema Wohnungspolitik sorgt auch auf Bundesebene für Kopfschütteln. Denn die SPD-Bundestagsfraktion hat ein Maßnahmenpaket geschnürt, das eher dazu geeignet ist, dem ohnehin dahinsiechenden Wohnungsbau endgültig den Rest zu geben, anstatt ihn wiederzubeleben. Die Folterwerkzeuge für die Immobilienbranche lesen sich u.a. wie folgt:

– Bundesweiter Mietenstopp, der in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt eine maximale Mietsteigerung von sechs Prozent in drei Jahren bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete gestattet,

– Abschaffung der bislang nach einer Zehn-Jahres-Frist geltenden Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne nicht selbst genutzter Immobilien oder

– Gesonderte Ausweisung von Mobilierungszuschlägen und Anwendung der Mietpreisbremse auf Verträge mit einer Mietdauer von über sechs Monaten, da die möblierten Wohnungen nicht mehr als „nur zum vorübergehenden Gebrauch vermietet“ gelten sollen.

Die Liste ließe sich fortsetzen.

Allerdings haben nicht nur die Sozialdemokraten ein Abonnement auf konsequente Verweigerung der Realität. Auch bei den Grünen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren: Sie wissen nicht, was sie tun. Jüngstes Beispiel einer schier unendlichen Kette ist das Agieren von Bundesfamilienministerin Lisa Paus, die mal eben das Wachstumschancengesetz in Geiselhaft für ihre Kindergrundsicherung genommen hat. Das ging nicht nur zu Lasten ihres Parteifreundes, des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck, sondern – schlimmer noch – des ohnehin mehr als Not leidenden Wirtschaftsstandortes Deutschland.

Dabei sollte sich bei SPD und Grünen so langsam herumgesprochen haben, dass nur eine starke Wirtschaft auch eine sichere Grundlage für alle staatlichen Ausgaben und für einen starken Sozialstaat bildet. Jede bzw. jeder weiß, dass man nur ausgeben kann, was man zuvor eingenommen hat. Wenn man die Haushaltsdebatte im Bundestag verfolgt hat, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Erkenntnis noch nicht bei allen roten und grünen Bundestagsabgeordneten angekommen ist.

Nicht minder verwundert reibt man sich ungläubig die Augen, wenn SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und CDU-Chef Friedrich Merz plötzlich eine gedankliche Koalition eingehen und sich über eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes einig sind – als wenn in Deutschland nicht schon mit die höchsten Steuern weltweit gelten würden, was bei der Gewinnung von dringend benötigten Fachkräften sicherlich nicht viel weiter hilft. Dabei ist es derselbe Kevin Kühnert, der sagt: „Die CDU will offenbar ein Leben, um zu arbeiten. Die SPD lehnt das ab.“ Der Traum vom „anstrengungslosen Wohlstand“, den der Top-Manager Wolfgang Reitzle als “Illusion“ bezeichnet hat, lässt grüßen – und das, obwohl Deutschland bereits heute mit 1349 Stunden ohnehin die mit Abstand kürzeste Jahresarbeitszeit der Welt hat.

Doch die Menschen sind nicht dumm und merken so langsam, dass das Schiff zu sinken beginnt. Insofern lassen die gegenwärtigen Umfrageergebnisse alle Alarmglocken schrillen. Denn die selbsternannte Alternative für Deutschland ist sicher vieles, aber keine Alternative – weder für Deutschland noch für Europa. Ungeachtet dessen kann man den gegenwärtigen Gemütszustand im Lande wohl nicht besser beschreiben, als es Stefan Aust in der Welt getan hat, nämlich damit, „dass viele die Grün-Rote Zeigefinger-Politik inzwischen mit dem ausgestreckten Mittelfinger beantworten.“

Ein Traum hat sich erfüllt

So langsam habe ich mich wieder beruhigt. Aber nach diesem Basketball-Krimi am Sonntag musste sich mein Blutdruck erst einmal wieder erholen. Dabei ist es mir sicherlich nicht anders ergangen, als Spielern,Trainern und den Fans, die erst jetzt so langsam realisieren, was da überhaupt passiert ist: Deutschland ist Basketball-Weltmeister. Wenn mir dies jemand vor über 50 Jahren vorausgesagt hätte, als ich noch selbst auf dem Parkett auf Korberfolge aus war, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Die Bundesliga, in der wir damals gespielt haben, war von der heutigen Professionalisierung so weit entfernt, dass der Abstand in Galaxien hätte berechnet werden müssen. Und meinen Verein, den ATV Düsseldorf, gibt es schon lange nicht mehr. Was soll ich sagen? So amateurhaft das Ganze aus heutiger Sicht seinerzeit auch war, so viel Spaß hat es uns gemacht. Und von den zwei Spielen, bei denen wir seinerzeit gegen die Harlem Globetrotters antreten durften, träume ich noch heute. Für Dennis Schröder und seine Teamkollegen hat sich am Sonntag ein ganz anderer Traum erfüllt.

Alter Hase und junger Hüpfer

Wer hätte das gedacht? Abgesehen von dem einen oder anderen 60-minütigem Spaßauftritt habe ich nach über 40 Jahren jetzt das Tennisspielen wieder für mich entdeckt. „Schuld“ daran ist unser ältester Enkel, mit dem ich bereits zwei Mal auf dem Platz gestanden habe. Und das hat so viel Spaß gemacht, dass ich dem Tennisclub, in dem er spielt, umgehend meinen Mitgliedsantrag zugeschickt habe. Insofern werden wir dort jetzt öfters gesichtet werden, wenn wir unsere Schläger kreuzen. Auch wenn noch etliche Routinen fehlen, so treffe ich die Bälle doch erstaunlicherweise immer noch recht gut. Es ist wohl ähnlich wie mit dem Fahrradfahren, das man ja auch nicht verlernt. Was soll ich sagen? Meiner Kondition und meiner Figur kommt es sicherlich zugute, wenn ich künftig wieder regelmäßig Tennis spiele. Dass ich nicht mehr den Leistungsstand erreichen werde von früher, spielt dabei keine Rolle. Aber den einen oder anderen Trick werde ich für unseren Enkel sicherlich noch aus dem Hut zaubern können. Alte Hasen können jungen Hüpfern eben immer noch etwas beibringen.