Eine Version des Enkeltricks

Es gibt sie wirklich, die Duplizität der Ereignisse. Jedenfalls entdeckte Oma gerade eine SMS auf ihrem Handy, als sie wenige Augenblicke später im Tagesspiegel auf einen Artikel stieß, der genau solche SMS zum Inhalt hatte und überschrieben war: Betrug per SMS „Ist unser Kind wirklich in einer Notlage?“ Darin geht es um eine Version des Enkeltricks, mit dem Gauner besorgten Eltern Geld abluchsen wollen. Das Ganze beginnt ganz harmlos: „Hallo Mama und Papa“, hieß es in der SMS an Oma, „mein Handy ist kaputt gegangen. Das ist meine neue Nummer. Schreibt mir eine Nachricht auf Whatsapp: 01523 1496959.“ Wenn man dies tut, bekommt man von seinem vermeintlichen Kind eine Geschichte aufgetischt, an deren Ende immer dringend Geld benötigt wird, das per Echtzeit-Überweisung übermittelt werden soll. Soweit ist es in unserem Fall nicht gekommen. Ich hätte ja gerne süffisant geantwortet: „Um es abzukürzen: Wie viel Geld sollen wir wohin überweisen?“ Aber da die Polizei ja rät: „Reagieren Sie nicht auf die SMS“, bin ich dem Wunsch von Oma nachgekommen und habe die Sache auf sich beruhen lassen. Aber es ist schon erschreckend, wie viele Eltern auf diesen alten Trick hereinfallen. So zitiert der Tagesspiegel die Polizei in Berlin, wonach sich die Schadenssumme im Jahr 2021 noch auf 41.500 Euro belaufen haben, während sie in 2022 bereits auf 1.950.000 Euro exorbitant gestiegen sein soll. Was soll ich sagen? Ich überlege gerade, ob der Enkeltrick auch umgekehrt funktioniert. Vielleicht so: „Hallo, hier ist Dein Opa. Ich brauche sofort 10.000 Euro, ansonsten muss ich aus dem Altersheim aus- und bei Dir einziehen.“

PS: Ein Anruf bei der Polizei, ob die Zahlen tatsächlich so stimmen, verlief ziemlich unerfreulich. Jedenfalls wollte man mir telefonisch keine Auskunft geben, da man mich nicht kenne und ich noch keinen journalistischen Nachweis erbracht hätte. Ich solle eine E-Mail schreiben. Komisch, wenn ich Polizeiwarnungen an meine Leser weitergeleitet oder Image-Werbung für die Polizei gemacht habe, war das nicht notwendig: https://opas-blog.de/2022/10/14/schockanruf-auch-bei-uns/, https://opas-blog.de/2021/08/09/die-boesen-buben-von-heute/ oder https://opas-blog.de/2013/09/29/beste-polizei-werbung/. Aber gut, Schwamm drüber. Ich schicke der Pressestelle einen Link zu diesem Post und eine Ablichtung meines Presseausweises. Vielleicht klappt es ja dann beim nächsten Mal besser.

Ein Gedanke zu „Eine Version des Enkeltricks

  1. Pingback: Lesenswerte Links – Kalenderwoche 39 in 2023 |

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert