Der Wintereinbruch, mit dem sich aktuell insbesondere Süd- und Mitteldeutschland herumschlagen müssen, hat auch die Gebirgslagen im Südwesten Berlins fest im Griff: Das Massiv rund um die Lichterfelder West-Wand versinkt im Schnee. Wandeln dort im Sommer die Bergsteiger in Scharen auf den Spuren von Luis Trenker, verhalt der Ruf des Berges dieser Tage ungehört. Weit und breit ist kein Gebirgler oder Bergkraxler zu sehen. Was soll ich sagen? Wir werden mal abwarten, ob die Kletterfreunde im Sommer zurückkehren. Denn wie wusste schon Mark Twain: “Winter ist die Zeit, in der es zu kalt ist, das zu tun, wofür es im Sommer zu heiß ist.”
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Wider dohoi
Zwei Wochen Urlaub sind vorbei. Oma und ich waren – wie man im Allgäu sagen würde – wider dohoi (wieder daheim). Dabei wurden wir von unseren Fischinger Freunden wieder so herzlich aufgenommen, als wären wir nie weggewesen. Auch unsere Enkel, die uns in der ersten Woche Gesellschaft geleistet haben, waren von den dortigen Kindern bereits sehnsüchtig erwartet worden. Und diese Generation ist mittlerweile schon die fünfte, in der unsere beiden Familien miteinander befreundet sind. Auch wenn unsere Ferienwohnung nicht in Fischen sondern in Schöllang am Fuße des Rubihorns gelegen ist, so tat das unserer Verbundenheit mit meiner zweiten Heimat keinen Abbruch, zumal auch unsere Vermieter es an Herzlichkeit nicht mangeln ließen. Umso irritierter war ich aber auch, als ich von einer Schnapsidee erfuhr, die zwar schon einige Jahre her, dafür aber umso unsinniger war. Danach sollte sich nach dem Willen einer Tierrechtsorganisation „Fischen“ in „Wandern“ umbenennen. Zunächst dachte ich ja, das sei ein Witz. Aber eine kurze Recherche ergab, dass das tatsächlich deren Ernst gewesen ist. Begründet wurde die Forderung seinerzeit damit, dass der Ortsname für ein grausames Hobby stehe und daher für eine so schöne Gemeinde nicht länger tragbar sei. “Wir sehen keinen Anlass, unseren Ortsnamen zu ändern“, lautete die prompte Antwort des Bürgermeisters, der darauf verwies, dass der Ort den Namen bereits seit 1791 trage. Was soll ich sagen? Da fällt mir nur ein Allgäuer Spruch aus dem Jahre 1958 ein: „A bissele dumm isch am End jeder, aber so dumm wie mancher isch doch koiner.“
Fischen im Allgäu – meine zweite Heimat – und noch ein paar Sehnsuchtsbilder:
Pack die Badehose ein …
Endlich so etwas wie Sommer! War der Frühling doch eher bescheiden und viel zu kalt – um nicht zu sagen, er ist ausgefallen -, lassen aktuell die Temperaturen zumindest in Berlin nichts zu wünschen übrig. Und so hat es die Menschen am Wochenende an die Seen und Gewässer der Hauptstadt und des Umlandes gezogen, manchmal leider auch ohne jegliche Berücksichtigung der Tatsache, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist. Aber das ist wieder ein anderes Thema. Auch die tierischen Besucher unseres Gartens sind mittlerweile völlig enthemmt und scheren sich nicht im Geringsten darum, dass wir auf der Terrasse sitzen, und baden mit sichtlichem Vergnügen in unserem Pool. Was soll ich sagen? Fehlt nur noch, dass die Amseln plötzlich das alte Conny-Froboess-Lied zwitschern: Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein … Ach nee, den Wannsee brauchen die Piepmätze ja gar nicht.
… und sie dreht sich doch!
Zumindest nach Bertold Brecht hat Galileo Galilei es gesagt: “… und sie dreht sich doch!” Ob allerdings der italienische Universalgelehrte diesen Satz tatsächlich beim Verlassen des Inquisitionsgerichts gemurmelt hat, nachdem er 1633 dem kopernikanischen Weltbild öffentlich hatte abschwören müssen, ist nicht belegt. Aber die Legende lebt. Was die Katholische Kirche, die Galilei erst im Jahre 1992 (!) rehabilitierte, wohl gesagt hätte, wenn dieser seinerzeit mit einer Kugel erschienen wäre, die Oma und mich seit neuestem in unserem Zuhause begeistert. Ohne Strom und Kabel funktioniert das Ganze, nur mit Licht und Magnetfeld dreht sich unsere Erde, so wie man sie aus dem Weltraum kennt, in die richtige Richtung. Während die durchschnittliche Dauer einer Erdumdrehung tatsächlich 23 Stunden, 56 Minuten und 4,10 Sekunden beträgt, rotiert unsere Kugel in 36 Sekunden einmal um die eigene Achse. Was soll ich sagen? Ungeachtet dessen sind wir jetzt aber dennoch ein wenig verunsichert. Denn die Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) glauben herausgefunden zu haben: Die Erde ist eine Scheibe! Glauben Sie nicht? Dann lesen Sie selbst. Wörtlich heißt es auf der Webseite des DLR: “Es gibt tatsächlich zahlreiche unwiderlegbare Beweise für die Scheibenform der Erde! Dazu gehören fehlende Filzstiftspuren am gesamten Äquator, seltsame Stimmen aus dem Navi im Auto und auch mysteriöse Umwege von Flugzeugen!” Es folgt ein längerer Text, der mit dem Satz endet: “Lesen Sie demnächst: ,Betrug: Auch Christbaum-Kugeln und Ostereier in Wahrheit nur Scheiben!’ und ,Spieler gesteht: Wir mussten Kugelform der Fußballscheiben vortäuschen!'” Was es alles gibt!?! 😉
… wenn wieder alles gut wär
Schnee im Mai, April vorbei, lautet eine uralte Bauernregel, die sich allerdings bis zu den Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nicht herumgesprochen hatte. Am Freitag jedenfalls schneite es in Berlin (und Brandenburg) und verblüffte die Wetterfrösche vom DWD: „Das haben wir in dem Ausmaß nicht vorhergesagt, das hat uns selbst ein bisschen überrascht.“ So kann’s gehen. Dabei ist eigentlich der April berühmt und berüchtigt dafür, dass er macht, was er will. Aber Wonnemonat Mai war bislang jedenfalls nicht bekannt dafür, dass er zu besonderen Wetterkapriolen neigt. So konnte beispielsweise die Wetterstation im benachbarten Potsdam erst drei Mal nach 1983 Schnee im Mai registrieren. Aber das Wetter ist eben auch nicht mehr, was es einmal war. Was soll ich sagen? Da kommt einem doch glatt Heinz Ehrhardt in den Sinn: “Früher war alles gut, heut ist alles besser. Besser wäre, wenn wieder alles gut wär.”
Pandora friert sich den Po ab
Die Pandora, auf Geheiß von Zeus aus Lehm geschaffene und mit verführerischen Reizen ausgestattete Schönheit, auf der Terrasse vor unserem Büro friert sich zur Zeit – trotz weißen Schals und weißer Mütze den entblößten Po ab. Gekleidet ist sie wahrlich nicht für diese Temperaturen. Aber wenigsten ist, so der berechtigte Hinweis von Oma, die Büchse der Dame, die alle Übel der Welt sowie die Hoffnung, die im Falle des Falles eben nicht entweicht, so zugefroren, so dass sie keiner öffnen kann. Was soll ich sagen? Da kommt mir doch sofort Friedrich Nietzsche in den Sinne, der, zugegebenermaßen etwas pessimistisch, meinte: “Hoffnung ist in Wahrheit das übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert.” Irgendwie passt dieses Zitat zur gegenwärtigen Pandemie wie die Faust aufs Auge. Am Mittwoch, wenn Angela Merkel und Co. die Verlängerung des Lockdowns verkünden, erfährt Nietzsches Aussage einmal mehr ihre Bestätigung.
Doch noch Hoffnung für die Erde
Das Thema Umweltschutz ist derzeit in aller Munde. Auch ich als Vater zweier Kinder und Großvater zweier Enkel mache mir so meine Gedanken, was man, ja was auch ich sinnvoller Weise gegen den Raubbau an der Natur unternehmen kann. Denn ungeachtet, ob man Greta Thunberg für eine Seelenverwandte oder den Hype um die kleine Schwedin für übertrieben hält, eines steht fest: Getan werden muss etwas. Die Frage lautet nur: Was genau ist opportun? In der politischen Diskussion um den richtigen Weg wird nicht selten gleich der Untergang des ganzen Planeten prophezeit, mindestens aber das Armageddon menetekelt. Nun bin ich kein Wissenschaftler und habe in den Naturwissenschaften so meine Wissenslücken. Obwohl ich auch kein Mathematikgenie bin, kann ich doch nachvollziehen, dass die Entwicklung der Weltbevölkerung nicht gerade vorteilhaft für den Planeten ist. Auch die schmelzenden Pole sind nicht dazu angetan, in Euphorie zu verfallen. Vom Plastik in den Meeren will ich gar nicht erst reden. Und doch, so finde ich, gibt es durchaus Hoffnung. Genährt wurde diese bei mir, als ich am Sonntagabend – wie so oft – Terra X gesehen habe. Es ging um den Ausbruch des Mount St. Helens im Jahr 1980, einem der stärksten und schlimmsten Vulkanausbrüche des 20. Jahrhunderts. Es war wie der “Einschlag einer Atombombe”. 600 Quadratkilometer wurden verwüstet. “Was bleibt, ist eine Welt nach der Apokalypse”, lautet ein Zitat aus dem Beitrag, gefolgt von der Feststellung: “Alles Leben rund um den Vulkan schien ausgelöscht.” Und doch: Taschenratten haben wohl unterirdisch überlebt, nach zwei Jahren wuchsen wieder Prärie-Lupinen, im nahe gelegenen Spirit Lake, der für viele Jahre nicht mehr als eine “giftige Brühe” war, wurden Mitte der 90er Jahre sogar Regenbogenforellen entdeckt, Wapitis kehrten zurück und Schneeziegen siedelten sich wieder an. Die seinerzeit zerstörte Landschaft ist heute ein großes Naturlabor, in dem sich zeigt, wie sich Ökosysteme erneuen. Was soll ich sagen? Damit mich jetzt keiner missversteht: Es muss auf unserer Erde etwas für die Umwelt getan werden. Aber die Welt ist offensichtlich robuster, als sich das so mancher vorstellen mag. “Wenn Leben unter diesen extremen Bedingungen möglich ist”, schlussfolgert einer der Wissenschaftler in dem Filmbeitrag, “dann können wir auf den Mars blicken.” Ich für meinen Teil würde lieber noch auf der Erde bleiben wollen, deren Natur ziemlich widerstandsfähig zu sein scheint. Jedenfalls lebt sich’s hier ganz sicher besser als auf dem Mars, vor allem, wenn man sich die Beschreibung von Alexandra Hilpert auf der Wissenschaftsseite von Business Insider vor Augen führt: “Die Lebensbedingungen auf dem Mars sind — verglichen mit denen auf der Erde — ziemlich harsch. Die Atmosphäre ist dort nur gerade mal ein Hundertstel so dick wie auf der Erde und besteht zu rund 95 Prozent aus Kohlenstoffdioxid. Staubstürme hüllen den gesamten Planeten regelmäßig in einen dichten Staubmantel ein und die Durchschnittstemperatur liegt bei rund -55 Grad Celsius. Insgesamt also mehr als ungemütlich.” Mars, nein danke! Die Erde an sich wird’s mit ziemlicher Sicherheit schaffen. Ob’s der Mensch auch tut, ist eine ganz andere Frage.
Lichterfelder West-Wand
Die meisten Menschen werden denken: Berlin und Berge haben nichts miteinander zu tun. Doch weit gefehlt. Es gibt beispielsweise den Kreuzberg und den Teufelsberg. Auf letzterem hat sogar einmal ein FIS-Skirennen stattgefunden. Es ging um Weltcup-Punkte im Parallel-Slalom. Am 28. Dezember 1986 waren zahlreiche Stars, darunter DSV-Ass Markus Wasmeier aus Deutschland, Slalom-Seriensieger Ingemar Stenmark aus Schweden und Slalom-Weltcupsieger Bojan Krizaj aus Jugoslawien, am Start und – hatten das Nachsehen. Gewinner war am Ende auf der 82 Höhenmeter messenden Piste der österreichische Abfahrts-Olympiasieger von 1980, Leonhard Stock, der nach langer Verletzungspause wieder fit war und im Finale siegte. Allerdings blieb das der einzige alpine Höhepunkt an der Spree, obwohl es in Berlin einen Skiverband und eine Sektion des Deutschen Alpenvereins gibt. Beide Institutionen werden allerdings jetzt aufhorchen, nachdem sich im Südwesten der Stadt alpin Gewaltiges getan hat. In der Baseler Straße konnte sich der Hauch von Eiszeit, der dereinst drei Steine vom Himmel fallen ließ, zu einem Bergmassiv mausern, das bei Bergsteigern als Lichterfelder West-Wand berüchtigt werden dürfte. Der erste hat den Berg bereits bezwungen und ein Gipfelkreuz aufgestellt, das immer mehr Gleichgesinnte nach sich zieht. Was soll ich sagen? Bei uns im Südwesten der Stadt ist die Welt noch in Ordnung und Luis Trenker lebt. Denn wer genau hinhört: Der Berg ruft!
Nachhaltiges Schlürfen
Unbezahlte Werbung
Wie viele Einweg-Strohhalme werden jeden Tag auf der Welt wohl weggeschmissen? Man glaubt es kaum: Es sind rund 3 Milliarden, was dem Gewicht von etwa 500 Orcas entspricht. Als „gewaltigen ökologischen Fußabdruck“ bezeichnet das Unternehmen HALM aus Berlin diesen Umstand und ist das Problem auch gleich angegangen: Und zwar mit wiederverwendbaren Trinkhalmen aus extrem stabilem Glas. Dass es die Halme in verschiedenen Formen und Größen gibt, versteht sich von selbst. Auch gravierte Exemplare zu ganz speziellen Anlässen kann man bestellen. Das Angebot jedenfalls ist gewaltig. Was soll ich sagen? Das ist endlich mal ein Umweltschutz-Ansatz, der nicht nur an Symptomen herumdocktert, sondern das Problem dort angeht, wo es entsteht. Statt wieder Plastik zu produzieren und es hinterher mühsam einzusammeln, wird als Alternative wiederverwertbares Glas genommen. Wie groß das Plastikproblem auf der Welt ist, zeigt der unten eingebettete Film. Wenn man ihn gesehen hat, weiß man die Idee von HALM erst richtig zu schätzen. In diesem Sinne: Viel Spaß beim nachhaltigen Schlürfen.
Wieder ein Peperoni-Care-Paket
In Sachen Quitten und Peperoni ist sozusagen alles beim Alten. Während bei den scharfen Sachen wieder totale Flaute geherrscht hat, sind die gelben Monsterfrüchte wieder in Hülle und Fülle an unserem Bäumchen gewachsen. Ich hatte schon Angst um die Zweige, die doch beachtlich durchhingen, aber immerhin durchgehalten haben. Damit wir gewürztechnisch in diesem Winter auch durchhalten können, hat uns Menzeline wieder einmal unter die Arme gegriffen und mit einem Peperoni-Care-Paket versorgt. Was soll ich sagen? Irgendwie hat es schon Tradition, dass den Berlinern geholfen wird. Auf gute Freunde ist halt immer Verlass.
Vom Care-Paket in die Gewürzmühle: Peperoni von Menzeline.