Kampf ums Überleben

Oma und ich staunten nicht schlecht. Als wir heute mit dem Auto unterwegs waren, entdeckten wir auf der Drakestraße in Lichterfelde-West eine Kastanie, die – obwohl mit unzähligen welken Blättern behangen – an einigen Stellen in voller Blüte stand. “Die muss sich wohl vertan haben”, war unser erster Gedanke. Als ich dann aber das Phänomen im Internet recherchierte, stieß ich auf beunruhigende Informationen. Denn die Kastanie ist offensichtlich nicht mit den Jahreszeiten durcheinander geraten, sondern kämpft ums nackte Überleben. Gründe sind die große Hitze und vor allem die Miniermotte. Weil die Mottenlarven die Blätter aufgefressen haben, versucht die Kastanie, sozusagen als Notreaktion, eine zweite Vegetationsperiode nachzuschieben. So kommen jetzt die Knospen, die der Baum eigentlich für das kommende Frühjahr bereitgehalten hatte. Das aber wiederum hat zur Folge, dass der Baum immer schwächer wird. Bedenklich dabei ist vor allem, dass das Phänomen Jahr für Jahr früher und jetzt schon im August auftritt. Denn, so Experten, wenn die Fraßschäden erst im Herbst auftreten, sind die Auswirkungen auf den Baum noch verkraftbar. So aber dreht sich der Teufelskreis immer schneller. Was soll ich sagen? Es ist befürchten, dass Hitzeperioden wie in diesem Sommer eher die Regel als die Ausnahme sein werden. Zudem gibt es gegen die Miniermotte, die bislang auch kaum Feinde hatte, bis auf das Vernichten der welken Blätter kaum wirksame Maßnahmen. Einziger Hoffnungsschimmer ist, dass immer mehr Vögel den Schädling als Delikatesse entdeckt und auf ihren Speiseplan gesetzt haben. Vielleicht kann man ja auch noch anderen wie Fledermäusen oder Wespen die Motten schmackhaft machen. Die Kastanien würden sich freuen.

Zwei Jahreszeiten in einem Baum: Was nett aussieht, ist aber ziemlich bedrohlich.

Dohoi isch dohoi

Das Allgäu, genauer gesagt das Oberallgäu, ist Opas Heimat. Geboren bin ich in Kempten, Fischen ist sozusagen mein zweites Zuhause. Dort verbindet meine Familie eine tief verwurzelte Freundschaft mit einer einheimischen Familie – und das aus Sicht unserer Enkel mittlerweile in der fünften Generation. Allein diese Tatsache wäre schon ein Wert an sich, und doch ist es viel, viel mehr. Denn das gibt es sicherlich nicht oft, dass selbst nach einem längeren Zeitraum, in dem man einander nicht gesehen hat, eine Vertrautheit vorhanden ist, die seinesgleichen sucht. Vermutlich ist es die Umgebung, sind es die Berge, die die Sinne füreinander frei machen – ganz im Sinne des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kofi Annan: „Demut gebietend und erhebend zugleich, kaum etwas in der Natur flößt uns soviel Ehrfurcht ein wie der Anblick von Bergen.“ Und die haben Oma und ich in unserem einwöchigen Urlaub wahrlich genossen, getreu dem Motto des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss: „Der Sinn des Reisens ist es, an ein Ziel zu kommen,
der Sinn des Wanderns, unterwegs zu sein.“ Unterwegs waren wir oft und lange, was zusätzlich durch ein Wetter belohnt wurde, mit dem wir so nicht gerechnet hatten. Jedenfalls präsentierte sich der bayerische Himmel malerisch in seinen typischen Landesfarben weiß und blau. Besser ging’s nicht. Deshalb jetzt auch auf (Ober-)Allgäuerisch: Was soll i saga? Dohoi isch dohoi. Des war allat scho so. (Was soll ich sagen? Daheim ist es am schönsten. Das war schon immer so.)

Und jetzt ein paar Sehnsuchtsbilder:

  

Weltall am Waldrand

„Um mich glimmernde Sternchen: Glühwürmchen spielen Weltall am Waldrand“, lauten die letzten Zeilen aus dem Juniabend des 2003 verstorbenen Dichters Josef Guggenmos. Und in der Tat muten die Tierchen an wie von einem anderen Stern. Nur: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal die leuchtenden Käfer gesehen habe. Das hat sich jetzt geändert. Als Oma und ich in der letzten Woche bei einer guten Freundin im Chiemgau zu Gast waren und abends auf der Terrasse saßen, flog so ein Glühwürmchen direkt auf uns zu. Wir Drei waren sprachlos und haben uns wie die Kinder gefreut. Denn allesamt waren wir uns einig, dass es Jahrzehnte her war, dass wir ein Glühwürmchen gesehen haben. Für diejenigen, bei denen das auch so lange her ist, habe ich ein Filmchen entdeckt, bei der die Maus vom WDR die Tiere vorstellt. Was soll ich sagen? Es gibt doch nichts Schöneres als die Natur. Wir sollten sie mehr schützen.

Glühwürmchen: Nach Ansicht von Josef Guggenmos spielen sie Weltall am Waldrand.

Diesmal: Vatertag vor Muttertag

Wer sich heute verwundert die Augen reibt, weil Vatertag ist und die Mütter noch ein paar Tage auf ihre Blumen warten müssen, kann beruhigt sein: Alles im grünen Bereich. Denn hin und wieder kann es tatsächlich vorkommen, dass der Vatertag vor dem Muttertag liegt. Das hängt damit zusammen, dass der Vatertag mit einem christlichen Feiertag verknüpft ist und der Muttertag einen festen Termin hat. Letzterer ist immer der zweite Sonntag im Mai. Vatertag fällt dagegen konstant auf Christi Himmelfahrt, die stets 39. Tage nach Ostersonntag gefeiert wird. Da der Termin von Ostern jedoch vom Mond abhängt, ist das früheste Datum der 21. März, sofern der Sonntag einen Vollmond aufweist. Der späteste Termin ist der 20. April. Damit kann Vatertag frühestens am 30. April, spätestens am 3. Juni stattfinden. Damit liegt der Vatertag auch schon mal vor dem Muttertag, wie das zuletzt 2008 der Fall war. Insofern sind also heute die Väter dran. Was soll ich sagen? Hoffentlich sind die vernünftig und trinken nicht so viel. Stattdessen könnten sie sich ja mit ihrem Nachwuchs beschäftigen. Und der dankt es ihnen. Unser jüngster Enkel beispielsweise hat für seinen Vater ein Auto gebastelt, über das sich auch Opa freuen würde. Alles ist aus natürlichem Material – bis auf das Lenkrad, was ihn ein wenig ärgert, der Sache aber keinen Abbruch tut. Es ist und bleibt ein wahres Kunstwerk.

Gebastelt für Vatertag: Ein wahres Kunstwerk.

Es grünt so grün …

Es ist wieder soweit. Kaum hat der Frühling seine ersten Sonnenstrahlen verschickt, sind unsere Enkel auch schon wieder mit ihrem grünen Daumen zugange. Da wird gepflanzt, gegossen und gestaunt, wie schnell die einzelnen Sorten sprießen. Zwischen den beiden unterstehenden Fotos liegen gerade einmal drei Tage. Was soll ich sagen? Es grünt so grün, wenn die Berliner Gärten blühen …

Die Hölle Grand Canyon

Unser jüngster Enkel ist sich sicher, dass er in den Himmel kommt. “Ich bin doch immer lieb”, sagt er, was in der Tat auch stimmt – von den üblichen Dingen eines kleinen Jungen einmal abgesehen. Wo aber kommen die anderen Kinder und Erwachsenen hin, die nicht so lieb sind? Auch hier hat der kleine Mann klare Vorstellungen: “In den Grand Canyon”, ließ er Oma wissen, die, wie man sich vorstellen kann, nicht schlecht staunte. Denn die 450 Kilometer lange Schlucht im Norden des US-Bundesstaates Arizona zählt zu den großen Naturwundern dieser Erde und wird jedes Jahr von fünf Millionen Menschen besucht. Vermutlich geht die neue Nutzung auf den Einfluss von Donald Trump zurück, der als 45. US-Präsident seit nunmehr über einem Jahr in Washington mit Fake News für Schlagzeilen sorgt. Jedenfalls lügt Trump fünfmal am Tag, “mit ernsthaften Konsequenzen”, wie Max Paul Friedmann, Geschichtsprofessor an der American University in Washington, im Deutschlandfunk Kultur zum Besten gab. Im Vergleich: Trumps Vorgänger Barack Obama log im Durchschnitt nur zwei Mal pro Jahr öffentlich. Wie auch immer: Der Grand Canyon wird vermutlich die Hölle, zumindest aber das Fegefeuer für die Bösewichter dieser Welt sein. Denn alleine schon in der Nähe dieses Despoten sein Dasein fristen zu müssen, ist wohl Strafe genug. Was soll ich sagen? Da verüben wir doch alle lieber jeden Tag eine gute Tat, als in der Welt der Alternativen Fakten zu landen. Ein schönes Wochenende noch und bleiben Sie gesund …

Natur mit Demut begegnen

Die Auswirkungen von Sturm “Xavier” halten nicht nur die Bahn auf Trab, sondern haben auch Omas Pläne durchkreuzt. Eigentlich wollte sie ja am Samstag zu einem Familienfest nach Holland fahren – und zwar mit dem Zug. Doch der fiel aus, weil die Strecke nach wie vor nicht befahrbar war. Aber nicht nur Bahnstrecken sind noch gezeichnet vom Sturm. Auch die Straßen rund um Omas und Opas Domizil sehen ziemlich wüst aus. Als am Freitag jemand etwas bei uns etwas abholen wollte, lautete der Kommentar nur lapidar: “Das war wie eine Schnitzeljagd.” Zeitweilig waren in unserer unmittelbaren Nachbarschaft fünf Straßen gesperrt, weil ein Baum die Durchfahrt versperrte. Was soll ich sagen? Derartige Extremsituationen lehren uns wieder ein wenig Demut. Die Menschen in den Bergen und an der See wissen um die Naturgewalten und respektieren sie. Wir in den Städten, die glauben, alles sei jederzeit machbar, müssen daran hin und wieder erinnert werden. Bleiben Sie gesund und ein schönes Wochenende …

Zeitweilig waren in unserer unmittelbaren Nachbarschaft fünf Straßen gesperrt, weil ein Baum die Durchfahrt versperrte.