Kühe sind nicht lila

Oma stammt aus einem kleinen Dorf in den Niederlanden. Viele der dort lebenden Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Landwirtschaft. So auch einige von Omas rund 50 Cousins und Cousinen. Eine davon hat jetzt unsere jüngste Tochter mit ihrem Sohn besucht. Als Stadtkind staunte unser Enkel da nicht schlecht. Ganz schön groß so ein Stall, und all die Kühe. Das hat schon andere Dimensionen als der Bauernhof, mit dem er im heimischen Kinderzimmer spielt. Was soll ich sagen? Auf jeden Fall weiß er jetzt schon mal, dass Kühe nicht lila sind.

IMG_0045Ganz schön groß, so ein Stall. Und dann sind die Kühe auch noch schwarz und nicht lila.IMG_0065Etwas andere Dimensionen als im heimischen Kinderzimmer.

E-Mail vom Bezirksamt

Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf hat mir eine E-Mail zukommen lassen und damit auf meinen Post Made In Berlin reagiert, in dem ich eine Straßenbaumaßnahme bei uns um die Ecke beschrieben hatte. “Sehr geehrter Herr”, heißt es ganz charmant, “in der Finckensteinallee wurde eine Doppelte Oberflächenbehandlung durchgeführt. Das heisst, dass hier die Fahrbahn in 2 Lagen mit polymermodifiziertem Fluxbitumen behandelt wurde. Der aufgestreute Splitt muss dann ca. 1 Woche auf der Fahrbahn verbleiben. Der fließende Verkehr soll den Splitt in das Bitumen andrücken. Am Donnerstag den 24.07.2014 wurde der gesamte überschüssige Splitt von der ausführenden Firma abgesaugt. Es wurden keine umweltschädlichen Stoffe verarbeitet. Die Doppelte Oberflächenbehandlung wurde wegen der vielen Risse und Versackungen durchgeführt. Für eventuelle Rückfragen stehe ich Ihnen selbstverständlich zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen …” Was soll ich sagen? Am dem von mir beschriebenen Ergebnis hat sich nicht wirklich viel geändert. Und wie das aussieht, wenn von der ausführenden Firma  der gesamte überschüssige Splitt am Donnerstag den 24.07.2014 abgesaugt worden ist, dokumentiert das Foto, das ich am 26. Juli um 14.14 Uhr gemacht habe. Sieht wenig anders aus, als das, das ich am 21. Juli veröffentlicht habe.

PS: Bei Wikipedia ist die Oberflächenbehandlung beschrieben. Dort heißt es u.a.: “Nicht geeignet ist eine Oberflächenbehandlung … als alleinige Maßnahme für Mängel an der Ebenheit.” Soweit zum Thema Versackungen.

IMG_1728Kein großer Unterschied: 24. Juli 2014 (oben), 21. Juli 2014 (unten).Straße

Abhängen im Urlaub

Für Oma und Opa war die letzte Woche echt hart: Beide Enkelkinder im Urlaub – kaum auszuhalten. Wir hatten schon echte Entzugserscheinungen. Doch Gott sei Dank sind sie nun wieder da und berichten von ihren Urlaubserlebnissen. Für den Großen beispielsweise stand die Welt zeitweise Kopf. Das tut sie ja in der Tat, wenn man die täglichen Nachrichten so liest. Aber das war es in diesem Falle nicht. Vielmehr gibt es in Trassenheide auf Usedom ein Haus, das im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Kopf steht und für Kinder offensichtlich faszinierend ist. In den einzelnen Zimmern, durch die man geht, schweben alle Möbel über dem Kopf der Besucher, selbst die Spielsachen hängen kopfüber an der „Decke“. Was man jetzt nur noch machen muss, ist, die Fotos ebenfalls auf den Kopf zu stellen. Dann hängt der Besucher selbst von der Decke. Was soll ich sagen? Es gibt doch wirklich nichts schöneres, als im Urlaub so richtig schön abzuhängen …

AbhängenHerrlich, im Urlaub so richtig schön abhängen …

Opa trägt Kleidergröße 36

Oma sagt: „Dafür muss man sich fast schämen.“ Gemeint ist ein T-Shirt, das sie vor über 20 Jahren von ihren beiden Töchtern geschenkt bekommen hat. Damals hatte sie noch Kleidergröße 36. Mittlerweile jedoch – nein, ich verrate jetzt nicht ihre aktuelle Kleidergröße – also mittlerweile trage ich das T-Shirt, so dass man sich vorstellen kann, wie schlank und rank ich geblieben bin bzw. wie weit die Mode damals geschnitten war. Aber auch das ist nicht das Problem, das Oma zu obiger Aussage bewegt. Das T-Shirt, sagen wir einmal so, hat seine besten Tage schon gesehen. Jedenfalls sind die Nähte ganz schön löchrig, ganz abgesehen von dem ausgefransten Rundhals. Dennoch: Ich liebe dieses Shirt und könnte es Tag und Nacht tragen. Was soll ich sagen? Andere kaufen sich Klamotten, die auf alt getrimmtt sind und bereits ziemliche Gebrauchspuren aufweisen, und zahlen dafür viel Geld. Opa dagegen ist sparsam und trägt Omas alte Sachen auf.

PS: Ich hatte schon erwägt, bei der Herstellerfirma vorstellig zu werden und die schlechte Qualität des T-Shirts zu reklamieren. Kaum trägt man so ein Teil ein paar Jahrzehnte und schon ist es kaputt.

Shirt1Opas Lieblingsstück – und Oma meint, dass man sich dafür schämen muss.Shirt2

“Der Albert, der albert”

Lachen soll ja bekanntlich gesund sein. Und die Statistik scheint das auch zu bestätigen: Kinder lachen 400 Mal am Tag, Erwachsene 12 Mal und Tote gar nicht. Selbst der Laie erkennt da eine Tendenz, wie Eckart von Hirschhausen in seiner ihm eigenen Art formuliert hat. Vor diesem Hintergrund ist ziemlich interessant, was Humorforscher so alles herausgefunden haben, vor allem bei Kindern: Mit 2 bis 3 Jahren kommen die ersten Sprachwitze zu Tage. Das Prinzip ist dasselbe: Was nicht „normal“ ist, ist lustig – zum Beispiel ein Hund, der miaut. Auch mit merkwürdigen Tönen oder Nonsens-Lauten wird gern experimentiert. Während Kinder lernen, ihren Körper zu kontrollieren (etwa aufs Töpfchen zu gehen), sind körperbezogene „Tabu-Wörter“ sehr komisch. 3 bis 5-Jährige finden absurde (meist visuelle) Begebenheiten lustig. Kinder lernen, zwischen Fantasie und Realität zu unterscheiden. Deswegen freuen sie sich z. B. über das unerwartete (und unrealistische) Ende einer Geschichte. Ähnliche Gründe hat die Freude daran, etwas Unerwartetes zu tun (also z. B. nicht zu gehorchen). Angesichts dessen finde ich es ziemlich bemerkenswert, was sich unser jüngster Enkel jetzt ausgedacht hat: „Der Albert, der albert“, ließ er wissen, als dieser Name fiel. Was soll ich sagen? Ganz schön sprachgewandt. Vielleicht wird aus ihm ja einmal ein zweiter Christian Morgenstern, der ebenfalls Wortspiele liebte und von dem die nachfolgenden Zeilen stammen: Ein Wiesel saß auf einem Kiesel inmitten Bachgeriesel. – Wisst ihr weshalb? Das Mondkalb verriet es mir im Stillen: – Das raffinierte Tier tat’s um des Reimes willen.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es noch einmal um Küchengerüchte zum Thema Kochen für kleines Geld.

Fleischesser, das gebe ich gerne zu, sind in der letzten Woche nicht so richtig auf ihre Kosten gekommen. Mein Vorschlag für das Kochen für kleines Geld war ziemlich fleischlos, um nicht zu sagen vegetarisch. Das soll sich jetzt ändern, mit gleich zwei Rezepten. Besonders bemerkenswert dabei ist, dass beide Gerichte auch noch um mehr als die Hälfte preiswerter sind als das vom letzten Wochenende. Los geht’s (die Rezepte wie immer in Opas Kochbuch): Da haben wir zunächst „italienische Weißwürste“ (die Münchner mögen es mir verzeihen), die einmal ganz anders daher bzw. auf den Teller kommen und pro Person mit insgesamt nur 1,70 Euro zu Buche schlagen. Getoppt werden die allerdings noch durch meinen „Flammkuchen de Provence“, der für nur 1,25 Euro pro Person zu haben ist. Was soll ich sagen? Wer noch mehr Rezepte für unter 2,00 Euro haben möchte, kann ja einen entsprechenden Kommentar hinterlassen. Wenn mehr als zehn diesbezügliche Wünsche zusammenkommen, könnte ich ja noch mal in meine Rezeptekiste greifen.

IMG_1692Fast fertig, der Flammkuchen de Provence im Ofen.WeißwürsteMal was anderes: Italienische Weißwurst.

“Nur alte Leute unterwegs”

Jetzt ist es passiert. Oma und Opa sind in die Fußstapfen ihrer Vorfahren getreten: Tatort Supermarkt, Donnerstag 10.00 Uhr. Da wir für den Rest der Woche noch ein paar Lebensmittel brauchten, haben wir gedacht: “Das könnte jetzt gut passen”, und sind um diese für uns ungewöhnliche Uhrzeit in den nächstgelegenen Discounter. Als sich das erste Mal ein Stau in einem der Gänge bildete, weil irgendjemand mit seinem Einkaufswagen quer im Weg stand, habe ich mir noch nichts dabei gedacht. Auch als mir eine ältere Dame mit ihrem Wagen in die Hacke fuhr, war mir die Situation noch nicht ganz klar. Erst als mir dann ein ziemlich verwirrter Herr völlig überfordert gegenüberstand und sich mehr oder weniger überhaupt nicht mehr bewegte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Hier waren nur grauhaarige Menschen unterwegs. Und ein Rundblick bestätigte mir: Hier gab es nur eine einzige junge Frau, die den Altersdurchschnitt gleich um Jahrzehnte senkte. Als wir dann an der Kasse standen, brachte es Oma auf den Punkt: “Um diese Uhrzeit gehen wir nicht mehr einkaufen, nur alte Leute unterwegs.” Was soll ich sagen? Das war jetzt Omas Relativitätstheorie, quasi der Klassiker von über 60-Jährigen. Opas Relativitätstheorie steht auf einem anderen Blatt bzw. an anderer Stelle.

Viele Hände, schnelles Ende

Es muss wohl an den Genen liegen. Auch unsere Enkel kochen ausgesprochen gerne. Als unser jüngster Enkel bei seinem letzten Besuch zusammen mit Oma in der Küche zugange war, meinte er ob der zahlreichen Tätigkeiten: „Man müsste viel mehr Hände haben.“ Dem konnte Oma nur zustimmen. Gleichzeitig fiel ihr ein, dass es in unserem Haushalt ja jemanden mit sogar zehn Armen gibt. Ob er den denn sehen wolle, fragte sie ihn. „Ja“, funkelten seine Augen. Und da zeigte Oma ihm unseren Buddha, der im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll (zu tun) hat. Was soll ich sagen? Viele Hände, schnelles Ende, heißt es. Ob das allerdings in der Küche uneingeschränkt stimmt, darf bezweifelt werden. Denn: Viele Köche verderben bekanntlich den Brei.

IMG_3744 Kopie Ziemlich viele Hände.

Berlin oder doch Timbuktu?

18 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind in ihrer Lese- und Schreibfähigkeit auf dem Niveau von Zehnjährigen stehengeblieben. 14 Prozent gelten als sogenannte funktionale Analphabeten. Die Rede ist nicht etwa von den Menschen in Mali, Burkina Faso, Tschad, Mosambik, Kongo oder Niger, den aktuell ärmsten Ländern der Welt. Nein, die Rede ist von Deutschland, das im letzten Weltentwicklungsreport der Vereinten Nationen Platz fünf belegt und eine der führenden Industrienationen dieses Planeten ist. Man mag es also kaum glauben, doch es ist so. Noch weniger glauben kann man allerdings, dass dagegen nicht einmal etwas getan werden kann, zumindest nicht bundesweit. Denn Bildung ist Ländersache, die Schulbildung allemal. Welche Flausen dieser föderale Flickenteppich im Bildungssystem zuweilen absondert, konnte man vor nicht allzu langer Zeit ja in Berlin bestaunen. Dort hat, wie treue Leser von Opas Blog wissen, der Senat die Hürden für Schulabschlüsse gesenkt. Sowohl die Berufsbildungsreife – der frühere Hauptschulabschluss – als auch der Mittlere Schulabschluss sind seit letztem Schuljahr leichter zu erreichen, als es bisher an den Gesamtschulen möglich war. Zudem kann man mit schlechteren Noten in die gymnasiale Oberstufe aufsteigen. Wenn das nicht des Rätsels Lösung ist. Wenn keiner mehr lesen und schreiben kann, merkt’s sicher auch keiner mehr. Was soll ich sagen? Gott sei Dank haben wir hier in der Stadt ja die Spree, den Fernsehturm und das Brandenburger Tor. Ansonsten könnte man irgendwann einmal auf die Idee kommen, wir sind hier in Timbuktu – wobei ich den Menschen dort wirklich nicht zu nahe treten will.

Über 100 Jahre alt?

Die Zahl 100 ist für unsere Enkelkinder offensichtlich ziemlich beeindruckend. Jedenfalls wird sie von ihnen oft benutzt, wenn eine große Menge beschrieben werden soll. Aber auch andersherum wirkt die Zahl. So zeigte sich unser jüngster Enkel bei seinem letzten Besuch ausgesprochen rücksichtsvoll, als Oma ihn bat, mit seinem Serviettenring etwas behutsamer umzugehen, da der immerhin schon über 100 Jahre alt sei. Die beiden zogen sich dann nach dem Essen zu einem mittäglichen Lesestündchen zurück. Dabei betrachtete der kleine Mann unseren Herrgottswinkel und meinte: „Das Kreuz ist ja schon ganz alt. Das kann man doch runternehmen.“ Daraufhin meinte Oma: „Das ist schon über 100 Jahre alt und bleibt doch besser hängen.“ Damit hatte er nun gar nicht gerechnet und fragte, seine Arme und Schultern ungläubig nach oben ziehend: „Ist denn hier alles über 100 Jahre alt?“ Was soll ich sagen? Nicht alles, und vor allem wir nicht, auch wenn Oma und ich vielleicht manchmal so aussehen bzw. uns so fühlen.

IMG_1717 100 Jahre alt und seitdem in Familienbesitz.