Erstmals habe ich mich alt gefühlt. Doch eigentlich ist das Unsinn, wie mir auch mehrfach versichert wurde. Und in der Tat ist der Grund für meine Gefühlsverirrung ja aller Ehren wert: Der Freundeskreis der Universität der Künste Berlin | Karl Hofer Gesellschaft e. V. hat mir die Ehrenmitgliedschaft verliehen – “in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der Bildenden Künste und des künstlerischen Nachwuchses”, wie es in der Urkunde heißt. Das bedeutet aber nun nicht, dass ich mich diesbezüglich zur Ruhe setzen werde. Ganz im Gegenteil. Denn ein Freund der Universität der Künste zu sein und für diese Berliner Einrichtung zu werben, macht nicht nur Spaß, sondern ist angesichts eines immer härter werdenden Konkurrenzkampfes um immer knapper werdende Haushaltsmittel auch dringend notwendig. Dass die Universität es wert ist, beweist sie alleine schon mit ihrem Angebot eines “Studium Generale”. Diversität im Dialog – Das Studium Generale der UdK Berlin lautet der offizielle Titel und offenbart die Spannbreite der künstlerischen Disziplinen ebenso wie die kulturelle und soziale Vielfalt der Studierenden und Lehrenden. Ein Blick in das Vorlesungsverzeichnis des Sommersemesters 2014 belegt das eindrucksvoll. Was soll ich sagen? Da möchte man doch glatt wieder zum Studenten werden.
Archiv für den Monat: April 2014
„Falscherschirm“: Ziemlich richtig
„April, April“, sagte irgendein Junge zu Oma, als sie unseren jüngsten Enkel vom Kindergarten abholen wollte. Da ergänzte unser ältester Enkel (regelmäßige Leser des Blogs wissen, dass unsere beiden Enkel in denselben Kindergarten gehen): „Ja: Der April macht, was er will.“ Doch darum geht es nicht. Vielmehr soll es hier heute um einen Schirm gehen, den Oma und unser Jüngster vorsichtshalber auf den Heimweg mitgenommen haben. Zunächst diente das Teil als Stock, dann als Messlatte für seine Körpergröße („Der geht mir schon bis ans Ohr.“) und zum Schluss sollte er das tun, wozu er bestimmt ist: Nämlich beschirmen. Obwohl es gar nicht regnete, ging also der kleine Mann mit dem großen Schirm seines Weges. Und dann kam – nicht der Regen, sondern der Wind. Als er dies merkte, konstatierte er: „Da kann man ja mit wegfliegen oder aus einem Flugzeug springen.“ Als Oma ihn daraufhin etwas erstaunt anschaute, ruderte er ein wenig zurück: „Besser ist ein Falscherschirm.“ Was soll ich sagen? Ziemlich richtig!
Fast wie der fliegende Robert aus dem Struwwelpeter:
Wenn der Regen niederbraust,
Wenn der Sturm das Feld durchsaust,
Bleiben Mädchen oder Buben
Hübsch daheim in Ihren Stuben. –
R o b e r t aber dachte : Nein!
Das muss draußen herrlich sein! –
Und im Felde patschet er
Mit dem Regenschirm umher.
Hui wie pfeift der Sturm und keucht,
Dass der Baum sich niederbeugt!
Seht! Den Schirm erfasst der Wind,
und der Robert fliegt geschwind
durch die Luft so hoch, so weit;
Niemand hört ihn, wenn er schreit.
An die Wolken stößt er schon,
Und der Hut fliegt auch davon.
Schirm und Robert fliegen dort
Durch die Wolken immerfort.
Und der Hut fliegt weit voran,
Stößt zuletzt am Himmel an.
Wo der Wind sie hingetragen,
Ja, das weiß kein Mensch zu sagen.
Nikolaus wird kein Osterhase
“Niemand muss befürchten, dass sich hinter dem süßen Osterhasen ein alter Nikolaus verbirgt.” Mit diesem Satz beruhigte jetzt Heidrun Schubert von der Verbraucherzentrale Bayern landauf landab total verunsicherte Mitmenschen, die seit Jahrzehnten aufgrund wildester Gerüchte befürchten, dass Nikoläuse zu Osterhasen umgeschmolzen werden. Laut Industrie-Herstellern wäre es nämlich, ließ die Ernährungsexpertin wissen, viel zu aufwändig und zu teuer, die Schokoladenfiguren einzusammeln, auszuwickeln, einzuschmelzen und neu zu formen. Außerdem würde die Qualität darunter leiden. Was soll ich sagen? Na Gott sei Dank, ein dreifaches Hoch der Marktwirtschaft, die also die von so vielen befürchtete Wiederverwertung der Schokoladennikoläuse verhindert. Aber was ist mit den Schokoladenosterhasen? Dazu gibt es noch keine verbindlichen Aussagen. Wäre doch ein prima Presse-Thema für die Zeit nach den Osterfeiertagen. Da findet sich doch sicher jemand … Ansonsten springt Opas Blog ein.
Keine alten Nikoläuse, sondern ganz frische Osterhasen: Also reinbeißen und …
PS: Laut Verbraucherzentrale verkauft der Handel die speziellen Schokoladenartikel nach den Feiertagen zum Sonderpreis oder spendet sie z.B. an Wohlfahrtsorganisationen.
Jugend besser als ihr Ruf
Opa war gestern Abend mit Oma bei der großen Abschlussveranstaltung des 51. Landeswettbewerbes von Jugend musiziert Berlin. Das Leistungsniveau, auf dem die Kinder und Jugendlichen bereits ihre Instrumente beherrschen, beeindruckt dabei immer wieder aufs Neue. Die acht musikalischen Kostproben, die den Konzertbesuchern geboten wurden, waren echte Leckerbissen und lassen die eine oder andere steile Karriere erwarten. Aber “Jugend musiziert” steht nicht nur für die Leistungs-Spitze, sondern auch für die Leistungs-Breite. Und so kam – wie jedes Jahr – der Bekanntgabe der Wertungsergebnisse sowie der Verleihung der Urkunden und Preise eine zentrale Bedeutung zu. Einen Sonderpreis stiftet dabei seit Jahren Opas Firma. In diesem Jahr war es der Preis der Jugend-Jurys in den Kategorien „Klavier solo“ (AG III) und „Gesangs-Duo/Band (Rock und Pop)“. Erstmals bewerteten nicht Erwachsene, sondern Jugendliche die Leistungen ihrer Altersgenossen. Was als Experiment gedacht war, endete allerdings ziemlich konventionell. Denn die Wertungen der Jugend-Jurys deckten sich ziemlich genau mit denen der Erwachsenen. Was soll ich sagen? Offensichtlich gibt es allen Unkenrufen zum Trotz doch einen generationsübergreifenden Qualitätsmaßstab. Opa wusste es schon immer: Die Jugend ist besser als ihr Ruf.
“Wollt Ihr auch Brötchen haben?”
Unverhofft kommt oft: Oma und Opa lagen noch in den Federn, da klingelte es heute an der Tür. Natürlich haben wir uns zunächst Sorgen gemacht, was denn passiert sein könnte. Aber es war nichts. Vielmehr hatten unsere Jüngste und ihr Sohnemann bei uns einen kurzen Zwischenstopp eingelegt und fragten nun: “Wollt Ihr auch Brötchen haben?” “Na klar”, lautete die Antwort. Also zogen die beiden von dannen und erschienen nach knapp zehn Minuten wieder auf der Bildfläche – mit zwei noch warmen Croissants und vier ofenfrischen Semmeln im Gepäck. Was soll ich sagen? Wenn das nichts ist am Sonntagmorgen. Man muss eben Glück und so liebe Kinder und Enkelkinder haben. Vielen, vielen Dank.
Zwischenstopp bei Oma und Opa – mit Sonntagsbrötchen im Gepäck.
Gerüchteküche-Küchengerüchte
Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Spargel.
Üblicherweise beginnt die Spargelsaison in Deutschland so um den 20. April herum. In diesem Jahr allerdings ist alles anders. Denn der erste Spargel wird bereits an der Straße verkauft – vor allem hier in Berlin und Umgebung. Der Grund dafür sind die für die Jahreszeit ausgewöhnlich hohen Temperaturen, die den Spargel unter den Folien haben in die Höhe schießen lassen. Die Preise liegen zwar derzeit noch bei über 10 Euro pro Kilo. Aber spätestens in zehn bis 14 Tagen, wenn es mit dem Beelitzer Spargel offiziell und so richtig losgeht, sollten sie sich bei 7 bis 8 Euro eingependelt haben. Auf den Brandenburger Spargelhöfen ist währenddessen schon vom „frühesten Erntebeginn in der 20-jährigen Brandenburger Spargelgeschichte“ die Rede – nach der witterungsbedingten (Spargel-)Katastrophe im letzten Jahr sicherlich ein gerechter Ausgleich. In Beelitz selber fiebern alle schon dem großen Spargelfest entgegen. Vom 30. Mai (Freitag) bis 1. Juni (Sonntag) wird dort im Zentrum der Kleinstadt – mit tatkräftiger Unterstützung von Künstlern, Chören und Orchestern – an allen Ecken erntefrischer Spargel angeboten. Was soll ich sagen? Bis dahin gibt’s in Opas Kochbuch noch ein paar leckere Spargelrezepte – wie immer nach dem Motto: fertig und lecker.
Nicht von Oma gekochter, sondern bereits 1995 gemalter Spargel – in Tempera (50×70).
Opa im Garten abgemeldet
Opa ist im Garten mittlerweile abgemeldet. Waren im letzten Jahr die Hauptstadt-Peperoni noch mein ganzer Stolz, hat unser jüngster Enkel mit seinem grünen Daumen unserem Kräutergarten jetzt seinen Stempel aufgedrückt. Es vergeht kein Besuch mehr, bei dem er Oma nicht in den Ohren liegt: “Können wir nicht wieder arbeiten?” Und dann geht es ab auf die Terrasse: Da wird dann gesät, gepflanzt, gegraben, gesprengt und gemacht und getan. Und siehe da: Alles wächst langsam, aber sicher heran: Basilikum, Dill, Estragon, Kresse, Liebstöckel, Oregano, Peperoni, Petersilie, Pfefferminze, Thymian, Vergissmeinnicht, weiße Bohnen und Zitronenmelisse. Was soll ich sagen? Es macht richtig Spaß zuzuschauen, wie der kleine Mann spielend die Natur erkundet.
Die bunte Kräutermischung unseres jüngsten Enkels und seine Lieblingswerkzeuge.
Mit sehr viel Liebe geschenkt
Wie lange halten Rosen? Wenn man dieser Frage nachgeht und ein wenig recherchiert, erhält man Antworten, die von “drei Tage” bis “über eine Woche” reichen. Sogar von einem Monat ist die Rede, allerdings nur bei langstieligen. Wie dem auch sei: Opas Rosen, die er Oma zum Hochzeitstag geschenkt hat, stehen immer noch und sehen aus wie neu:
Wer das nicht glaubt, der kann sich auf dem nächsten Bild, das den Strauß vor einer Woche zeigt, davon überzeugen:
Was soll ich sagen? Die müssen offensichtlich mit sehr viel Liebe geschenkt worden sein.
Nicht alles ein Aprilscherz
Opa konnte einfach nicht widerstehen. Aber die Idee mit der Zwangsverpflichtung von Großeltern, um in Berliner Kitas und Schulen die zum Teil drastischen Personalausfälle zu kompensieren, war einfach zu schön, um sie nicht am 1. April niederzuschreiben und unters Volk zu bringen. Aber auch andere hatten gute Einfälle. Der Tagesspiegel beispielsweise berichtete, dass der Berliner Zoo künftig kleinere Tiere zum Mitnehmen verlosen und der Tierpark in Friedrichsfelde Nachtgolf zwischen den Tieren anbieten will – ganz zu schweigen von dem Outlet-Store am Elefantentor, “der Spezialitäten wie ,Rib-Eye vom jungen Königstiger’ anbietet, Raritäten wie den fast ausgestorbenen Hertha-Frosch oder normale Schollenfilets aus dem Aquarium.” Tierisches hatte auch die B.Z. im Angebot. Danach war es Wissenschaftler der Universität Sendai in Japan erstmals gelungen, einen Hund und eine Katze zu kreuzen. “Es vereinigt die besten Eigenschaften beider Haustiere”, wird Forschungsleiter Dr. Wau Miau zitiert. Die sogenannte Hutze sei stubenrein und könne auch zur Wach-Hutze ausgebildet werden. Lustig fand ich auch, was die Berliner Zeitung zum Besten gab: Die BVG bietet künftig über ihre App Sitzplatzreservierungen in Bussen an. Was soll ich sagen? Es dürfte nicht alles ein Aprilscherz gewesen sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die neue Kostenschätzung, über die die “Bild”-Zeitung berichtete und wonach der Flughafen BER am Ende mindestens acht Milliarden Euro kosten soll, traurig, aber wahr ist.
Berlin verpflichtet Großeltern
Es ist kein Aprilscherz: Das Internet bei Oma und Opa funktioniert wieder. Sozusagen drei Tage ohne Kontakt zur Außenwelt ist schon ein hartes Los. Das Leiden war allerdings noch nicht ganz vorbei, da traf uns schon die nächste Hiobsbotschaft. Ein alter Bekannter aus Journalistenzeit rief mich an und berichtete, dass das Land Berlin, bekanntermaßen bei Pisa und sonstigen Bildungsstudien nicht gerade Spitze, jetzt ganz neue Wege bei der Rekrutierung von Erziehern und Lehrern gehen will. So sollen schon mit Beginn des nächsten Schuljahres, so sehe es ein Gesetzesentwurf vor, verrentete und arbeitslose Großeltern zwangsverpflichtet werden und in Kitas und Schulen die zum Teil drastischen Personalausfälle kompensieren. Die schnelle Umsetzung sei vor allem deshalb möglich, weil aufgrund der reichlichen Erfahrung von Großeltern im Kinderbetreuungs-, Erziehungs- und Bildungsbereich weitestgehend auf eine Erzieher- und Lehrer-Qualifizierung verzichtet werden könne. Zudem werde der Bildungshaushalt geschont, so dass dort entsprechend eingeplante Haushaltsmittel umgeschichtet und zur Deckung der Mehrkosten am Flughafen BER eingesetzt werden könnten. Der Gesetzesentwurf soll bereits bei der nächsten Sitzung des Abgeordnetenhauses am 10. April von der Großen Koalition eingebracht werden. Eventuelle Widerstände der Opposition könnten mit den 85 Koalitionsstimmen einfach überstimmt werden. Vorgesehen sind zudem drastische Strafen für den Fall, dass sich Großeltern ihrer Verpflichtung entziehen. So könnten im Extremfall bis zu 33,33 Prozent der Rentenansprüche gekürzt und einbehalten und für den BER verwendet werden. Inwieweit Betreuungszeiten bei den eigenen Enkel angerechnet werden können, wusste unser Bekannter nicht. Was soll ich sagen? So hatten sich Oma und Opa ihren Ruhestand nicht vorgestellt.