Wir haben uns infiziert

Es ist passiert: Oma und ich haben uns infiziert. Nicht mit Corona, Gott sei Dank, sondern mit dem Schachfieber. War es zu Beginn der Pandemie hin und wieder mal eine Partie, setzen wir uns mittlerweile täglich mindestens einmal ans Schachbrett, von dem es in unserem Haushalt inzwischen bereits vier Versionen gibt. Unsere neueste Errungenschaft ist dabei ein klassisches Bauhaus-Schachbrett, das auf seine Funktion als Spielfläche reduziert und randlos ist und in Süddeutschland gefertigt wurde. Passend dazu haben wir uns Figuren angeschafft, die aus dem indischen Amritsar stammen, woher nicht nur die meisten, sondern auch die feinsten Schachfiguren der Welt kommen. Und in der Tat: Der von Hand geschnitzte Springer ist ein wahres Kunstwerk und begeistert mich jedes Mal, wenn ich mit ihm ziehe. Die Form der Figuren geht auf einen in der Mitte des 19. Jahrhunderts gestalteten und nach dem englischen Schachpionier Howard Staunton benannten Satz zurück. Die Königshöhe beträgt zehn Zentimeter. Was soll ich sagen? Manchmal habe ich den Eindruck, dass, je digitaler die Welt wird, die Haptik immer mehr an Bedeutung gewinnt. Bei mir ist es jedenfalls so. Und ich genieße es jedes Mal, wenn ich unsere neuen Figuren in der Hand habe.

Das Damengambit

Ich kenne eigentlich niemanden, dem es die Miniserie Das Damengambit nicht angetan hätte. Und das weltweit. Die Veröffentlichung fand am 23. Oktober 2020 statt. Und binnen eines Monats wurde die Serie von 62 Millionen Abonnenten gesehen, wodurch sie zur bis zu diesem Zeitpunkt erfolgreichsten Miniserie auf Netflix wurde. Die Geschichte ist schnell erzählt: In den 1950er Jahren wächst die Protagonistin Elizabeth „Beth“ Harmon in einem Waisenhaus in Kentucky auf. Dort entdeckt sie unter gütiger Mithilfe von Hausmeister William Shaibel ihr Talent zum Schachspiel und möchte in diesem männerdominierten Sport bestehen und Weltmeisterin werden. Dabei steht bei Beth die im Heim erworbene Medikamenten- und später auch Alkoholabhängigkeit im Mittelpunkt – negativ wie positiv. Am Ende ist sie natürlich erfolgreich und schlägt ihren sowjetischen Widersacher Vasily Borgov. Dass im Lauf der Geschichte beim Zuschauer auch die Leidenschaft zu Schach aufflammt, versteht sich. Ich selbst habe das Schachspiel von meinem Großvater wieder hervorgekramt und sogar ein neues, größeres Schachbrett gekauft, so dass Oma und ich jetzt hin und wieder eine Partie spielen. Was soll ich sagen? Eine alte Schachweisheit lehrt: Wer den Bauern nicht ehrt, ist die Dame nicht wert. Oder wie wusste schon Albert Einstein: Schach ist das Spiel, das die Verrückten gesund hält.

Die Schachfiguren meines Großvaters: Schön bunt und im Kosakenstil.

Weniger ist mehr

Welches Kind spielt nicht gerne, auch auf dem Spielplatz. Dabei sind die Ansprüche der Kleinen meistens gar nicht so groß. Aber eine gewisse Mindestausstattung sollte ein Spielplatz schon haben. Sonst wirkt er eher komisch, was wiederum manchen Kindern gefallen könnte. Aber die Geschmäcker sind Gott sei Dank unterschiedlich. Was soll ich sagen? Der hier abgebildete Spielplatz erscheint besonders gelungen – ganz nach dem Motto: Weniger ist mehr.

Weniger ist mehr.

Spucki oder Sputnik?

Unser ältester Enkel ist jetzt zehn Jahre alt geworden. Beim Kindergeburtstag waren wir nicht dabei. Der fand im Spionagemuseum in Berlin statt, in dem er sich mit einigen Freunden verabredet hatte. Dafür waren wir heute zum Frühstück eingeladen, bei dem unser Enkel seine Großmutter wie gewohnt in Beschlag nahm. Bei einem der Spiele musste Oma dann umschreiben, was Astronomie bedeutet. „Wissenschaft der Sterne“, sagte sie. Unsere Tochter brachte dabei noch den Begriff Satellit ins Spiel und fragte ihrerseits, wie denn der Name des ersten Satelliten lautet. „Spucki“, sagte ich wiederum, was meine Tochter zu der Bemerkung veranlasste: „Da hast Du Dich ja dem Berliner Bildungsniveau angepasst“, und anschließend in einen beachtlichen Lachkrampf stürzte. Was soll ich sagen? Für die, die den Witz nicht verstehen, eine kurze Erklärung: „Spucki“ ist der Name eines Freibades, das unsere Kinder und Enkelkinder regelmäßig im Sommer besuchen. Also, ich finde, so weit weg ist das von Sputnik nun auch wieder nicht …

Opa und die Katze auf dem Dach

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Was früher – also zu den Spielzeiten meiner Kinder – noch Frisbee, Carrera-Bahn und He-Man waren, sollen heute – zumindest, wenn es nach dem Spielzeug-Hersteller geht – Aerobie, Air Hogs und Bakugan sein. Obwohl ich bislang davon ausgegangen war, zumindest so einigermaßen auf der Höhe der Zeit zu sein, hatte ich bislang von diesen Namen noch nichts gehört. Und auch bis zu meinen beiden Enkeln, acht und neun Jahre alt, war, wie eine Blitzumfrage jetzt ergab, dieses Freizeit-Equipment noch nicht durchgedrungen. Dabei soll der Wurfring Aerobie Pro bereits 406 Meter weit geworfen worden sein, was ich, mangels Versuch, noch nicht bestätigen kann. Der Air Hogs Zero Gravity Laser Racer aber fährt tatsächlich an Wand und Decke. Und, wenn ich das richtig verstanden habe, kann man mit den Bakugan spielend nichts Geringeres als unsere Welt retten – wenn man denn genügend Charaktere sammelt. Es bleibt also viel zu tun, habe ich mir auf dem Heimeg gedacht. Als ich aber bei meinem Auto ankam, harrte erst einmal ein anderes Problem seiner Lösung. Denn eine Katze hatte es sich auf dem in diesen Tagen gut temperierten Cabrio-Dach bequem gemacht, ohne sich von mir auch nur im Geringsten stören zu lassen. Erst als ich das ganze Spielzeug auf der Motorhaube platziert hatte, um die Hände frei zu bekommen, wurde das Tier neugierig und bequemte sich herab, um die diversen Verpackungen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Was soll ich sagen? Die Katze war offensichtlich schwer beeindruckt. Denn es bedurfte noch einer gehörigen Portion Überredungskunst, sie oder ihn dazu zu bewegen, den Weg freizumachen. So bleibt nur noch abzuwarten, wie unsere beiden Jungs reagieren, wenn sie sich mit den Sachen beschäftigen. Vielleicht kommen sie ja auf ein ähnliches Ergebnis wie die Katze auf dem heißen (Blech-)Dach und urteilen: Tierisch gut. Dittsche würde jetzt vielsagend zum Besten geben: Man weiß es nicht.

Schwer beeindruckt von den diversen Spielsachen zeigte sich diese Katze auf Opas Auto.

Schenken, was Fantasie beflügelt

Wenn Sie jetzt noch ein Geschenk für Ihre Kinder oder Enkelkinder suchen, dann sollten Sie darauf achten, dass Sie etwas auswählen, was die Fantasie der Kleinen beflügelt. Denn Kinder haben, obwohl sie sich zuweilen ausgesprochen fantasievoll verhalten, noch keine Fantasie bzw. noch kein Vorstellungsvermögen. Mama und Papa können sich sehr wohl ein Opernhaus vorstellen, ein Kind nicht, wenn es noch keines gesehen hat. Insofern hilft ihnen möglichst einfaches Spielzeug am meisten weiter. Nehmen Sie schlichte Holzbauklötze. Die können alles sein und man kann alles aus ihnen machen. Ich erinnere mich immer wieder an das Weihnachten, als alle Verwandten und Freude entgegen unserer eindringlichen Bitten unsere beiden Töchter mit teurem Spielzeug überschüttet haben. Und womit haben sie gespielt? Mit leeren Joghurtbechern. Was soll ich sagen? Wenn Sie absolut nicht fündig werden, dann schenken Sie Ihren kleinen Lieben wenigstens Ihre Zeit. Denn die brauchen sie noch mehr als alles andere.

Beflügeln die Fantasie von Kindern: Schlichte Holzbauklötze, die alles sein können und aus denen man auch alles machen kann.

Stars in der Manege

Das war ein aufregendes Wochenende – für Oma und Opa, vor allem aber für unseren ältesten Enkel! Denn der hatte am Samstag gemeinsam mit weiteren Schülern seiner Grundschule einen wahrhaft großen Auftritt in einer Berliner Zirkus-Manege. Circus Mondeo heißt der Zirkus, der gemeinsam mit dem ErlebnisCircus e.V. ein Projekt ins Leben gerufen hat, das einfach genial ist und bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Seinen Anfang nahm der “MitMachZirkus”, wie der Projektname lautet, in Neukölln und bietet heute  Schulen in der ganzen Stadt Projektwochen an, in denen die Schüler zu Stars in der Manege werden. Tausende von Kindern sind bereits dort aufgetreten und haben eine Erfahrung gemacht, die für ihr weiteres Leben besonders wichtig ist, nämlich dass jedes Kind Fähigkeiten hat, die in dem Projekt zum Tragen kommen, sprich, dass jeder gebraucht wird. Spiritus Rector ist sicher Gerhard Richter, der mit seiner Familie das Prinzip “MitMachZirkus” über 20 Jahre lang aufgebaut und weiterentwickelt hat. Was soll ich sagen? Wenn es den “MitMachZirkus” noch nicht gäbe, müsste er schnellstens erfunden werden. Unser Enkel jedenfalls war begeistert. Und nach den anderen Kinderaugen zu urteilen, die ebenfalls. Von den vielen stolzen Geschwistern, Eltern und Großeltern will ich erst gar nicht reden.

 Gerhard Richter, der Spiritus Rector des MitMachZirkus. Leuchtende Tuch-Jonglage – und mit dabei: Unser ältester Enkel.       Fotos: Stephan Mock Jonglieren mit Keulen: Beeindruckende Leistung.

PS: Dass sich die frühere niederländische Königin Beatrix, also die Monarchin von Oma, unseren Kindern und Enkelkindern, mit ihrem Sohn Willem Alexander und seiner Frau Maxima, dem heutigen Königspaar, in dem Zirkus auch schon die Ehre gegeben hat, sei nur am Rande erwähnt.

Ur-Omas von heute

Dass Großeltern – Omas wie Opas – heute nicht mehr so verstaubt daherkommen wie noch anno dazumal, ist mittlerweile bekannt und selbstverständlich. Dass aber auch die Urgroßmütter und -väter mit ihren Urenkeln gut mithalten können, ist wohl nicht selbstverständlich und eher die Ausnahme. Aber zu den wenigen Glücklichen, denen dies zuteil wird, zählen unsere Enkel, deren Urgroßmutter gerade ihren 90. Geburtstag gefeiert hat und noch topfit ist. Denn trotz der Feierlichkeiten fand sie noch genug Zeit, um mit unserem Jüngsten eine Runde Flipper zu spielen. Was soll ich sagen? Wer hat schon eine Ur-Oma, mit der man mal eben eine Runde Flipper spielen kann …

Wer hat schon eine Ur-Oma, mit der man mal eben eine Runde Flipper spielen kann.

Es geht auch ohne Spielzeug

Wenn Eltern und Großeltern klagen, die lieben Kleinen seien viel zu verwöhnt und würden mit Spielzeug nur so überhäuft, sollten sie sich mal an die eigene Nase fassen und fragen, inwieweit sie, wenn es denn tatsächlich so ist, selbst daran schuld sind. Dass es auch anders geht, erlebt vor allem Oma derzeit mit unserem jüngsten Enkel. Seit Wochen, wenn nicht gar Monaten hat der kleine Mann kein einziges Spielzeug mehr auch nur angeschaut. Vielmehr bastelt er, was das Zeug hält, und hat bei jedem Besuch neue Ideen. Mittlerweile ist für das kleine Bärli eine ausgewachsene Villa entstanden, in der es an nichts fehlt. Selbst für den Herd (Bild oben links in der rechten unteren Ecke) gibt es eine Pfanne (Bild unten links), die einen Durchmesser von anderthalb (!) Zentimeter hat. Die Fassadenansicht (Bild oben rechts) ist ebenso eindrucksvoll wie der Garten (Bild unten rechts unten rechts), der sogar mit einem Whirlpool aufwarten kann. Was soll ich sagen? Wenn das keine fantasievolle Planung ist … Allerdings hat Oma alle Hände voll zu tun, um die Logistik für die Kartons sicherzustellen.

      Ganz schön ausgeklügelt: Seinem Berufswunsch macht unser jüngster Enkel alle Ehre.

Am angestammten Platz

Alle Jahre wieder: Die Krippe steht wieder an ihrem angestammten Platz und wartet auf die Enkel, die damit nach Herzenslust spielen dürfen. Was soll ich sagen? Eine schönen Adventssonntag noch und bleiben Sie gesund …

krippe2016Steht wieder am angestammten Platz: Die Krippe, die Opa für seine Enkel gebaut hat.