Nach uns die Sintflut

Hier will die CDU unbedingt rein: Das Rote Rathaus in Berlin – ein Modell.

Hier bei uns in Berlin schicken sich CDU und SPD an, eine Landesregierung zu bilden. „Das Beste für Berlin“ soll es nach der Überschrift des ausgehandelten Vertragswerkes werden, so denn die Mitglieder der Berliner SPD und ein Landesparteitag der CDU die 135 Seiten Koalitionsvertrag absegnen. „Zu viel versprochen“, „Berlins teuerste Koalition aller Zeit“ oder „Zweifel sind angebracht!“ sind nur drei Beispiele für Aussagen, die politische Kommentatoren dazu von sich gegeben haben. Wie dem auch sei: Fest steht, die CDU hat so viele Zugeständnisse gemacht, dass die sozialdemokratische Basis trotz des erbitterten Widerstandes von Jusos und Parteilinken gegen diese große Koalition wohl für dieses Bündnis stimmen wird – und der CDU-Parteitag dann sowieso. Dass das Ganze mit Schulden in Milliardenhöhe, die zu Lasten der jungen Generation gehen, ficht die Koalitionäre offenbar nicht an. Nach dem Motto „nach uns die Sintflut“ versaufen Christ- und Sozialdemokraten sozusagen ihrer Enkel Zukunft. Was soll ich sagen? Der unbedingte Wille der CDU, koste es, was es wolle, wieder ins Rote Rathaus einzuziehen, könnte ihr noch teuer zu stehen kommen, teurer jedenfalls, als sie sich das heute vorstellen kann. Denn wenn sich in Sachen Bildung, Verkehr oder Verwaltung in der Stadt nicht signifikant etwas ändert, dürften sich 2026 wieder viele CDU-Wähler von Kai Wegner abwenden und einmal mehr einer linken Koalition den Weg bereiten. Zum Wohle der Stadt wäre das zwar sicherlich nicht. Aber wenn die CDU nicht liefert, ist sie auf unabsehbare Zeit Geschichte – und damit auch jede weitere Option auf eine bürgerliche Koalition. 

Paradies oder Hölle

Der Tagesspiegel in Berlin ist – getreu seinem Leitspruch „Rerum cognoscere causas“ – den Dingen mal wieder auf den Grund gegangen. In der heutigen Ausgabe (7. März 2022) geht es dabei um ein „Leben auf der Sonnenseite“, das sich laut dem Blatt viele Bundesbürger für ihren Ruhestand im Paradies wünschen. Da trifft es sich ja gut, dass man in einigen Ländern, so der Autor, „mit der deutschen Rente … größere Sprünge“ als zu Hause machen kann. Ein „Geheimtipp am Rande Europas“ dafür ist, man höre und staune, Georgien, das nach Ansicht nicht weniger Sicherheitsexperten durchaus auch als Appetithappen auf der Speisekarte des machthungrigen Wladimir Wladimirowitsch Putin steht. Während für den Tagesspiegel die Kaukasusrepublik „mit ihrer Küche, wahlweise subtropischem Schwarzmeerklima oder Bergluft, sehr günstigen Mieten, Steuerfreiheit für Einkünfte wie Renten aus dem Ausland und einfach zu erhaltendem Visum“ lockt, haben die Bilder aus der Ukraine bei den georgischen Rentnerinnen und Rentnern Angst und Schrecken ausgelöst. Was soll ich sagen? Autor und vor allem die Redaktion haben wirklich das Feingefühl einer Kettensäge bewiesen, indem sie ein Rentnerparadies anpreisen, das keine 650 Kilometer vom gerade tobenden russischen Angriffskrieg – Entschuldigung Herr Putin: von der akuten militärischen Sonderaktion – entfernt ist. Da kann das Paradies schneller zur Hölle werden, als allen lieb ist.

PS: Der Artikel ist übrigens am 17. Januar 2022 bereits online erschienen. Damals mag der Geheimtipp vielleicht ja noch Sinn gemacht haben. Wenn ich ihn dann aber am 12. Tag des Krieges in der Printausgabe veröffentliche, dann sollte man den Text vor dem Druck noch einmal lesen und prüfen, ob er noch in die Zeit passt. Qualitätsjournalismus stelle ich mir irgendwie anders vor.

Supercalifragilisticexpialigetisch

Supercalifragilisticexpialigetisch! Das sagt Ihnen nichts? Dann sind Sie eindeutig nach 1980 geboren. Denn dabei handelt es sich um die deutsche Übersetzung des englischen Kunstwortes supercalifragilisticexpialidocious (Aussprache: /ˌsuːpɚˌkælɪˌfrædʒəlˌɪstɪkˌɛkspiːˌælɪˈdoʊʃəs/) aus dem gleichnamigen Lied im Filmmusical Mary Poppins. In den 1960er- und 1970er-Jahren war das zungenbrecherisch Wort bei der Jugend so in, dass es vielfach in die Jugendsprache aufgenommen wurde. Vor allem wurde es dann verwendet, wenn man keine Ahnung oder keine Meinung zu einem Thema hatte, aber dennoch – gefragt oder ungefragt – etwas zum Besten geben wollte. Was soll ich sagen? Seinerzeit haben sich die Jungs und Mädels wenigsten noch Mühe gegeben, intelligent zu erscheinen. Mittlerweile hört sich das leider ganz anders an: „Ey Alter, was geht ab?!“

Jetzt, bevor du stirbst

The Bucket List (Das Beste kommt zum Schluss) ist eine anrührende Geschichte von zwei Männern, die beide an Krebs erkrankt sind und alsbald den Löffel abgegeben werden. Diese Redewendung stammt übrigens aus dem Mittelalter, als die Leute bettelarm waren und sich schon wohlhabend fühlten, wenn sie einen Löffel – vielleicht sogar aus Metall – besaßen. Und wenn man eben diesen Löffel abgab, war das gleichbedeutend mit sterben. Die Löffelliste ist also eine Liste mit Dingen, die man in seinem Leben noch tun will, bevor man den Löffel abgibt. Normalerweise erstellt man so eine Liste selbst. Doch jetzt habe ich von einer guten Freundin erfahren, dass das auch ganz anders sein kann. Ihre Kinder nämlich haben angemahnt, sie solle unverzüglich – im Originalton: Jetzt, bevor du stirbst – deren Lieblingsrezepte aufschreiben. Nun ist es nicht so, dass sie alsbald mit dem Tode rechnen müsste. Aber die Kinder wollen offensichtlich auf Nummer sicher gehen. Was soll ich sagen? Die deutsche Sprache kann schon hart sein – ebenso die Jugend. Aus meiner Sicht als Großvater kann ich da nur empfehlen: Eile mit Weile oder Immer langsam mit den jungen Pferden.

Men’s Health Dad: Opa ist wieder

Die neue Ausgabe von Men’s Health Dad ist da und ab morgen am Kiosk zu haben. Und wer ist wieder mit von der Partie? Na klar, Opa natürlich. Bei der Gewissensfrage gebe ich – neben Mario Förster von Netpapa, Sven Trautwein von Zwillingswelten und Kai Bösel von Daddylicious – meinen Senf dazu und antworte auf die Frage: Können Väter und Kerle ohne Kinder Freunde sein? An anderer Stelle gibt es von mir Rezepte und Tipps, wie man mit Kinder kochen kann. Was soll ich sagen? Men’s Health Dad und Opa, ein generationsübergreifendes Dreamteam. Wer es sich nicht kauft und liest, ist selber schuld.

Die neue Men’s Health Dad ist ab morgen am Kiosk zu haben. Und Opa ist wieder dabei.

Wir sind doch nicht blöd

Die Alten sind also doch nicht so dumm, wie viele Jüngere zuweilen glauben. „Die ältere Generation, in der viele stabil in einer politischen Weltanschauung verankert sind, entscheidet politisch langfristiger und damit zukunftsorientierter als die Jüngeren. Die jüngere Generation urteilt hingegen themenspezifischer und situativer, so dass politische Abwägungen eher den konkreten eigenen Bedürfnissen im Hier und Jetzt folgen“, ist eines der überraschenden Ergebnisse einer Bertelsmann-Studie. Und das ist insofern von großer Bedeutung, als ja die über 60-Jährigen mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten in Deutschland stellen. Hinzu kommt, dass diese Altersgruppe auch bei der Wahlbeteiligung die Nase vorn hat. Was soll ich sagen? Um die Zukunft müssen wir uns also diesbezüglich keine Sorgen mehr machen. Wer bislang Angst vor einer Rentner-Demokratie hatte, wie sie einmal Bundespräsident Roman Herzog an die Wand gemalt hat, kann sich entspannt  zurücklehnen. Wir Alten, wir sind doch nicht blöd.

Flüggens faszinierende Strahlkraft

Gisbert Flüggen hätte seine wahre Freude gehabt: Am Wochenende kamen wieder Nachfahren von ihm zusammen, um in Berlin auf seinen Spuren zu wandeln. Viele Höhepunkte bot das zweieinhalbtägige Programm. Am “flüggensten” war es am Samstag, als die Gruppe im Deutschen Historischen Museum sich vor seinem Bild Die Geldmäkler versammelte. Dort führte die promovierte Kunsthistorikerin Anna Ahrens von der Villa Grisebach die Flüggen-Nachfahren in die Zeit ihres Vorfahren und konnte viele interessante Aspekte herausarbeiten – unter kunsthistorischen Gesichtspunkten. Auch Stadtführerin Anke Fromme, eine promovierte Politikwissenschaftlerin, konzentrierte sich in ihrem Programmpunkt auf Orte, die einen Zusammenhang mit dem 19. Jahrhundert Gisbert Flüggens zu bieten hatten, und betrachtete diese Zeit unter einem anderen Gesichtspunkt, einem politischen, versteht sich. Die Attraktion des Treffens aber waren ganz sicher die Teilnehmer, die wieder einmal generationsübergreifend gekommen waren. Von unseren Enkeln, die Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel Gisbert Flüggens sind, bis zu über 70jährigen Ur-Ur-Enkeln war eine ziemliche Bandbreite vertreten. Wie gesagt, unser Vorfahre hätte seine wahre Freude gehabt und sich einen Kullerkeks gefreut. Was soll ich sagen? Es ist faszinierend, wenn ein Mensch solch eine Strahlkraft auch noch so viele Jahre nach seiner Zeit entwickelt und Menschen so unterschiedlichen Alters und verschiedener Neigung zusammenbringt. Hoffentlich schaffen das viele seiner Nachkömmlinge, also viele von uns gleichermaßen.

Ganz viele Generationen versammelte sich vor dem Kunstwerk ihres Vorfahren.

Neues Magazin: Nice, hamma!

„Nice, hamma!“ ist, heißt es in „Süddeutsche Zeitung Familie“, 2016 der jugendliche Ausdruck der Bewunderung schlechthin gewesen. Und „nice, hamma!“ kann man heute bewundernd ganz sicher auch zu diesem neuen Magazin für Eltern und Kinder sagen. Denn die Marketingleute haben nicht zu viel versprochen, als sie schrieben: „Es besteht aus zwei Teilen –  einem für Eltern und einem für Kinder – und besticht durch große Leser- und Lebensnähe, hohe emotionale Aktualität und journalistische Qualität.“ Zielgruppe sind moderne Mütter und Väter, die – gut ausgebildet, beruflich erfolgreich – mindestens ein Kind im Alter zwischen vier und elf Jahren haben – sowie eben diese Kinder, die sich im Kindergarten- und Grundschulalter befinden. Aber auch Großeltern, so viel kann ich als Großvater sagen, werden angesprochen. Der Lesestoff ist kurzweilig, die Themenauswahl vielfältig und die Aufmachung ansprechend. Und so, wie das Heft für die Eltern daher kommt, scheint auch das Heft für die Kinder zu sein. Jedenfalls brachte unser jüngster Enkel sein Urteil kurz und bündig auf den Punkt: „Das ist gut“, sprach’s und verschwand – natürlich mit seinem Heft unterm Arm. Was soll ich sagen? Die Idee, ein Magazin zu entwickeln, das sich in zwei eigenständige Hefte trennen lässt, hat etwas und es so auch noch nicht gegeben. In Zeiten, in denen Kinder viel zu viel alleine vor dem Computer oder Fernseher sitzen und Lesen aus der Mode gekommen ist, mag ein solches Print-Magazin für einige Zeitgenossen ein wenig archaisch wirken. Aber vielleicht weist ja gerade solch gedrucktes Papier wieder den Weg zurück in die Zukunft.

EVT: 25. April 2017
Einzelverkaufspreis: 7,90 EUR
Abopreis: 46,80 EUR (6 Ausgaben im Jahr)
Format: 21,5 x 27,4 cm
Erscheinungsweise: zweimonatlich

Das neue Magazin “Süddeutsche Zeitung Familie” – das Motto: Mein Heft ist Dein Heft.

Wie ein Donnerschlag

Oma und Opa hat es wie ein Donnerschlag getroffen. Da ahnt man nichts Böses, geht an den Briefkasten, holt ein paar Briefe heraus, öffnet sie und dann das: “Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr, Sie sind eingeladen , an den Wahlen der Seniorenvertretung Ihres Bezirks teilzunehmen.” … W A H L E N   D E R   S E N I O R E N V E R T R E T U N G ! ! ! Ja geht’s noch. Wir in unserem jugendlichen Al… Upps! Unter “Anzahl der Wahlberechtigten” heißt es: Ca. 892.000 S E N I O R I N N E N und S E  N I O R E N, die im Land Berlin mit Hauptsitz gemeldet sind und am 31.03.2017 das 60. Lebensjahr vollendet haben. Upps! Was soll ich sagen? Vielleicht sollten wir doch unsere Ausweise wegwerfen und uns schätzen lassen.

Die Wahlbenachrichtigung traf Oma und Opa wie ein Donnerschlag.

Keine Kluft mehr

Oma und Opa haben am Wochenende mit unserer ältesten Tochter und ihrem Filius eine unsere Ziehtöchter getroffen. Dabei ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Die Kluft zwischen den Generationen ist beileibe nicht mehr so groß wie zu Zeiten meiner Mutter. Am deutlichsten konnte man das an der Kleidung von mir und meinem Enkel sehen. Beide trugen wir das Polo einer bekannten Marke, in Blau und mit dem Logo an der gleichen Stelle. Nur die Innenseite des Kragens unterschied sich farblich in geringfügigem Maße. Was soll ich sagen? Als Kind wäre ich nicht Traum darauf gekommen, ein Kleidungsstück zu tragen, das auch nur im Ansatz so aussah wie das von einem Erwachsenen. Heute sind die Kleinen stolz wie Oskar, dass sie so aussehen wie die Alten. Und die Alten freuen sich darüber umso mehr …