Ziemlich unpersönlich

Unser jüngster Enkel hat jetzt erstmals erfahren müssen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, und dabei Bekanntschaft mit unserem Anrufbeantworter gemacht. Als er uns dieser Tage anrief, hörte er Opas Stimme und legte – zeitlich zufällig auch noch gut getimt nach dem Piep – mit seinem Stimmchen los: “Hallo Oma … hallo Opa …. ich hab euch lieb …” Nachdem er keine Antwort bekam, legte er leicht verstört wieder auf, weil er so etwas eigentlich von Oma und Opa nicht kennt, und beschwerte sich enttäuscht bei seiner Mutter: “Die antworten ja gar nicht!” Was soll ich sagen? Sind eben doch ziemlich unpersönlich, diese Anrufbeantworter.

Der Engel vom Dienst

Manchmal ist man ja schon alleine deshalb stolz, weil man eine bestimmte Person kennt. So ergeht es gerade Oma und Opa, die diese Frau und ihren Mann jetzt besucht haben. Diese Frau, nicht mehr die Jüngste und dazu noch ziemlich krank, könnte sich gemeinsam mit ihrem Gatten die letzten Lebensjahre versüßen, den lieben Gott einen guten Mann sein lassen und ihr Geld auf den Kopf hauen. Jeder würde sagen: Recht hat sie. Doch genau das tut sie nicht. Sie denkt an alle und jeden, nur nicht an sich. Aufopferungsvoll wie schon ihre prominenten Vorfahren, derer sie sich niemals rühmen würde, setzt sie sich für Arme und Schwache ein, vor allem aber für Kinder. In ihrem Kiez, in dem es vermutlichen niemanden gibt, der ihren Namen nicht kennt, ist sie so etwas wie der Engel vom Dienst. Erfährt sie von einem Problem, ist es nicht die Frage, ob, sondern nur wann sie es lösen kann. Abschrecken lässt sie sich dabei von nichts und niemandem. Große Namen oder deren zahnbehaarte Vorzimmerdamen sind keinerlei Hindernis, eher der Schlüssel zum Erfolg. Als wir jetzt zu Besuch waren, begegneten wir auf dem Weg dorthin vor ihrem Haus zwei Mädchen, das eine etwa zehn Jahre alt, das andere vielleicht 14. Sagte die Jüngere zu der Älteren: „Da wohnt die …“, und zeigte auf das Gebäude, um ehrfurchtsvoll und bewundernd hinzuzufügen: „Sie ist zu Hause, es brennt Licht.“ Was soll ich sagen? Wenn jemand zu Lebzeiten eine solche Heldenverehrung verdient hat, dann ist es diese Frau.

Bargeldloser Verkehr

Das winselnde Automatenauto, von dem ich ja schon einmal berichtet habe, hat es wieder geschafft. „Fahr mit mir, fahr mit mir!“, lautet der übliche Lockruf des Gefährtes. Normalerweise können kleine Kinder und deren Eltern bzw. Großeltern dem nicht widerstehen. Als Oma dieser Tage wieder einmal bei dem Supermarkt vorbeikam, vor dem das Automatenauto steht, stellte sie fest, dass nicht nur Menschen, sondern auch Tiere auf das Ding hereinfallen. Jedenfalls hatte es sich eine Katze in dem ansonsten 50 Cent fressenden Gebilde bequem gemacht. Auf sein Futter allerdings musste das Gerät vergebens warten. Was soll ich sagen? Gegen diesen bargeldlosen Verkehr wird sich die Geräteindustrie sicher noch etwas einfallen lassen.

IMG_3162Ob die Katze auf den Fisch wartet, der über ihr hängt?

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Gourmetten.

Die wenigsten Leser hierzulande werden den Begriff kennen. In Omas Heimat dagegen gibt es dazu sogar eine Wikipedia-Seite und eine eigene Website: Gourmetten.net. Diese Art des Essens kommt vermutlich aus Asien und hat gewisse Ähnlichkeiten mit Raclette, so wie es teilweise in Deutschland gegessen wird. Grundsätzlich geht es darum, sich in einem kleinen Pfännchen aus den verschiedenen Zutaten, die auf dem Tisch stehen, selbst ein Gericht zu kochen. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt: Fisch, Fleisch, Geflügel, alle Arten von Gemüse und Gewürzen – alles, was als Pfannengericht zubereitet werden kann, eignet sich, und das auch noch in jeder Kombination. Was soll ich sagen? Silvester wurde bei Oma und Opa „gourmettet“. Es hat allen vorzüglich geschmeckt – müssen wohl alles gute Köche gewesen sein.

IMG_3180Gourmetten bei Oma und Opa, und als Vorspeise gab’s ein asiatisches Katoffelsüppchen.

Ein Brief an Eltern

Der Brief einer Grundschullehrerin aus Harburg an die Eltern ihrer Schülerinnen und Schüler erregt nach wie vor die Gemüter in Norddeutschland. In dem Schreiben hatte sich die 46-jährige Pädagogin über das schlechte Benehmen ihrer Erstklässler und die diesbezügliche mangelnde Unterstützung der Mütter und Väter beschwert. Sicherlich ist es nicht unproblematisch, bei solch einem emotional aufgeladenen Thema zu pauschalisieren. Und hilfreich ist sicherlich auch nicht, dass diese Diskussion jetzt öffentlich über die Medien geführt wird. Ich will mich dort auch gar nicht einmischen. Als Lesepate an einer Grundschule, an der ich fünf Jahre lang eine ganze Klasse bis zu deren Wechsel in die weiterführenden Schulen betreut und jede Woche zwei Stunden Regelunterricht gegeben habe, kenne ich aus eigenem Erleben das Verhalten der Schüler, die Einstellung vieler Eltern und die manchmal verzweifelten Versuche der Lehrerinnen und Lehrer, den Boden unter den Füßen nicht ganz zu verlieren. Was soll ich sagen? Ein gewisses Verständnis für die Harburger Lehrerin habe ich schon.

Gute Vorsätze

Nachdem die meisten ihren Neujahrskater wieder los sind und heute das neue Jahr erst so richtig angehen, wird sich der oder die eine oder andere an die guten Vorsätze erinnern, die er oder sie an Silvester gefasst hat: Aufhören mit dem Rauchen, weniger Alkohol, mehr Bewegung, weniger Arbeiten, mehr Zeit für die Familie – das sind die Klassiker, die jedes Jahr ganz oben auf der Gute-Vorsätze-Liste stehen. Doch nicht in allen Fällen wird was draus. Und da geht es Otto-Normal-Verbraucher nicht viel anders als den Prominenten. Aber schon George Bernard Shaw  wusste: Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, nicht mit schlechten. Was soll ich sagen? Je weniger verkrampft man mit seinen guten Vorsätzen umgeht, desto größer ist die Chance, dass es am Ende klappt. Und wenn es doch in die Hose geht? Opa zeigt sich dann großzügig und nimmt den guten Willen für die Tat.

Zu Neujahr

Oma und Opa wünschen allen ein frohes, glückliches, erfolgreiches und vor allem gesundes neues Jahr. Und wer ließe sich dazu besser zitieren als Wilhelm Busch:

Zu Neujahr

Will das Glück nach seinem Sinn
dir was Gutes schenken,
sage dank und nimm es hin
ohne viel Bedenken.
Jede Gabe sei begrüsst,
doch vor allen Dingen
Das, worum du dich bemühst
möge dir gelingen.

Was soll ich sagen? Also, auf geht’s! 2014 ist auch wieder schneller vorbei, als man denkt.

Jahresrückblick 2013

2013 war für uns, Oma und Opa, ein Jahr, wie sollte es auch anders sein, mit Höhen und Tiefen. Die Tiefen manifestierten sich vor allem in den Todesfällen im Familien- und Freundeskreis, die immer Leid auslösen, besonders wenn sie viel zu früh eintreten. Wenn jemanden das Schicksal wie im Fall meiner Mutter jenseits der 90 ereilt, schmerzt dies, ist aber der Lauf der Dinge. Wenn jemanden aber der Tod vor Erreichen des Rentenalters trifft, dann ist das mehr als bitter, besonders für den Betroffenen selbst. Und so wollen wir an dieser Stelle allen Verstorbenen gedenken und sie weiter in unseren Herzen tragen. Was unsere Gesundheit betrifft, so hat sich die ganze Familie recht wacker geschlagen, von ein paar Wehwehchen und den üblichen Kinderkrankheiten einmal abgesehen. Aber wie heißt es doch: Wem ab 40 morgens nichts mehr weh tut, der ist … lassen wir das und wenden uns den freudigen Dingen zu, von denen ich nur die absoluten Höhepunkte erwähnen will: Da gab’s unser Familientreffen in München, da waren die Besuche der Zauberflöte in der Komischen Oper und der Generalprobe für das Silvesterkonzert der Berliner Philharmoniker mit Lang Lang. Kein Wunder, dass Oma und Opa kaum aufgefallen ist, dass sie überhaupt keinen Urlaub gemacht haben. Das Überraschendste in diesem Jahr aber sind definitiv der Start von Opas Blog am 12. Februar und dessen weitere Entwicklung. Die Besucher- und Zugriffszahlen waren sensationell und summieren sich inzwischen auf über 270.000 Besucher und rund 750.000 Seitenaufrufe, für die ich mich als der bloggende Opa bei meinen treuen Lesern ganz herzlich bedanke. Das Interesse der Medien war entsprechend. Und auch die Bloggerszene zeigte sich beeindruckt, vor der ich beim WP Camp 2013 Berlin immerhin einen Vortrag halten durfte. Und das Sahnehäubchen obendrauf war schließlich eine Nominierung von Opas Blog für einen Internetpreis. So zurückblickend sind wir, Oma und Opa, wieder dankbar und zufrieden und mit uns und der Welt im Reinen. Bevor nun das Jahr zu Ende geht, wollen wir aber vor allem unseren Kindern und Enkeln danken, auf die wir unendlich stolz sind und die wir innigst lieben. Was soll ich sagen? Toll, wenn es einem so gut geht.

„Ich kann nichts mehr essen“

Unser ältester Enkel ist mit seinen Eltern wieder gut zu Hause angekommen. Ein fünftägiger Ausflug hatte die Familie in das Heimatland von Oma verschlagen, in dem sie die Urgroßmutter des Kleinen und deren dort lebende Kinder und Enkelkinder besucht haben. Der Kurzferien-Aufenthalt hat unserem Enkel so gut gefallen, dass wir als Zwischenmeldung von ihm zu hören bekamen: „Ich will hier zehn Jahre wohnen bleiben.“ Verständlich, weiß ich doch aus Erfahrung, dass man verwöhnt wird bis zum Gehtnichtmehr. Wobei das mit dem Gehtnichtmehr zuweilen wörtlich zu verstehen ist, was denn auch unser Enkel am eigenen Leibe erfahren musste. Die Rundumsorglosversorgung beinhaltet nämlich auch die permanente Versorgung mit Essen – morgens, mittags, abends und natürlich zwischendurch. Immer lecker, aber irgendwann kommt zwangsläufig der Punkt, an dem nichts mehr geht, rein gar nichts mehr. Und so kamen dem Kleinen, als es am letzten Abend hieß: „Aan tafel alsjeblief“, buchstäblich die Tränen mit der Bemerkung: „Ich kann nichts mehr essen.“ Was soll ich sagen? Alles Übungssache, und das mit dem Einteilen lernt er auch irgendwann.

CIMG1937 KopieWahrzeichen aus Omas Heimatland: Een echte molen.

Lesen im Dunkeln

Unser jüngster Enkel kann schon lesen, obwohl er noch keine drei Jahre alt ist. Jedenfalls tut er so, und das auch noch ziemlich überzeugend. So wartete er in unserem seinem Spielzimmer jüngst mit einem Blatt Papier in der Hand und einer bemerkenswerten Brille auf der Nase auf und las seiner Mutter und Großmutter vor. Dass er extra das Licht ausgeschaltet hat, weil er dann mit seiner Brille besser lesen konnte, sei nur am Rande erwähnt. Und so las er denn: „Hier steht, man muss immer dieses Spiel spielen.“ (Anmerkung von Opa: Es geht um das Spiel „Vogelnest“, mit dem schon unsere Kinder so gerne gespielt haben.) Oder: „Hier steht, man muss immer hier baden.“ (Anm. von Opa: Er badet für sein Leben gerne bei uns.) Oder: „Hier steht, man muss immer hier schlafen.“ (Anm. von Opa: Er schläft halt ausgesprochen gerne bei uns.) Was soll ich sagen? Praktisch, so eine Lesebrille im Dunkeln. Wäre sicher auch was für Oma und Opa …

IMG_0957Wohl dem, der eine so tolle Lesebrille hat.