Leider hatten wir einen Trauerfall in der Familie. Uri, also meine Mutter, meiner Kinder Omi und eben meiner Enkel Uri, ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Das ist der Lauf der Dinge, der Kreis des Lebens. Während wir Erwachsenen trauern, haben Kinder eine ganz eigene, pragmatische Sicht auf die Dinge. “Stirbt Opa auch?”, wollte unser ältester Enkel von seiner Mutter vor dem Hintergrund der traurigen Ereignisse wissen. “Na ja”, erwiderte sie etwas unsicher, “wenn er alt ist.” Da dachte der kleine Mann einen Moment nach und schlussfolgerte messerscharf: “Dann stirbt Opa bald.” “Wieso das denn?”, wollte seine Mutter nun wiederum wissen. “Opa sagt doch immer, er ist alt. Und du sagst auch immer: Steh’ auf Alter”, legte er seine Gedankenwelt dar, die, nur nebenbei bemerkt, wieder einmal nachdrücklich unterstreicht, wie vorsichtig man mit – wenn auch nur ironisch gemeinten – Aussagen in Gegenwart von Kindern sein muss. Als meine Tochter nun versuchte, den konsequenten Gedankengang ihres Sohnes ein wenig zu durchbrechen, und ergänzte, dass Uri ja ganz schwer krank gewesen sei, begann der Dreikäsehoch ganz fürchterlich zu husten. “Ich sterbe auch bald”, lautete der begleitende Kommentar, dem seine Mutter mit dem energischen Hinweis auf “alt und krank” zu begegnen versuchte. Was soll ich sagen? Irgendwie muss sich meine Tochter an das erinnert haben, was Oma ihren Kindern immer zugesichert hat: “Mama stirbt nicht.” Auf jeden Fall war der Kleine erst einmal zufrieden, als die für ihn erlösenden Worte im Raum standen: “Mama und Papa sterben nicht.”
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