Das hat gezischt! Am Wochenende haben sich Oma und ich nach vielen, vielen Monaten der pandemiebedingten Enthaltsamkeit das erste frisch gezapfte Bier auf der Terrasse unseres Haus- und Hofrestaurants gegönnt. Dabei haben wir wieder einmal festgestellt: Der erste Schluck ist der leckerste. Dennoch, es ist natürlich nicht bei einem Bier geblieben. Auf einem Bein kann man ja bekanntlich nicht so gut stehen. Und da wir nicht mit dem Auto unterwegs waren, haben wir uns trotz der nachmittäglichen Uhrzeit gedacht: Was soll’s! Und während wir so da saßen und die wiedergewonnene Freiheit genossen haben, ist uns auch noch ein mehr oder weniger hoch aktuelles politisches Problem untergekommen. Auf dem Bierdeckel, auf dem unsere Biere standen, mahnt die Brauerei: SAVE THE PLANET! Da Oma und ich als liberale Freigeister schon umweltbewusst waren, als es die Grünen noch gar nicht gab, und heute sicherlich umweltbewusster handeln, als viele Grüne bzw. Grünen-Wähler dies tun, rennt der Bierhersteller bei uns offene Türen ein. Die Begründung allerdings war für uns dann doch ein wenig überraschend: ITS THE ONLY ONE WITH BEER. Was soll ich sagen? Wenn ich ehrlich sein soll, dann hatte ich über diesen Aspekt bislang noch nicht nachgedacht. Aber als Bayer ist mir ja sozusagen in die Wiege gelegt worden: I hob no nia ned koa Bia ned drunga! Aber um den Umweltgedanken nicht ganz aus dem Blickfeld zu verlieren, sei an dieser Stelle der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker zitiert: “Man könnte froh sein, wenn die Luft so rein wäre wie das Bier.” So isses!
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Frau am Steuer
Es gibt Schätze, die schlummern lange im Verborgenen. Neulich, beim Aufräumen, entdeckte Oma alte Schulhefte und Aufsätze, die sie im zarten Alter von 14 Jahren zu Papier gebracht hat. Ein Thema dabei: Die Frau am Steuer – im Niederländischen heißt es übrigens hinterm Steuer. Wie auch immer: Der Text von Oma aus dem September 1968 ist ein wahres Zeitdokument, das ich meinen Lesern und der Welt – natürlich ins Deutsche übersetzt – nicht vorenthalten will. Und los geht’s:
Heutzutage muss man sich nicht mehr wundern, dass man in den vorbeirauschenden Autos ebenso viele Frauen wie Männer am Steuer sieht. Hierzu hat u.a. die Emanzipation der Frau beigetragen. Oft schafft sich eine Frau auch ein Wägelchen an, um, wenn ihr Mann mit seinem eigenen Wagen zur Arbeit gefahren ist, in der großen Stadt einzukaufen oder die Kinder zur Schule zu bringen. Wenn der Nachbar ein Auto hat, möchte man auch eins haben. Der Wohlstand dieser Zeit „fordert“ das ein. Weil man heute alles auf Kredit kaufen kann, ist die Anschaffung eines Autos auch für Leute mit kleinerem Einkommen möglich.
Wenn man einen Mann hinterm Steuer sieht, sieht man einen Brocken Selbstvertrauen. Er sitzt nämlich mit dem linken Arm aus dem offenen Fenster gelehnt und lenkt angeberisch mit zwei Fingern der anderen Hand. Die Frau dagegen hat „Verantwortungsgefühl“: Sie lenkt ihren Wagen gut – das Lenkrad von ihren transpirierenden Händen umklammert. Sie fährt langsam und vorsichtig, so dass ein Autofahrer hinter ihr auch schon mal sagen könnte: „Sicher eine Frau am Steuer“.
Im Verkehr kann eine Frau zuweilen auch schon mal lästig sein. Zum Beispiel: Die Frau und der Herr haben beide einen Führerschein. Der Göttergatte fährt gerade und zu seinem großen Ärger fährt die Dame auch noch mit. Bereits nach wenigen Kilometern kann er die Kommentare seiner Frau zu allem, was er tut, nicht mehr ertragen. Er hält an und sagt den berüchtigten Satz: „Fährst Du oder fahre ich?“ Er kriecht zähneknirschend und innerlich kochend auf die Rückbank. Somit ist seine Frau gezwungen, seinen Platz am Steuer einzunehmen. Weil ihr Tag jetzt verdorben ist, macht sie eine Kehrtwende. Und nach viel zu eng genommenen Kurven und zu festem Bremsen kommen sie – via Gartenzaun – in der Garage zum Stehen.
Dennoch werde ich, wenn ich achtzehn bin, auch meinen Führerschein machen und versuchen, den Männern zu zeigen, dass wir Frauen auch etwas vom „Fach des Chauffeurs“ verstehen.
Was soll ich (von Oma) sagen? Sie parkt ein wie ein Mann. Und das stimmt wirklich!

Vitaritus. Vita was?
Vitaritus. Vita was? Oder haben Sie das Wort schon einmal gehört? Nein, können Sie nicht. Denn Vitaritus ist ein Kunstwort, das Studenten zu Beginn ihres Projektes zugeteilt wurde. Aufgabe war und ist es, in einer Gruppenkonstellation, die sich die Studenten nicht selbst aussuchen durften, einen Blog zu kreieren. Das Thema indes war frei wählbar. Um es an dieser Stelle kurz zu machen – wer die ganze Geschichte lesen will, wird hier fündig -, der Blog heißt Jung & Alt – Oma und Opa erzählt doch mal! Damit wollen die Studenten den Austausch zwischen Jung und Alt fördern und Senioren eine Plattform im Internet geben. Dazu interviewen sie sie und stellen deren Geschichten online. Der jüngste Beitrag geht über … ja wen wohl? Über mich, Opa Detlef: Der bloggende Großvater. Und demnächst soll noch ein weiterer Beitrag erscheinen, bei dem es dann um KINDER | KOCHEN gehen wird. Was soll ich sagen? Da haben die fünf Studenten eine wirklich gute Idee gehabt. Und nicht nur das – wenn ich mir die Umsetzung so ansehen, muss man sagen: TOP! Dabei lohnt die Lektüre sowohl für Alt und Jung. Wäre ich der zuständige Professor, hätten die vier jungen Damen und der junge Herr schon jetzt bestanden. Denn eines weiß ich aus eigener Erfahrung: Blogger werden ist nicht schwer, Blogger sein dagegen sehr.


Genie und Wahnsinn
Heute mal was Kurzes: Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht und wie Sie so drauf sind. Ich für meinen Teil fühle mich manchmal wie Albert Einstein, dem der Satz zugeschrieben wird: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“ Was soll ich sagen? Ich kann das gut nachempfinden. Oma indes sagt: “Bei Dir merkt man, wie dicht Genie und Wahnsinn beieinander liegen können.” Ich weiß ja nicht. Aber irgendwie fühle ich mich doch ein wenig verkannt.
… noch lange nicht Schluss
Und wieder ist ein Jahr vergangen. Oma hat heute Geburtstag. Und da der Tagesspiegel Checkpoint ihr sozusagen als Erster gratuliert hat (ziemlich weit unten in der Rubrik Berliner Gesellschaft), ist auch ihr Alter kein großes Geheimnis mehr – obwohl sie wie schon seit geraumer Zeit einmal mehr 59 Jahre alt geworden ist. Dementsprechend habe ich ihr einen schönen Strauß Rosen geschenkt, natürlich 59 Stück und ein paar auf Vorrat, falls welche zu früh den Kopf hängen lassen. Was soll ich sagen? Die allerherzlichsten Glückwünsche für die allerbeste Oma, Mama und Ehefrau, bei der es jetzt nach einer bekannten Weise von Udo Jürgens heißt:
“Mit sechsundsechzig Jahren, da fängt das Leben an
Mit sechsundsechzig Jahren, da hat man Spaß daran
Mit sechsundsechzig Jahren, da kommt man erst in Schuss
Mit sechsundsechzig ist noch lange nicht Schluss.”
Na denn mal los! Ich bin gerne dabei.

The time is out of joint
Wenn ich in diesen Tagen die Zeitung aufschlage, wird mir, wenn ich an meine Enkel denke, ganz anders. Manchmal glaube ich, die Welt tickt nicht mehr sauber. Nur ein paar Beispiele aus dieser Woche: Die Berliner SPD will die Bundeswehr aus den Schulen verbannen, eben die Bundeswehr, die demokratisch legitimiert und vom Grundgesetz gedeckt ist. Der Kiez in Kreuzberg kämpft für, ja Sie haben richtig gelesen, für Aldi, also den Inbegriff für Discounter und ihre Geschäftspraktiken. Die Umweltaktivistin Greta Thunberg findet Atomenergie als Übergangslösung doch nicht so schlimm, die Atomenergie, bei der es ansonsten immer heißt: Nein, danke. Und in London begehen die Briten gerade Selbstmord aus Angst vor dem Tod und steuern ungebremst auf einen harten Brexit zu – mit dem Nebeneffekt, dass sich die Mutter aller Demokratien gerade bis auf die Knochen blamiert. Wer mir das alles vor ein paar Jahren angekündigt hätte, der wäre von mir stante pede ins politische Irrenhaus eingewiesen worden. Doch heute scheint das alles ganz normal, wobei mir völlig klar ist, dass diese Einschätzung ganz wesentlich vom Standpunkt abhängt – Point of View eben. Was soll ich sagen? The time is out of joint, um mit Shakespeares Hamlet zu sprechen, was gewiss nicht heißt, dass früher alles besser war. Ganz im Gegenteil. Da war nämlich alles noch aus Holz, sogar die Gummistiefel, die in Holland „klompen“ heißen.

Bequem laufen fühlt sich sicher anders an: Unser ältester Enkel in “klompen” von Oma.
Wie im siebten Himmel
Oma und ich feiern heute unseren 43. Hochzeitstag. Laut Hochzeitstag-Liste heißt dieser Tag Bleihochzeit, weil, so steht es dort geschrieben, Blei ein nahezu oxidationsfreies und damit sehr haltbares Metall ist – wie eine Ehe nach 43 Jahren. Also, nichts mit bleierner Füßen oder Gedanken. Wir beide genießen derzeit unser Leben in vollen Zügen und können nach wie vor voll und ganz unterschreiben, was ich im letzten Jahr zu unserem 42. Hochzeitstag geschrieben habe: Es geht uns wirklich gut. Was soll ich sagen? Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, bis auf, dass wir ausgesprochen wohlgemut unserem 44. Hochzeitstag entgegensehen. Und das empfinden wir nun wirklich nicht als Griff nach den Sternen, auch wenn der Hochzeitstag in einem Jahr, warum auch immer, Sternenhochzeit heißt. Sicher ist aber, dass wir uns heute einmal mehr wie im siebten Himmel fühlen.
Überflüssig wie ein Kropf
Heute ist in Berlin Feiertag: Frauentag. Was ich davon halte, habe ich hier ja schon geschrieben. Nun soll Oma zu Wort kommen: Sie hält vom Frauen-Feiertag ebensowenig wie ich und ihn so überflüssig wie einen Kropf. Recht hat sie. Bei uns zu Hause ist ohnehin das ganze Jahr Frauentag. Schon unsere Enkel wissen: Oma ist die Allerbeste. Auch unsere Kinder sind sich sicher. Mama ist die Beste. Und nicht zuletzt ich kann mit Gewissheit sagen: Ohne unsere Gute geht gar nichts. Was soll ich sagen? Wenn ein Zitat auf Oma zutrifft, dann ist es das Zitat von Katharine Hepburn: Frauen von heute warten nicht auf das Wunderbare – sie inszinieren ihre Wunder selbst.
Liebeserklärung an Oma und Opa
Der Wiedererkennungswert ist ziemlich hoch. Jedenfalls beschreibt und illustriert Katharina Grossmann-Hensel in „OMAOPA find ich gut“ das Miteinander von Großeltern und Enkel genau so, wie es in den meisten Fällen wohl ist. Der Satz „Aber eins muss ich schon sagen, meine Oma ist sehr gelenkig“ hätte auch von einem unserer Enkel stammen können. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass die Autorin Oma und mich beschrieben hat. Was soll ich sagen? Im Grunde ist dieses Bilderbuch eine einzige Liebeserklärung an die Großelterngeneration, die wiederum ihre Enkel liebt. Dabei kommt es als Wimmelbuch der besonderen Art daher, das sicherlich auch schon für kleinere Kinder unter vier Jahren geeignet ist. Und Langeweile dürfte bei ihnen nicht aufkommen. Denn bis sie alle Dinge, die auf den Seiten zwei und drei abgebildet sind, auf den dann folgenden Seiten gefunden haben, sind sie gut beschäftigt. Das Buch ist, wenn man so will, wie ein Besuch bei Omaopa: Der ist niemals langweilig!

Katharina Grossmann-Hensel, OMAOPA find ich gut Annette Betz in der Ueberreuter Verlag, Berlin, 2019, 32 Seiten, 14,95 Euro, ISBN: 978-3-219-11787-5
Besser geht nicht
Heute ist ein ganz besonderer Tag. Denn vor genau 45 Jahren haben Oma und Opa sich kennengelernt. Seitdem sind wir zusammen, was – um die Statistik zu vervollständigen – bedeutet, dass wir vor ein paar Tagen 44 Jahre verlobt waren und demnächst im März 43 Jahre verheiratet sind. Das ist fast ein halbes Jahrhundert und eine lange Zeit. Und doch kommt es mir so vor, als sei es erst gestern gewesen. Die Zeit ist (viel zu) schnell vergangenen. Was soll ich sagen? Natürlich hat auch bei uns nicht jeden Tag die Sonne geschienen, das wäre ziemlich unnatürlich. Aber ich kann voller Überzeugung sagen und tue das hiermit auch: Ich möchte keinen Tag missen. Und wenn ich mir dann noch unsere Kinder und Enkelkinder anschaue, kann ich nur feststellen: Besser geht nicht. Dafür bin ich unendlich dankbar. Und ich weiß, dass Oma das auch ist. Insofern freue ich mich auf die nächsten 45 Jahre, wenn denn Gott so will. Oma, ich liebe Dich!
