Altersballade

Ein Gedicht, das auf Opas Blog passt wie die Faust aufs Auge, ist die “Altersballade”, deren Urheberschaft nach wie vor ungeklärt ist. Zugeschrieben werden die Zeilen neben Wilhelm Busch auch Theodor Fontane und Eugen Roth. Wie dem auch sei, es ist zu schön, um nicht hier wiedergegeben zu werden:

Das grosse Glück, noch klein zu sein,
sieht wohl der Mensch als Kind nicht ein,
und möchte, dass er ungefähr
schon 16 oder 17 wär.

Doch dann mit 18 denkt er: Halt,
wer über 20 ist, ist alt.
Kaum ist die 20 grad geschafft,
erscheint die dreissig greisenhaft.

Und an die 40, welche Wende
Die 50 gilt beinah als Ende.
Doch nach der 50, peu à peu,
schraubt man das Ende in die Höh.

Die 60 scheint jetzt ganz passabel
Und erst die 70 miserabel.
Mit 70 aber hofft man still,
ich werde 80, so Gott will.

Wer dann die 80 überlebt,
zielsicher nach der 90 strebt.
Dort angelangt, zählt man geschwind,
die Leute, die noch älter sind.

Was soll ich sagen? Da wäre jedes Wort zu viel.

Carravagio lässt grüßen

Angesichts der tropischen Temperaturen, die uns derzeit heimsuchen, lassen unsere Enkel, sobald sie bei uns im Garten angekommen sind, sämtliche Hüllen fallen und funktionieren unseren Gartenschlauch in eine Erfrischungsdusche um. Dass das der größte Spaß für die Kleinen ist, versteht sich von selbst und wird nur noch davon übertroffen, wenn auch die Erwachsenen nass gemacht werden können. Bei einer solchen Gelegenheit stand jüngst unser ältester Enkel vor uns und fragte mit einer Miene, die nichts anderes als völliges Unverständnis ausdrückte: “Warum zieht ihr euch eigentlich auch nicht aus?” Was soll ich sagen? Ja, warum eigentlich nicht? Obwohl: Die immer stärker auf Opas Körper wirkende Schwerkraft bringt dessen Äußeres immer mehr in die Nähe der Gemälde von Carravagio, die in ihrer Mehrzahl von Menschen mit physischen Mängeln bevölkert werden und ihre Körper vergänglich erscheinen lassen. Da gibt es doch vermutlich ästhetischere Anblicke, nicht wirklich viele, aber immerhin ein paar.

Leider nichts mit Ai Weiwei

Schade! Jetzt hatte ich mich so gefreut, heute mit Oma die Ausstellung Evidence von Ai Weiwei im Berliner Martin-Gropius-Bau zu besuchen. Doch leider wird daraus nichts und Oma muss alleine dorthin. Denn Opa hat – wieder einmal – Rücken. Irgendwie drückt irgendwas derart auf meinem Ischiasnerv herum, dass es wirklich nervt. Zwar scheint das Ganze auf dem Weg der Besserung und die vom Arzt verordnete Therapie anzuschlagen, doch 3.000 Quadratmeter Ausstellung in 18 Räumen und im Lichthof sind des Guten wohl noch zuviel. Selbst das ziemlich großzügig bemessene Sitzplatzangebot im Lichthof ändert daran nichts. Dort hat der Künstler nämlich 6.000 einfache hölzerne Stühle, wie sie auf dem Land seit der Ming-Zeit (1368-1644), seit hunderten von Jahren also, Verwendung finden, montiert. Was soll ich sagen? Für eine kleine Verschnaufpause sind die sicher nicht gedacht. Irgend so ein Museumswächter würde vermutlich ziemlich schnell mit großem Au Wauwau daher kommen und mich verscheuchen. Spätestens dann wäre es das gewesen mit Ai Weiwei. Aber ich habe ja noch Zeit: Die Ausstellung endet erst am 7. Juli 2014. Bis dahin ist mein Rücken sicher wieder fit.

Update: Oma hat bei ihrem Ausstellungsbesuch die hölzernen Stühle von Ai Weiwei fotografiert. Mit Hinsetzen wäre da für Opa sowieso nichts gewesen.

IMG_3427 KopieWo hätte man sich da denn auch hinsetzen wollen?

Freund der Universität der Künste

Erstmals habe ich mich alt gefühlt. Doch eigentlich ist das Unsinn, wie mir auch mehrfach versichert wurde. Und in der Tat ist der Grund für meine Gefühlsverirrung ja aller Ehren wert: Der Freundeskreis der Universität der Künste Berlin | Karl Hofer Gesellschaft e. V. hat mir die Ehrenmitgliedschaft verliehen – “in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der Bildenden Künste und des künstlerischen Nachwuchses”, wie es in der Urkunde heißt. Das bedeutet aber nun nicht, dass ich mich diesbezüglich zur Ruhe setzen werde. Ganz im Gegenteil. Denn ein Freund der Universität der Künste zu sein und für diese Berliner Einrichtung zu werben, macht nicht nur Spaß, sondern ist angesichts eines immer härter werdenden Konkurrenzkampfes um immer knapper werdende Haushaltsmittel auch dringend notwendig. Dass die Universität es wert ist, beweist sie alleine schon mit ihrem Angebot eines “Studium Generale”. Diversität im Dialog – Das Studium Generale der UdK Berlin lautet der offizielle Titel und offenbart die Spannbreite der künstlerischen Disziplinen ebenso wie die kulturelle und soziale Vielfalt der Studierenden und Lehrenden. Ein Blick in das Vorlesungsverzeichnis des Sommersemesters 2014 belegt das eindrucksvoll. Was soll ich sagen? Da möchte man doch glatt wieder zum Studenten werden.

Jugend besser als ihr Ruf

Opa war gestern Abend mit Oma bei der großen Abschlussveranstaltung des 51. Landeswettbewerbes von Jugend musiziert Berlin. Das Leistungsniveau, auf dem die Kinder und Jugendlichen bereits ihre Instrumente beherrschen, beeindruckt dabei immer wieder aufs Neue. Die acht musikalischen Kostproben, die den Konzertbesuchern geboten wurden, waren echte Leckerbissen und lassen die eine oder andere steile Karriere erwarten. Aber “Jugend musiziert” steht nicht nur für die Leistungs-Spitze, sondern auch für die Leistungs-Breite. Und so kam – wie jedes Jahr – der Bekanntgabe der Wertungsergebnisse sowie der Verleihung der Urkunden und Preise eine zentrale Bedeutung zu. Einen Sonderpreis stiftet dabei seit Jahren Opas Firma. In diesem Jahr war es der Preis der Jugend-Jurys in den Kategorien „Klavier solo“ (AG III) und „Gesangs-Duo/Band (Rock und Pop)“. Erstmals bewerteten nicht Erwachsene, sondern Jugendliche die Leistungen ihrer Altersgenossen. Was als Experiment gedacht war, endete allerdings ziemlich konventionell. Denn die Wertungen der Jugend-Jurys deckten sich ziemlich genau mit denen der Erwachsenen. Was soll ich sagen? Offensichtlich gibt es allen Unkenrufen zum Trotz doch einen generationsübergreifenden Qualitätsmaßstab. Opa wusste es schon immer: Die Jugend ist besser als ihr Ruf.

Auf dem roten Teppich

Berlin lebt in diesen Tagen im Promi-Fieber. Das liegt daran, dass sich George Clooney & Co. gerade auf dem roten Teppich die Klinke in die Hand geben. Wenn man sich dem Potsdamer Platz in Mitte auch nur ansatzweise nähert, spürt man es förmlich: Es ist Berlinale, das große Kulturereignis und eines der wichtigsten Events der internationalen Filmindustrie. Bis 16. Februar bedeutet das über 300.000 verkaufte Eintrittskarten, nahezu 20.000 Fachbesucher aus 124 Ländern, darunter etwa 3.700 Journalisten. Das öffentliche Programm der Berlinale zeigt etwa 400 Filme, überwiegend Welt- oder Europapremieren. Filme aller Genres, Längen und Formate finden in den verschiedenen Sektionen ihren Platz. Und gestern Abend waren Oma und Opa mittendrin und haben Zwei Leben gesehen. Der Film von Regisseur Georg Maas mit Juliane Köhler und Liv Ullmann erzählt die Geschichte einer ehemaligen Stasi-Mitarbeiterin, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Was soll ich sagen? Ganz großes Kino!BerlinaleBerlinale-Zeit in Berlin und Oma und Opa mittendrin. Foto: Alexander Janetzko © Berlinale

Kunst und Kinder

Es hat schon Vorteile, wenn man in einer Großstadt wie zum Beispiel in Berlin wohnt. Ein Vorteil ist, dass es ein gewaltiges Kunst- und Kulturangebot gibt. Ob Opern oder Museen, die Listen scheinen endlos. Über einen Besuch der Komischen Oper mit einer sensationellen Zauberflöte habe ich ja schon einmal berichtet. Heute soll nun ein Museumsbesuch folgen, den man als echtes Schmankerl bezeichnen muss: WIEN BERLIN KUNST ZWEIER METROPOLEN in der Berlinischen Galerie. Wer diese mit viel Gefühl und Gespür zusammengestellte Ausstellung noch sehen will, muss sich – zumindest in Berlin – sputen. Denn am 27. Januar ist definitiv Schluss, dann gehen die Kunstwerke nach Wien und sind dort in der Galerie Belvedere in der Zeit vom 14. Februar bis 15. Juni 2014 zu sehen. Was es in Wien aber allem Anschein nach – jedenfalls konnte ich nichts Entsprechendes auf der Webseite der Galerie finden – nicht gibt, ist der Museumskoffer für Familien. Der kann kostenlos gegen Pfand an der Museumskasse ausgeliehen werden und lädt Kinder und ihre Familien ein, diese Ausstellung  gemeinsam zu entdecken und im Spiel kreativ zu werden. Was soll ich sagen? Das ist wirklich eine tolle Idee, die, wie bei unserem gestrigen Besuch zu sehen war, auch sehr gut angenommen wird. So macht Kunst auch Kindern Spaß.

Museum-Berlin_Wien-Berlin_Museumskoffer_Foto_Carolin_Wagner_1Tolle Idee:  Museumskoffer für Familien in der Berlinischen Galerie.     Foto: Carolin Wagner

Beachtlicher Einfallsreichtum

Dass Oma gut zeichnen und malen kann, wissen die Leser von Opas Blog. Kostenproben ihres Könnens hat es schon einige gegeben. Und auch darüber, dass unsere Enkel ganz offensichtlich von Omas Kreativität eine ganze Menge mitbekommen haben und künstlerisch begabt sind, habe ich bereits berichtet. Unser ältester hat jetzt aber nicht nur künstlerisches Talent bewiesen, sondern auch beachtlichen Einfallsreichtum. So hat er Sankt Martin zu Papier gebracht, in zwei Versionen, jeweils gut erkennbar der Bettler und das Schwert, mit dem er seinen Mantel teilt. So weit, so gut. Da er aber noch gewisse Probleme hat, das dazu gehörende Pferd des heiligen Mannes ebenfalls abzubilden, schob er eines der Bilder seinem Vater hin mit der Bitte, es doch in diesem Sinne zu vervollständigen. Was soll ich sagen? Man muss nicht alles wissen oder können, aber jemanden kennen, der es tut.

Bilder Ältester        Sankt Martin, ohne und mit Pferd. Ganz schön clever, der kleinen Mann.

Zwei echte Luxus-Kinder

Also, unsere beiden Enkelsöhne sind mehr als pflegeleicht. Beide haben letzte Nacht nicht zu Hause, sondern bei ihren Großeltern verbracht. Wir hatten unseren jüngsten, der älteste war bei den anderen Großeltern. Als ihre Eltern sie beim jeweiligen Nachtquartier abgeliefert hatten, wurden sie kurzerhand, wie die Kurzen das nennen, rausgeschmissen. Während andere Kinder ein furchtbares Theater veranstalten und den Abschied als Drama inszenieren, sind unsere bester Laune und haben Spaß mit ihren Großeltern. Die genießen das natürlich und freuen sich über so viel Zuneigung und Vertrauen. Was soll ich sagen? Dass unser Jüngster ein echtes Luxus-Kind ist, hatte ich ja schon einmal berichtet. Das muss nun endlich ergänzt werden: Wir haben zwei echte Luxus-Kinder!

Das schöne blaue Bild

Wie führt man Kinder, vor allem, wenn sie noch klein sind, an Kunst und Kultur heran? Bei diesem Thema muss ich unwillkürlich an das Bonmot denken: “Das ist unmöglich, sagten alle. Dann kam jemand, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.” Jedenfalls haben wir, Oma und Opa, unseren Enkel ja jüngst, wie treue Leser wissen, zu einer Ausstellung mitgenommen. Daraus hat sich jetzt ein Mailwechsel zwischen dem Künstler und unserem Enkel entwickelt. “Lieber …, ich habe mich sehr über Deinen Besuch mit Deiner Mutter und Deinen Großeltern gefreut. Wenn Du magst, kannst Du gerne wieder mal vorbeikommen und meine Punkte anschauen. Bis dahin schicke ich Dir erst einmal eine Erinnerung an das schöne blaue Bild! Mit herzlichen Grüßen Scharein.” Das hat wiederum unseren Enkel so begeistert, dass er bereits an einer Antwort arbeitet: Eine Blume, gemalt aus Punkten – eben genau so, wie der Künstler das auch tut. Was soll ich sagen? Ich bin sicher, unser Enkel hat den richtigen Zugang zur Kunst schon gefunden und findet Ausstellungen prima: Da gibt es etwas zu sehen und zu essen, zudem nette Menschen, die auch noch auf einen eingehen und dann so tolle Mails mit einem noch tolleren Bild schicken. So einfach kann die Welt sein.

Microsoft PowerPoint - Max_DeepBlue           Eine schöne Erinnerung an den Ausstellungsbesuch von Scharein.