Ganz schön kreativ unsere Ahnen

Der Stammbaum der Familie Flüggen, so wie ihn vor allem ein Familienmitglied dankenswerter Weise erforscht hat, reicht mittlerweile bis ins 17. Jahrhundert zurück. Als Identifikationsfigur haben wir uns allerdings den Maler Gisbert Flüggen (1811-1859) ausgesucht, von dem wir, die sich bei den Familienzusammenkünften treffen, alle abstammen. Er selbst stand auch schon im Mittelpunkt diverser Treffen, so dass es jetzt an der Zeit war, sich auch einmal anderen Familienmitglieder zuzuwenden. So haben wir bei unserem jüngsten Familientreffen zunächst – wie bereits berichtet – die Müngstener Brücke besucht, an dessen Bau August Flüggen, der älteste Sohn Gisberts, jedenfalls in irgendeiner Form beteiligt war. Danach haben wir uns Joseph Flüggen zugewandt, dem drittältesten Sohn Gisberts, der in die Fußstapfen seines Vaters gestiegen und ebenfalls Maler geworden ist. So hat er unter anderem auf Schloss Drachenburg in Königswinter im Treppenhaus diverse Wandmalereien sowie acht Gemälde von deutschen Kaisern und Königen geschaffen, die – sofern noch erhalten – restauriert sind und von uns natürlich in Augenschein genommen wurden. Was soll ich sagen? Ob Ingenieur oder Maler – ganz schön kreativ unsere Ahnen.

IMG_0927Das Gemälde von Kaiser Barbarossa ist eines von acht Gemälden, die deutsche Kaiser und Könige zeigen. Das Bild unten zeigt eine Reproduktion einer Wandmalerei nach einer Postkarte, die dann auf Leinwand gedruckt wurde und als Motiv Schneewittchen zeigt. Schneewittchen

KGB-Museum als Hintergrund

Also, unser Prager Wochenend-Trip war wirklich eine gelungene Sache. Nicht nur, dass wir mit Freunden dort waren und weitere Freunde getroffen haben. Wir haben – wie gestern bereits angedeutet – auch viel Neues kennengelernt. Dazu gehörte unter anderem die Bibliothek des Klosters Strahov, die man unbedingt gesehen haben muss. Aber man kann an so einem kurzen Wochenende leider nicht alles besichtigen. Neben der Gemäldegalerie des Klosters gäbe es nämlich noch zahlreiche Museen, die nicht nur an Regentagen einen Besuch lohnten. Als kleine Auswahl wird gerne empfohlen: Das Nationalmuseum, das Museum des Kommunismus, das Nationale Technikmuseum, das Museum Kampa, das Jüdische Museum, das Smetana Museum, das Dvorak Museum, das Artbanka Museum of Young Art, das Museum der dekorativen Künste, das Museum der Stadt Prag und das Mucha Museum. Und Opas besonderer Tipp: Das KGB-Museum. Was soll ich sagen? Reingehen muss man ja nicht unbedingt. Aber als Fotohintergrund eignet sich die Fensterfront ideal, wenn man sich den Spaß erlauben und den Einen oder Anderen davor ablichten will.

IMG_0756Während man die Bibliothek des Klosters Strahov (oben) unbedingt gesehen haben sollte, muss man sicherlich nicht unbedingt in das KGB-Museum (unten) gehen. Aber als lustiger Fotohintergrund, vor dem man den Einen oder Anderen ablichten kann, ist es ideal.IMG_0751

Die pinkelnden Männer von Prag

De gus­ti­bus non est dis­pu­tan­dum, lautet eine Redensart und meint, dass man jedem seinen persönlichen Sinn für das Schöne zubilligen soll. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, heißt das auf Deutsch und soll verdeutlichen, dass es aussichtslos ist, über Vorlieben, Stilgefühle bzw. ästhetische Empfindungen zu diskutieren, weil derartige persönliche und emotionale Fragen für sachliche Argumente nicht zugänglich seien. Und dennoch wird vor allem in der Kunst zuweilen gestritten, dass es nur so kracht. Mittlerweile gibt es sogar eine ganze Reihe von Büchern, die sich mit genau solchen Fällen beschäftigen, in denen Künstler die Geschmacksnerven des Publikums etwas intensiver strapazieren als normal. Kunstskandale lautet zumeist der Titel. Und wenn es in Tschechien ein solches Buch gäbe, dann würde der Autor um David Černý nicht herumkommen. Jedenfalls sorgt der tschechische Bildhauer immer wieder für Aufsehen – und das nicht nur in seinem Heimatland. Wie dem auch sei, Oma und Opa sind dem 47-jährigen Künstler bei ihrer jüngsten Prag-Reise begegnet oder genauer gesagt: Einem seiner Kunstwerke, das wie viele andere auch für heftige Diskussionen gesorgt hat. Es handelt sich dabei um zwei in einen Teich pinkelnde Männer, wobei der Teich die Form der tschechischen Republik hat. Was soll ich sagen? Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Aber trotzdem kann ich dem Brunnen nur wenig abgewinnen. Schön finde ich ihn gleich gar nicht. Dass es einen Mechanismus gibt, mit dem man die Penisse der Skulpturen so bewegen kann, dass sie mit ihrem Urinstrahl Sätze in den Teich schreiben können, mag vielleicht Freunde ausgefeilter Technik begeistern. Und dass das Ganze auch noch im Hof vor dem Kafka-Museum steht, macht die Sache auch nicht besser. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Egal welche, postet Eure Meinung und immer schön dran denken: De gus­ti­bus non est dis­pu­tan­dum.

PS: Morgen kommt noch eine schöne Geschichte über das KGB-Museum, das es in Prag gibt. Überhaupt könnte ich noch über ganz viele Begebenheiten berichten, die wir in der tschechischen Hauptstadt erlebt haben. Beim ersten Mal, als unsere Kinder uns die Reise geschenkt hatten, war alles noch neu und spannend. Jetzt kannten wir uns schon aus und haben Dinge entdeckt, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen.

IMG_0007                             De gus­ti­bus non est dis­pu­tan­dum: Die pinkelnden Männer von Prag.

Ein ganz großer Maler

Unser jüngster Enkel ist ein ganz großer Maler. Sein Talent hat er zweifelsohne von seinen beiden Großmüttern geerbt, die ebenfalls mit dieser künstlerischen Ader gesegnet sind bzw. waren. Das neueste Werk von unserem Enkel war für seinen Vater, der jetzt Geburtstag hatte. Dass das Bild bei uns entstanden ist, hat ganz praktische Gründe gehabt. Erst wurde die Leinwand zu uns angeliefert, Farben und Pinsel waren ohnehin schon da und bei uns konnte er das Geschenk auch unbemerkt von Papa vollenden. Zwangsläufig musste die Übergabe ebenfalls bei uns stattfinden, denn wie hätte der kleine Mann das große Bild (160 x 100 Zentimeter) auch zu seinem Vater transportieren sollen? Was soll ich sagen? Schön, dass wir das alles miterleben durften.

IMG_0181Große Kunst: Ein paar letzte Pinselstriche und fertig ist das Geburtstagsgemälde für Papa.

„All you can sing“

Es ist wieder soweit: Kolja Kleeberg und Hans-Peter Wodarz starten heute mit der Premiere der Restaurant-Show „All you can sing“ im PALAZZO in Berlin in die Spielzeit 2014/2015. Opa hatte schon vorab das Vergnügen, Gast der beiden Gastro-Entertainer zu sein. Und, um das Ergebnis an dieser Stelle vorweg zu nehmen – die ausführliche Kritik findet sich unter Opas Tests und Kritiken -, ein Besuch lohnt sich. Dass Wodarz, wie er mir bei der Begrüßung gestand, „nervös“ war – und ganz sicher auch heute Abend wieder sein wird -, kann man ja ob der Komplexität von PALAZZO verstehen. In dem 8 Meter hohen und 30 Meter tiefen Spiegelpalast sorgen täglich rund 80 Mitarbeiter vor und hinter den Kulissen für einen reibungslosen Ablauf. Dazu werden bis zum Ende der Spielzeit 210 Tonnen Geschirr und Besteck benötigt. Abend für Abend muss die Küchenbrigade in der mobilen Küche auf nur 80 Quadratmetern das Gourmet-Menü zaubern. Die einzelnen Gänge werden dann innerhalb von zehn Minuten serviert. Das bedeutet zum Beispiel, dass alle 1,7 Sekunden eine Vorspeise die Küche verlässt und ein Servicemitarbeiter pro Abend zirka 10 Kilometer zurücklegen muss. Dabei kommen über 1.500 Gläser, 2.000 Teller, 4.000 Besteckteile und 40 Kilogramm Servietten zum Einsatz. Was soll ich sagen? Das alles läuft wie am Schnürchen, die Show ist ausgesprochen unterhaltsam und das Essen schmeckt auch noch vorzüglich. Wer sich selbst ein Bild machen will, hat bis zum 8. März nächsten Jahres Zeit. Dann findet die letzte Vorstellung statt.

06_PALAZZO_Berlin_ImpressionenEine beeindruckende Atmosphäre zeigt sich im PALLAZO in Berlin.            Foto: PALAZZO

Richtige Kulturfreundschaft

Auch in diesem Jahr ist der Ausstellungsbesuch bei Scharein, über den ich ja schon berichtet habe, nicht ohne Echo geblieben. Wie 2013 kam auch jetzt wieder eine E-Mail des Künstlers für unseren ältesten Enkel: “Lieber …, ich habe mich sehr darüber gefreut, dass Du auch in diesem Jahr gemeinsam mit Deiner Mutter und Deinen Großeltern mich zum Offenen Atelier besucht hast. Anbei wie versprochen eine kleine Erinnerung an Deine ‘Lieblingsarbeit’. Mit herzlichem Gruss Scharein.” Die Erinnerung ist unten (natürlich anonymisiert) abgebildet und wird die Schareinsammlung unseres kleinen Mannes in dessen Kinderzimmer erweitern. Was soll ich sagen? Ich glaube, da entsteht gerade eine richtige Kulturfreundschaft.

von Scharein2 Eine schöne Erinnerung an den Ausstellungsbesuch von Scharein.

Auch 2014 wieder gepunktet

Wie schnell doch ein Jahr vergeht! Jedenfalls kam es mir vor, als sei es erst gestern gewesen, dass wir unseren Freund Scharein in seinem Atelier besucht haben. Einmal jährlich öffnet der Künstler seine Arbeitsstätte und zeigt seine Werke. Unser ältester Enkel war selbstredend beim Ausstellungsbesuch wieder dabei. Schließlich ist er ein großer Fan von Scharein, der sich immer ganz rührend um seine kleinen Kunstfreunde kümmert und ihnen seine Farbwelten schmackhaft macht. Was soll ich sagen? Um es auf den Punkt zu bringen: Auch 2014 hat Scharein wieder gepunktet. Toll!

IMG_2029 KopieAusgesprochen kunstinteressiert: Unser ältester Enkel bei der Ausstellung von Scharein.

Ein Hoch auf “Die Weinprobe”

Die Webseite über den Maler Gisbert Flüggen, die ich, weitere Nachfahren von ihm und Verwandte erarbeitet und mittlerweile ins Netz gestellt haben, zeigt Wirkung. Jedenfalls meldete sich jetzt der Besitzer eines Flüggen-Bildes, über dessen Verbleib wir bislang nichts wussten. Es handelt sich dabei um Die Weinprobe, von der wir nur einen Stich und eine Postkarte kannten. Jetzt ist das Original also aufgetaucht. Mehr noch: Es scheint sogar mehrere Ausführungen des Motivs zu geben, was nicht unmöglich erscheint, da mein Ururgroßvater einige seiner Motive gleich mehrfach gemalt hat. Was soll ich sagen? Die Gesetzes des Marktes galten schon damals und Flüggen hat sie verstanden – frei nach dem Motto: Schmiede das Eisen, so lange es heiß ist. Man könnte natürlich auch sagen: Male die Bilder, die von den Leuten gekauft werden. Ein Hoch auf Die Weinprobe.

PS: Eine mehr als mysteriöse Geschichte zum Bild Die Weinprobe hat es auf diesem Blog ja schon gegeben.

WeinprobeGemälde                Aufgetaucht: Eine Variante von Gisbert Flüggens Die Weinprobe.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema Rezepte.

Ich hatte ja noch ein paar Rezepte für preiswerte Gerichte versprochen. Die kommen auch noch. Heute möchte ich aber zunächst einmal Grundsätzliches über Rezepte verlieren und was man damit so alles machen kann. Letztens waren Oma und ich beim Rundgang in der Universität der Künste Berlin und sind einem Kunstwerk begegnet, an dem ich irgendwie nicht vorbei konnte. Also da haben junge Leute Rezepte eines Monates gesammelt, geschreddert, gekocht und neues Papier davon gemacht, das dann in Form von Bildern an der Wand gelandet ist. Der Titel des Werkes lautet: „All we ever ate in …” Was soll ich sagen? Für die Bezeichnung „junge Leute“ entschuldige ich mich erst einmal, es sind wahre Künstler. Denn darauf muss man kommen: Rezepte kochen und daraus etwas Neues zu kreieren. Als absoluter Fan von Rezepten kann ich mich als leidenschaftlicher Koch davor nur verneigen. Das ist Kunst, wie gutes Kochen. Die beiden heißen übrigens Euan Williams und Diana Sprenger und sind – nicht nur für mich – ziemlich vielversprechend. Wer mehr sehen will: www.euanwilliams.com und www.dianasprenger.com. SONY DSCWahre Kunst, allerdings nicht unbedingt zum Nachkochen: „All we ever ate in …”

Selfies im 19. Jahrhundert?

Nicht zu glauben: Die Geschichte der Genremalerei des 19. Jahrhunderts muss teilweise umgeschrieben werden. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Œuvres meines Ururgroßvaters Gisbert Flüggen ist jetzt eine Variante des Bildes Die Weinprobe auf meinem Tisch gelandet, die alle bisherigen Erkenntnisse über das 19. Jahrhundert und seine Sitten- und Historienmalerei in den Schatten stellt. Die beiliegenden Unterlagen legen den Schluss nahe, dass es sich bei diesem Bild um die erste Version der Weinprobe handelt. Flüggen scheint demnach jedoch der Meinung gewesen zu sein, dass ein naturgetreues Bild vom Zustandekommen von Selfies seiner Zeit weit voraus gewesen und vom Publikum vermutlich als Science Fiction abgetan worden wäre. Schweren Herzens hat er sich dann offensichtlich entschieden, fürs Erste dem Mann statt des Handys ein Weinglas in die Hand zu geben. Den Titel Die Weinprobe hat er vermutlich nur gewählt, um nicht frühzeitig für Irritationen zu sorgen. Gleichzeitig muss er aber auch geeignete Maßnahmen in die Wege geleitet haben, damit das Gemälde zu passender Zeit wieder auftaucht. Das ist nun wohl geschehen. Was soll ich sagen? Irgendwie erinnert mich das Ganze an eine Geschichte mit irgendwelchen Tagebüchern …

Selfie 2                Besonders auffällig ist, dass Handys damals schon Blitz gehabt haben.

PS: Zu guter Letzt erreichte Opas Blog noch ein Selfie von van Gogh.