Public Viewing

Ich weiß, es geht noch schlimmer. Schließlich funktioniert mein Kurzzeitgedächtnis noch ganz gut und ich kann mich an meinen Post aus dem vergangenen Jahr erinnern. Doch das, was sich unser Bundestrainer am Samstag zu später Stunde in der zweiten Halbzeit des Fußball-Länderspiels gegen Gibraltar geleistet hat, war auch nicht von schlechten Eltern. Deutschland hatte gerade sein 4. Tor geschossen, die Uhr zeigte die 57. Minute an und die Fernsehkamera schwenkte auf einen Jogi Löw, der sich vor den Augen von 7.464 Zuschauern im Stadion und 9,51 Millionen vor dem Fernseher – bitte jetzt festhalten – mit einer Nagelfeile die Nägel feilte und saubermachte – ganz nach dem Motto: “Wenn Du denkst du bist allein, mach dir deine Nägel rein!” Es dauerte auch nicht lange, da brach  unter dem Hashtag #feile auf Twitter zwar kein Shitstorm los, es ergoss sich aber, was in der Langzeitwirkung vermutlich noch viel schlimmer ist, Spot und Häme über den Bundestrainer. Ein Nutzer wusste zu berichten: “Löw feilt an einer neuen Taktik”, ein anderer spekulierte: “Gegen Polen sitzt er dann mit Trockenhaube da…” Und auch das gab es: “Solange er feilt, kann er nicht popeln. Lasst den Löw”, schrieb ein weiterer und brachte damit vermutlich SPIEGEL ONLINE auf die Idee zu der Geschichte Joachim Löw und seine Fingernägel: Der Feiler der Nationalmannschaft, in der ausgesprochen bildreich beschrieben wird, was Löw sonst noch so alles am Spielfeldrand treibt. Was soll ich sagen? Wie gut, dass unsere Enkel um die Uhrzeit schon geschlafen und nicht mehr vor dem Fernseher mit der deutschen Mannschaft mitgefiebert haben. Denn wie bitte schön hätte ich ihnen dieses Public Viewing Löwscher Maniküre erklären sollen?

adagio – andante – allegro

Nur zur Erinnerung: Opa hatte sich für die diesjährige METRO Kochherausforderung beworben und … wurde ausgewählt. Beim Warenkorb, den ich dann zwischenzeitlich abgeholt hatte, zeigte sich ganz deutlich, warum die ganze Veranstaltung Kochherausforderung heißt: Gin, Safran-Honig, Nori-Blätter, Halloumi, Bulgur, Kichererbsen, Zuckerschoten, Chicorée, Spargel, Tomaten und Daikon-Kresse präsentierten sich als Zutaten, die, so die Bedingung, alle zum Einsatz kommen mussten.

Warenkorb

Für das Foto haben Oma und ich die Mengen aus ästhetischen Gründen ein wenig angepasst, in dem Korb bzw. Karton sah das etwas anders aus. Alleine vom Chicorée fanden sich 2,5 Kilogramm, und auch die Kresse war mit acht Schälchen großzügig bemessen. Angesichts dieses Zutaten-Potpourris kam mir der Gin gerade recht. “Ein Schlückchen kann jetzt nicht schaden”, dachte ich so bei mir, wollte den Gin aber nicht gleich so zu mir nehmen. So beschloss ich, den obligatorischen Aperitif mit ein paar Tomaten-Eiswürfeln ein wenig aufzufrischen. Mit den Minzblättern ergibt das ein leicht-bekömmliches Getränk, das auch an heißen Tagen gut verträglich ist und nicht gleich in den Kopf steigt. Dazu passen als Einstimmung auf das bevorstehende sommerliche Genuss-Konzert hervorragend ein paar frittierte und gut gesalzene Kichererbsen sowie rohe Chicorée-Blätter, die man in einem Daikon-Kresse-Pesto dippen kann.

1 Gin-Aperitif mit Tomaten-Eiswürfeln und Minzblättern

1a Dazu: Kichererbsen – Chicorée – Pesto

Hiernach ist es Zeit für die Ouvertüre. Bei diesem herzlichen wie herzhaft-feinen Gruß aus der Küche (Amuse Gueule bzw. Bouche) kommt das Pesto noch einmal zum Einsatz und wird mit Milchschaum so kombiniert, dass ein geschmacklich sehr melodischer Grundton für ein Spargelspitzen-Duett entsteht. Neben der Kresse dient Nori-Konfetti nicht nur als Dekoration, sondern auch als dezenter fischiger Geschmacksimpulsgeber.

2 Herzlicher wie herzhaft-feiner Gruß aus der Küche

Das erste klassische Stück des Genuss-Konzertes besteht dann aus einem vegetarischen Mini-Grill-Teller, für den hauchdünne Halloumi-Steaks, Tomatenscheiben und Zuckerschoten zwei Stunden lang in eine Olivenöl-Knoblauch-Marinade eingelegt, in einer Grillpfanne gegrillt und lediglich mit Salz, Pfeffer und Chili gewürzt werden.

3 Vegetarischer Mini-Grill-Teller

Seinen ersten Auftritt hat hiernach der Ofen, in dem Chicorée-Schiffchen mit Safran-Honig überbacken werden. Nicht mehr und nicht weniger, aber köstlich, wobei die Safran-Fäden lediglich aus optischen Gründen zum Einsatz kommen und geschmacklich nicht zwingend notwendig sind.

4 Überbackene Chicorée-Schiffchen

Um das sich zwangsläufig einstellende Sättigungsgefühl ein wenig zu mildern, bietet sich nun als Zwischenspiel ein Spargel-Sorbet an, das statt mit Champagner oder Prosecco mit Gin-Water (ein Teil Gin, zwei Teile Mineralwasser) aufgegossen wird.

5 Spargel-Sorbet in Gin-Water

Damit ist wieder Luft und Laune für eine breit angelegte Gemüse-Kräuter-Sinfonie, die mit etlichen Aromen-Crescendi von beispielsweise Curry und Kardamom für ein Genusserlebnis der ganz besonderen Art sorgt: adagio – andante – allegro. Oder anders ausgedrückt: Alles, was aus dem Warenkorb irgendwie mit Gemüse und Kräutern zu tun hat, findet sich, teils in üblicher, teils in unüblicher Form, auf dem Teller wieder und bildet den Höhepunkt dieses sommerlichen Genuss-Konzertes – von Bulgur, Kichererbsen, Zuckerschoten, Chicorée, Spargel und Tomaten über Daikon-Kresse bis zu dem, was Opas Gewürzküche und Kräuterturm sonst noch zu bieten hat.

6Eine Gemüse-Kräuter-Sinfonie mit etlichen Aromen-Crescendi: adagio – andante – allegro.

Die Tomatenreste, die beim Halbieren und Entkernen der Tomaten anfallen, können wunderbar für einen Tomatensalat hergenommen werden, der zusammen mit der Daikon-Kresse bestens mit der Gemüse-Kräuter-Sinfonie harmoniert.

6a Tomatensalat mit Daikon-Kresse

Last but not least sollen auch noch die Freunde des Nachtisches auf ihre Kosten kommen: In Safran-Honig karamellisierte Spargel-Tagliatelle werden von in Butter gebräunten Halloumi-Talern begleitet.

7 Spargel-Tagliatelle und Halloumi-Taler

Und da fast jedes Finale mit einem richtigen Paukenschlag aufwartet: Der Gin aus Kanada schmeckt als Digestif gut gekühlt auch pur.

8 Digestif – gut gekühlt und pur

Was soll ich sagen? Diese Partitur eignet sich, wie ganz sicher auch die aller anderen Teilnehmer dieser Kochherausforderung, nicht nur für eine virtuelle Einweihungsparty des neuen METRO Genussblogs, sondern auch für eine reale. Und vielleicht sind die Blog-Betreiber ja so angetan, dass es tatsächlich eine Party gibt. Opa spielt dann gerne im großen Konzert der herausgeforderten Köche mit …

PS: Die einzelnen Partituren dieses Konzertes finden sich wie gewohnt in Opas Kochbuch. Und als ganz besondere Zugabe gibt’s noch ein Making-of.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema Omas Kochkünste.

Da Opa ja bekanntlich so gut wie immer kocht, wussten unsere Enkel bis vor geraumer Zeit überhaupt nicht, wie hervorragend Oma kochen kann: Nicht lekker Strom, sondern lekker Essen müsste es in Anlehnung an ein ursprünglich niederländisches Energie-Unternehmen heißen – immerhin kommt Oma ja auch aus dem Land der Tulpen und Windmühlen. In letzter Zeit jedoch hat Oma immer öfters zum Kochlöffel gegriffen, wenn unsere kleinen Racker bei uns waren. Und dass da vorzugsweise die Lieblingsspeisen unserer kleinen Gäste gekocht wurden, versteht sich von selbst: Spaghetti bolognese, Fleischpflanzerl, Hamburger, Pfannkuchen, Pizza, Flammkuchen, Schinken-Käse-Nudeln und und und. Da ich weiß, wie lecker Oma diese Gerichte zubereitet, kann ich die Jungs durchaus verstehen, dass sie nicht traurig sind, wenn ich mal nicht koche. Und für Oma ist es auch schön, wenn es aus den kleinen Mündern tönt: „Mmh, ist das lecker!“ Was soll ich sagen? Nachdem ich heute sozusagen Oma den Vortritt gelassen habe, geht es morgen wieder um Opas Kochkünste. Immerhin steht noch das Ergebnis der METRO Kochherausforderung 2015 aus. Und ich verspreche sicher nicht zu viel, wenn ich sage: Reinschauen lohnt sich!

Kochen mit Oma          Oma kocht nicht nur sehr gut, man kann in der Küche auch viel von ihr lernen.

Wie der Mensch entstanden ist

Die Theorie der Evolution von Charles Darwin und die Regeln der Vererbung von Gregor Mendel müssen, wenn schon nicht neu geschrieben, so doch in Teilen umgeschrieben werden. Ganz maßgeblich dazu beigetragen hat unser jüngster Enkel, der jüngst zu Oma sagte: “Du, weißt du was? Ich weiß, wie die Menschen entstanden sind!” Oma dachte, jetzt käme die Geschichte mit der Biene. Aber weit gefehlt. Der kleine Mann setzte sich bedeutungsvoll in Pose und begann seine Vorlesung: “Also, erst waren da so kleine Dinger im Wasser, aus denen wurden Fische. Die hatten dann aber irgendwann keine Lust mehr, im Meer herumzuschwirren, und sind an Land gekrabbelt. Dort wurden sie irgendwann zu Affen. Und aus dem Affen, der auf den höchsten Baum klettern konnte, ist schließlich der Mensch geworden.” “Puh”, dachte Oma und fragte: “Woher weißt du das denn? Aus dem Kindergarten?” “Nein, hat Papa erzählt”, entgegnete er, woraufhin Oma wissen wollte, ob er dies aus einem Buch vorgelesen habe. “Nein, das hat er einfach so erzählt”, gab der Kurze von sich und schien ziemlich zufrieden mit seinen Ausführungen. Als wir später unseren Schwiegersohn fragten, was um Himmels willen er da seinem Sohn erzählt habe, konnte der sich an die Variante mit dem Affen im Baum nicht erinnern. Was soll ich sagen? Kinderlogik, aber wenn man an das Verhalten von manchen Menschen denkt …

Fräulein für starke Frauen

Mit den Liebesbriefen von Oma und Opa ist auch ein Begriff wieder zum Vorschein gekommen, den ich schon fast verdrängt hatte: Fräulein. Denn verwendet wird das Wort als Anrede in Deutschland nicht mehr, ganz anders als in Frankreich, wo Mademoiselle sogar zuweilen als Kompliment aufgefasst wird, weil es jugendliches Aussehen assoziiert. Bei uns hingegen würden es sich die meisten Frauen wohl verbitten, als Fräulein angesprochen zu werden. Selbst in der Gastronomie hört man das Wort kaum noch, wenn weibliche Bedienungen gerufen werden. Gelegentlich wird es jedoch noch gebraucht, wenn es darum geht, eine Frau augenzwinkernd ab- oder aufzuwerten: So ein Fräulein oder Unser Fräulein für alles. Wie dem auch sei, die Frauenbewegung hat es geschafft, dass die Verwendung des Wortes Fräulein in ganz Deutschland der Vergangenheit angehört. Ganz Deutschland? Nein, ein von unbeugsamen Frauen (und Männern) betriebenes Magazin nennt sich doch tatsächlich Fräulein. Was soll ich sagen? Ich dieses Mal nichts, vielmehr lasse ich Fräulein zu Wort kommen, das über sich selbst sagt: „Fräulein spricht für starke und selbstbewusste Frauen, die mitten im Leben stehen, verzaubern und niemals langweilig werden. Intelligente, stilvolle und erfahrene Frauen, die wissen, was sie wollen und Wert auf feine Unterschiede legen.“

Von wegen hier geht die Post ab

Bei der Post wird gestreikt, mittlerweile unbefristet. Mein heutiger Post ist davon glücklicherweise nicht betroffen. Auch nicht der von morgen und übermorgen. Dabei kommt das Wort Post von to post. Das ist Englisch und heißt so viel wie mit der Post verschicken. Aber eben nur virtuell. Das hat, wie man sieht, in diesem Fall Vorteile. Das ist nicht immer so. Ein virtuelles Essen beispielsweise macht nicht wirklich satt. Aber bleiben wir bei der Post. Die bietet seit geraumer Zeit auch E-Post an: „Meine ganz Post – immer und überall dabei“, lautet das Motto. Also habe ich mich registriert. Doch von wegen „Briefpost mobil empfangen“. Die Briefe, auf die ich warte, habe ich dort auch nicht gefunden. Aber so ist das mit werblichen Botschaften. Da wird halt immer ein bisschen geflunkert. Und überhaupt ist das mit der elektronischen Post so eine Sache. Auf die Freude, mal wieder eine Briefmarke zu entdecken, die nicht abgestempelt wurde, kann man lange, um nicht zu sagen vergeblich warten. Auch elektronische Liebesbriefe haben nicht den Charme von Briefen aus Papier, das nach dem Parfüm der Liebsten riecht und einen Kussmund mit echtem Lippenstift enthält. Ach, das waren noch Zeiten, als Opa und Oma sich Liebesbriefe geschrieben haben. Aber das ist schon lange her. Was soll ich sagen? So langsam schwant mir, was ältere Menschen mit dem Satz meinen: Früher war alles besser.

PS: Schon Karl Valentin wusste es: Die Zukunft war früher auch besser!

LiebesbriefeLiebesbriefe von Oma und Opa aus einer fernen Zeit, als Oma noch Fräulein war.

Letzte Chance für Raif Badawi

Es muss sein. Das Thema passt zwar gar nicht so in Opas heile Welt, aber unkommentiert will ich das nun wohl besiegelte Schicksal von Raif Badawi nicht stehen lassen. Denn der oberste Gerichtshof von Saudi Arabien hat das Urteil gegen den seit 2012 inhaftierten Blogger bestätigt. Und die Entscheidung ist unwiderruflich. Nach den 50 Peitschenhieben, die er im Januar bereits hat über sich ergehen lassen müssen und die ich hier in meinem Blog schon verurteilt habe, drohen ihm nun weitere 950 Stockhiebe und zehn Jahre Gefängnis – von den 240.000 Euro Strafzahlung einmal abgesehen. Das, was Badawi vorgeworfen wird, ist, dass er im Internet unter anderem den Säkularismus gerühmt und Kritik an Saudi-Arabien geübt hat. Was soll ich sagen? Wenn ein Mats Hummels, der beliebte deutsche Fußball-Nationalspieler, einen Shitstorm im Netz auslösen kann, nur weil er seine Teilnahme an den ziemlich belanglosen Länderspielen gegen die USA und gegen Gibraltar verletzungsbedingt abgesagt und aus dem Urlaub ein Foto von sich gepostet hat, dann sollte es doch möglich sein, jetzt einen Shitstorm gegen Saudi Arabien zu entfachen, ein Land, das permanent gegen die Menschenrechte verstößt und wie im Fall von Raif Badawi Folter auch noch gerichtlich sanktioniert. Wenn schon nicht die Mächtigen dieser Welt, die sich gerade eben in Deutschland auf dem G-7-Gipfel getroffen haben, gegen Saudi Arabien vorgehen und die Einhaltung der Menschenrechte anmahnen, dann müssen eben wir Machtlosen etwas tun. Auch wenn ich nicht immer ein Freund dieses Empörungsmechanismus bin, aber in diesem Fall wäre solch ein Shitstorm mehr als gerechtfertigt.

Ein Mann, ein Wort …

Unsere beiden Enkel waren letzte Woche mit ihrem Kindergarten auf Gruppenfahrt, jeder mit seiner Gruppe. Und das nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Woche lang. Vor diesem Hintergrund bin ich mir nicht sicher, wem der Abschied schwerer gefallen ist – den Kindern oder den Eltern? Denn die Kleinen haben sicherlich noch nicht das Zeitgefühl, mit dem sie einschätzen können, wie lang so eine Woche tatsächlich dauert. Wie dem auch sei, die Mütter und Väter haben ihre beiden Buben ganz sicher vermisst, die bei ihrer Rückkehr dann ihrem männlichen Ruf als etwas wortkarge Gesellen voll und ganz gerecht geworden sind. Denn als wir sie nacheinander am Telefon hatten und fragten, wie es denn gewesen sei, kamen die Antworten wie aus der Pistole geschossen kurz und bündig: “Gut!” Was soll ich sagen? Bei Mädchen wäre der Erlebnisbericht sicherlich etwas umfangreicher ausgefallen. Aber wie heißt es doch: Ein Mann, ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch!

Eine echte Herausforderung

Jetzt hab’ ich den Salat, wobei Salat vielleicht doch nicht der richtige Ausdruck ist. Jedenfalls habe ich den Warenkorb, den mir die METRO für die Kochherausforderung zusammen- und zur Verfügung gestellt hat, inzwischen abgeholt. Der Blick hinein war allerdings, ja, wie soll ich sagen … ernüchternd stimmt nämlich auch nicht, wenn einen da als erstes eine Flasche 43,1-prozentiger Premium-Gin aus Kanada anlacht. Versüßt wurde mein Blick dann ein wenig durch den Safran-Honig, der sich zwischen Nori-Blättern, Halloumi und Bulgur versteckt hatte. Doch viel süßer wurde es nicht, auch nicht durch die Zuckerschoten, die einen bunten Gemüsereigen eröffneten in Form von 2,5 Kilogramm Chicorée, einem guten Kilogramm Spargel sowie 1,5 Kilogramm verschiedenartige und vielfarbige Tomaten. Ein flüchtiges Lächeln huschte dann bei den Kichererbsen über mein Gesicht, das beim Anblick von acht Schälchen Daikon-Kresse wieder ziemlich ratlos ausgesehen haben muss. Was soll ich sagen? Also, daraus ein vernünftiges Menü, sprich leckeres Essen zu machen, ist eine echte Herausforderung.

WarenkorbEin bunter Warenkorb, aus dem jetzt noch ein vernünftiges Menü gekocht werden muss.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema Menükarte.

Menükarten haben sich im Laufe der Zeit ebenso verändert wie die Küche, die immer neue Gerichte zu Tage fördert. War es früher üblich, die einzelnen Gänge so zu beschreiben, dass man am Ende schon wieder vergessen hatte, was es am Anfang gab, ist mittlerweile eine wohltuende Nüchternheit eingekehrt. Und so, wie es in der Gastronomie gegangen ist, hat sich das Ganze auch bei Opa verändert, wenn er Gäste empfängt. Als Beispiel kann man getrost unser letztes Essen nehmen, zu dem Oma und Opa eingeladen haben. Früher hätte da auf der Menükarte gestanden: Wachtelspiegelei auf Pellkartoffel an in Crème fraîche gebettetem Kaviar, Bratwurst-Allerlei an Kartoffelbruch mit Oregano-Kohlrabi, Cherry-Tomaten und Kardamom-Apfelkompott sowie Geeiste Him- und Heidelbeeren auf Vanilleeis im Blätterteig- und Minze-Mantel. Jetzt stand da einfach nur: Slow Fastfood-Menü, Spiegelei, Bratwurst und Hamburger. Was soll ich sagen? Hauptsache es schmeckt. Und das hat es …

MenükarteMenükarten heute: Schlicht und ergreifend.