Die Schlagzeilen am “Internationalen Tag der Familie” sind ja alles andere als erbaulich gewesen. Wer bei Google News den Suchbegriff “Familie” eingegeben hat, erhielt am Nachmittag – sozusagen als Tageszusammenfassung – als Erstes die Meldung von STERN.DE: “Brustamputation von Angelina Jolie: Leiden im Namen der Familie”. Platz zwei belegte das Handelsblatt: “Sinkende Geburtenraten: Immer weniger Deutsche leben als Familie”. Während Süddeutsche.de sich mit demselben Thema beschäftigte, griff die Frankfurter Rundschau eine weitere Theater-Komödie über die Familie Opel auf, bei der es um “Raketen-Fritz”, Adam Opels so verwegenen wie genialen Enkel geht. FOCUS Online belegte in der Familien-Hitparade Platz fünf und titelte: “Gegen Reiseübelkeit: Vor der Fahrt etwas essen”. Bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurde auf dem nächsten Platz unter der Überschrift “Eine schrecklich eindrucksvolle Familie” “ein fieses Schicksal, das allen Vorstellungen einer glaubhaften Geschichte widerspricht und dafür umso anmutiger erzählt wird”, beschrieben und auf den Satz zugespitzt: “In der neuen Serie ,Hit & Miss’ ist die großartige Chloë Sevigny Mutter und Killerin zugleich.” Auf Platz sieben ließ FOCUS Online wissen: “Glatte Lebensmittel wie Nüsse oder Oliven sind nichts für Kinder”. Danach berichtete DIE WELT: “Die meisten Brandenburger leben nicht in einer Familie”. Auf Platz neun meldete sich der Deutsche Bundestag zu Wort und ließ die Vorsitzende der Kinderkommission sagen: “Was Familien heutzutage neben Geld oder Infrastruktur am meisten fehlt, ist Zeit.” Die TOP TEN rundete freiewelt.net mit der Schlagzeile ab: “Forum Familie 2013 in Berlin ein voller Erfolg”. Was soll ich sagen? Auch wenn es nur eine Momentaufnahme war: Ganz schön erbärmlich, wenn es da nichts anderes zu berichten gab.
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Ein großes Fest
Oma und ich waren bei Freunden zur Konfirmation deren Tochter eingeladen. Ein großes Fest. Ging es für das Mädchen doch um nichts Geringes als die persönliche Bestätigung der Taufe – verbunden mit dem Abschluss des kirchlichen Unterrichtes und der Zulassung zum Abendmahl. Die Großeltern waren von weit her angereist, Paten und Freunde gekommen. Viele Geschenke gab es. Wie gesagt, ein großes Fest. Am Tag selbst sind sich die Beteiligten in aller Regel der ganzen Tragweite dessen, was da passiert (ist), gar nicht bewusst. Beim Konfirmanden ist das nicht erstaunlich, weil er bzw. sie ja im Normalfall noch relativ jung ist. Die Gäste wissen zwar, was der Tag bedeutet, sind aber erst einmal mit Essen und Trinken beschäftigt. Und die Eltern? Nun ja, die wissen im Grunde auch worum es geht, haben aber vorrangig mit der Organisation des Festes zu tun und diesbezüglich erst einmal andere Sorgen. Was soll ich sagen? Für die Eltern kommt die Erkenntnis allerdings schneller, als ihnen lieb ist. Spätestens beim nächsten Mal, wenn die Tochter ausgehen und später nach Hause kommen möchte, wird sie ihnen die wohl (zumindest für sie) wichtigste Bedeutung der Konfirmation vor Augen führen und sagen: “Ich bin jetzt erwachsen.” Und kirchenrechtlich gesehen hat sie recht.
Ein Großelterntag muss her
Es gibt Gedenktage für alles und jeden. Dass es einen Tag des deutschen Apfels (11. Januar) und einen Tag der gesunden Ernährung (7. März) gibt, ist sicherlich sinnvoll. Auch der Tag des deutschen Butterbrotes (letzter Freitag im September) mag ja noch angehen. Bedenklich mutet aber schon der Internationale Weltkiffertag (20. April) an. Zumindest nicht aufregen muss man sich über den Pi-Tag (14. März), den die Freunde der Zahl Pi ins Leben gerufen haben. Und sicher hat auch niemand etwas gegen den Weltdufttag (27. Juni), denn wer mag es schon, wenn es stinkt. Mittlerweile selbstverständlich sind ganz sicher Muttertag (2. Sontag im Mai) und Vatertag (Christihimmelfahrt). Völlig unverständlich aber ist, dass es nach wie vor keinen Großelterntag gibt. Zwar wird in der christlichen Welt am Annentag (26. Juli) der Mutter der Gottesmutter Maria, also der Großmutter Jesu, gedacht. Und irgendwie hat man dann neben Anna auch noch Joachim, ihren Mann, in das Gedenken miteinbezogen, so dass der 26. Juli als Gedenktag der Großeltern Jesu in der Welt war. Darauf haben sich dann das Institut für neue soziale Antworten (INSA) und in dessen Gefolge der Verband kinderreicher Familien Deutschlands (KFRD) gestürzt und diesen Tag als Großelterntag ausgerufen bzw. gefordert. Der Erfolg war ebenso ernüchternd wie der der Kasseler Lebensabendbewegung, die am ersten Mittwoch im April den Tag der älteren Generation proklamierte. Was soll ich sagen? Mit Hilfe der Freunde von Opas Blog muss jetzt ein Großelterntag her – und zwar länderübergreifend für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dafür bietet sich jeweils der Sonntag an, der am nächsten am 26. Juli liegt. 2013 wäre das der 28. Juli. Wer diese Forderung unterstützen will, schickt einfach eine E-Mail mit “Großelterntag: Ja” im Betreff an grosselterntag@opas-blog.de. Es wäre doch gelacht, wenn wir wir das bis zum 28. Juli nicht hinbekämen.
PS: Die E-Mail-Adresse mit dem Anliegen an möglichst viele Freunde weiterleiten. Kommentare und “Gefällt mir”-Bekenntnisse sind natürlich auch willkommen. Und das Ganze läuft selbstverständlich zusätzlich als Blogparade. Alle, die die Forderung nach einem Großelterntag unterstützen möchten, sind herzlich eingeladen, auf ihrem Blog bis zum 27. Juli einen entsprechenden Beitrag zu verfassen und ihn hierher zu verlinken. Über den weiteren Gang der Dinge werde ich regelmäßig berichten.
“Oma, bitte hilf’ mir”
Unser zweijähriger Enkel liebt Eier. Und das in fast jeder Art der Zubereitung. Favorit Nummer eins ist aber ganz eindeutig das Drei-Minuten-Frühstücksei. Das kann er auch schon ganz alleine essen, ohne jede Hilfe. Voraussetzung ist allerdings, dass das Ei auch drei Minuten gekocht hat. Wenn aber, was ja schon mal vorkommen kann, aus den drei Minuten vier oder fünf geworden sind, ist das mit dem selbständigen Essens so eine Sache. Da kann es durchaus unüberwindbare Schwierigkeiten geben, an das Gelbe vom Ei heranzukommen. Bei einer seiner jüngsten Visiten war es denn auch so, dass Oma die Eier ein wenig zu lange im Topf gelassen hatte und sie doch recht hart geworden waren. Für sie war das nicht so schlimm, sie mag sie sowieso lieber etwas zu hart als zu weich. Der Kleine aber hatte seine liebe Not. Irgendwie wollte das Ei nicht auf den Löffel. Voller Verzweiflung wanderte sein Blick rund um den Tisch, ob nicht vielleicht einer der Erwachsenen etwas von seiner Notlage mitbekommen hatte. Aber nein. Alle waren in Gespräche vertieft. Da nahm er Oma ins Visier und setzte einen Blick auf, der, ohne auch nur ein Wort zu sagen, über den Tisch flehte: “Oma, bitte hilf’ mir.” Was soll ich sagen? Omas müssen eine telepathische Antenne haben. Die Unsere jedenfalls reagierte sofort.
Lang lebe d(ies)er König
Die Niederlande haben einen neuen König. Selbst für eingefleischte Demokraten und überzeugte Republikaner hatte die Amtseinführung von Willem-Alexander etwas Bewegendes. Da ging im Hause Oranje würdevoll ein Generationswechsel vonstatten, der vielen Familien als Vorbild dienen könnte. Die in alle Welt übertragenen Fernsehbilder haben eine sichtbar erleichterte Oma, eine auf ihren Mann merklich stolze Ehefrau sowie einen auf das Wohl seiner Kinder bedachten Vater und an seine Mutter respektvoll denkenden Sohn gezeigt. Um es noch präziser zu sagen: Beatrix, die nach 33 Jahren Regentschaft die Bürde ihres Amtes abgelegt hatte, kümmerte sich liebevoll um ihre Enkeltöchter. Máxima, immerhin jetzt Königin im Oranje-Reich, strahlte den Stolz einer liebenden Ehefrau aus. Und Willem-Alexander, der nunmehr die Nummer 1 seines Landes ist, hatte schon vorher kundgetan, seine Kinder, insbesondere seine älteste Tochter Kronprinzessin Amalia, soweit überhaupt machbar, vor der neugierigen (Medien-)Öffent-lichkeit zu schützen und ihnen eine normale Jugend zu ermöglichen. Dass er zudem noch in diesem wohl wichtigsten Moment seines Lebens auch die Verdienste von Beatrix sowohl als Königin als auch als Mutter in seiner Antrittsrede anerkennend ansprach, war bemerkenswert und bescherte ihr noch einmal eine große Bühne. Auch bei uns in der Familie war dieses Ereignis Thema. “Warum geht die alte (Königin)”, wollte unser Ältester im Vorfeld wissen. Was soll ich sagen? Weil sie offenbar ein besseres Gespür für den richtigen Moment hat(te) als ihre Kollegin in London. So heißt es eben zunächst einmal nur bei unseren Nachbarn: Lang lebe d(ies)er König.
“Opa ‘mal”
Kinder haben eine Vorstellungskraft, die wir Erwachsenen im Laufe unseres Reifeprozesses wahrscheinlich schon relativ früh verloren haben. Die Phantasie der Kleinen ist dabei so verblüffend wie einfach, so dass wir zuweilen Schwierigkeiten haben, ihr zu folgen. Als unsere Enkel jüngst wieder einmal bei uns waren, haben diese sich in unserer offenen Küche hinter einer Anrichte versteckt. Opa wurde daraufhin von Oma aufgefordert, nunmehr die Beiden zu suchen. Ich faselte etwas von Schlafzimmer, in dem ich zunächst einmal nachschauen wollte, und schlich mich langsam und leise an die zwei Buben heran, die mich aus ihrer Position nicht sehen konnten. Mit lautem Löwengebrüll sprang ich dann um die Ecke, was wiederum zu lautem und begeistertem Kindergebrüll führte. “Opa ‘mal”, juchzte der ganz Kleine vor Freude, was im Klartext bedeutete, ich solle das Spektakel doch bitte wiederholen. Das tat ich natürlich – und zwar vollkommen identisch. Was wiederum zu der Bitte führte: “Opa ‘mal.” Was soll ich sagen? Das Ganze wiederholte sich unzählige Male, mit immer wachsender Begeisterung bei den Kindern. Und die konnten sich jedes Mal aufs Neue vorstellen, dass ich zunächst ins Schlafzimmer gehen würde, und sich dann zu Tode erschrecken. Da kann man richtig neidisch werden.
Ein echtes Luxus-Kind
Unser jüngster Enkel ist, wie seine Tante es formuliert, ein echtes Luxus-Kind. In der letzten Zeit hat er ein ums andere Mal bei Oma und Opa übernachtet, was immer völlig problemlos war. Unsere Jüngste lieferte ihn ab, wurde ohne jede Träne verabschiedet und war, spätestens wenn Oma mit ihm im Spielzimmer verschwand, zwar nicht vergessen, aber doch aus (den Augen, aus) dem Sinn. Abendbrot, waschen und Zähne putzen, ins Bett gehen, nicht eine Szene hat es gegeben. Auch das Einschlafen passierte zumeist in Rekordgeschwindigkeit. Aber all das ist es nicht, was dieses Luxus-Kind ausmacht. Das ergibt sich erst dann, wenn der Kleine eingeschlafen ist. Oma und Opa können dann etwas fernsehen oder vielleicht über das eine oder andere in Ruhe reden, gar noch ein Gläschen Wein trinken und schließlich ganz geruhsam schlafen gehen. Das tolle dabei ist, wir können bis zum nächsten Morgen durchschlafen. In aller Regel bis sieben Uhr. Als Zugabe gibt’s noch eine Stunde kuscheln und schmusen oben drauf. Was soll ich sagen? Wenn das kein Luxus ist.
Des anderen Opas iPad
Gehören Sie zu den Menschen, die millionenfach diesen Film auf Youtube oder sonst wo angeklickt haben? Wenn nicht, muss erst einmal die Beschreibung reichen. Also: Tochter und Vater stehen in der Küche. Sie schneidet im Vordergrund Kartoffeln in einen Topf. Er hackt im Hintergrund offenbar Kräuter. Dabei entwickelt sich folgender Dialog. “Sag mal Papa, ich hab’ dich noch gar nicht gefragt: Wie kommst du eigentlich mit dem neuen iPad zurecht, das wir Dir zum Geburtstag geschenkt haben?” – “Gut.” – “Und mit den ganzen Apps kommst Du klar?” – “Was denn für Apps? Geh’ mal ein Stück zur Seite.” Als der Vater an den Topf will, macht die Tochter bereitwillig Platz. Der Vater, der aufgrund seines Alters ganz sicher Opa ist, hält sein Schneidebrett über den Topf und streicht unter den entsetzten Blicken seiner Tochter die Kräuter in den Topf, klopft mehrfach mit dem Messer auf das Brett, geht zur Spüle, hält das Teil von beiden Seiten unter Wasser und stellt es in die Spülmaschine. Spätestens an dieser Stelle ist auch dem letzten Betrachter klar geworden, dass das gerade kein Schneidebrett, sondern ein iPad war. Den mittlerweile völlig entgeisterten Blick seiner Tochter quittiert er im wahrsten Sinne des Wortes harm- und arglos mit der Frage: “Was ist?” Was soll ich sagen? Der Sketch von Martina Hill als Knallerfrau ist klasse. Aber so doof sind wir Opas dann doch nicht.
Solange du deine Füße …
Jeder kann sich vermutlich an diesen blöden Spruch seiner Eltern erinnern, den man eigentlich nie hören wollte: “Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst …” Weil meine Töchter diesen Spruch auch nicht hören konnten, vermeiden sie ihn heute, verwenden ihn dann allerdings doch, wenn auch leicht abgewandelt: “Das ist unsere Wohnung, da dürfen wir bestimmen”, heißt das dann und bedeutet letztlich nichts anderes. Aber bitte. Bestimmen spielt bei Kindern offensichtlich eine ganz große Rolle, egal in welchem Alter. In dieser wohl in jeder Generation stattfindenden Auseinandersetzung haben jetzt meine älteste Tochter und ihr Mann eine herbe Niederlage einstecken müssen. Auf eben den oben zitierten, abgewandelten Satz konterte ihr Filius ganz trocken: “Ich habe das ganze Haus gekauft.” Die ziemlich verdutzten Eltern wollten nun wissen: “Ja, wo denn?” Sie werden es jetzt nicht glauben, aber die Antwort lautete: “Bei Rei(s)chelt.” Was soll ich sagen? Das passt zu der Berliner Supermarktkette, wie die Faust aufs Auge. Lautet doch der aktueller Slogan des Lebensmittelhändlers: Reichelt – ein Stück Berlin! Ein starkes, möchte man da hinzufügen.
Generationenvielfalt at its best
Meine Töchter werden mir irgendwann einmal dankbar sein. All die kleinen und großen Geschichten, die ich hier in Bezug auf ihre Kinder bzw. meine Enkel aufschreibe und kommentiere, werden später wie ein Tagebuch wirken. In einigen Jahren werden die Beiden vieles vergessen haben, was ihre Kinder gesagt oder getan haben. Der Alltag frisst eben die Gegenwart auf. Und so werden die Inhalte dieses Blogs mehr noch sein als ein Tagebuch: Ein Kaleidoskop mit den Höhepunkte und prägnantesten Erlebnissen – eingebettet in die Zeit, in der sie sich ereignet haben. Und Oma hat noch ein weiteres Schmankerl beizusteuern. Sie hat in jungen Jahren, den einen oder andern Klops unserer Kinder festgehalten und aufgeschrieben. Diese Aufzeichnungen hat sie nun wiedergefunden, so dass wir sie künftig in diesem Blog mit einarbeiten können. Was soll ich sagen? Das ist Generationenvielfalt at its best.