“Opa ‘mal”

Kinder haben eine Vorstellungskraft, die wir Erwachsenen im Laufe unseres Reifeprozesses wahrscheinlich schon relativ früh verloren haben. Die Phantasie der Kleinen ist dabei so verblüffend wie einfach, so dass wir zuweilen Schwierigkeiten haben, ihr zu folgen. Als unsere Enkel jüngst wieder einmal bei uns waren, haben diese sich in unserer offenen Küche hinter einer Anrichte versteckt. Opa wurde daraufhin von Oma aufgefordert, nunmehr die Beiden zu suchen. Ich faselte etwas von Schlafzimmer, in dem ich zunächst einmal nachschauen wollte, und schlich mich langsam und leise an die zwei Buben heran, die mich aus ihrer Position nicht sehen konnten. Mit lautem Löwengebrüll sprang ich dann um die Ecke, was wiederum zu lautem und begeistertem Kindergebrüll führte. “Opa ‘mal”, juchzte der ganz Kleine vor Freude, was im Klartext bedeutete, ich solle das Spektakel doch bitte wiederholen. Das tat ich natürlich – und zwar vollkommen identisch. Was wiederum zu der Bitte führte: “Opa ‘mal.” Was soll ich sagen? Das Ganze wiederholte sich unzählige Male, mit immer wachsender Begeisterung bei den Kindern. Und die konnten sich jedes Mal aufs Neue vorstellen, dass ich zunächst ins Schlafzimmer gehen würde, und sich dann zu Tode erschrecken. Da kann man richtig neidisch werden.

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