Von wegen hier geht die Post ab

Bei der Post wird gestreikt, mittlerweile unbefristet. Mein heutiger Post ist davon glücklicherweise nicht betroffen. Auch nicht der von morgen und übermorgen. Dabei kommt das Wort Post von to post. Das ist Englisch und heißt so viel wie mit der Post verschicken. Aber eben nur virtuell. Das hat, wie man sieht, in diesem Fall Vorteile. Das ist nicht immer so. Ein virtuelles Essen beispielsweise macht nicht wirklich satt. Aber bleiben wir bei der Post. Die bietet seit geraumer Zeit auch E-Post an: „Meine ganz Post – immer und überall dabei“, lautet das Motto. Also habe ich mich registriert. Doch von wegen „Briefpost mobil empfangen“. Die Briefe, auf die ich warte, habe ich dort auch nicht gefunden. Aber so ist das mit werblichen Botschaften. Da wird halt immer ein bisschen geflunkert. Und überhaupt ist das mit der elektronischen Post so eine Sache. Auf die Freude, mal wieder eine Briefmarke zu entdecken, die nicht abgestempelt wurde, kann man lange, um nicht zu sagen vergeblich warten. Auch elektronische Liebesbriefe haben nicht den Charme von Briefen aus Papier, das nach dem Parfüm der Liebsten riecht und einen Kussmund mit echtem Lippenstift enthält. Ach, das waren noch Zeiten, als Opa und Oma sich Liebesbriefe geschrieben haben. Aber das ist schon lange her. Was soll ich sagen? So langsam schwant mir, was ältere Menschen mit dem Satz meinen: Früher war alles besser.

PS: Schon Karl Valentin wusste es: Die Zukunft war früher auch besser!

LiebesbriefeLiebesbriefe von Oma und Opa aus einer fernen Zeit, als Oma noch Fräulein war.

Letzte Chance für Raif Badawi

Es muss sein. Das Thema passt zwar gar nicht so in Opas heile Welt, aber unkommentiert will ich das nun wohl besiegelte Schicksal von Raif Badawi nicht stehen lassen. Denn der oberste Gerichtshof von Saudi Arabien hat das Urteil gegen den seit 2012 inhaftierten Blogger bestätigt. Und die Entscheidung ist unwiderruflich. Nach den 50 Peitschenhieben, die er im Januar bereits hat über sich ergehen lassen müssen und die ich hier in meinem Blog schon verurteilt habe, drohen ihm nun weitere 950 Stockhiebe und zehn Jahre Gefängnis – von den 240.000 Euro Strafzahlung einmal abgesehen. Das, was Badawi vorgeworfen wird, ist, dass er im Internet unter anderem den Säkularismus gerühmt und Kritik an Saudi-Arabien geübt hat. Was soll ich sagen? Wenn ein Mats Hummels, der beliebte deutsche Fußball-Nationalspieler, einen Shitstorm im Netz auslösen kann, nur weil er seine Teilnahme an den ziemlich belanglosen Länderspielen gegen die USA und gegen Gibraltar verletzungsbedingt abgesagt und aus dem Urlaub ein Foto von sich gepostet hat, dann sollte es doch möglich sein, jetzt einen Shitstorm gegen Saudi Arabien zu entfachen, ein Land, das permanent gegen die Menschenrechte verstößt und wie im Fall von Raif Badawi Folter auch noch gerichtlich sanktioniert. Wenn schon nicht die Mächtigen dieser Welt, die sich gerade eben in Deutschland auf dem G-7-Gipfel getroffen haben, gegen Saudi Arabien vorgehen und die Einhaltung der Menschenrechte anmahnen, dann müssen eben wir Machtlosen etwas tun. Auch wenn ich nicht immer ein Freund dieses Empörungsmechanismus bin, aber in diesem Fall wäre solch ein Shitstorm mehr als gerechtfertigt.

Ein Mann, ein Wort …

Unsere beiden Enkel waren letzte Woche mit ihrem Kindergarten auf Gruppenfahrt, jeder mit seiner Gruppe. Und das nicht nur einen Tag, sondern eine ganze Woche lang. Vor diesem Hintergrund bin ich mir nicht sicher, wem der Abschied schwerer gefallen ist – den Kindern oder den Eltern? Denn die Kleinen haben sicherlich noch nicht das Zeitgefühl, mit dem sie einschätzen können, wie lang so eine Woche tatsächlich dauert. Wie dem auch sei, die Mütter und Väter haben ihre beiden Buben ganz sicher vermisst, die bei ihrer Rückkehr dann ihrem männlichen Ruf als etwas wortkarge Gesellen voll und ganz gerecht geworden sind. Denn als wir sie nacheinander am Telefon hatten und fragten, wie es denn gewesen sei, kamen die Antworten wie aus der Pistole geschossen kurz und bündig: “Gut!” Was soll ich sagen? Bei Mädchen wäre der Erlebnisbericht sicherlich etwas umfangreicher ausgefallen. Aber wie heißt es doch: Ein Mann, ein Wort – eine Frau, ein Wörterbuch!

Eine echte Herausforderung

Jetzt hab’ ich den Salat, wobei Salat vielleicht doch nicht der richtige Ausdruck ist. Jedenfalls habe ich den Warenkorb, den mir die METRO für die Kochherausforderung zusammen- und zur Verfügung gestellt hat, inzwischen abgeholt. Der Blick hinein war allerdings, ja, wie soll ich sagen … ernüchternd stimmt nämlich auch nicht, wenn einen da als erstes eine Flasche 43,1-prozentiger Premium-Gin aus Kanada anlacht. Versüßt wurde mein Blick dann ein wenig durch den Safran-Honig, der sich zwischen Nori-Blättern, Halloumi und Bulgur versteckt hatte. Doch viel süßer wurde es nicht, auch nicht durch die Zuckerschoten, die einen bunten Gemüsereigen eröffneten in Form von 2,5 Kilogramm Chicorée, einem guten Kilogramm Spargel sowie 1,5 Kilogramm verschiedenartige und vielfarbige Tomaten. Ein flüchtiges Lächeln huschte dann bei den Kichererbsen über mein Gesicht, das beim Anblick von acht Schälchen Daikon-Kresse wieder ziemlich ratlos ausgesehen haben muss. Was soll ich sagen? Also, daraus ein vernünftiges Menü, sprich leckeres Essen zu machen, ist eine echte Herausforderung.

WarenkorbEin bunter Warenkorb, aus dem jetzt noch ein vernünftiges Menü gekocht werden muss.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema Menükarte.

Menükarten haben sich im Laufe der Zeit ebenso verändert wie die Küche, die immer neue Gerichte zu Tage fördert. War es früher üblich, die einzelnen Gänge so zu beschreiben, dass man am Ende schon wieder vergessen hatte, was es am Anfang gab, ist mittlerweile eine wohltuende Nüchternheit eingekehrt. Und so, wie es in der Gastronomie gegangen ist, hat sich das Ganze auch bei Opa verändert, wenn er Gäste empfängt. Als Beispiel kann man getrost unser letztes Essen nehmen, zu dem Oma und Opa eingeladen haben. Früher hätte da auf der Menükarte gestanden: Wachtelspiegelei auf Pellkartoffel an in Crème fraîche gebettetem Kaviar, Bratwurst-Allerlei an Kartoffelbruch mit Oregano-Kohlrabi, Cherry-Tomaten und Kardamom-Apfelkompott sowie Geeiste Him- und Heidelbeeren auf Vanilleeis im Blätterteig- und Minze-Mantel. Jetzt stand da einfach nur: Slow Fastfood-Menü, Spiegelei, Bratwurst und Hamburger. Was soll ich sagen? Hauptsache es schmeckt. Und das hat es …

MenükarteMenükarten heute: Schlicht und ergreifend.

24.000 Regenwürmer

Dass sich unser Garten in der Vogelwelt wieder ausgesprochener Beliebtheit erfreut, liegt, wie Opa jetzt herausgefunden hat, wohl nicht an unseren Findlingen. Vielmehr dürften es die rund 24.000 Regenwürmer sein, die sich über 60 Kilometer lange Regenwurmtrassen unter unserem Garten bewegen und im Jahr immerhin – legt man die Berechnungen von Charles Darwin zugrunde – zirka 25 Kilogramm Erde an die Oberfläche befördern. Bei so viel Bewegung werden natürlich Amsel, Drossel, Fink und Co. neugierig bzw. hungrig und schnappen gerne auch mal zu. Was soll ich sagen? Guten Appetit und wohl bekomms!

IMG_1389Diese Amsel hat sich in unserem Garten bereits ganz gut durchgefuttert.

“Wo ist das Blatt?”

Superhelden helfen immer und überall. Also wollte unser jüngster Enkel, der ja auch bei uns hin und wieder als Superheld auftritt, neulich mit Oma Rettungshelfer spielen. Als in der Folge im Spielzimmer eine ziemlich üble Auto-Karambolage stattgefunden hatte, eilten die beiden schnell zur Unfallstelle, um die Autoinsassen zu retten. Als der kleine Mann ganz hektisch rief: “Wo ist das Blatt? Wo ist das Blatt””, wusste Oma zunächst gar nicht, was er meinte, erinnerte sich dann aber, dass Opa ihm im Auto mal erklärt hatte, was es mit dem Blatt auf sich hat, das unter der Sonnenblende hervorschaut. Dabei handelt es sich nämlich um eine Rettungskarte, die mittlerweile von fast jedem Fahrzeughersteller angeboten wird und ganz bequem z.B. auf den Webseiten vom ADAC oder der DEKRA herunter geladen werden kann. “Die Rettungskarte ist für uns die wichtigste und schnellste Informationsmöglichkeit im Notfall. Jeder, wirklich jeder sollte sie hinter der Sonnenblende auf der Fahrerseite stecken haben“, so ein Feuerwehrmann. Was soll ich sagen? Wenn sogar unser Jüngster verstanden hat, wie wichtig diese Rettungskarte ist, sollten es Erwachsene doch erst recht tun. Und? Haben Sie die Rettungskarte unter Ihrer Sonnenblende? Nein?!? Dann wird’s aber Zeit!

RettungskarteFür die Feuerwehr ist im Notfall die Rettungskarte die wichtigste und schnellste Informationsmöglichkeit und sollte unter der Sonnenblende des Fahrers zu finden sein.

PS: Von ADAC und DEKRA gibt es auch entsprechende Aufkleber, die auf die Rettungskarte hinweisen. Beim ADAC muss man sie in den Geschäftsstellen abholen, von der DEKRA werden sie auf Anforderung kostenlos zugeschickt.

DEKRA Aufkleber Der Aufkleber wird von der DEKRA kostenlos zugeschickt.

… dann leben sie noch heute

Es war einmal eine Bundesfamilienministerin, die hieß Kristina Schröder und wollte die Märchen der Gebrüder Grimm für Kinder entschärfen und säubern. Ihre Begründung: Politisch nicht korrekt, sexistisch und überhaupt ganz schlimm. Ihrer Tochter, so kündigte sie an, werde sie beim Aufkommen erster Zweifel „sofort offen“ die Wahrheit sagen: „Das mit dem Weihnachtsmann ist eine schöne Geschichte.“ Abgesehen davon, dass das so nicht ganz stimmt und es den Weihnachtsmann natürlich gibt, wie auch auf Opas Blog nachzulesen ist, tun diese so wahrheitsliebenden Eltern ihren Kindern einen Tort an. Denn nichts ist für die Entwicklung von Kindern so wichtig wie Illusionen, in denen sie sich so richtig austoben und ihre Fantasie entwickeln können. Vielleicht erinnert sich ja noch der eine oder andere, wie schrecklich es war, als die eine oder andere Illusion wie eine Seifenblase zerplatzt ist. Oma kann heute noch die Tränen fühlen, die sie geweint hat, als sie davon erfuhr, dass es Sinter Klaas, den holländischen Nikolaus, nicht wirklich gibt. Opa selbst hat keine diesbezüglichen Erinnerungen, konnte aber jetzt bei unserem jüngsten Enkel eine ähnliche Beobachtung machen. Als er letztens bei uns war, foppten Oma und Opa ihn dahingehend, dass wir ihm weismachten, er könne mit seinen Zauberhänden unseren Brunnen an und aus stellen. Natürlich merkte er nicht, dass immer einer von uns nicht mit draußen, sondern drinnen am Schalter war, und diesen zeitgleich mit seinen Handbewegungen bediente. Als ich ihm schließlich erklärte, dass immer entweder Opa oder Oma den Schalter bedient hatten, schaute er mich ganz enttäuscht und traurig an und meinte nur: „Aber da muss es doch noch ein Geheimnis geben!“ Was soll ich sagen! Leute, lasst den Kindern ihre Illusionen und damit ihren Spaß. Wissenschaftlich ausgedrückt hört sich das so an: „Beim Kind füllt die Fantasie die großen Lücken in seinem Verständnis aus. Diese beruhen auf der Unreife des kindlichen Denkens und dem Mangel an Sachinformationen. Fantasie entspringt also aus einem beobachteten Ausschnitt der Wirklichkeit, den sich das Kind nicht rational erklären kann“, schreibt Ninja Christine Rickwärtz in ihrer Arbeit „Die Welt der Kinderfilme – zu realitätsfern oder kindgerecht?“. Aber das ist wieder an anderes Thema. Bis dahin lassen wir es beim Märchenhaften: … und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Spider-Man hat Nachwuchs

Spider-Man, der immer wieder in Lichterfelde-West in Berlin gesichtet und auch schon von Opa an den Häuserwänden unseres Kiezes fotografiert wurde, hat Nachwuchs bekommen. Jedenfalls tauchte jetzt eine Miniaturausgabe des Superhelden in unserem Garten auf. Oma saß nichts ahnend auf einem unserer Findlinge, als plötzlich wie aus dem Nichts das spinnenähnliche Wesen auf dem Stein neben ihr landete und sofort wieder zum nächsten Sprung ansetzte. Vermutlich wollte unser kleiner Superheld nur mal kurz nach dem Rechten sehen. Was soll ich sagen? Wie gut, dass Oma und Opa zu den Guten gehören …

IMG_1197Eine Miniaturausgabe von Spider-Man landete bei uns im Garten direkt neben Oma, schaute kurz nach dem Rechten und war auch schon wieder weg.

Richtig was los in unserem Kiez

An diesem Sonntag war in unserem beschaulichen Lichterfelde-West richtig was los. Denn das Eliterennen beim Berliner Velothon ging durch unseren Kiez und fast direkt an unserer Haustür vorbei. Oma und Opa hatten sich an der nächstgelegenen Kreuzung postiert und empfingen die Radler mit frenetischem Beifall. Die ersten beiden Radler allerdings, die da angerauscht kamen, waren jedoch irgendwelche Spaßvögel, die bei uns von der Hauptstrecke abbogen und sich aus dem Staube machten. Als dann die 113 Profis endlich kamen, feuerte Oma den führenden Fahrer derart begeistert wie begeisternd an, dass dieser am Ende tatsächlich gewann. Irgendwie muss sie wohl gefühlt haben, dass der Radler aus ihrem Heimatland stammt. So kam es jedenfalls, dass bei der Siegerehrung die niederländische Nationalhymne für Ramon Sinkeldam gespielt wurde. Was soll ich sagen? Statt zu fotografieren, hätte Opa besser den deutschen Gerald Ciolek anfeuern sollen. Vielleicht wäre der dann im Finale auf der Straße des 17. Juni nicht ohne Chance gewesen. Aber woher hätte ich das nun wissen sollen?

VelothonDas Berliner Profi-Velothon ging durch unseren Kiez und fast direkt an unserer Haustür vorbei. Der hier führende Ramon Sinkeldam aus den Niederlande war am Ende der Sieger.