Obwohl es noch drei Tage hin sind bis Heiligabend, sind Oma und Opa mit ihren Weihnachtsvorbereitungen schon richtig weit gediehen: Fürs Essen haben wir die meisten Sachen eingekauft, die Geschenke für Kinder und Enkel sind eingepackt und sogar der Weihnachtsbaum ist aufgestellt. Geschmückt wird heute Abend, so dass wir es mittlerweile sogar zu einem Heiligabend vor Heiligabend vor Heiligabend vor Heiligabend geschafft haben. Dabei wissen wir nicht einmal, warum wir in diesem Jahr so fix sind. Vermutlich ist es die Gelassenheit des Alters – oder wir haben einfach nur die Hälfte vergessen. Was soll ich sagen? Belassen wir’s mal beim Alter.
Archiv für den Monat: Dezember 2014
Gerüchteküche-Küchengerüchte
Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Zimt.
Zimt ist eines der ältesten Gewürze der Welt und hierzulande vor allem in der Advents- und Weihnachtszeit besonders beliebt. Zimtsterne, Lebkuchen, Bratäpfel oder Glühwein – ohne Zimt wären diese Leckereien nur halb so lecker. Das süßlich riechende Gewürz, das aus der Rinde des Zimtbaumes gemacht wird, soll schon 3.000 v. Chr. in China verwendet worden sein. Nach Europa kam Zimt Ende des 15. Jahrhunderts, als der Portugiese Vasco da Gama während einer Seereise auf der Insel Ceylon – dem heutigen Sri Lanka – das Ceylon-Zimt entdeckte und mitnahm. Nach wie vor ist die Insel eines der größten Anbaugebiete für Ceylon-Zimt, der wegen seines geringeren Cumarin-Gehaltes besser und teurer ist als Cassia-Zimt, der auch chinesischer Zimt genannt wird. Das Bundesamt für Risikobewertung rät bei größeren Mengen oder längerfristigem Konsum von Cumarin wegen der leberschädigenden Wirkung zu Vorsicht und empfiehlt für den Privatgebrauch im Haushalt Ceylon-Zimt. Was soll ich sagen? In Anlehnung an einen ganz alten Werbespruch einer Zigarettenmarkte: Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen bzw. gesünderen Geschmack zu haben.
in vielen dünnen Rinden-Schichten zusammengerollt – so sieht der gute Ceylon-Zimt aus, der chinesische Zimt hat eine dickere Rinderschicht und in der Mitte einen Hohlraum.
Gute Nacht Deutschland
Es fällt schon schwer, sich in der Adventszeit mit einem solchen Thema zu befassen. Aber das, was da derzeit auf der politischen Bühne in der deutschen Hauptstadt gespielt wird, ist ein Trauerspiel besonderer Güte und lässt einem Großvater, der sich so seine Gedanken macht, keine andere Wahl. Dabei sind es zwei Aspekte, die es herauszuarbeiten gilt. Da ist zunächst einmal der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy, der sich ab Februar vor Gericht wegen des Herunterladens von Bildern und Filmen nackter Kinder eines russischen Anbieters verantworten muss und der gestern noch vor seiner Aussage vor dem Untersuchungsausschuss vor den Journalisten in der Bundespressekonferenz seine Sicht der Dinge darlegen durfte. Dass er sich dort als Opfer präsentierte und keinerlei Bedauern an Tag legte, war nach seinen bisherigen Einlassungen fast zu erwarten. „Ich muss und werde mich für mein Privatleben nicht entschuldigen oder rechtfertigen“, hatte er schon im März gesagt und seine Schmuddelbilder mit der Kunst eines Michelangelos oder Caravaggios auf eine Stufe gestellt. Heute lauten die Zitate: “Es war sicherlich falsch, diese Filme zu bestellen. Aber es war legal.” – “Ich habe einen hohen Preis bezahlt für das, was ich gemacht habe.” – “Ich habe es aus Sicherheitsgründen vorgezogen, mich überwiegend im Ausland aufzuhalten.” Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich: Jetzt ist Edathy also plötzlich das Opfer. Von den Kindern, die da auf Fotos und in Filmen feil geboten werden, ist überhaupt keine Rede. Das ist, um es gleich auf den Punkt zu bringen, widerlich. Völlig unverständlich bleibt zudem, und das ist der zweite Aspekt, warum die Journalisten der Bundespressekonferenz diesem Mann überhaupt solch ein Forum bieten und über zweieinhalb Stunden offensichtlich ungerührt zusehen bzw. zuhören, wie der sie an der Nase herumführt. Aber wer sich als Gastgeber dieser Pressekonferenz von seinem Gast mit dem Satz „Das geht Sie – sorry, mit Verlaub – einen feuchten Kehricht an” abfertigen lässt, hat es wohl nicht anders verdient. Zu den Zeiten, als Opa noch Mitglied der Bundespressekonferenz war, hätte das einen kollektiven Auszug der Journalisten nach sich gezogen. Aber Quote und Auflage sind heute wohl wichtiger. Was soll ich sagen? Edathys Einlassung zu der Zugfahrt, während der angeblich sein Dienst-Laptop gestohlen wurde, passt übrigens auch noch ins Bild: “Ich war da nicht beruflich unterwegs, sondern wollte ein Wochenende in Amsterdam verbringen, nicht zuletzt, um mich abzulenken.” Angesichts seines Gesichtsausdrucks fiel es nicht schwer, sich die Art der Ablenkung für den damaligen Bundestagsabgeordneten vorzustellen. Gute Nacht Deutschland, von der Adventszeit wollen wir jetzt lieber nicht mehr reden …
Berlin leuchtet wieder
Die Adventszeit in Berlin ist einfach schön. In der ganzen Stadt funkelt und blitzt es, Kinder- wie Erwachsenenaugen strahlen und allerorten riecht es nach Glühwein und Spekulatius. Im letzten Jahr hat Opa ja ein paar Impressionen aus der City West gesammelt und auf seinem Blog veröffentlich. In diesem Jahr nun soll die City Ost mit dem Potsdamer Platz bzw. der Alten Potsdamer Straße in Mitte zum Zuge kommen. Dort haben sich die Beleuchter Lichter einfallen lassen, die suggerieren, dass es schneit. Auch die Potsdamer Platz Arkaden können sich – beleuchtungstechnisch betrachtet – sehen lassen, ebenso wie die Weihnachtspyramide davor. Was soll ich sagen? Frei nach Theodor Storm: Von draußen, von der Stadt komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Überall auf Baum- und Lampenspitzen sah ich helle Lichtlein blitzen, und Buden und Stände reiben sich ob des Geldsegens die Hände.
Beeindruckende Weihnachtsbeleuchtung rund um den Potsdamer Platz.
“Glut am Glühen halten”
“Gebrannte Mandeln, Glühwein und Räuchermännchen locken nicht nur in Deutschland. Auch im Ausland sind Weihnachtsmärkte made in Germany immer beliebter. Das große Vorbild steht in Bayern”, berichtete dieser Tage die Frankfurter Allgemeine. Mit dem “großen Vorbild” ist der Nürnberger Christkindlesmarkt gemeint, der jährlich mehr als zwei Millionen Besucher anlockt. Auch Oma und Opa waren schon einmal dort. Aber das ist lange her. Dafür haben wir alljährlich ein Stück Nürnberger Christkindlesmarkt bei uns im Wohnzimmer. Opas Großvater hat, als er selbst noch in Nürnberg wohnte, eine Christkindlesmarkt-Bude in Puppenstuben-Format nachgebaut. Und diese steht nun Weihnachten für Weihnachten – gefüllt und beleuchtet – auf unserem Buffet. Eine Advents- und Weihnachtszeit ohne dieses Utensil ist ebenso unvorstellbar wie Ostern ohne Osterhase. Was soll ich sagen? “Tradition pflegen heißt nicht”, wie schon der französische Politiker Jean Jaurès (1859-1914) wusste, “Asche aufbewahren, sondern Glut am Glühen halten.”
Ein Stück Nürnberger Christkindlesmarkt: Nachbau einer Bude im Puppenstuben-Format.
Eine gewisse Ähnlichkeit
Unser ältester Enkel liebt Yakari. Der wiederum ist ein kleiner Sioux-Junge, der mit Tieren reden kann, und eine der beliebtesten Comicfiguren von KiKA. In Folge 59, die man unten sehen kann, soll er gemeinsam mit seinem Freund Kleiner Dachs auf seine Großmutter Schnelle Schildkröte und deren Jugendfreund und Stammesältesten Stiller Fels aufpassen, was der kleine Sioux diplomatisch in “helfen” verpackt. Dennoch findet das Stiller Fels gar nicht gut: “Ich komme seit mehr Sommern, als ihr zählen könnt, bestens zurecht, und es wäre eine sehr unschöne Überraschung, wenn sich daran jetzt etwas ändern sollte”, sagt er, was Opa irgendwie verstehen kann. Sind es doch in der Regel die Alten, die auf die Jungen aufpassen. Oma und Opa jedenfalls würden auch ganz komisch aus der Wäsche schauen, wenn es plötzlich hieße: “Die Enkel passen auf euch auf.” Was soll ich sagen? Vermutlich wird es aber doch irgendwann einmal so weit kommen. Denn eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Schneller Schildkröte und Stiller Fels auf der einen Seite sowie Oma und Opa auf der anderen Seite ist nicht zu leugnen. Wie sagt Kühner Blick, der Vater von Yakari, doch sehr richtig: “Die Ältesten sind immer für eine Überraschung gut.” Und das trifft ganz gewiss auf Oma und Opa zu.
Weihnachtsbäume – taufrisch
Manchmal sieht man ja den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und in ganz seltenen Fällen sieht man den Baum vor lauter Wald nicht, jedenfalls nicht den, der Heiligabend in der guten Stube stehen soll. So ungefähr ging es uns am Sonntag, als wir mit unserer ältesten Tochter und deren Sohn zum Weihnachtsbaumschlagen in Brandenburg eingeladen waren. Um es aber kurz zu machen: Nach einigem Hin und Her hatten sich Tochter und Sohn ebenso wie Oma und Opa entschieden und jeweils einen schönen Baum ausgesucht. Für den kleinen Mann gestaltetet sich der Ausflug jedenfalls zu einer tollen Erfahrung. Immerhin kommt es ja nicht alle Tage vor, dass man selbst – mit Axt und Säge ausgerüstet – den Weihnachtsbaum seiner Wahl fällen kann. Was soll ich sagen? Das Beste kommt ja noch. Da die Bäume nicht schon seit August oder September irgendwo herumliegen, sondern taufrisch sind, können sie ohne Probleme ein paar Wochen im Wohnzimmer stehen, ohne zu nadeln und übel zu riechen.
Kam aus dem Staunen nicht mehr raus: Unser ältester Enkel auf dem Tannenhof, auf dem seine Mutter sowie Oma und Opa ihre Weihnachtsbäume geschlagen haben.
PS: Für Oma war es in diesem Jahr auch eine willkommene Abwechslung. Da unser Baum auch noch bei unserer Tochter in den Wagen passte, musste Oma nicht wieder hinten im offenen Cabrio sitzen und den Baum festhalten.
Unsere Familie bringt’s
Jetzt ist der Beweis erbracht: Unsere Familie bringt’s und ist der Garant für den sportlichen Erfolg von Hertha BSC. Seitdem unsere beiden Töchter mit ihren Söhnen beim Heimspiel gegen den HSV das letzte Mal im Stadion waren und die alte Dame damals drei Punkte einfahren konnte, gab es nur noch Heimniederlagen: 0:2 gegen Hannover 96 und 0:1 gegen die Bayern. Jetzt, beim Heimspiel gegen Borussia Dortmund waren zwar “nur” Oma und Opa im Stadion, aber siehe da: Hertha siegte 1:0 und steht nun mit 17 Punkten auf Platz 13. Wenn man bedenkt, dass Hertha sechs Punkte mehr haben könnte, wenn nur ein Mitglied unserer Familie bei den beiden verlorenen Spielen im Stadion gewesen wäre, und damit irgendwo zwischen Platz 4 und 7 stehen … Ach, was soll ich sagen? Jetzt wollen wir es mal nicht übertreiben. Dennoch würde ich als Hertha-Verantwortlicher einmal ernsthaft darüber nachdenken, für unsere Familie ein paar Dauerkarten locker zu machen. Rechnen würde sich das allemal.
PS: Borussia Dortmund kann einem ja schon leidtun. So eine tolle Mannschaft und dann Abstiegskampf pur. Nach der gestrigen Niederlage gegen Hertha aber konnte man sehen, was echter Sportsgeist ist. Die mitgereisten Dortmund-Fans haben ihre Mannschaft minutenlang frenetisch gefeiert. Das war vorbildlich. Da könnten sich Fans anderer Clubs ruhig eine Scheibe von abschneiden.
Echter Sportsgeist: Dortmund-Fans feiern ihre Mannschaft minutenlang – trotz Niederlage.
Gerüchteküche-Küchengerüchte
Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Pastinake.
Die Pastinake (oder auch der Pastinak) ist die einzige in Mitteleuropa vorkommende Art der Gattung Pastinaken innerhalb der Familie der Doldenblütler. 13 andere Arten gibt es noch, die in Europa und im westlichen Asien vorkommen, aber nicht die wirtschaftliche Bedeutung haben wie die Pastinake. In Deutschland erkämpft sie sich gerade wieder ihren Platz in den Gemüseregalen, nachdem die Germanenwurzel, wie sie hierzulande auch heißt, in den letzten 200 Jahren mehr oder weniger von der Kartoffel verdrängt worden war – anders als in den Ländern USA, Großbritannien oder Frankreich, in denen das Wurzelgemüse durchgehend auf dem Speisezettel stand. Erst die moderne Küche hat das altmodische Gemüse wieder entdeckt, da sich daraus ganz feine Suppen und Pürees machen lassen. Opas Pastinaken-Süppchen ist ein gutes Beispiel. Hinzu kommt, dass die Pastinake ein ausgesprochen gesundes Gemüse ist. Sie enthält relativ viele Kohlenhydrate (Zucker, Stärke und der Quellstoff Pektin), trägt einiges zu unserem täglichen Bedarf an Vitamin C, Vitamin B und Mineralstoffen bei und das in ihr steckende ätherische Öl hat eine leicht antibakterielle Wirkung. Was soll ich sagen? Gesund kann durchaus auch lecker sein.
Gesund und lecker: Pastinaken, oder auch Germanenwurzeln genannt.
Wieder nach Hause, nach Berlin
Es gibt Geschichten, die sind so unglaublich, dass man zuweilen denkt: Das gibt’s doch gar nicht! Wer hat sich das nur ausgedacht? Meistens sind das dann aber Geschichten, die tatsächlich und genau so passiert sind. Genau so verhält es sich mit der Berliner Friedensuhr, die am 9. November 1989 entstanden ist. An diesem Tag präsentierte der Juwelier Jens Lorenz eine von ihm entworfene Uhr, die mit ihrem Uhrwerk aus einem westfälischen Benediktiner-Kloster fast drei Meter hoch und 2,5 Tonnen schwer ist. Die Uhr trägt die Inschrift „Zeit sprengt alle Mauern“ und sollte damit ursprünglich ein Zeichen der Hoffnung auf die endliche Überwindung der Teilung der Welt in “Ost” und “West” sein. Mitten in die Präsentation der Uhr platzte die Nachricht vom Fall der Berliner Mauer und machte sie damit zur Zeitzeugin ihres eigenen Anliegens. Seitdem haben Persönlichkeiten wie Helmut Kohl, Michail Gorbatschow und Ronald Reagan, George Bush sen. oder Papst Johannes Paul II. und Mutter Teresa für ihre Verdienste eine Replik der Uhr erhalten. Seit 2003 wird die Uhr als Friedenspreis vom Berliner Komitee für UNESCO-Arbeit als Friedenspreis verliehen. Im 25. Jahr ihres Bestehens ist die Berliner Friedensuhr nun an Ulrike Poppe und die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen verliehen worden. „Die heutige brandenburgische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur steht wie kaum ein anderes Mitglied der Friedens- und Bürgerrechtsbewegung der ehemaligen DDR dafür, wie man gewaltfrei Mauern niederreißt“, heißt es in der Begründung des Kuratoriums. Dabei habe sie sich auch durch schlimmste Repressalien nicht von ihrem friedlichen Weg abbringen lassen. „Die Gedenkstätte Hohenschönhausen, die zu DDR-Zeiten die zentrale Untersuchungshaftanstalt der DDR war und in der Ulrike Poppe selbst inhaftiert wurde, überwindet durch ihre tägliche Arbeit gleichsam die früheren Gefängnismauern, hinter denen die Menschenrechte mit Füßen getreten wurden, und reißt sie nachträglich nieder und rehabilitiert die Opfer“, so das Kuratorium weiter. Was soll ich sagen? Es war eine gute Entscheidung, nach der Internationalität der vergangenen Jahre in diesem Jubiläumsjahr mit der gemeinschaftlichen Preisvergabe sozusagen wieder nach Hause, nach Berlin zu kommen. Schon die alten Chinesen wussten: Willst du die Welt verändern, gehe dreimal durch dein eigenes Haus.
Das Original: Die Berliner Friedensuhr, die in der Stunde ihrer “Geburt” am 9. November 1989 mit dem Fall der Berliner Mauer Zeitzeugin ihres eigenen Anliegens wurde.