Lesepaten gesucht

Zu einem „Frühlings-Cafe“ hatte die Humdoldthain-Grundschule in Berlin-Wedding ihre Lesepaten eingeladen. Und mehrerer Damen und Herren vom Rotary Club Berlin-Spree und des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI), die sich in der Schule engagieren und seit Jahren um die Kinder kümmern, kamen. Darunter war auch Opa, der dort einmal einer ganzen Klasse vom zweiten bis zum sechsten und damit letzten Jahr einmal die Woche zwei Stunden lang nicht alltägliche Themen nahegebracht hat. Mittlerweile ist er mit einem neuen Projekt beschäftigt, bei dem im Sinne eines Alumni- und Mentoring-Programms die Ehemaligen der Schule im Fokus stehen. Zudem ist noch in diesem Schuljahr ein Kochkurs für Schüler geplant. Und dass Opa bei der Herstellung der einmal im Jahr erscheinenden Schülerzeitung hilft, versteht sich von selbst. Was soll ich sagen? Ich erzähle das heute nicht, um Anerkennung für diese ehrenamtliche Tätigkeit einzustreichen, sondern um meine Leser anzuregen und vielleicht den einen oder anderen zu gewinnen, sich in seinem Umfeld in ähnlicher Weise zu betätigen. Warum man so etwas machen sollte? Weil es notwendig ist. Spätestens, wenn man in die dankbaren Augen der Kinder schaut, weiß man warum.

Einladung HumboldthainMit von den Schülern selbst gestalteten Einladungen wurde die Lesepaten eingeladen.

Wie ein “Vierer”

Für unseren jüngsten Enkel war es eine große Sache: Übernachtung im Kindergarten, die erste Übernachtung “weit weg” von daheim, nicht einmal bei Oma und Opa oder der Tante, so richtig in der Fremde. Aber so souverän, wie er seine sieben bzw. zehn Sachen gepackt hat, hat er auch diese Nacht hinter sich gebracht. Seine Mutter lobte ihn daraufhin ganz stolz und meinte, er sei ja geradezu wie ein “Vierer”. Das mit dem “geradezu” hat er offensichtlich ignoriert. Denn nach unserer Rückkehr aus Prag stellten Oma und Opa fest, dass der kleine Mann in diesen paar Tagen (wieder einmal) einen ganz großen Entwicklungsschritt gemacht hat und sich tatsächlich eher benimmt wie ein Vierjähriger –  und nicht wie ein Dreijähriger, der er immerhin noch ist. Was soll ich sagen? Der Glaube kann doch Berge versetzten.

Ein richtiger Junge

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, heißt ein altes Sprichwort und bedeutet, dass man erst den Ausgang von etwas abwarten soll, bevor man positiv urteilt und sich zu früh freut. Das hätte unsere älteste Tochter eigentlich wissen sollen, als sie neulich einer Bekannten ganz stolz erzählte, dass ihr Junge doch ganz anders sei und sie noch nie – wie andere Eltern von so richtigen Lausbuben – ärztliche Nothilfe habe in Anspruch nehmen müssen, weil ihr Sprössling irgendwelche Blessuren von irgendwelchen Rabauken-Aktionen davon getragen habe. Seitdem erwischt es den kleinen Mann sozusagen am laufenden Band: Erst die Nummer mit dem Zeh beim Spielen, jetzt ein kapitaler Sturz beim Radeln. Allein die Erzählung seiner Mutter haben Oma und Opa einen Schauer durch die Glieder gejagt. Doch auch dies konnte unseren Enkel nicht sonderlich erschüttern. Jedenfalls war bei seiner Schilderung viel wichtiger, dass er erstmals nicht nur auf dem Bürgersteig, sondern schon auf dem Fahrradweg – auf dem der Sturz Gott sei dank nicht passierte – gefahren ist. Was soll ich sagen? Es wird nicht die letzte Schramme gewesen sein. Im Zweifelsfalle ist auch er ein richtiger Junge.

Gelungene „Verschickung“

Unsere Kinder verwöhnen uns schon sehr. Regelmäßig schenken sie uns Reisen, die uns bereits nach Kopenhagen, Rom und London geführt haben. Jetzt war es Prag, wohin Oma und Opa „verschickt“ wurden. Und auch dieses verlängerte Wochenende war wieder toll und rundum gelungen. Dass viele Menschen so von der tschechischen Hauptstadt schwärmen, kann man verstehen. Die goldene Stadt strahlt einen Charme aus, dem man sich nicht entziehen kann. Das schließt übrigens die Prager mit ein, die sich durch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft auszeichnen. Man ist es von Berlin nicht unbedingt gewohnt, dass in U- oder Straßenbahn Jüngere für Ältere aufstehen und das auch noch ungefragt und ganz selbstverständlich. Oder dass man, wenn man Hilfe suchend umherschaut, angesprochen und gefragt wird: „Can I help you?“ All das hat die Zeit, die wir zwischen Hradschin, Kampa, Karlsbrücke, Wenzelsplatz, Altstädter Ring und Josefstadt verbracht haben, wie im Fluge vergehen lassen. Und es hat uns wieder einmal gezeigt, dass der Satz stimmt: Weltanschauung kommt von Welt anschauen. Was soll ich sagen? Ein ganz herzliches Dankeschön an unsere Kinder, an die wir die ganze Zeit viel gedacht haben.

PS: Eine Anmerkung am Rande: Die Bahn war einmal mehr besser als ihr Ruf und auf Hin- wie Rückfahrt pünktlich.

IMG_0023 IMG_0139Blick entlang der Karlsbrücke über die Moldau, im Hintergrund erhebt sich der Hradschin (Bild l.), und am Ende der Brücke blickt man hinunter zum Kampa Park, in dem sich auch Oma und Opa, wie schon viele Prominente vor ihnen, ein Bier gegönnt haben (Bild r.).

“Bubi – Madi”

Oma war dieser Tage bei einer Damenrunde und hat eine Geschichte gehört, die es zu erzählen lohnt. Es ging um eine Schwangerschaft vor rund 65 Jahren. Da war eine Frau schwanger, die bereits eine zweijährige Tochter hatte. Diese Tochter, die übrigens jetzt die Geschichte erzählte, wurde währenddessen immer wieder von ihren werdenden Eltern gefragt, was sie sich denn als Geschwisterchen wünsche: Ein Bub oder ein Madel? Dabei versuchten die Eltern dem Kind zu erklären, dass nur das eine oder das andere möglich sei, beides ginge eben nicht. Trotz aller Erklärungsversuche des Vaters, der Gynäkologe war, blieb das kleine Mädchen dabei: “Bubi – Madi.” Um ihren Wunsch nach zwei Geschwistern zu untermauern, legte sie abends immer auch zwei Zuckerstückchen auf einen entsprechenden Teller. Als die Frau dann niederkam und wieder ein “Madi” zur Welt gebracht hatte, sagte sie selber ziemlich überrascht: “Ich glaube, da kommt noch was.” Und auch zur großen Überraschung ihres Mannes und der Hebamme kam tatsächlich noch etwas, nämlich ein “Bubi”. Was soll ich sagen? Die Eltern wären auf dieses unerwartete Zwillings-Glück sicher besser vorbereitet gewesen, wenn sie zuvor mehr Verständnis für ihre Zweijährige gehabt hätten.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Brotzeit.

Mit dem Anstieg der Temperaturen erwachen so langsam auch die Biergärten aus ihrem Winterschlaf. Und mit den Biergärten rückt auch die Brotzeit wieder in den Mittelpunkt des kulinarischen Interesses. Der Begriff Brotzeit kommt aus Bayern und bezeichnet ein deftiges Mahl, das früher von Bauern, Almhirten und Handwerkern gerne als Zwischenmahlzeit verzehrt wurde. Aufgrund der Biergartenkultur, die sich mittlerweile über ganz Deutschland ausgedehnt hat, erfreut sich die Brotzeit heute auch in anderen Landesteilen großer Beliebtheit. Brotzeit ist üblicherweise vormittags zwischen 10.30 – 12.00 Uhr und nachmittags zwischen 17.00 und 18.30 Uhr. Was nun zu einer echten Brotzeit dazu gehört, da streiten sich die Küchengeister. Opa empfiehlt: Neben Brezeln, Semmeln und gegebenenfalls einem schönen dunklen Bauernbrot Butter, Obatzta, Radieschen oder Radi, Krautsalat, Kartoffelsalat, Weißwürste und Leberkäs. Was soll ich sagen? Auf keinen Fall darf das Bier fehlen.

IMG_1067So muss eine bayerische Brotzeit aussehen. Der Leberkäs war noch im Ofen.

Bepackt wie Mulis

Wenn Oma und Opa auf Reisen gehen und sei es nur für ein Wochenende, dann sieht das immer so aus, als ob wir mehrere Monaten auf mehreren Kontinenten unterwegs sein würden. Da wird alles eingepackt, was beweglich ist und irgendwie Verwendung finden könnte. Bepackt wie orientalische Mulis ziehen wir dann los und wundern uns bei der Rückkehr, dass wir noch nicht einmal die Hälfte gebraucht haben, noch nicht einmal ansatzweise. Unser jüngster Enkelsohn hat uns jetzt für seine bevorstehende Übernachtung im Kindergarten vorgemacht, wie man solche Kurzexkursionen angeht. Da werden ein Zettel geschrieben und die zehn wichtigsten Dinge aufgelistet, die man unbedingt mitnehmen muss: Kissen, Decke, Schlafanzug, Unterwäsche, Socken, Hose, Pullover, Strickjacke, Taschenlampe und Kuscheltier. Was soll ich sagen? Recht hat er, mehr braucht man wirklich nicht. Und dass er still und heimlich noch eine strahlende Sonne auf dem Blatt untergebracht hat, entspricht eben seinem sonnigen Gemüt. Wir Erwachsenen können da noch eine Menge lernen.

ReiselisteMehr braucht kein Mensch, wenn er auf Reisen geht.

Private boykottieren

Rote Teppiche haben nicht nur eine magische Anziehungskraft für Stars und Sternchen, auch Oma und Opa werden dort immer öfter gesichtet. Nach der Berlinale im Februar war es in dieser Woche der Deutsche Hörfilmpreis, zu dessen Preisverleihung wir geladen waren. Ein Hörfilm ist, so kann man es auf der Webseite des Hörfilmpreises lesen, ein Kino- oder Fernsehfilm mit zusätzlichen akustischen Bildbeschreibungen. In den Dialogpausen vermitteln knappe Erläuterungen die visuellen Elemente einer Szene. Diese Technik, die blinden und sehbehinderten Menschen einen direkten Zugang zu Fernsehen, Kino und Theater eröffnet, nennt sich Audiodeskription. Mit dem Deutschen Hörfilmpreis ausgezeichnet wurden dieses Mal in der Kategorie TV Blutgeld (ZDF) und in der Kategorie Kino 3096 Tage (Highlight Communications / Constantin Film). Der Publikumspreis ging mit überwältigender Mehrheit an die TV-Serie Dahoam is Dahoam, von der bereits über 200 Folgen als Hörfilmfassung vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurden. Bei der Preisverleihung im Atrium der Deutschen Bank Unter den Linden in Berlin wurde gelobt, dass sich in den letzten Jahren viel in Sachen Hörfilm getan hat, vor allem im Fernsehen. Genauer gesagt im öffentlich-rechtlichen, denn in den privaten Kanälen suchen Blinde und Sehbehinderte nach wie vor vergeblich nach Hörfilmen. Was soll ich sagen? Angesichts von durchaus überschaubaren Kosten – die Audiodeskription eines normalen Films schlägt mit rund 5.000 Euro zu Buche – ist das ein Skandal. Aus Solidarität sollten die Sehenden die Privaten boykottieren und diese, wie Blinde und Sehbehinderte gezwungenermaßen, nicht mehr einschalten. Oma und Opa gehen da gerne mit gutem Beispiel voran.

Deutscher Hörfilmpreis 2014Alle Preisträger des Deutschen Hörfilmpreises 2014.                Foto: DBSV/Norbert Kesten

Im Himmel Marmelade kochen?

Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler. Fast jeder kennt dieses Sprichwort, dessen Ernährungshintergrund allerdings nicht ganz unumstritten ist. Aber wie dem auch sei: Ein gutes Frühstück mit einer leckeren Semmel, belegt mit Butter und Marmelade, vielleicht noch ein weich gekochtes Ei dazu, ist schon was Feines. So kann der Tag gut losgehen, vor allem, wenn es auch noch selbst gemachte Marmelade ist. Genau ein solches Frühstück gab es jetzt bei unserer jüngsten Tochter, die ihrem Sohn dabei erzählte, dass die Marmelade noch aus der Küche von Uri, meiner genau vor einem Jahr verstorbenen Mutter, stammt. Das irritierte den Kleinen irgendwie. Jedenfalls murmelte er laut vor sich hin: “Ich wusste gar nicht, dass man im Himmel Marmelade kochen kann.” Was soll ich sagen? Ich auch nicht. Und ich hätte auch nicht geglaubt, dass Marmelade so lange gut bleibt. Aber meine Mutter konnte halt ziemlich gute, um nicht zu sagen himmlische Marmelade kochen. Und nicht nur daran werden wir uns heute Abend erinnern, wenn wir uns zum Andenken an sie zu einer bayerischen Brotzeit treffen.

CIMG2903 KopieSo eine bayerische Brotzeit war immer ganz nach dem Geschmack meiner Mutter.

Der Hunger kommt beim Essen

Dass Opa ein Herz für ältere Blogger hat, versteht sich von selbst. Insofern freue ich mich auf mein heutiges Treffen mit den Protagonistinnen des Blogs BERLIN AB 50. Drei Damen im Alter 60 plus, unterstützt von zwei jungen Journalistinnen, gehen dort Fragen nach, „was es bedeutet, in das zweite halbe Jahrhundert zu starten, welche Wünsche und Vorstellungen Sie für Ihre Stadt Berlin haben, was Sie an Berlin vermissen oder nicht missen wollen.“  Im Mittelpunkt stehen die Themen Gesundheit, Kultur, Soziales und Recht. Seit Mai letzten Jahren ist der Blog online und sucht noch weitere Mitstreiter. „Wir laden Sie ein, mitzumachen, zu  kommentieren, zu diskutieren,  zu ,meckern’, zu loben (!) – eben so, wie man mit guten Freunden telefoniert. Wenn Sie Lust haben, einen eigenen Beitrag zu schreiben, schicken Sie uns eine Mail – die Adresse finden Sie unter ,Kontakte’“, heißt es gleich auf der Startseite, die mit der Bitte endet: „Machen Sie mit, besuchen Sie unseren Blog und vor allem: Gestalten Sie ihn mit!“ Was soll ich sagen? Also für Ältere in Berlin, die sich alleine noch nicht so richtig ans und ins Internet trauen, ist das vielleicht eine einmalige Chance. Nur Mut: Auf der Seite berlinab50.com ein wenig schnuppern, der Hunger kommt dann schon beim Essen.