Opa ist stolz wie Oskar. Ich gehöre nämlich zu dem erlauchten Kreis, der derzeit der feierlichen Eröffnung des Hallenbades in der Finckensteinallee in Berlin beiwohnen darf. Das Bad war – wie bereits hier berichtet – acht Jahre lang geschlossen und ist die letzten vier Jahre für zwölf Millionen Euro saniert worden. Angesichts dessen, dass im Becken, soviel ich weiß, jetzt wieder Wasser ist, wird es in jedem Fall eine feuchte Angelegenheit. Ob es auch eine fröhliche geworden ist, werde ich dann im Anschluss berichten. Der Weg von dort zu meinem Schreibtisch ist ja nicht weit, nur kurz über die Straße. Was soll ich sagen? Ich habe überhaupt keine Idee, was mich dort erwartet. Wird da ein Band durchschnitten oder jemand ins Wasser geworfen? Fragen über Fragen, die heute noch beantwortet werden.
Archiv für den Monat: August 2014
Der Nickel-Tag der Männer
Ich weiß ja nicht, ob es an der Wetterlage gelegen hat. Aber die letzten 24 Stunden waren irgendwie anders, und nicht nur wegen der Gewitterwolken, die sich nicht entluden. Erst hatte ich das Gefühl, dass ich Oma nichts recht machen konnte und äußerte mich – ganz dezent selbstverständlich – entsprechend. Dann, als wir bei einer unserer Töchter waren, grummelte unser Enkel vor sich hin und verbreitete irgendwie schlechte Laune. Später eckte ich erneut mit Oma an, da offensichtlich schon die Bemerkung „guten Tag“ eine Beleidigung darstellte. Jedenfalls meinte Oma ziemlich gereizt: „Das ist wohl der Nickel-Tag der Männer!“ Was soll ich sagen? Vielleicht hatte Loriot, Gott hab ihn selig, ja doch recht, als er feststellte: Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen. Andererseits, was würden wir ohneeinander machen? Langweilig wäre es schon ohne sie – irgendwie.
Lilienthals Villen-Burgen
Jungs lieben Ritter und Burgen. Kleine besonders, aber ältere offensichtlich auch. Also, die Enkel von Oma und Opa sind ganz verrückt nach Rittern und Burgen. Unser Jüngster hat sogar schon die Paulus-Kirche am Hindenburgdamm in Berlin zur Ritterburg umgewidmet. Opa kann das gut verstehen. In seiner Jugend war er vermutlich einer der größten Fans von Ivenhoe, einer Ritter-Fernsehserie, die leider nie wiederholt wird. Aber auch andere Männer, ganz große sogar, sind bzw. waren ganz offensichtlich begeisterte Anhänger des Rittertums. Dazu gehörte vermutlich auch Gustav Lilienthal, der jüngere Bruder des legendären Flugpioniers Otto Lilienthal, der vom 9. Oktober 1849 bis zum 1. Februar 1933 gelebt und in Berlin als Baumeister nachhaltige Spuren hinterlassen hat. Am bekanntesten sind seine im Tudor-Stil errichteten und ausgesprochen phantasievoll gestalteten Villen in Lichterfelde-West. Er selbst hat sogar eines der Häuser, in dem heute noch seine Enkelin lebt, selbst bewohnt. Allesamt erinnern sie an Ritterburgen, mit Zugbrücke und allem, was sonst noch so alles dazu gehört. Kein Wunder also, dass Touristen immer wieder in Scharen an den Häusern vorbeiziehen. Was soll ich sagen? Jungs heute können nur mit Playmobil oder Lego Burgen bauen. Zu Lilienthals Zeiten haben sie das mit richtigen Steinen getan. Und die stehen immer noch, wie man sieht.
Nicht nur bei Touristen beliebt: Ritter-Villen von Gustav Lilienthal in Berlin-Lichterfelde.
Mehr Infos als die Hotline
In der Vorfreude, dass das Hallenbad in der Finckensteinallee ab Sonntag geöffnet und für die Öffentlichkeit zugänglich ist, haben Oma und Opa bei der Service-Hotline der Berliner Bäder-Betriebe (BBB) unter 030 22 19 00 11 zum Ortstarif, wie es so schön heißt, angerufen. Dabei hat sich zunächst ein semantisches Problem ergeben. „Bitte bleiben Sie in der Leitung, wir sind gleich für Sie da“, meldete sich erst einmal eine freundliche Frauenstimme, die ein wenig später hinzufügte: „Bitte legen Sie nicht auf, Sie werden sofort verbunden.“ „Gleich“ definiert der Duden mit „in relativ kurzer Zeit, sofort, [sehr] bald“ und „sofort“ mit „ohne zeitliche Verzögerung, unverzüglich.“ Wie auch immer: Nach geschlagenen sechs Minuten und dreißig Sekunden war dann ein ebenfalls freundlicher Mitarbeiter für uns da, der uns Auskunft über das Tarifsystem der Bäder-Betriebe, sprich die Eintrittsgelder geben konnte. Oma hatte das alles verstanden, fragte dann aber zur Sicherheit noch einmal nach, ob das denn auch für das Hallenbad in der Finckensteinallee gelte. „Das ist aber nur ein Schul- und Vereinsbad und nicht für die Öffentlichkeit“, sagte der Mann, der nach eigener Aussage nur Zugriff auf die Webseite der Bäder-Betriebe hatte. Und dort ist das Bad in der Tat unter Schul- und Vereinsbad aufgelistet, mit dem Hinweis: „Die Schwimmhalle Finckensteinallee ist zur denkmalgerechten Sanierung bis voraussichtlich 4. Quartal 2014 für den öffentlichen Badebetrieb geschlossen. Ende des 2. Quartals 2014 öffnet die Halle bereits für den Schul-und Vereinsbetrieb.“ Mehr wisse er auch nicht. Als Oma ihn darauf hinwies, dass sie aber auf Opas Blog gelesen habe, dass das Bad am Sonntag für die Öffentlichkeit geöffnet sei, staunte der gute Mann nicht schlecht: „Da haben Sie mehr Informationen als die Service-Hotline!“ Was soll ich sagen? Da kann man ja nur hoffen, dass wenigstens die Mitarbeiter in der Schwimmhalle wissen, dass am Sonntag die Öffentlichkeit hereindarf.
Warten auf die Service-Hotline: “Gleich” und “sofort” sind interpretationsfähige Begriffe.
Veralteter Informationsstand der Service-Hotline, da wusste Opas Blog aber schon mehr.
Das Warten hat ein Ende
Opa hat für seine Nachbarn eine gute Nachricht: Nach acht Jahren Schließung öffnet das Hallenbad in der Finckensteinallee in Berlin-Lichterfelde am Sonntag erstmals für die Öffentlichkeit. Wie der Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), Matthias Oloew, auf Nachfrage von Opas Blog erklärte, wird das Bad von 10.00 bis 18.00 Uhr für den allgemeinen Schwimmbetrieb zugänglich sein. Die offizielle Eröffnungsfeier nach der vierjährigen Sanierung finde am Freitag statt. Zu welchen Zeiten die Öffentlichkeit die unter Denkmalschutz stehende Halle darüber hinaus nützen könne, stehe noch nicht fest, so Oloew weiter. Von Seiten der Vereine gebe es „eine Menge Begehrlichkeiten“. Er hoffe, bis zur Eröffnung am Freitag könne man alle Wünsche unter einen Hut bringen. Das 1937 gebaute Schwimmbad war bei seiner Eröffnung das größte seiner Art in Europa und wurde vor acht Jahren geschlossen. In den letzten vier Jahren wurde es für insgesamt zwölf Millionen Euro saniert und ist im Betrieb künftig die teuerste Anlage der Bäder-Betriebe. Ein Teil der Finanzierung der Sanierungskosten erfolgte über ein Umweltentlastungsprogramm der Europäischen Union. Die hohen Betriebskosten wurden von den Bäderbetrieben damit begründet, dass es sich um ein rein sportorientiertes Bad handele. So gibt es dort keine zusätzlichen Angebote wie Whirlpool, Sauna oder Wellness. Auch ein Nichtschwimmerbecken fehle, da die Sanierung denkmalgerecht hätte erfolgen müssen und der historische Bau so originalgetreu wie möglich wiederhergestellt werden sollte. Was soll ich sagen? Oma und Opa sind am Sonntag ganz sicher dabei. Lange genug haben wir ja gewartet.
So sah die Schwimmhalle in der Finckensteinallee in Berlin während der Sanierungsarbeiten aus. Am Wochenende ist sicherlich Wasser im Becken.
Ein Hoch auf “Die Weinprobe”
Die Webseite über den Maler Gisbert Flüggen, die ich, weitere Nachfahren von ihm und Verwandte erarbeitet und mittlerweile ins Netz gestellt haben, zeigt Wirkung. Jedenfalls meldete sich jetzt der Besitzer eines Flüggen-Bildes, über dessen Verbleib wir bislang nichts wussten. Es handelt sich dabei um Die Weinprobe, von der wir nur einen Stich und eine Postkarte kannten. Jetzt ist das Original also aufgetaucht. Mehr noch: Es scheint sogar mehrere Ausführungen des Motivs zu geben, was nicht unmöglich erscheint, da mein Ururgroßvater einige seiner Motive gleich mehrfach gemalt hat. Was soll ich sagen? Die Gesetzes des Marktes galten schon damals und Flüggen hat sie verstanden – frei nach dem Motto: Schmiede das Eisen, so lange es heiß ist. Man könnte natürlich auch sagen: Male die Bilder, die von den Leuten gekauft werden. Ein Hoch auf Die Weinprobe.
PS: Eine mehr als mysteriöse Geschichte zum Bild Die Weinprobe hat es auf diesem Blog ja schon gegeben.
Aufgetaucht: Eine Variante von Gisbert Flüggens Die Weinprobe.
Oma und Opa auf der Palme
Rund 24 Millionen Katholiken gibt es in Deutschland. Auch Oma und Opa sind beide katholisch. Allerdings ärgern wir uns gerade schwarz, und zwar wegen unserer Kirche. Der Unmut trifft aber die evangelische Kirche ebenso. Der Grund für unseren Ärger ist dabei nicht einmal die Kirchensteuer, wegen der die Kirchenaustritte gerade ein neues Allzeithoch erreicht haben. Aktueller Auslöser für diese Kirchenflucht ist das neue Verfahren zum Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge, das ab Januar 2015 angewendet wird. Aber wie gesagt, dass sich beide Kirchen, die 2013 mit über zehn Milliarden Euro Rekordeinnahmen verbuchen konnten, auch noch bei den Kapitalerträgen schadlos halten wollen, bringt uns nicht einmal auf die Palme. Vielmehr ist es der Umstand, dass sich beide großen Kirchen ihr Personal und alles, was dazu gehört, auch noch vom Staat bezahlen lassen. Sie haben das nicht gewusst? Und doch ist es so: Mit Ausnahme von Hamburg und Bremen zahlen die Bundesländer aus ihren Haushalten einen Großteil der Gehälter der obersten kirchlichen Würdenträger. Das trifft für Erzbischöfe, Bischöfe, Weihbischöfe oder Domvikare zu – nicht aber für einfache Priester, die von den Bistümern selbst bezahlt werden. Die Gehälter der Bischöfe orientieren sich an den Besoldungsstufen der deutschen Spitzenbeamten. So bekommt ein Bischof in der Regel mindestens Besoldungsstufe B6 (Grundgehalt knapp 9.000 Euro), bei einem Erzbischof kann es bis auf B10 (Grundgehalt rund 12.500 Euro) steigen. Hinzu kommen Dienstwagen mit Fahrer und Dienstwohnung. Im vergangenen Jahr flossen so fast 500 Millionen Euro an die katholische und evangelische Kirche. Seit Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1949 ergibt das mittlerweile eine Summe von über 15 Milliarden Euro. Begründet wird das damit, dass die Kirchen vor 200 Jahren zahlreiche Güter, Klöster und Ländereien im Zuge der Säkularisierung an den Staat verloren haben. Was soll ich sagen? Abgesehen einmal von der Frage, ob dies auch heute noch einen solchen Geldtransfer rechtfertigen kann, ist ein (Finanz-)Gebaren wie das des ehemaligen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst Grund genug, über dieses Finanzierungssystem ernsthaft nachzudenken. Derweil muss sich Opa von Oma dauernd die blöde Frage anhören: „Warum bist du eigentlich nicht Erzbischof geworden?“
Gerüchteküche-Küchengerüchte
Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es noch einmal um Küchengerüchte zum Thema Kochen für kleines Geld.
So, jetzt komme ich endlich meinem Versprechen nach, noch ein paar Rezepte für preiswerte Gerichte zu liefern, die aber trotzdem etwas hermachen. Folgendes habe ich für Sie im Angebot: Pellkartoffeln mit Nordseekrabben, Majoran-Kartoffeln und Überbackenes Schweinefilet “bella Italia”. Die drei Gerichte kosten pro Person, wenn man günstig und preisbewusst einkauft, allesamt weniger als 2,50 Euro. Das ist zwar auch noch Geld, dafür sind die Rezepte aber nicht nullachtfünfzehn und auch noch einfach zu kochen. Zu finden sind sie wie immer in Opas Kochbuch unter Hauptgerichte. Bei einer Mengenreduzierung können sie natürlich auch als Zwischengerichte aufgetischt werden. Was soll ich sagen? Chacun à son goût.
Erlebnisnachmittag mit Enkel
Oma und Opa sind in diesem Jahr irgendwie nicht so richtig aus dem Knick gekommen, was den Sommerurlaub betrifft. Da wir uns nicht entscheiden konnten, ist es beim Urlaub auf „Terrassien“ in Berlin geblieben. Und das ist, um bei den Worten unseres Bürgermeisters zu bleiben, auch gut so. Denn in Bayern, das unser wahrscheinlichstes Reiseziel geworden wäre, ist das Wetter den ganzen Sommer über ausgesprochen besch… äh …eiden. In der Hauptstadt herrschte dagegen fast die ganze Zeit eitel Sonnenschein. So haben wir halt mal an dem einen oder anderen Nachmittag das Büro – der Rufumleitung sei Dank – abgeschlossen und uns anderweitig amüsiert. Nicht oft, dafür aber intensiv. Wie gestern zum Beispiel, als wir mit unserem jüngsten Enkel, bei dem Oma wieder mit Aufpassen dran war, einen Erlebnisnachmittag eingelegt haben: Erst den Kurzen mit dem offenen Cabrio vom Kindergarten abgeholt, dann tanken gefahren, im Naturkundemuseum Dinos und andere tote Tiere – Knut inklusive – angeschaut, Eis gegessen, eine kleine Stadtrundfahrt – Goldelse (Siegessäule für die Nicht-Berliner), Brandenburger Tor, Gendarmenmarkt, Check-Point-Charly, Potsdamer Platz – unternommen, die Mama von der Arbeit abgeholt und beide wohlbehalten daheim abgeliefert. Der kleine Mann konnte seiner Mutter alles gar nicht so schnell erzählen, wie es aus seinem Mündchen im wahrsten Sinne des Wortes heraussprudelte. Was soll ich sagen? Auch Oma und Opa schaffen es nicht, all diese überwältigenden Momente festzuhalten. Umso beruhigender ist es, dass die Kinder auch bei einem solchen – zugegebenermaßen – Überangebot auf dem Teppich bleiben. Der letzte Kommentar des Kleinen beim Abschied: „Oma, wir haben ja gar nicht bei dir zu Hause gespielt.“
Sind die aber grooooooooooooooooooß: Die Dinosaurier im Naturkundemuseum in Berlin.
Tapferes Kerlchen
Unser ältester Enkel ist jetzt für „besondere Tapferkeit und großen Mut“ ausgezeichnet worden. Die Tapferkeitsurkunde hat er vom Stamme der Narkoseindianer verliehen bekommen. Dieser Stamm zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man seine Mitglieder immer nur ganz kurz zu Gesicht bekommt, und dann sind sie auch schon wieder verschwunden. So war es auch bei unserem tapferen Kerlchen, dem die Nasenpolypen entfernt wurden. Der arme kleine Mann tat Oma und mir schon ziemlich leid. Zunächst wusste er gar nicht, was da auf ihn zukam. Dann hatte er auch noch eine nicht so angenehme Nacht zu durchstehen. Das Einzige, was sich wirklich positiv darstellte, war, dass es Eis im Überfluss gab. Was soll ich sagen? Ich hätte wirklich gerne mit ihm getauscht. Aber nicht etwa wegen des Eises, falls das irgendjemand meint, sondern um ihm die Schmerzen zu ersparen. So sind Opas eben.
PS: Oma hätte übrigens auch sofort mit ihm getauscht. Und die mag Eis nun wirklich nicht besonders gerne. Und ich bin sicher: Mama und Papa hätten es, wenn es möglich gewesen wäre, auch getan.
Eine solche Urkunde hat auch unser ältester Enkel erhalten, ein ganz tapferes Kerlchen.