Trotz allem, mir geht es gut

Eigentlich könnte ich mich zur Zeit ja selbst bemitleiden: Die Schmerzen, die mir mein Bandscheibenvorfall beschert, werden immer schlimmer. Morgen geht’s ins Krankenhaus, am Freitag komme ich unters Messer. Wie gesagt, irgendwie tue ich mir langsam selber leid. Tat, muss ich genauer sagen. Denn gestern war Oma wieder einmal in Sachen Charity unterwegs und hat mir danach Dinge erzählt, nach denen ich mein Schicksal gar nicht mehr so schlimm fand. Sie und ein paar Freundinnen von ihrem Inner Wheel Club waren nämlich im Ronald McDonald Haus Berlin-Wedding. Glauben Sie mir, dorthin wollen sie nicht wirklich. Denn seit 1998 finden dort jährlich zirka 500 Familien ein Zuhause auf Zeit, während ihre schwer kranken Kinder im nahe gelegenen Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) oder der Charité, Campus Virchow-Klinikum, behandelt werden. Und von den Schicksalen wollen Sie erst recht nichts hören. Aber vielleicht davon, was die Frauen dort getan haben. Sie haben Bärchen für die Kinder dorthin gebracht, die Build a Bear kostenlos zur Verfügung gestellt hat, und zwar in dem Wert, den der Inner Wheel Club an das Ronald McDonald Haus Berlin-Wedding gespendet hat. Was soll ich sagen? Wenn es Ihnen also zur Zeit nicht so gut geht und Sie Aufmunterung brauchen, dann gehen Sie doch einmal auf die Seite dieses Ronald McDonald Hauses. Spätestens dann denken Sie: So schlecht geht es mir doch gar nicht. Nein, mir geht es richtig gut. Und vielleicht haben Sie dann auch noch ‘nen Euro über, den Sie spenden wollen. Das geht übrigens online ganz unkompliziert auch über diesen Link.

IMG_0005Oma und einige ihrer Freundinnen vom Inner Wheel Club Berlin-Tiergarten im Ronald McDonald Haus Berlin-Wedding, dem sie Bärchen für die kranken Kinder gebracht haben.

Kleine Ursache, große Wirkung

Bei meinem jüngsten Friseurbesuch, den ich wegen meines bevorstehenden Krankenhausaufenthaltes ein wenig vorgezogen habe, habe ich jetzt erfahren, dass die Abneigung von mir und meinem jüngsten Enkel gegen die feinen, kleinen Haarschnipsel, die – wie hier schon einmal dargelegt – ganz offensichtlich genetisch bedingt ist, evolutionär begründet sein muss. Denn, so wusste unsere Friseurin zu berichten, können diese lästigen, manchmal nur Millimeter großen Haarspitzen äußerst gefährlich sein. Wenn man nämlich nicht aufpasst, können sie sich beispielsweise in die Füße bohren und entzünden. Und, so wussten die Damen weiter zu berichten, suchen sich die Haarspitzen nicht nur Füße als Ziel aus. Derartiges gilt in der Friseurbranche sogar als Berufsrisiko, über das natürlich wieder niemand spricht. Was soll ich sagen? Erst dachte ich ja, die wollen mich auf den Arm nehmen. Aber es ist wohl wirklich so, was einmal mehr belegt: Klein(st)e Ursache, große Wirkung.

Einbein ist wieder da

Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass ich im letzten Jahr über einen unserer Gäste schon berichtet hätte. Aber da habe ich mich getäuscht. Entgegen meiner Erinnerung – offensichtlich werde ich tatsächlich alt – kam “Einbein” in Opas Blog noch nicht vor. Dabei hätte er bzw. sie es durchaus verdient. “Einbein” ist nämlich eine Amseldame, die – wie ihr Spitzname schon besagt – nur auf einem Bein unterwegs ist. Bereits im letzten Jahr hat sie sich in unserem Garten schadlos gehalten und mit Würmern versorgt. Dabei haben ihr ihre Artgenossen das Terrain ziemlich kampflos überlassen, als wenn in der Natur doch nicht nur das Gesetz des Stärkeren herrschen würde. Wie auch immer. Jedenfalls ist sie seit ein paar Tagen wieder da und hüpft auf ihrem noch funktionsfähigen Bein munter über unseren Rasen und isst sich satt. Was soll ich sagen? Da fallen mir gleich mehrere Dinge ein: 1. Über Stammgäste freuen sich Oma und Opa immer. 2. Angesichts meiner schmerzbedingten Bein-Einschränkungen hat sie mein vollstes Mitgefühl. Und 3. Sollte eine der dauernd durch unseren Garten streunenden Katzen unserem Einbein zu Leibe rücken, könnte dies meine bislang diesbezüglich noch relative tolerante Haltung drastisch ändern …

IMG_3498                Wie schon im letzten Jahr versorgt sich Einbein auch 2014 bei uns mit Würmern.

Reiseberichte – mal so, mal so

Unsere beiden Enkel waren in der letzten Woche mit ihrem Kindergarten auf Gruppenfahrt. Für einen Drei- und einen Vierjährigen finde ich eine ganze Woche schon einen beachtlichen Zeitraum. Während es für unseren Ältesten bereits das zweite Mal war, stellte sich die Fahrt für unseren Jüngsten als Premiere dar. Wie auch immer: Als sie wieder zurück in Berlin waren, wollten sie natürlich sofort bei Oma und mir ihre Reiseberichte absetzen. Unser ältester Enkel hatte zeitlich die Nase vorn, musste aber leider zunächst mit dem Anrufbeantworter vorlieb nehmen: “Ich bin wieder da. Ruft doch mal an, wenn ihr wieder da seid”, vertraute er der Maschine an. Nachdem ich sie abgehörte hatte, meldete ich mich natürlich sofort bei unserem Enkel und fragte ihn: “Wie war’s denn?” “Gut”, brachte er seine Reiseerlebnisse auf den Punkt, den er auf Nachfrage noch damit ergänzte, er habe Hasen, Pferde, Schweine und Schafe gesehen. Unser jüngster Enkel hatte bei seinem Telefonat mehr Glück und erwischte mich sofort. Auf meine Frage, wie es denn gewesen sei, zeigte er sich wesentlich auskunftsfreudiger als sein Cousin: “Schön, aber anders”, ließ er mich wissen, um dann noch etwas von Blümchen zu erzählen, das ich aber nicht so richtig verstanden habe. Was soll ich sagen? Irgendwie erinnert mich das Ganze an die Begegnung zweier Ostfriesen. Sagt der eine: “Moin.” Sagt der andere: “Moin, moin”, woraufhin der eine entgegnete: “Du bist heute aber gesprächig.”

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Rucola.

Ich vermute mal, dass die meisten meiner Leser einem gut angemachten Rucolasalat nicht abgeneigt sind. Ich jedenfalls, obwohl ich als Fleisch fressende Pflanze verschrieen bin und immer dann, wenn man mir Salat vorsetzt, frage, ob ich vielleicht eine Kuh bin oder wie eine aussehe, esse Rucola ausgesprochen gern. Insofern ist es wohl auch verständlich, dass ich mich immer wieder über die gesalzenen Preise für das Kreuzblütengewächs schwarz ärgere. So finden sich bei einer einfachen und kurzen Internet-Recherche für eine 125-Gramm-Schale im Supermarkt Preise zwischen 0,59 und 1,99 Euro. Vielleicht geht es noch ein wenig billiger, aber ganz sicher auch noch viel teurer. Bei einem Italiener in Braunschweig habe ich einen Insalata di Rucola (mit Tomaten, gehobeltem Parmesan und Pinienkernen) für sage und schreibe 9,50 Euro gefunden. Was soll ich sagen? Ein Frechheit ist das, wenn man bedenkt, dass das Grünfutter fast bei jedem direkt vor der Haustüre wächst. Der Extrem-Botaniker Jürgen Feder bezeichnete Köln in der Sendung “Kölner Treff” von Bettina Böttinger als Rucola-Hauptstadt Deutschlands, weil dort so viel wilder Rucola an den Straßen der Stadt zu finden sei. Ich vermute mal, der gute Mann war noch nicht in Berlin. Dort sprießt der Rucola nämlich in einer Intensität an jeder Ecke, dass man sich um die Salatbranche der Stadt schon fast Sorgen machen muss. Alleine mit dem Natur-Angebot vor unserem Haus könnten wir gut und gerne unseren gesamten Bedarf decken.

IMG_3493                Das reichliche Rucola-Angebot direkt vor unserer Haustür unter der Laterne.

“Alles wird gut”

Jetzt steht es fest: Opas Rücken kommt unters Messer. Nächste Woche geht es ab in die Neurochirurgie des Bundeswehrkrankenhauses in Berlin, in der gestern bei meinem Vorstellungstermin die Entscheidung gefallen ist. Eine Operation ist zwar nicht das, was man sich gemeinhin so wünscht. In meinem Fall aber dürfte es wohl das Beste sein, wenn ich nicht Gefahr laufen will, dass der eingeklemmte Nerv dauerhaft geschädigt und mein gesamter Bewegungsapparat durch die schmerzbedingten Schonhaltungen nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen wird. Die endgültige Entscheidung lag, wie sollte es auch anders sein, bei mir als Patienten. Aber der untersuchende Arzt hat mich bei meinen Abwägungen durchaus in meiner Entscheidung bestärkt, meinem Bandscheibenvorfall mit dem Skalpell zu begegnen. Jetzt hoffe ich, dass alles gut geht und der Spuk in ein paar Wochen vergessen ist. Was soll ich sagen? Ich halte es mal mit Nina Ruge, die von 1997 bis 2007 das Boulevardmagazin “Leute heute” moderiert und jede Sendung mit dem Satz beendet hat: “Alles wird gut.”

Das Tier mit den zwei Höckern …

Der schwarze Kontinent übt auf unseren ältesten Enkel eine große Faszination aus. Alles, was mit Afrika zu tun hat, saugt er auf wie ein Schwamm. Vor allem die dort lebenden Tiere liebt er. Und bei der Artenvielfalt kann es verständlicherweise auch mal vorkommen, dass man ein wenig durcheinander kommt und nachfragen muss. So wollte er jetzt von seiner Mutter wissen: „Wie heißt noch mal das Tier mit den zwei Höckern?“ „Kamel“, antwortete diese pflichtschuldig. „Ach ja“, meinte er daraufhin, „das mit einem Höcker war das Chamäleon.“ Was soll ich sagen? Lachen Sie nicht. Da sind schon ganz andere ins Schleudern gekommen. Die R. J. Reynolds Tobacco Company beispielsweise zeigt nach wie vor auf der Zigarettenpackung ihrer Marke „Camel“ ein Dromedar. Und das ist doch wohl auch nicht zum Lachen, wohl eher zum Husten.

Vielleicht ein gutes Omen

Jetzt hat es Opa also erwischt: Prolapsus nuclei pulposi, auch Bandscheibenvorfall genannt. Die Folge: Nerv eingeklemmt. Das MRT lässt keinen Zweifel zu. Und wie es aussieht, ist da konservativ auch nicht mehr viel zu machen. Zumal ich wegen meiner künstlichen Herzklappe Marcumar nehmen muss, so dass gezielte Spritzen eben nicht möglich sind. Vielleicht fällt ja der Neurochirurgie des Bundeswehrkrankenhauses noch etwas ein, in die mich mein Orthopäde überwiesen hat und die einen ausgezeichneten Ruf genießt. Ich bin zwar grundsätzlich ein Optimist, in diesem Fall aber eher skeptisch und befürchte, dass ich um eine Operation nicht herumkommen werde. Wobei, wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich die Schmerzen mittlerweile ziemlich satt. Die letzten Nächte waren trotz aller Schmerzmittel definitiv zu kurz, so dass ich langsam aber sicher auch noch unleidlich werde. Was soll ich sagen? Morgen habe ich gottlob schon einen Vorstellungstermin. Ich hoffe, alles weitere geht dann schnell, damit das Elend endlich ein Ende hat – nach dem Motto: Ende gut, alles gut. Vielleicht ist es ja ein gutes Omen, dass der Leiter der Neurochirurgie ein Oberstarzt der Luftwaffe ist und ich ein Oberstleutnant der Reserve derselben Teilstreitkraft war.

Hotel Mama

Hotel Mama ist laut Wikipedia „ein umgangssprachlich ironisierendes Schlagwort für ein Elternhaus, in dem volljährige Menschen – sogenannte ‚Nesthocker‘ – nach Ende der Adoleszenz weiterhin oder wieder im Haushalt ihrer Eltern leben. Der Begriff bezieht sich auf die traditionelle soziale Rollenverteilung, bei der typische Arbeiten im Haushalt wie Kochen oder Reinigung weiterhin der Mutter zugeschrieben werden.“ Einer guten Freundin von uns wird gerade diese Ehre wieder zuteil, nachdem ihr erwachsener Sohn den Weg zurück ins elterliche Nest gefunden hat – vorübergehend, heißt es. Was soll ich sagen? Angesichts der Kochkünste und Fürsorglichkeit unserer Freundin hoffe ich für sie nur, dass sich der Filius nicht allzu sehr an die Annehmlichkeiten und Vorzüge von „Hotel Mama“ gewöhnt und es sich dort erst einmal so richtig bequem macht. Sonst könnte aus dem „vorübergehend“ schnell ein “dauerhaft“ werden. Denn bekanntlich ist ja nichts so beständig wie ein Provisorium.

Alle fallen durch

Bei der Lektüre seiner Morgenzeitung muss man mittlerweile wirklich vorsichtig sein. Jedenfalls erschrecke ich mich zuweilen so, dass mir die Kaffee- bzw. Teetasse aus der Hand fällt. In der letzten Woche war es wieder einmal soweit. Originalton “Tagesspiegel”: “Der Senat hat die Hürden für Schulabschlüsse gesenkt. Sowohl die Berufsbildungsreife – der frühere Hauptschulabschluss – als auch der Mittlere Schulabschluss sind ab diesem Schuljahr leichter zu erreichen, als es bisher an den Gesamtschulen möglich war. Zudem kann man mit schlechteren Noten in die gymnasiale Oberstufe aufsteigen.” Als Aprilscherz wäre das ja richtig gut gewesen. Aber leider war es bittere Realität. Auf den ersten Blick mag das für die Schüler ja ganz attraktiv sein. Doch bei näherem Hinsehen erweist sich dieser bildungspolitische Taschenspielertrick als ziemlicher Bumerang, der die Schüler noch böse treffen wird. Denn wer mit einer Berufsqualifizierung, die mehr Schein als Sein ist, auf dem Arbeitsmarkt antritt, wird noch sein blaues Wunder erleben. Immer mehr Betriebe konzipieren nach Angaben der IHK bereits eigene Aufnahmetests, um die Eignung der Bewerber festzustellen. Wer nach solch einem Test dann in die Röhre schaut und sich statt in seinem Traumjob im Albtraum Jobcenter wiederfindet, kann sich ja bei den Bildungspolitikern bedanken, die mit dieser Reform dazu noch ein System geschaffen haben, das so kompliziert ist, dass es eine Handreichung von 80 Seiten plus 30 Seiten Anlage benötigt, um wenigstens einigermaßen verstanden zu werden. Was soll ich sagen? Aus einem hoffnungsvollen “Alle kommen durch” wird am Ende ein ziemlich ernüchterndes “Alle fallen durch”. Das Gegenteil von “gut gemeint” ist eben “schlecht gemacht”.