Ostern kommt der Ostermann?

Weihnachten kommt der Weihnachtsmann und Ostern? Na klar: Der Ostermann. So jedenfalls antwortete, ohne lange nachzudenken, spontan in kleiner Runde einmal einer unserer Enkelsöhne, um dann doch innezuhalten: “Das stimmt doch nicht! Das ist der Osterhase”, belehrte er sich und die anderen unter schallendem Gelächter, in das er freudig mit einstimmte. Gar nicht zum Lachen ist einem allerdings, wenn man sich die sogenannten Straßenumfragen der privaten Fernsehsender antut, bei denen sich die Befragten beispielsweise mit der Aussage blamieren, dass an Ostern der Osterhase Geburtstag hat. Hat er aber nicht. Insofern wiederhole ich gerne das, was ich schon einmal auf diesem Blog geschrieben habe: Die “Kar”-Woche leitet sich ab von dem Wort “Kara”, das im Althochdeutschen Klage, Kummer oder Trauer bedeutet. Die Woche beginnt mit dem “Palmsonntag”, dem Tag, an dem Jesus begeistert und mit Palmen in Jerusalem empfangen wurde. Am Donnerstag, dem “Gründonnerstag”, gedenken die Christen des letzten Abendmahls, das Jesus und seine Jünger hielten. Am “Karfreitag” wird der Kreuzigung gedacht, der “Karsamstag” ist der eigentliche Trauertag, bevor Ostern, am “Ostersonntag” und “Ostermontag”, die Auferstehung Christi im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht. Das ist in aller gebotenen Kürze das, worum es in der Karwoche und an Ostern geht. Was soll ich sagen? Wenn jetzt doch jemand in diesen Tagen einen Hasen durch seinen Garten hoppeln sieht, kann das trotzdem eine österliche Bewandtnis haben.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema #Foodporn.

Der #Foodporn ist in aller Munde. Auf Instagram beispielsweise gibt es rund 85 Millionen Fotos, die unter diesem Hashtag laufen und Essen in unterschiedlichster Form zeigen. Doch was hat es mit Foodporn auf sich, das wörtlich übersetzt soviel wie Essensporno heißt. Auf der englischen Seite von Wikipedia steht dazu: „Food Born bedient sich oft der Art von Lebensmittel-Fotografie und -Aufmachung, die die Gerichte provokativ in Szene setzt, in ähnlicher Weise wie bei Glamour- oder Pornofotos.“ Gemeint ist, dass unter dem #Foodporn Bilder gezeigt werden, die kalorienreiches und ungesundes Essen verharmlosen. Einige Stimmen warnen sogar davor, dass Foodporn ein ähnlich gestörtes Verhältnis zu Essen bewirkt wie die Pornografie zur Sexualität. Doch weit gefehlt. Wissenschaftler des Quatar Computing Research Instituts und der Queen Mary Universität in London haben fast 10 Millionen Fotos von 1,7 Millionen Usern analysiert und kamen zu dem Ergebnis: Zwar gibt es eine überwältigende Obsession für Schokolade und Kuchen, gleichzeitig aber auch Hinweise, die auf eine Motivation für gesundes Leben hindeuten. Was soll ich sagen? Vielleicht sind die Menschen doch klüger, als man gemeinhin denkt. Aber unabhängig davon gilt: Eine Currywurst in Ehren, kann niemand verwehren.

PS: Für Kuchenliebhaber: Streiche Currywurst, setze Baiser-Sahne Torte.

Currywurst   Baiser-Sahne-TorteFoodporn in Reinkultur: Currywurst und Baiser-Sahne Torte.

Langeweile ist so wichtig

Wer kennt sie nicht, die Eltern, die im Nebenberuf Animateure ihrer Kinder sind. Da muss seitens des Nachwuchses Ballett getanzt oder Hockey gespielt, mit Tuba oder Geige musiziert, Picasso und Leonardo da Vinci nachgeeifert und neben Deutsch natürlich noch Mandarin oder Spanisch parliert werden. Der Terminkalender mancher kleiner Menschen ist so vollgepackt wie der des Vorstandsvorsitzenden eines Dax-Unternehmens – nur dass der zwischendurch wenigstens noch einen Golftermin hat. Selbst Mama oder Papa steht zuweilen der Schweiß auf der Stirn, wenn es darum geht, von einem Termin zum anderen zu jagen. Dabei wäre es so wichtig, dass die Kinder Zeit hätten, zu sich selber zu finden. Mehr noch, ihnen wird die Möglichkeit genommen, sich in der Langeweile zu verlieren, die der stärkste Motor für Kreativität ist. Den Zusammenhang zwischen dem Faktor Zeit und der freien Entfaltung der Fantasie zeigt der Versuch der Kreativagentur Café Communications, die Kindern zehn Sekunden bzw. zehn Minuten Zeit gaben, das Zifferblatt einer Uhr zu komplettieren. Das Ergebnis jedenfalls spricht Bände. Was soll ich sagen? Liebe Eltern, lasst doch mal eure Kinder in Ruhe und zu sich selbst kommen. Wer diesbezüglich Nachhilfe benötigt, dem kann ich nur empfehlen, Oma einfach mal beim Spielen mit ihren Enkelkindern zuzuschauen. Einfach klasse!

Nicht immer drin, was draufsteht

Manchmal traut man ja seinen Augen nicht. Als wir letztens in Omas Elternhaus in Holland waren, fiel mein Blick auf ein Döschen, auf dem gut lesbar das Wort “DROGEN” stand. Auch nicht schlecht, dachte ich, die schreiben hier auch gleich noch drauf, was drin ist. Allerdings konnte ich mir dann doch nicht vorstellen, dass die Mutter von Oma mit ihren 88 Jahren noch zu solchen Aufputschmitteln greift – auch wenn unser Nachbarland für seinen lockeren Umgang mit Drogen ja bekannt ist. Des Rätsels Lösung war dann ganz einfach. In der Dose hebt Opas Schwiegermutter ihr Hörgerät auf, das dann über Nacht trocknen kann. Denn “DROGEN” heißt auf Deutsch “TROCKNEN”. Was soll ich sagen? Es ist halt doch nicht immer drin, was draufsteht.

Drogen Es ist nicht immer drin, was draufsteht.

Wieder mal roter Teppich

Im letzten Jahr waren Oma und Opa verhindert, aber in diesem Jahr haben wir uns den roten Teppich des 14. Deutschen Hörfilmpreises nicht entgehen lassen. Entsprechend herausgeputzt haben wir uns auf den Weg ins Kino International in Berlin gemacht, in dem die Preisverleihung erstmals stattfand. Und dort wartete in der Tat der ganz große Bahnhof, als ob ganz Hollywood zugesagt hätte. Jedenfalls wurden die Fotografen nicht enttäuscht, filmische Prominenz war ausreichend vertreten und gab dem Preis einmal mehr einen würdigen Rahmen, der von Yvonne Catterfeld & Trio komplettiert wurde. Ach, Sie fragen sich, was denn überhaupt ein Hörfilm ist. Also, ein Hörfilm ist ein Kino- oder Fernsehfilm mit zusätzlichen akustischen Bildbeschreibungen, um die Beiträge „sehen“ zu können. In den Dialogpausen vermitteln knappe Erläuterungen die visuellen Elemente einer Szene. Diese Technik, die blinden und sehbehinderten Menschen einen direkten Zugang zu Fernsehen, Kino und Theater eröffnet, nennt sich Audiodeskription. Was soll ich sagen? Es ist nicht zu fassen, dass sich in den privaten Fernsehsendern auch zwei Jahre nach Opas letzter Kritik in dieser Sache immer noch nichts getan hat. Ich bin zwar überhaupt kein Freund staatlicher Regulierung. Aber wenn sich bald nichts merklich ändert, sollte der Gesetzgeber in der Tat eingreifen. Wenn man bedenkt, dass eine Audiodeskription durchschnittlich so um die 5.000 Euro kostet, ist diese sture Verweigerungshaltung der Privaten wirklich nicht zu verstehen. Hier können sie sich an den öffentlich-rechtlichen Sendern ein Beispiel nehmen.

IMG_2666Erwischt: Oma auf dem roten Teppich des 14. Deutschen Hörfilmpreises in Berlin.

„Zweideutig für Deutschland“

In Zeiten, in denen eine Ein-Themen-Protest-Partei allein mit dem Schüren von Angst vor dem Fremden das politische Koordinatensystem zwar nicht zum Einsturz, aber immerhin durcheinander bringt, drängt sich die Frage auf: Wie ist es denn tatsächlich um unser Abendland bestellt? Ein ziemlich aussagekräftiges Indiz ist in diesem Zusammenhang immer die Sprache, die sich ja permanent einer Unterwanderung durch Wörter mit Migrationshintergrund erwehren muss. Und da sieht es auf den ersten Blick in der Tat bedenklich aus: Deutsch ist eine Einwanderungssprache! Zu diesem eindeutigen wie niederschmetternden Ergebnis kam bereits im Jahr 2008 kein geringeres als das Goethe-Institut, sozusagen der Gralshüter deutscher Kultur in aller Welt. Unterstützt u.a. durch den Leiter der Dudenredaktion hatte sich das Institut auf die Suche nach dem “besten eingewanderten Wort” gemacht und war fündig geworden. Man mag es glauben oder nicht, aber der „Tollpatsch“ hat sich – ausgerechnet – aus dem Ungarischen eingeschlichen und unwiderruflich in unseren Breitengraden eingenistet. Insgesamt ist man seinerzeit über 3.500 aus 42 Sprachen eingewanderten Wörtern auf die Schliche gekommen, wobei anscheinend nicht mehr eindeutig feststellbar war, ob dies legal oder illegal geschah. Jedenfalls wurde diese Frage überhaupt nicht mehr thematisiert. Wie dem auch sei: Erwischt wurden u.a. Hängematte, Chaos und Tohuwabohu, was vermutlich viele Illusionen zerstörte. Zumindest skizzierte dieses Kauderwelsch ein düsteres Bild vom drohenden Verfall der deutschen Sprache. Doch mittlerweile ist ein Hoffnungsschimmer am Horizont erschienen, und das auch noch hier in Berlin. Wie ein weißer Ritter sozusagen kämpft ein – man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen – Brite dafür, die deutsche Sprache zu retten, wobei er sich vor allem dem Kampf gegen Anglizismen verschrieben hat. Und die gibt es wahrlich genug. Letzte Untersuchungen sprechen von über 13.000. Doch der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg winkt nach eingehenden Untersuchungen ab: „Untergangsszenarien für und Abgesänge auf das Deutsche sind fehl am Platz.“ Da müssen sich wohl eher die anderen Sprachen Sorgen machen. Denn wie Recherchen von Opa ergeben haben, steht der Einwanderung von Wörtern eine beachtliche Anzahl von Auswanderungen gegenüber. Über 6.000 deutsche Worte haben sich über die Jahre auf den Weg gemacht und sind dabei in aller Welt einer ausgesprochen freundlichen Willkommenskultur begegnet. „Überhaupt“ beispielsweise ist bei unseren niederländischen Nachbarn aufgenommen worden, „Kindergarten“ in den Vereinigten Staaten und der „Poltergeist“ in Brasilien. Die „Mannschaft“ hat sich vor allem seit 2014 fast über den ganzen Erdball verteilt. Während sich diese Worte mit der Integration in ihrer jeweiligen neuen sprachlichen Heimat noch etwas schwer tun, präsentiert sich der gute alte „Kaffeeklatsch“ ganz anders und hat sich in Kanada als „kaffeklatsching“ offensichtlich assimiliert. Was soll ich sagen? Dass sich angesichts dieser weltweiten Wörterwanderungen Parteien in diesem Land bei ihrer Namengebung nicht ausschließlich deutscher Worte bedienen, sondern solcher mit ausländischem Hintergrund, ist ein Skandal erster Güte. „Alternative“ beispielsweise ist kein deutsches Wort, sondern aus dem Mittellateinischen „alternativus“ abgeleitet und bedeutet „zweideutig“. Also: „Zweideutig für Deutschland“ – da weiß man doch gleich, was los ist.

Vorerst kein Weltuntergang

Nach diesem Wahlsonntag stellt sich mir als Großvater die Frage: Muss ich mir um die Zukunft meiner Kinder und Enkelkinder ernsthaft Sorgen machen? Um die Antwort gleich vorweg zu nehmen: Nein! Fassen wir also zusammen, was passiert ist: 1. Deutschland ist mit dem Wahlerfolg der AfD endgültig im politischen Alltag Europas bzw. der politischen Wirklichkeit angekommen. Ob Italien, Frankreich, Österreich, Belgien oder die Niederlande, all diese Länder müssen schon seit geraumer Zeit mit Rechtspopulisten leben und haben dies auch – demokratisch ziemlich unbeschadet – überlebt. 2. Die politische Mitte Deutschlands muss Federn lassen und schrumpft, verfügt aber immer noch – auch das ist ein Ergebnis dieser Wahl – zum Teil über satte absolute Mehrheiten in einer Größenordnung von 70 Prozent und mehr. Und eine Partei der Mitte hat sogar in allen drei Ländern Zuwächse verzeichnet, auch wenn es in Sachsen-Anhalt nicht ganz reichte: Die FDP. 3. Es ist das zweite Mal in Folge, dass die durch den “Fukushima-Effekt” (wieder)belebte Wahlbeteiligung weiter anstieg. Was bedeutet, dass sich die Menschen in schwierigen Zeiten doch für Politik interessieren, auch wenn die Partei der Nichtwähler, wenn es sie denn gäbe, in allen drei Ländern stärkste Partei geworden wäre. Welche Konsequenzen hat das? Die etablierten politischen Parteien können nicht so weitermachen wie bisher, sondern müssen die Sorgen der Bürger ernst nehmen und nachvollziehbare Antworten auf deren Fragen finden. Vor allem aber müssen sie die AfD überall, wo es nur geht, inhaltlich stellen und den Bürgern immer wieder anschaulich vor Augen führen, dass diese Einthemen-Partei überhaupt keine Antworten auf welche Fragen auch immer hat. Denn andernfalls könnte es sein, dass sich die Suggestion dieser Partei doch noch verfängt, es gebe tatsächlich einfache Lösungen für die aktuellen Probleme unserer Zeit. Was soll ich sagen? Das (politische) Leben ist kein Ponyhof, war es übrigens auch noch nie. Aber der Weltuntergang, für wann auch immer er mal wieder vorausgesagt wird, findet vorerst nicht statt – auch in Deutschland nicht.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Mahlzeit.

Es gibt manche Dinge im Leben, für die man sich Zeit nehmen sollte, viel Zeit sogar. Ganz sicher gehört dazu das Essen, vor allem dann, wenn man es auch genießen will. Insofern kann es nicht verwundern, dass es einen eigenen Begriff dafür gibt: Mahlzeit. Die Gebrüder Grimm haben das Wort in ihrem Deutschen Wörterbuch noch von der Zeitangabe für ein Mahl hergeleitet. Mittlerweile werden in unseren Breitengraden mit den Mahlzeiten die Essen bezeichnet, die zu bestimmten Zeiten eingenomen werden wie Frühstück, Mittagessen oder Abendessen. Die nennt man auch Hauptmahlzeiten, im Gegensatz zu den Zwischenmahlzeiten, die so zwischendurch zu sich genommen werden und vom Umfang her kleiner sind. Wenn mehrere Menschen eine Mahlzeit zu sich nehmen, dann geht das heute weit über die reine Nahrungsaufnahme hinaus. Musste der Autor als Kind beim Essen noch den Mund halten, ist neben dem kulinarischen Genuss die kommunikative Komponente mittlerweile von gleicher Bedeutung.

IMG_0639 KopieDie spanische Variante der Brotzeit.

Mahlzeit beschreibt aber nicht nur das Essen an sich, sondern stellt mittlerweile auch einen Gruß dar. Früher sagten die Menschen „Gesegnete Mahlzeit“, mittlerweile ist davon nur noch „Mahlzeit“ übrig geblieben. Und es gibt sogar noch eine ironische Form, nämlich „Prost Mahlzeit“, das sogar in der Hochliteratur Einzug gehalten hat. In Friedrich Schillers Wallenstein sagt der Wachtmeister: „Prost Mahlzeit! da fällt das Ganze gleich“, und meint damit wohl „im Gegenteil, nichts da“. Aber zurück zu den Mahlzeit, die in den verschiedenen Ländern durchaus zu unterschiedlichen Zeiten eingenommen werden – beispielsweise das Abendessen: In kaum einem anderen europäischen Land wird so pünktlich um 18 Uhr das „avondeten“ zu sich genommen wie in den Niederlanden und in keinen Ländern wird so spät zu Abend gegessen wie in den mediterranen Ländern. Um noch einmal auf die Niederlande zurückzukommen: Dort gibt es das Wort „maaltijdsoep“, das soviel bedeutet wie „Eintopf“ in Deutschland. Dort – vor allem in Süddeutschland – gibt es übrigens auch die „Brotzeit“, die sowohl Zwischenmahlzeit als auch Hauptmahlzeit sein kann und in aller Regel aus Brot sowie Wurst und Käse besteht. Was soll ich sagen? Aber wie auch immer: Zeit sollte man sich für seine Mahlzeiten auf jeden Fall nehmen.