In Zeiten, in denen eine Ein-Themen-Protest-Partei allein mit dem Schüren von Angst vor dem Fremden das politische Koordinatensystem zwar nicht zum Einsturz, aber immerhin durcheinander bringt, drängt sich die Frage auf: Wie ist es denn tatsächlich um unser Abendland bestellt? Ein ziemlich aussagekräftiges Indiz ist in diesem Zusammenhang immer die Sprache, die sich ja permanent einer Unterwanderung durch Wörter mit Migrationshintergrund erwehren muss. Und da sieht es auf den ersten Blick in der Tat bedenklich aus: Deutsch ist eine Einwanderungssprache! Zu diesem eindeutigen wie niederschmetternden Ergebnis kam bereits im Jahr 2008 kein geringeres als das Goethe-Institut, sozusagen der Gralshüter deutscher Kultur in aller Welt. Unterstützt u.a. durch den Leiter der Dudenredaktion hatte sich das Institut auf die Suche nach dem “besten eingewanderten Wort” gemacht und war fündig geworden. Man mag es glauben oder nicht, aber der „Tollpatsch“ hat sich – ausgerechnet – aus dem Ungarischen eingeschlichen und unwiderruflich in unseren Breitengraden eingenistet. Insgesamt ist man seinerzeit über 3.500 aus 42 Sprachen eingewanderten Wörtern auf die Schliche gekommen, wobei anscheinend nicht mehr eindeutig feststellbar war, ob dies legal oder illegal geschah. Jedenfalls wurde diese Frage überhaupt nicht mehr thematisiert. Wie dem auch sei: Erwischt wurden u.a. Hängematte, Chaos und Tohuwabohu, was vermutlich viele Illusionen zerstörte. Zumindest skizzierte dieses Kauderwelsch ein düsteres Bild vom drohenden Verfall der deutschen Sprache. Doch mittlerweile ist ein Hoffnungsschimmer am Horizont erschienen, und das auch noch hier in Berlin. Wie ein weißer Ritter sozusagen kämpft ein – man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen – Brite dafür, die deutsche Sprache zu retten, wobei er sich vor allem dem Kampf gegen Anglizismen verschrieben hat. Und die gibt es wahrlich genug. Letzte Untersuchungen sprechen von über 13.000. Doch der Sprachwissenschaftler Peter Eisenberg winkt nach eingehenden Untersuchungen ab: „Untergangsszenarien für und Abgesänge auf das Deutsche sind fehl am Platz.“ Da müssen sich wohl eher die anderen Sprachen Sorgen machen. Denn wie Recherchen von Opa ergeben haben, steht der Einwanderung von Wörtern eine beachtliche Anzahl von Auswanderungen gegenüber. Über 6.000 deutsche Worte haben sich über die Jahre auf den Weg gemacht und sind dabei in aller Welt einer ausgesprochen freundlichen Willkommenskultur begegnet. „Überhaupt“ beispielsweise ist bei unseren niederländischen Nachbarn aufgenommen worden, „Kindergarten“ in den Vereinigten Staaten und der „Poltergeist“ in Brasilien. Die „Mannschaft“ hat sich vor allem seit 2014 fast über den ganzen Erdball verteilt. Während sich diese Worte mit der Integration in ihrer jeweiligen neuen sprachlichen Heimat noch etwas schwer tun, präsentiert sich der gute alte „Kaffeeklatsch“ ganz anders und hat sich in Kanada als „kaffeklatsching“ offensichtlich assimiliert. Was soll ich sagen? Dass sich angesichts dieser weltweiten Wörterwanderungen Parteien in diesem Land bei ihrer Namengebung nicht ausschließlich deutscher Worte bedienen, sondern solcher mit ausländischem Hintergrund, ist ein Skandal erster Güte. „Alternative“ beispielsweise ist kein deutsches Wort, sondern aus dem Mittellateinischen „alternativus“ abgeleitet und bedeutet „zweideutig“. Also: „Zweideutig für Deutschland“ – da weiß man doch gleich, was los ist.