Da wird doch der Hund …

Seit einigen Jahren kommt es in Berlin mit seinem umfangreichen Waldbestand vermehrt zum Auftreten von Wildtieren in unserer unmittelbaren häuslichen Umgebung”, heißt es auf der Webseite der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Auch Oma und Opa können ein Lied davon singen. Dass unser Garten mittlerweile zu einem beliebten Ausflugsziel der Berliner Tierwelt geworden ist, wissen die Leser von Opas Blog spätestens seit letztem Sommer. Und dass da ein junger Fuchs besonders anhänglich ist, habe ich ebenfalls schon berichtet. Gestern Abend allerdings, als ich in der Halbzeitpause des Spiels Griechenland gegen Costa Rica in der Küche zugange war, traute ich meinen Augen nicht. Da spazierte doch dieser Bursche ganz gemächlich durch unser Wohnzimmer, keine zwei Meter von mir entfernt. Selbst meine Versuche, ihn zu verscheuchen, quittierte er nur mit einem müden Blick (vermutlich war es sogar ein Lächeln) und machte sich in aller Ruhe von dannen. Was soll ich sagen? Da wird doch der Hund (bzw. der Fuchs) in der Pfanne verrückt …

PS: Woher dieser Spruch kommt, kann man hier nachlesen.

„Woont deze meneer ook hier?”

Unsere beiden Enkel sehen ihre Tanten und Onkel nahezu täglich. Da ist die Familien- und Verwandtschaftspflege relativ einfach. Schwieriger ist das schon, wenn die Angehörigen weiter weg oder gar im Ausland wohnen, so wie das beispielsweise bei der Familie von Oma der Fall ist. Die wohnt, wie die Leser von Opas Blog wissen, in den Niederlanden. Die sind zwar nicht so weit weg. Doch sieht man sich nicht gerade jeden Tag. Vor allem für die Kinder von Omas Geschwistern war das, als diese noch klein waren, ziemlich schwierig. Da konnten sie sich die verschiedenen Personen nicht immer gleich merken und schon mal durcheinander kommen. Bei einem Besuch von Omas jüngster Schwester mit ihrer Familie bei uns fragte deren jüngster Sohn – damals vielleicht gerade einmal vier Jahre alt -, als ich abends nach der Arbeit nach Hause kam und ziemlich selbstverständlich durch unser Wohnzimmer ging: „Woont deze meneer ook hier? (Wohnt dieser Herr auch hier?)“ Was soll ich sagen? Das war fast wie bei Loriots „Pappa ante portas“, als Herr Lohse seine Frau Renate mit seiner Anwesenheit in den eigenen vier Wänden überraschte und damit nachfolgenden Dialog auslöste: “Was machst du denn hier?” – “Ich wohne hier!” – “Aber doch nicht jetzt, um diese Zeit!”

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Eten uit de muur (Essen aus der Wand).

Andere Länder, andere Sitten: Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft will Opas Blog den Blick einmal über den Tellerrand hinaus auf die Essgewohnheiten des Landes richten, das sich langsam aber sicher zum härtesten Konkurrenten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mausert: Die Niederlande. Dort gibt es ein Phänomen, das “Eten uit de muur” (Essen aus der Wand) genannt wird. Dabei handelt es sich zumeist um eine breite Front von in Chrom gefassten Scheiben, die wie Schließfächer einer Bank angeordnet sind und hinter denen frittierte Dinge wie Frikandellen, Rindfeischkroketten, Bami- oder Nasi-Scheiben auf den hungrigen Kunden warten. Darüber hinaus sind in jüngster Zeit vermehrt “Versomaten” (Frische-Automaten) aufgetaucht, mit denen Bauern versuchen, Eier, Pilze, Obst und Gemüse an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Was soll ich sagen? Wer jetzt die Nase rümpft, sollte sich verschämt zurückziehen. Denn die Idee dieser Automaten stammt aus Deutschland. Die “Deutsche Automaten Gesellschaft”, ein Zusammenschluss des Schokoladenfabrikanten Ludwig Stollwerck mit den Unternehmern und Erfindern Max Sielaff und Theodor Bergmann, stellte sie 1896 auf der Internationalen Gewerbeausstellung in Berlin in Form eines “electrisch-automatischen Restaurants” vor. Die Geschäftsidee verbreitete sich rasend schnell. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, England, Frankreich und den Niederlanden schossen diese Automatenrestaurants, in den kein Personal mehr zu sehen war und sich die Gäste nach dem Motto “Kein Bestellen, kein Warten, kein Trinkgeld” selbst bedienen konnten, wie Pilze aus dem Boden. Doch so schnell die Begeisterung am Anfang wuchs, so schnell war sie auch wieder vorbei. Selbst der Versuch der DDR, über den Fünfjahresplan 1956 die Automatenrestaurants mittels der Direktive “Modernisierung, Mechanisierung und Automatisierung” zumindest in Ost-Deutschland wieder salonfähig zu machen, scheiterte 1961 – wenige Wochen vor dem Mauerbau – kläglich: Die Planer hatten bei der Konstruktion eines Restaurants mit sage und schreibe 300 Automatenfächern das Kühlsystem vergessen, so dass die Kunden die Fächer wegen der zu großen Hitze der Klappen nicht öffnen konnten. Einzig und allein in den Niederlanden hat sich das “Eten uit de muur” über all die Jahre hinweg gehalten. Da kann Opa nur weiterhin von Herzen wünschen: Smakelijk eten!

Etenuitdemuur1“Eten uit de muur” (oben) und “Versomaten” gehören in den Niederlanden zum Alltag.Etenuitdemuur2

Selfies im 19. Jahrhundert?

Nicht zu glauben: Die Geschichte der Genremalerei des 19. Jahrhunderts muss teilweise umgeschrieben werden. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des Œuvres meines Ururgroßvaters Gisbert Flüggen ist jetzt eine Variante des Bildes Die Weinprobe auf meinem Tisch gelandet, die alle bisherigen Erkenntnisse über das 19. Jahrhundert und seine Sitten- und Historienmalerei in den Schatten stellt. Die beiliegenden Unterlagen legen den Schluss nahe, dass es sich bei diesem Bild um die erste Version der Weinprobe handelt. Flüggen scheint demnach jedoch der Meinung gewesen zu sein, dass ein naturgetreues Bild vom Zustandekommen von Selfies seiner Zeit weit voraus gewesen und vom Publikum vermutlich als Science Fiction abgetan worden wäre. Schweren Herzens hat er sich dann offensichtlich entschieden, fürs Erste dem Mann statt des Handys ein Weinglas in die Hand zu geben. Den Titel Die Weinprobe hat er vermutlich nur gewählt, um nicht frühzeitig für Irritationen zu sorgen. Gleichzeitig muss er aber auch geeignete Maßnahmen in die Wege geleitet haben, damit das Gemälde zu passender Zeit wieder auftaucht. Das ist nun wohl geschehen. Was soll ich sagen? Irgendwie erinnert mich das Ganze an eine Geschichte mit irgendwelchen Tagebüchern …

Selfie 2                Besonders auffällig ist, dass Handys damals schon Blitz gehabt haben.

PS: Zu guter Letzt erreichte Opas Blog noch ein Selfie von van Gogh.

Ura drückt Schland die Daumen

So, heute ist nun wirklich auf’m Platz: Deutschland spielt im Gruppenendspiel gegen die USA. Deren Coach war einmal als Bundestrainer der Chef von Jogi Löw. Jürgen Klinsmann heißt er und will doch tatsächlich gegen sein ehemaliges Team und gegen seinen ehemaligen Taktik-Asstenten gewinnen. Doch das könnte dem mittlerweile ziemlich amerikanisch wirkenden Sonnyboy so passen. Deutschlands erklärtes Ziel ist es schließlich, Weltmeister zu werden. Und der muss eben alle schlagen. Bei diesem Spiel bekommt Schland sogar eine ganz außergewöhnliche Unterstützung. Ura, also die Mutter von Oma und die Urgroßmutter unserer Enkel, hält Deutschland die Daumen. Dabei hat sie als Holländerin derzeit schon alle Hände voll zu tun, nachdem die Elftal aus unserem Nachbarland auch noch gut im Rennen ist. Vereinzelte Kritik aus den eigenen Reihen begegnet sie ganz selbstbewusst mit der Argumentation: “Wenn ihr eine Tochter in Deutschland hättet, die in ihrem Garten die niederländische Fahne hisst und deren Enkelkinder mit oranje Trikots durch die Gegend laufen, würdet ihr auch für Deutschland sein!” Was soll ich sagen? Hut ab. Und wenn Deutschland und die Niederlande dann im Endspiel dieser Fußball-Weltmeisterschaft stehen, ja … dann ist noch mehr auf’m Platz und jeder darf sein Team anfeuern. Möge der Bessere gewinnen …

Altersballade

Ein Gedicht, das auf Opas Blog passt wie die Faust aufs Auge, ist die “Altersballade”, deren Urheberschaft nach wie vor ungeklärt ist. Zugeschrieben werden die Zeilen neben Wilhelm Busch auch Theodor Fontane und Eugen Roth. Wie dem auch sei, es ist zu schön, um nicht hier wiedergegeben zu werden:

Das grosse Glück, noch klein zu sein,
sieht wohl der Mensch als Kind nicht ein,
und möchte, dass er ungefähr
schon 16 oder 17 wär.

Doch dann mit 18 denkt er: Halt,
wer über 20 ist, ist alt.
Kaum ist die 20 grad geschafft,
erscheint die dreissig greisenhaft.

Und an die 40, welche Wende
Die 50 gilt beinah als Ende.
Doch nach der 50, peu à peu,
schraubt man das Ende in die Höh.

Die 60 scheint jetzt ganz passabel
Und erst die 70 miserabel.
Mit 70 aber hofft man still,
ich werde 80, so Gott will.

Wer dann die 80 überlebt,
zielsicher nach der 90 strebt.
Dort angelangt, zählt man geschwind,
die Leute, die noch älter sind.

Was soll ich sagen? Da wäre jedes Wort zu viel.

Tischmanieren

Kinder haben viel zu lernen. Dazu gehören auch Tischmanieren. Dabei geht es nicht nur darum, einigermaßen unfallfrei und ohne größere Verletzungen seinen Teller zu leeren. Sondern dazu gehört auch, dass man weiß, wie man sich bei Tisch zu benehmen hat. Insofern ist es erstaunlich, was man zuweilen in Restaurants erlebt. Vor diesem Hintergrund sind Oma und Opa bei ihren Enkeln – ebenso wie deren Eltern – darum bemüht, den kleinen Männern den korrekten Umgang mit Messer und Gabel sowie den anderen Tischutensilien näher zu bringen und immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass man mit geschlossenem Mund isst und nicht schmatzt. Als Oma neulich diesbezüglich mit unserem Jüngsten darüber sprach und meinte, dass sie manchmal auch Erwachsene sehe, die mit offenem Mund äßen, meinte der Kleine nur lapidar: „Manche lernen es nie.“ Was soll ich sagen? Kluges Kerlchen!

Fragen über Fragen

Das Thema Frau lässt unseren ältesten Enkel nicht los. Nachdem er irgendwie verdaut hatte, dass die Person, um die er sich sorgt, nur deshalb noch alleine ist, weil der noch keine Frau gefunden hat, die er so toll findet, dass er auch mit ihr zusammen leben will, wollte der kleine Mann jetzt von seiner Mutter wissen: „Was ist denn, wenn er eine Frau trifft, die er toll findet, die aber schon einen anderen Mann hat?“ „Na ja“, antwortete sie, „normalerweise funkt man da nicht dazwischen. Aber natürlich passiert das auch schon mal.“ Daraufhin grübelte er eine ganze Zeit lang, um dann ziemlich mitfühlend festzustellen: „Für den anderen Mann ist das dann aber auch blöd.“ Was soll ich sagen? Erstaunlich, was der Kleine schon für eine Sozialkompetenz hat, und das, obwohl er das zehnte Gebot noch gar nicht kennt.

Blöde Autokorrektur

Oma und Opa haben heute mal so richtig ausgeschlafen, was bedeutet, dass wir um 9.00 Uhr noch in unseren Betten gelegen haben. Bis dahin habe ich zwar irgendwie mitbekommen, dass unsere Handys irgendetwas empfangen haben. Aber darauf reagiert habe ich nicht. Und so standen Oma und ich fast senkrecht im Bett, als es um besagte 9.00 Uhr plötzlich an unserer Haustüre klingelte. Dort standen gut gelaunt unsere jüngste Tochter mit ihrem Sohn, der sofort loslegte: “Opa, wir haben Euch Elche mitgebracht!” Sehr zum Spaß der beiden verstand ich nur Bahnhof und muss wohl ziemlich dumm aus der ohnehin spärlich vorhandenen Wäsche geschaut haben. “Lies die SMS”, sagte meine Tochter nur, drückte mir eine Tüte Brötchen in die Hand und verschwand mit ihrem Filius wieder. Jetzt wollte ich natürlich wissen, was es mit diesen “Elchen” auf sich hat und schaute meine SMS durch. Dort fand ich dann: “Guten Morgen Oma und Opa! Wir gehen jetzt Brötchen kaufen und wollen wissen, ob ihr auch Elche wollt?” Was soll ich sagen? Immer diese blöde Autokorrektur! Ich möchte mal wissen, wer die erfunden hat.