Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um die Küchengerüchte zum Thema Eten uit de muur (Essen aus der Wand).

Andere Länder, andere Sitten: Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft will Opas Blog den Blick einmal über den Tellerrand hinaus auf die Essgewohnheiten des Landes richten, das sich langsam aber sicher zum härtesten Konkurrenten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mausert: Die Niederlande. Dort gibt es ein Phänomen, das “Eten uit de muur” (Essen aus der Wand) genannt wird. Dabei handelt es sich zumeist um eine breite Front von in Chrom gefassten Scheiben, die wie Schließfächer einer Bank angeordnet sind und hinter denen frittierte Dinge wie Frikandellen, Rindfeischkroketten, Bami- oder Nasi-Scheiben auf den hungrigen Kunden warten. Darüber hinaus sind in jüngster Zeit vermehrt “Versomaten” (Frische-Automaten) aufgetaucht, mit denen Bauern versuchen, Eier, Pilze, Obst und Gemüse an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Was soll ich sagen? Wer jetzt die Nase rümpft, sollte sich verschämt zurückziehen. Denn die Idee dieser Automaten stammt aus Deutschland. Die “Deutsche Automaten Gesellschaft”, ein Zusammenschluss des Schokoladenfabrikanten Ludwig Stollwerck mit den Unternehmern und Erfindern Max Sielaff und Theodor Bergmann, stellte sie 1896 auf der Internationalen Gewerbeausstellung in Berlin in Form eines “electrisch-automatischen Restaurants” vor. Die Geschäftsidee verbreitete sich rasend schnell. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, England, Frankreich und den Niederlanden schossen diese Automatenrestaurants, in den kein Personal mehr zu sehen war und sich die Gäste nach dem Motto “Kein Bestellen, kein Warten, kein Trinkgeld” selbst bedienen konnten, wie Pilze aus dem Boden. Doch so schnell die Begeisterung am Anfang wuchs, so schnell war sie auch wieder vorbei. Selbst der Versuch der DDR, über den Fünfjahresplan 1956 die Automatenrestaurants mittels der Direktive “Modernisierung, Mechanisierung und Automatisierung” zumindest in Ost-Deutschland wieder salonfähig zu machen, scheiterte 1961 – wenige Wochen vor dem Mauerbau – kläglich: Die Planer hatten bei der Konstruktion eines Restaurants mit sage und schreibe 300 Automatenfächern das Kühlsystem vergessen, so dass die Kunden die Fächer wegen der zu großen Hitze der Klappen nicht öffnen konnten. Einzig und allein in den Niederlanden hat sich das “Eten uit de muur” über all die Jahre hinweg gehalten. Da kann Opa nur weiterhin von Herzen wünschen: Smakelijk eten!

Etenuitdemuur1“Eten uit de muur” (oben) und “Versomaten” gehören in den Niederlanden zum Alltag.Etenuitdemuur2

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