Von Topf und Deckel

Wer glaubt, die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich würde alle anderen Themen als König Fußball in den Hintergrund drängen, hat sich schwer getäuscht. Selbst wenn gerade ein Spiel läuft, kann es hoch philosphisch werden. Als Oma und ich in den vergangenen Tagen eine der letzten Gruppenbegegnungen verfolgten und dabei die dort kickenden Herren der Schöpfung etwas näher betrachteten, versuchte Oma angesichts der Attraktivität einiger Spieler zu ergründen, wieso so viele mit bildhübschen und langbeinigen Models liiert sind. Auf meinen Hinweis, dass am Ende irgendwie auf jeden Topf ein Deckel passt, entgegnete sie trocken: „Ja, wenn der Topf dann noch mit viel Geld gefüllt ist, fällt es dem Deckel auch viel leichter.“ Was soll ich sagen? Es kann natürlich auch ganz anders sein und die alte Regel gelten: Schön ist, was gefällt.

Härtetest nicht bestanden

Oma und ich haben uns am Wochenende einen ESGE-Zauberstab gekauft. So einen hatte schon meine Mutter – Gott hab sie selig – und war mehr als zufrieden damit. Vor allem: Der Zauberstab hielt ewig. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, dass das Ding jemals kaputt gegangen ist. Diese Erwartungshaltung haben wir jetzt natürlich auch. Die wurde allerdings am Sonntagabend – zumindest vorübergehend – ein wenig erschüttert. Denn als bei dem EM-Spiel Frankreich gegen die Schweiz fünf Trikots der Eidgenossen den Härtetest nicht bestanden und auch noch einem der Bälle die Luft ausging, projezierten wir das auf unseren Zauberstab, der ja aus der Schweiz kommt. Doch wir haben uns schnell wieder beruhigt. Trikots und Ball stammen nämlich aus Herzogenaurach, die Trikots von Puma, der Ball von Adidas. Was soll ich sagen? “Made in Germany” ist auch nicht mehr das, was es einmal war.

“Bepisst vor Lachen”

Einige Fehlgriffe am Rande der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich beschäftigen den geneigten Zuschauer mittlerweile fast mehr als die diversen Fehltritte der Kicker auf dem Platz, von denen es ja durchaus auch genug gibt. Aber der Griff von Bundestrainer Jogi Löw während des Spiels gegen die Ukraine ans Skrotum war wirklich nicht gentlemanlike und oszillierte, wie der Tagesspiegel schrieb, ins Widerliche. Zwar konnte Lukas Podolski die ganze Aufregung ein wenig einfangen, als er meinte: „Das ist kein Thema in der Mannschaft. Ich denke, 80 Prozent von euch und ich kraulen sich auch mal die Eier. Und daher ist alles gut.“ Aber irgendwie war der Fokus jetzt auf Körperregionen gerichtet, die üblicherweise im Verborgenen bleiben. Da passt es irgendwie ins Bild, dass das Moderatoren-Team Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl seine Arbeit an einem Tisch verrichtet, der eher an eine Toilette erinnert als an einen Moderatoren-Tisch. Während sich laut Feedom.de viele TV-Zuschauer “bepisst haben vor Lachen”, blieb Opdenhövel nicht viel anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und der Bild-Zeitung zu sagen: “Macht euch keine Sorgen. Der Tisch riecht sehr sauber. Ich habe meine WC-Ente ja immer dabei.“ Da bleibt nur noch die bange Frage, was als Nächstes kommt. Was soll ich sagen? Vielleicht sollten sich jetzt alle wieder mal auf Fußball konzentrieren.

Total im Neuer-Fieber

Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich hat auch bei uns erste Spuren hinterlassen. Jedenfalls wird unser Gärtchen immer mehr zum Fußball-Platz. Zwar ging das Lob unseres ältesten Enkel für den Rasen, der seiner Ansicht nach wie im Fernsehen aussieht, Oma runter wie Öl, vor den Toren aber kann doch schon sehen, dass da hart gearbeitet wird. Geschuldet ist das vor allem der Tatsache, dass der Große total vom Neuer-Fieber befallen ist und das Trikot des deutschen Nationaltorhüters gar nicht mehr auszieht. Was soll ich sagen? Bislang konnten wir gerade noch verhindern, dass auch noch echte Tore in unserem Garten aufgebaut werden. Wie lange wir aber noch den Widerstand aufrecht erhalten können, weiß niemand so ganz genau.

IMG_2852Erste Spuren sind schon zu sehen: Unser Gärtchen wird immer mehr zum Fußball-Platz.

Handball – Fußball – Kopfball

Handball und Fußball zählen in Deutschland zu den beliebtesten Sportarten. Vor allem Fußball hat es den Kindern und Jugendlichen angetan. 2,3 Millionen kicken in Vereinen -Tendenz steigend. Allerdings ist in jüngster Zeit ein Thema aufgekommen, das vielen Kopfzerbrechen bereitet. Es ist die Frage, ob und inwieweit Kopfball gefährlich ist. In den Niederlanden beispielsweise wird Kindern unter 16 Jahren empfohlen, beim Fußballspielen auf den Kopfball zu verzichten. In den Vereinigten Staaten von Amerika gibt es für Kinder unter elf Jahren sogar ein Kopfballverbot. Auch unseren beiden Enkeln haben wir jetzt beim Fußballspielen in unserem Garten ein Kopfballverbot auferlegt, obwohl wir mit einem ganz weichen Ball spielen. Was soll ich sagen? Das Thema hat unseren jüngsten Enkel noch zu einer ganz anderen Frage bewogen. Handball, klar, wird mit der Hand gespielt. Fußball, ebenfalls klar, mit dem Fuß und Kopfball, ganz klar, mit dem Kopf. „Aber“, wollte der kleine Mann jetzt wissen, „hat es so ein Spiel jemals gegeben?“

Aus der Traum

Um es gleich vorwegzunehmen: Oma und Opa sind schuld. Und es tut uns schrecklich leid. Aber nachdem die Offiziellen von Hertha BSC überhaupt nicht auf unsere Anregung reagiert und uns für das Spiel der Spiele keine einzige Karte zugespielt haben, war das Unglück wohl nicht mehr abzuwenden und die Berliner Kicker sind im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund ohne unsere Unterstützung eben ausgeschieden: Aus der Traum vom Finale im eigenen Wohnzimmer. Was soll ich sagen? Pflegeleichtere Maskottchen als Oma und Opa kann man sich für einen Fußballverein doch kaum vorstellen. Aber wer nicht will, der hat schon.

Berlin, Berlin, wir bleiben in Berlin

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, ist der Schlachtgesang von Fußballfans, die ihre Mannschaft auf einem guten Weg ins Finale um den DFB-Pokal wähnen. Denn bekanntlich findet das DFB-Pokal-Finale seit 1985 im Berliner Olympiastadion statt. Seitdem hat die Profimannschaft von Hertha BSC, die in diesem Stadion zu Hause ist, es nie geschafft, in das Finale einzuziehen und sozusagen im heimischern Wohnzimmer den Pott zu sichern. Doch seit Mittwochabend dieser Woche ist alles anders. Erstmals seit 1981 ist die alte Dame mit dem Sieg über den 1. FC Heidenheim wieder in ein Pokalhalbfinale eingezogen und hat dort nun die Chance, sich mit einem Sieg gegen Borussia Dortmund die Finalteilnahme zu sichern. Herthas Manager Michael Preetz hat sofort reagiert und den oben zitierten Schlachtgesang umgeschrieben: „Berlin, Berlin, wir bleiben in Berlin“, ließ er auf Twitter wissen. Was soll ich sagen? Wenn die Kicker fußballerisch so gut sind wie ihr Manager semantisch, dann dürfte – zumindest bis zum Finale – nichts mehr schiefgehen.

Wir bleiben in BerlinSemantisch gut: Herthas Manager Preetz auf Twitter nach dem Sieg gegen Heidenheim.

„Das Spiel ist abgesagt“

Es hätte eine machtvolle Demonstration gegen den Terror und für unsere Freiheit und Demokratie werden sollen. Doch am Ende wurde das dann abgesagte Fußball-Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande noch viel mehr. Und Oma und Opa waren mittendrin. Es war schon bemerkenswert, wie die Menschen zunächst gen Stadion in Hannover zogen: Ruhig und gelassen, besonnen und in dem Bewusstsein, dass es an diesem Tag um viel mehr geht als um ein Fußballspiel. Mit rund 1.500 anderen Besuchern waren Oma und Opa gerade durch den Einlass, als die Ankündigung kam: „Das Spiel ist abgesagt.“ Was bei jeder anderen Fußball-Veranstaltung zu unüberhörbaren Protesten und Schmähgesängen geführt hätte, wurde an diesem Abend mit gefasster Enttäuschung und erkennbarem Verständnis zur Kenntnis genommen. Und so zogen die Menschen ebenso ruhig und gelassen wieder von dannen wie sie gekommen waren, und die allermeisten wohl mit der festen Absicht, bei der nächsten Gelegenheit wieder mit dabei zu sein. Die Botschaft an den verbrecherischen Terrorismus war ebenso klar wie deutlich: Wir lassen uns unser Leben von euch nicht bestimmen und kaputtmachen. Was soll ich sagen? Der gestrige Abend hat bewiesen, dass der internationalen Bedrohung eine wehrhafte internationale Gemeinschaft gegenübersteht: Statt aus Hannover kamen die starken Bilder von Solidarität und Mitgefühl eben aus London, wo 80.000 Franzosen und Engländer gemeinsam und Hand in Hand die Marseillaise gesungen und dem Fußball den Stellenwert zugewiesen haben, den er für uns alle hat: Die schönste Nebensache der Welt.

HannoverUnd plötzlich waren die Tore des Stadions in Hannover zu. An anderer Stelle in der Stadt wie am Neuen Rathaus gab es mit der Trikolore Solidarität mit Frankreich und Paris.Hannover2

“Sprühsahne” auf dem Platz

Der Sommer 2016 ist gerettet! Jedenfalls braucht man sich für die Zeit zwischen dem 10. Juni und dem 10. Juli weiter nichts vorzunehmen – vorausgesetzt, man ist Fan der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Denn die hat sich gestern Abend für die Endrunde in Frankreich qualifiziert. Ob das nun weltmeisterlich war oder nicht, interessiert in ein paar Wochen ohnehin niemanden mehr. Wir sind dabei, das ist, was zählt. Für Opa ist die Sache damit erst einmal ausgestanden. Bei Oma sieht das dagegen ganz anders aus. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird Holland wohl nicht dabei sein. Eine kleine Chance ist allerdings noch da. Wenn die Elftal gegen Tschiechien gewinnt und die Türkei gegen Island verliert … Ja, wenn, wenn, wenn. Am Dienstagabend wissen wir es. Bis dahin erfreuen wir uns an unseren Enkeln. Für die, das fiel mir jetzt wieder bei dem einen oder anderen Freistoß ein, ist der Umstand, dass der Schiedsrichter „Sprühsahne“ zur Abstandsmarkierung verwendet, nach wie vor befremdlich. Was soll ich sagen? Da geht es ihnen ganz offensichtlich nicht viel anders als so manchem Fußballprofi. Denn vor allem die Freistoßschützen lassen zuweilen nichts unversucht, die Sahne wieder wegzuwischen.

Oma nicht akzeptabel

Oma hat zuweilen einen schweren Stand. Nicht bei mir natürlich, sondern bei unseren Enkeln. Nämlich immer dann, wenn’s im Kindergarten um die Zusammenstellung von Fußballmannschaften geht. So wollten beide Oma partout nicht in ihrem Team haben. Der Grund: Oma kommt aus Holland, „und die verlieren immer“, brachte es unser Jüngster schelmisch auf den Punkt, obwohl, daran sei erinnert, Holland bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft immerhin Platz drei belegt hat. Das Oranje-Team, auch das ist richtig, ist allerdings (noch) nicht für die Europameisterschaften qualifiziert. Und es sieht gar nicht gut aus. Wenn die Türkei sich nicht selber rauskickt, dann fahren die Holländer nicht nach Frankreich. Für die Deutschen ist die Ausgangslage schon etwas komfortabler. Ein Punkt reicht für das EM-Ticket. Aber weltmeisterlich ist anders. Was soll ich sagen? Für unsere Enkel können wir nur hoffen, dass Deutschland beim letzten Spiel gegen Georgien die Qualifikation schafft. Anderfalls dürfte in Zukunft – mangels akzeptabler Spieler – Fußball im Kindergarten ganz ausfallen. Und das wäre doch schade.