Omas entgleiste Gesichtszüge

Einkaufen mit den Enkeln ist eine wahre Fundgrube für Geschichten. Die Sache mit dem winselnden Automatenauto kennen die Leser von Opas Blog ja schon. Bei beschriebenem Einkauf ist allerdings noch etwas passiert, das war noch viel besser. Nur zur Erinnerung: Wir, also Oma und ich, hatten uns mit unserem Enkel ja auf ein Eis geeinigt. Als der kleine Mann nun unbedingt zur Eistruhe und seine verdiente Belohnung haben wollte, ärgerte ich ihn ein wenig und meinte in der Art von Herrn Angelo: “Ich glaube, die haben gar kein Eis.” “Doch, doch, dahinten”, widersprach unser Jüngster energisch. Das bekam eine Kundin des Supermarktes mit und kommentierte die Szene mit den Worten: “Der Kleine kennt sich ja besser aus als der Papa!” Was soll ich sagen? Ein netteres Kompliment hätte mir die Dame gar nicht machen können, vor allem zu meinem da noch bevorstehenden 61. Geburtstag. Wer allerdings völlig fassungslos und ungläubig dreinschaute, war Oma, deren Gesichtszüge komplett entgleisten.

PS: Für die vielen Glückwünsche, die ich per E-Mail und auf sonstigen Wegen bekommen habe, danke ich auch an dieser Stelle ganz herzlich. Und um mein Versprechen bei den Lesern von grosseltern.de einzulösen, hier die Geschenke meiner Enkel: Vom Großen habe ich einen selbst gezeichneten Kalender bekommen, vom Kleinen ein selbst gemaltes Tierbild mit Chamäleon und Krokodil. Ach, die beiden sind einfach süß.

GeburtstagKunstwerke meiner Enkel – unbezahlbar.

Nicht runzelig und grauhaarig

Dieser Tage habe ich gelesen, dass Oma und Opa ausgedient haben und nicht mehr die Hauptberater ihrer Enkel sein sollen, sondern zu 90 Prozent Google, Wikipedia und YouTube. Dies sei das Ergebnis einer Studie von “Dr. …” – den Namen lassen wir hier jetzt einmal weg, da es sich um den Hersteller von Reinigungsmitteln handelt. Das ist an sich ja nicht schlecht, wirft aber zumindest Fragen nach der Kompetenz bei diesem Sachthema auf. Gewiss haben die bereits erwähnten Medien bei der Jugend einen größeren Stellenwert als früher, weil es sie früher eben nicht gab. Aber: “Großeltern engagieren sich als Betreuer und Spielkameraden ihrer Enkel, als Kulturvermittler und Ratgeber. Das Verhältnis zwischen den Generationen ist besser denn je”, berichtet die Zeit zum Teil unter Berufung auf eine Studie des Deutschen Jugendinstitutes zur “Kinderbetreuung in der Familie” und titelt “Großeltern: So nah wie nie zuvor”. Noch einmal: Nichts gegen “Dr. …”, aber irgendwie vertraue ich da der Zeit und dem Institut doch etwas mehr. Und der Artikel ist lesenswert. Vor allem ein Satz hat es mir angetan: “Das alte Stereotyp von Oma und Opa als runzeligen, grauhaarigen Alten, die im Lehnstuhl sitzen, wurde abgelöst von jugendlich-aktiven Großeltern.” Was soll ich sagen? Schreib’ ich doch die ganze Zeit: “Opa muss wohl auf Tumblr verzichten” oder “Das 21. Jahrhundert lässt grüßen”.

Und es vererbt sich doch …

Unser jüngster Enkel, nicht einmal zwei Jahre alt, entwickelt sich langsam aber sicher zu einer großen Leseratte. Wenn Oma auf den Kleinen aufpasst, tigert er regelmäßig los und holt sich ein Buch. Aber nicht nur das, er bringt auch seiner Oma ein “Bu’h” mit, um mit ihr gemeinsam zu lesen. Dann wird sich nebeneinandergesetzt und geschmökert. Bei der Auswahl seiner Lektüre ist er durchaus kritisch und anspruchsvoll. Da werden nicht mehr diese kindischen Bilderbücher hervorgeholt, über dieses Stadium ist er längst hinaus. Nein, je mehr Text und Zahlen, desto besser. Bei Oma ist er allerdings etwas zurückhaltender. Die bekommt nur leichte Kost. Bloß nicht so viel Text. Aber ein Bild sagt ja ohnehin mehr als tausend Worte. Was soll ich sagen? Der kleine Mann ist ganz schön weitsichtig. Da er offensichtlich die Unart seines Großvaters geerbt hat, bei gemeinsamer Buch- oder Zeitungslektüre dem oder der Anderen immer wieder etwas vorzulesen, kommt – in diesem Falle – sie ohnehin nicht dazu, selbst etwas zu lesen. Ja, ja, wie sich die Bilder gleichen.

Sandwich-Generation

Was will man mehr? Die eigenen Kinder am Ort. Die Enkel in Ruf- und Reichweite. Da sind zu Recht etliche neidisch, die dieses Glück nicht haben. Doch, wie so vieles im Leben hat auch diese Situation zwei Seiten. Wenn nämlich die Eltern oder ein Elternteil von Oma und Opa noch leben, dann kann es – neben dem vielleicht auch noch vorhandenen Beruf – zuweilen ganz schön eng werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn einer von beiden oder gar beide ein Pflegefall sind. Da fühlt man sich hin und her gerissen. Jeder in der Familie – von den Enkeln bis zu Uroma und Uropa – soll zu seinem Recht kommen. Was natürlich – jedenfalls dauerhaft – nicht funktioniert. Irgendetwas bzw. irgendeiner kommt immer zu kurz. Im Zweifel ist man das dann selbst. Die Wissenschaft hat dafür sogar einen Begriff kreiert, der sich nicht ganz so schlimm anhört: Sandwich-Generation. Das klingt nach leckerem Snack, ist aber manchmal ganz schön schwer verdaulich. Was soll ich sagen? In jedem Fall handelt es sich um kein Rosinenbrötchen, denn sonst könnte man ja Rosinen picken.