Die sinnlichen Erlebnisse

Die Geheimnisse der Großeltern heißt ein gerade erschienenes Buch des Psychologen und Psychotherapeuten Wolfgang Krüger, das auf der Bücherseite dieses Blogs ausführlich rezensiert ist. An dieser Stelle hier soll ausschließlich auf die acht „sinnlichen Erlebnisse“ eingegangen werden, die Großeltern für ihre Enkel offensichtlich so wertvoll machen:

Die bodenständigen Großeltern

Sie haben ihr aktives Leben weitgehend gelebt und können sich ruhiger dem Enkel zuwenden. Sie können zuhören, sind wirklich für das Enkelkind da, spüren mehr als die Eltern wie es ihm geht, erahnen die Kümmernisse seiner Seele.

Die Geborgenheit

Sigmund Freud meinte einmal, das Glück liege in der Verwirklichung der Kinderwünsche. Und Kinder haben vor allem eine große Sehnsucht nach Geborgenheit. Diese Geborgenheit finden wir bei den Großeltern eher als bei den Eltern.

Die Welt der Freiheit

Und hier (im konkreten Alltag) fällt meist auf, dass es die Großeltern mit den Regeln nicht so ernst nehmen und den Kindern mehr Spielräume lassen. Auf eine kurze Formel gebracht: Eltern kontrollieren – Großeltern sind Freiheit.

Die Förderung der Enkel

Deshalb nehmen wir die Familienbotschaften der Großeltern so intensiv in uns auf. Diese Botschaften werden nicht durch Gespräche, nicht durch Erziehungsmaßnahmen, sondern vor allem über sinnliche Erlebnisse transportiert. … Und diese sinnliche Welt der Großeltern hat eine Aufgabe: die Enkelkinder zu fördern, zu stärken.

Das Geschichtenvorlesen

Durch … Märchen bekommen Enkelkinder eine Orientierung. Sie lernen, wie beschwerlich und gefährlich das Leben ist, wie man es trotzdem mutig bewältigen kann, wie man zusammen hält, was wichtig im Leben ist.

Mit allen Sinnen lernen

Großeltern sind für Enkel fast immer ein entspannter Ort, ein Reich der Phantasie. Häufig tauchen wir bei den Großeltern in eine vergangene Welt ein. Oft finden wir Truhen mit alten Kleidern, Anzügen und Schuhen, die zum Verkleiden einladen.

Aus dem eigenen Leben erzählen

Diese Reise in die Vergangenheit ist natürlich noch spannender, wenn die Großeltern aus ihrem Leben erzählen. Wenn sie alte Fotografien herausholen und den Enkelkindern aus dem eigenen Leben berichten, als sie selbst einmal Kind waren und zur Schule gingen. Für die Kinder ist dies eine interessante, ganz andere Welt.

Die Großeltern als Krisenbewältigung

Am wichtigsten sind natürlich die Großeltern, wenn es in der Familie eine Krise gibt. Und die häufigste Krise für ein Kind ist die Geburt eines Geschwisters. Das Kind wird entthront, bekommt plötzlich weniger Zuwendung. Oft geben dann die Großeltern dem Kind das Gefühl: Du bist und bleibst etwas Besonderes. Doch auch bei Krankheiten der Eltern und Trennungen spielen Großeltern als Stabilisator eine entscheidende Rolle.

Was soll ich sagen? Omas und Opas sind eben die Allerbesten.

IMG_0695                                                                                Das Cover des Buches Die Geheimnisse der Großeltern von Wolfgang Krüger.

Ziemlich beste Freunde

Einzelkindern wird oft nachgesagt, sie seien egoistisch, verwöhnt und besserwisserisch, könnten nicht teilen und keine Rücksicht nehmen. Doch spätestens seit 1984 weiß man, dass das nicht stimmt. Damals veröffentlichte die amerikanische Sozialpsychologin Toni Falbo ihr Buch The Single-Child Family, in dem sie ihre Forschungsergebnisse zusammenfasste: Einzelkinder unterscheiden sich nicht mehr von Kindern mit Geschwistern. Andere Experten bestätigen das: „Die Unterschiede sind höchstens marginal und kaum belegbar, nur ein Fachmann kann sie überhaupt erkennen“, sagt der Entwicklungspsychologe, Frühpädagoge und Familienforscher Hartmut Kasten. Dies liegt vor allem daran, dass Kinder heute in Krippen und Kindergärten ausreichend und regelmäßig Kontakt zu Gleichaltrigen haben. So auch unser beiden Enkel, die, wie sich Leser von Opas Blog vielleicht erinnern, ebenfalls Einzelkinder sind. Zwischen den beiden hat sich inzwischen ein ausgesprochen inniges Verhältnis entwickelt, das fast so ist wie zwischen Geschwistern. Manchmal nerven sie sich gegenseitig derart, dass sie den anderen am liebsten von hinten sehen würden. Meistens jedoch sind sie ziemlich beste Freunde: „Das Allerliebste, was ich habe“, sagt der Kleine, sei sein größerer Cousin. Der wiederum behauptet von seinem jüngeren Cousin: „Der ist mein bester Freund.“ Was soll ich sagen? Es ist wirklich rührend, die beiden Buben zusammen zu sehen. Da geht einem das Herz auf.

HerzundSeeleMeistens ein Herz und eine Seele: Unsere beiden Enkel, die sich dann gerne auch mal gemeinsam auf Oma stürzen. Die hat’s manchmal wirklich nicht einfach …

Ein Familiennachmittag

Die Einladung kam von unserem ältesten Enkel: “Bei uns gibt es Kaffee und Kuchen. Habt ihr Lust zu kommen?”, sprach’s und stieß auf offene Ohren, zumal Opa ein ganz Süßer und für Kuchen eigentlich immer zu haben ist. Also machten wir uns am Sonntag auf den Weg, zu einem klassischen Familiennachmittag. Als wir dann so am Kaffeetisch saßen, fragte ich den kleinen Mann: “Na, hast du denn den Kuchen selbst gebacken?” “Nein, Mama”, ließ seine Antwort meine Tochter in meiner Achtung gleich eine Stufe nach oben klettern, da mich auf dem Tisch eine himmlisch schmeckende Schokoladentorte anlachte. Während wir Erwachsenen uns dann über dies und das unterhielten, begann unser Enkel – mit seinen gerade mal fünf Jahren – Beschriftungen für alle Tassen und Gläser, die auf dem Tisch standen, zu schreiben. Als dann die zwangsläufige Frage auftauchte, wie man die Bapperl denn am besten an den diversen Gefäßen befestigt, kam Omas großer Auftritt: “Mit Milch!”, sagte sie und erntete zunächst ungläubiges Staunen. Doch siehe da: Es funktionierte. Es dauerte nicht lange, da waren alle Bapperl aufgeklebt – und hielten. Als ich dann meiner Tochter zu verstehen gab, dass es vermutlich nur eine Frage der Zeit sei, bis der kleine Mann – gegebenenfalls mit meiner Hilfe – entdeckt, dass man Papier mit Milch auch auf Fenster, Türen und was weiß ich kleben kann, drohte sie mir gewissermaßen mit einem Shitstorm auf meinem Blog und raunzte – gespielt genervt – als Mutter ihre Mutter an: “Danke, Mama!” Was soll ich sagen? Sind doch herrlich, diese Familiennachmittage.

IMG_0470 KopieHalten perfekt mit Milch: Bapperl. Funktioniert auch bei Etiketten von Marmeladegläsern.

The same procedure …

In diesem Jahr waren es Oma und Opa, die zwischen den Jahren die Familie in Holland besucht haben. Omas Mutter hat uns dabei wieder so gut umsorgt, dass es uns fast so ging wie unserem ältesten Enkel im letzten Jahr und wir nur noch sagen konnten: “Ich kann nichts mehr essen.” The same procedure as every year eben. Aber irgendwie hatten wir das ohnehin erwartet. Und so konnten wir wieder einfach nur genießen und uns verwöhnen lassen. Dass am zweiten Weihnachtstag dann auch wirklich alle (Holländer) beisammen waren, war umso schöner. Was soll ich sagen? Es ist einfach toll mit so einer großen Familie.

IMG_0372 Kopie  IMG_0377 Kopie IMG_0383 Kopie  IMG_0379 Kopie IMG_0389 Kopie  IMG_0392 Kopie IMG_0398 Kopie  IMG_0400 Kopie IMG_0406 Kopie  IMG_0412Impressionen von der Rückreise, über die die Patrona Bavariae gewacht hat.

Blüht und blüht und blüht …

Vielleicht hängt es ja mit dem Alter zusammen, nein, ganz sicher hängt das mit dem Alter zusammen. In jungen Jahren hätte ich noch nicht einmal wahrgenommen, dass bei uns auf der Terrasse eine Pflanze steht, geschweige denn, dass sie blüht, was das Zeug bzw. die dünnen Triebe halten. In diesen Tagen also ist das völlig anders. Jeden Tag erfreue ich mich an der Dipladenia ‘Sundaville Red’, die Oma und ich von unseren Kindern zum Muttertag (!) bekommen haben – was mich, nebenbei bemerkt, wieder einmal darin erinnert, dass Opas völlig asexuelle Wesen zu sein scheinen. Aber zurück zur Dipladenia ‘Sundaville Red’: Die blüht und blüht und blüht und wächst und wächst und wächst und das, obwohl sie nicht einmal den ganzen Tag Sonne hat. Dabei hatte sie einen Zug nach oben, das wir ihre Triebe zusammenbinden und wieder nach unten führen mussten. Ich hoffe, sie nimmt uns das nicht übel. Was soll ich sagen? Die Pflanze soll ja bis in den Herbst hinein ihre Blütenpracht entwickeln. Wenn sie das weiter so tut wie bisher, kann das nur eines bedeuten: Sie wurde mit Liebe geschenkt. Nochmals ein großes Dankeschön an unsere Töchter. Ihr seid einfach toll.

IMG_1816Ein Prachtexemplar von Pflanze, obwohl sie nicht einmal den ganzen Tag Sonne hat.

Bilder für die Ewigkeit

Es waren Bilder für die Ewigkeit, die die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien am Schlusstag lieferte: Das sensationelle Tor von Mario Götze in der 113. Minute der Verlängerung des Endspiels, das vom Kampf gezeichnete Gesicht von Sebastian Schweinsteiger, die nach dem Schlusspfiff jubelnden deutschen Spieler, der WM-Pokal in den Händen von Philipp Lahm sowie ein sichtlich zufriedener und tiefenentspannter Bundestrainer Joachim Löw. Ja, das waren Bilder für die Ewigkeit, die man nicht so schnell vergisst. Und dann gab es da aber noch weitere Bilder, die irgendwie neu und anders waren: Der große Sebastian Schweinsteiger unterhält sich mit dem kleinen Louis Gabriel Podolski auf Augenhöhe im Sechzehnmeterraum, Lukas Podolski kickt mit seinem Sohn ausgelassen auf ein Tor, dessen Netz längst abmontiert ist, Opa Klose macht ein Erinnerungsfoto von seinem Sohn Miroslav und dessen Zwillingssöhnen Luan und Noah, Jerome Boateng spaziert Hand in Hand mit seinen beiden Zwillingstöchtern Soley und Lamia über den Platz, Joachim Löw herzt euphorisch Frauen und Lebenspartnerinnen seiner Spieler. Was soll ich sagen? Ja, auch das waren Bilder für die Ewigkeit, die zeigen, dass die Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft mehr sind als nur moderne Gladiatoren, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die auf ihre Familien genauso angewiesen sind wie andere auch. Es ist gut, dass der deutsche Fußball-Bund und dessen Trainer dem Rechnung tragen.

weltmeisterAuch das ein Bild für die Ewigkeit: Opa gestern Abend mit seinem Weltmeister-Schal.

Fragen über Fragen

Das Thema Frau lässt unseren ältesten Enkel nicht los. Nachdem er irgendwie verdaut hatte, dass die Person, um die er sich sorgt, nur deshalb noch alleine ist, weil der noch keine Frau gefunden hat, die er so toll findet, dass er auch mit ihr zusammen leben will, wollte der kleine Mann jetzt von seiner Mutter wissen: „Was ist denn, wenn er eine Frau trifft, die er toll findet, die aber schon einen anderen Mann hat?“ „Na ja“, antwortete sie, „normalerweise funkt man da nicht dazwischen. Aber natürlich passiert das auch schon mal.“ Daraufhin grübelte er eine ganze Zeit lang, um dann ziemlich mitfühlend festzustellen: „Für den anderen Mann ist das dann aber auch blöd.“ Was soll ich sagen? Erstaunlich, was der Kleine schon für eine Sozialkompetenz hat, und das, obwohl er das zehnte Gebot noch gar nicht kennt.

Warten auf die Pubertät

Unser ältester Enkel entdeckt gerade die Sozialstrukturen einer Gesellschaft. Jedenfalls fragte er jetzt seine Mutter, warum denn eine bestimmte Person, obwohl die doch immer mal wieder eine Freundin hat, nach wie vor alleine wohnt. „Na ja“, antwortete sie, „weil er noch keine Frau gefunden hat, die er so toll findet, dass er mit ihr auch zusammen leben will.“ Sie versuchte noch zu ergänzen, dass das natürlich auch andersherum für die Frau gelte, wurde aber bereits überschwänglich vor Freude von dem kleinen Mann davon in Kenntnis gesetzt, dass er ganz viele Leute toll findet. Ihren Einwand, dass man aber nicht mit allen Menschen, die man toll findet, zusammenleben kann, wird er vermutlich nicht so ganz verstanden haben, rettete sich aber mit der Feststellung, dass er seine Eltern ganz toll findet und gerne mit ihnen zusammenwohnt. Was soll ich sagen? Warten wir mal die Pubertät ab, wenn seine Eltern nämlich so komisch werden, dass er sie gar nicht mehr so toll findet.

Hotel Mama

Hotel Mama ist laut Wikipedia „ein umgangssprachlich ironisierendes Schlagwort für ein Elternhaus, in dem volljährige Menschen – sogenannte ‚Nesthocker‘ – nach Ende der Adoleszenz weiterhin oder wieder im Haushalt ihrer Eltern leben. Der Begriff bezieht sich auf die traditionelle soziale Rollenverteilung, bei der typische Arbeiten im Haushalt wie Kochen oder Reinigung weiterhin der Mutter zugeschrieben werden.“ Einer guten Freundin von uns wird gerade diese Ehre wieder zuteil, nachdem ihr erwachsener Sohn den Weg zurück ins elterliche Nest gefunden hat – vorübergehend, heißt es. Was soll ich sagen? Angesichts der Kochkünste und Fürsorglichkeit unserer Freundin hoffe ich für sie nur, dass sich der Filius nicht allzu sehr an die Annehmlichkeiten und Vorzüge von „Hotel Mama“ gewöhnt und es sich dort erst einmal so richtig bequem macht. Sonst könnte aus dem „vorübergehend“ schnell ein “dauerhaft“ werden. Denn bekanntlich ist ja nichts so beständig wie ein Provisorium.

Überwältigende Herzlichkeit

Ja, ja, ich weiß. Opa ist heute spät dran. Aber ich musste Oma und mich erst einmal vom Familientreffen in Bayern wieder gesund und heile nach Hause bringen. Und von Maria-Eck nahe des Chiemsees bis nach Berlin sind es immerhin 679 Kilometer. Das hat auch gut geklappt, obwohl ich befürchtet hatte, dass der Rückreiseverkehr ziemlich heftig wird. So aber haben Oma und ich fünfeinhalb Stunden gebraucht. Jetzt sitzen wir hier dahoam und denken wehmütig an die vergangenen Tage zurück, in denen wir Leib und Seele kräftig aufladen konnten: Erst haben wir auf der Hinreise eine Freundin von Oma besucht und uns so richtig schön verwöhnen lassen. Von da sind wir dann zum Familientreffen gefahren, das nun schon zum vierten Male stattgefunden hat. Vier Generationen haben sich eingefunden. Und es war wieder großartig. Die Herzlichkeit, mit der sich alle jedes Mal aufs Neue begegnen, ist immer wieder überwältigend. Auch dass wir einmal mehr zu einer überaus üppig geratenen Brotzeit genau in dem Haus eingeladen waren und zu Gast sein durften, in dem schon unsere Vorfahren ein- und ausgegangen sind und sich getroffen haben, war erneut einer der großen Höhepunkte. Daneben konnten Oma und Opa zudem noch die Webseite über unseren Ururgroßvater vorstellen, über die ich hier ja auch schon berichtet habe. Und auf Herrenchiemsee waren wir auch noch. Was soll ich sagen? Es ist wirklich schade, dass die gemeinsamen Tage immer so schnell vorübergehen. Dieser Umstand bringt es aber mehr oder weniger auch mit sich, dass das Jahr bis zum nächsten Treffen ebenfalls wieder wie im Fluge vergeht. Und dann können wir schon das erste kleine Jubiläum feiern.

IMG_1298IMG_1310IMG_1316IMG_1321IMG_1330IMG_1341IMG_1342IMG_1347Reiseimpressionen in chronologischer Reihenfolge: Einfach nur schön.