Wahnsinn mit Methode

Ich werde mich hier und jetzt politisch völlig unkorrekt verhalten. Ich kündige dies gleich zu beginn an, damit sich am Ende keiner beschweren kann, ich hätte ihn nicht gewarnt. Also: Der Sturm, der gerade um Winnetou im deutschen Wasserglas tobt, ist Schwachsinn hoch drei. Da braucht im Netz nur irgendjemand was von „kultureller Aneignung“ zu schwafeln oder die „Rassismus“- bzw. “Kolonialismus”-Keule zu schwingen, da knickt ein veritabler Verlag gleich ein und nimmt zwei Winnetou-Bücher vom Markt. Es ist nicht zu fassen. Es war ja schon schlimm genug, dass sich die Grünen-Politiker Bettina Jarasch, mittlerweile Senatorin in Berlin, dafür entschuldigt hat, auf die Frage, was sie als Kind werden wollte, mit „Indianerhäuptling“ geantwortet zu haben. „Unreflektierte Kindheitserinnerungen“ nannte sie dies damals. Und jetzt nun das. Wenn man in diesem Lande denkt, eigentlich kann es nicht schlimmer kommen, wird man eines Besseren belehrt. Was soll ich sagen? Da kommt mir doch William Shakespeare in den Sinn, der in seinem Drama „Hamlet“ den Oberkämmerer Polonius sagen lässt: „Ist dies schon Wahnsinn, hat es doch Methode.“

Mathe mit dem Opa

Zusammenkünfte mit ehemaligen Klassenkameraden sind, so die Berliner Schulsenatorin Astrid-Sabine Busse im Podcast mit dem Tagesspiegel, „immer interessante Treffen“. Das kann ich bestätigen. Konnten meine ehemaligen Klassenkameraden und ich doch gerade unser 50-jähriges Abitur begehen. Auch die Bildungssenatorin hatte nach eigener Aussage „voriges Jahr 50 Jahre Abitur“, was allerdings ein wenig verwundert. Denn die politische Quereinsteigerin ist noch nicht einmal 65 Jahre alt und hat ausweislich der Webseite ihrer Senatsverwaltung 1976 das Abitur an der Luise-Henriette-Schule (Gymnasium) in Berlin gemacht. Der Tagesspiegel würde das jetzt unter der Rubrik „Mathe mit dem Checkpoint“ ablegen. Also machen wir “Mathe mit dem Opa”. Denn ich werde dieses Jahr 70 Jahre alt und habe 1972 Abitur gemacht. Und nach Adam Riese ergibt 1976 plus 50 Jahre 2026. Nun könnte man meinen, die Dame sei ihrer Zeit weit voraus. Doch leider ist dem nicht so. Denn die Probleme, die sie in und mit ihrer Verwaltung hat, sind immer noch die alten: Fehlende Lehrer, marode Schulen, unabsehbare Coronafolgen und die immer währende Frage: Ist das Bildungssystem in Berlin überhaupt noch zu retten. Die Senatorin gibt sich selbstbewusst und kämpferisch: „Warum sollte ich zurücktreten, wenn man dieses Amt für mich auserkoren hat?“ und „Berlin ist nicht verloren und das Bildungssystem auch nicht.“ Was soll ich sagen? Mir kommt da Albert Einstein in den Sinn, der zunächst tröstend daherkommt: „Mach’ dir keine Sorgen wegen deiner Schwierigkeiten mit der Mathematik. Ich kann dir versichern, daß meine noch größer sind.“ Doch dann kommt es ganz dick, zumindest für die Senatorin: „Gleichungen sind wichtiger für mich, weil die Politik für die Gegenwart ist, aber eine Gleichung etwas für die Ewigkeit.“

Nicht allein das A-B-C

Das Treffen in Düsseldorf aus Anlass unseres vor 50 Jahren abgelegten Abiturs war nicht nur schön, sondern hat auch viele Erinnerung geweckt. Aber dafür sind solche Anlasse ja auch da, in der Vergangenheit zu stöbern und, wenn möglich, nur die schönen Dinge zurückzuholen. Ich denke, dass ist uns bei unserem abendlichen Beieinander sehr gut gelungen. Ich hoffe, die anderen sehen das auch so. Aber wenn ich mir die Gesichter meiner ehemaligen Klassenkameraden vor Augen halte, kann man getrost davon ausgehen. Ich für meinen Teil habe den Aufenthalt in Düsseldorf auch noch genutzt, an die eine oder andere Stelle meiner „Untaten“ zurückzukehren. Ein besonders bewegender Moment war dabei sicherlich der Blick auf meine alte Schule, die ja die Bildungsgrundlage für mein Leben gelegt hat. Meinen Lehrern, von denen die meisten nicht mehr leben, sage ich dafür im Nachhinein noch einmal meinen ganz herzlichen Dank. Was soll ich sagen? Schon der griechische Philosoph Platon wusste, dass es keine Schande ist, nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen. Und Wilhelm Busch hat es auf diesen Punkt gebracht: „Also lautet der Beschluss: dass der Mensch was lernen muss. – Nicht allein das A-B-C bringt den Menschen in die Höh’.“

70 Jahr’, graues Haar, …

Heute treffe ich mich mit ehemaligen Klassenkameraden, mit denen ich vor 50 Jahren mein Abitur gemacht habe. Seinerzeit waren wir 14 Schüler – eine für heutige Zeiten unglaublich kleine Zahl – und stolz, dass wir dies auf dem ältesten städtischen Gymnasium Düsseldorfs getan haben. Es gäbe viel zu erzählen. Aber besser als bei der Feuerzangenbowle kann es ohnehin nicht werden. Deshalb will ich gleich ganz darauf verzichten und es dabei belassen, an diejenigen zu erinnern, die an unserem heutigen Treffen nicht mehr teilnehmen können. Denn vier von uns sind bereits verstorben, allesamt viel zu früh. Wir werden auf sie anstoßen und ihrer gedenken. Was soll ich sagen? In Abwandlung eines Hits von Udo Jürgen: 70 Jahr’, graues Haar, so sind wir nun hier.

Bayerisch eben

In Bayern gehen die Uhren einfach anders. Das haben wir jetzt wieder bei unserem Aufenthalt im Allgäu feststellen können. Nur ein paar Beispiele: Da gibt es in Sonthofen – anders als in Berlin – ein flächendeckendes freies WLAN, auf dem Nebelhorn hat man – anders als in Berlin – einen einwandfreien Handyempfang mit voller Balkenzahl und im öffentlichen Freibad in Fischen kommt die Badeaufsicht – anders als in Berlin – noch dazu, das Wasser zu fegen. Aber damit nicht genug. Auf der Grasgehren-Hütte in 1.447 Metern Höhe ist sogar die Selbstbedienung „sehr nett“. Was soll ich sagen? Ich versuch’s mal mit den Worten der BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH: „Bayern ist da, wo die bayerische Lebensfreude zu Hause ist. Wo Deutschland sich gar nicht mehr typisch deutsch anfühlt, sondern irgendwie gemütlicher, heiterer, unbeschwerter. Bayerisch eben.“ Oder wie hat es der ehemalige Bundespräsident Roman Herzog 1998 auf den Punkt gebracht: Laptop und Lederhose.