Was uns noch bevorsteht

Irgendwie bin ich irritiert. Es ist gerade mal eine Woche her, dass wegen des Coronavirus unser soziales Leben so ziemlich auf null herunter gefahren wurde. Aber während das die Infiziertenzahlen noch nicht sonderlich beeindruckt hat, wird schon wieder munter darüber diskutiert, wann wir die Einschränkungen denn wieder beenden können – meist noch mit dem Hinweis, dass das unsere Wirtschaft nicht so lange aushält. Insofern war es gut, dass Kanzleramtschef Helge Braun unmissverständlich angekündigt hat, dass die Maßnahmen mindestens bis zum 20. April aufrecht erhalten bleiben. Und das ist auch gut so, um mit den Worten des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, zu sprechen, dessen Ehemann jetzt an dem Coronavirus verstorben ist und dem mein und hoffentlich unser aller Mitgefühl gilt. Denn obwohl es bis zum 20. April ja noch eine Weile hin ist, lässt ein Blick in die Zukunft nichts Gutes ahnen. Also, wir hatten am 28. März um 24.00 Uhr in Deutschland 54.268 Infizierte. Aktuell liegt die Verdoppelungszeit bei vier bis fünf Tagen. Zielmarke ist laut Kanzlerin eine Verdoppelungszeit von zehn Tagen. Aber selbst wenn wir diese Zeitspanne zu Grunde legen, sind die Aussichten nicht wirklich gut. Ich habe mir einmal die Mühe gemacht, das für einen Zeitraum von nur 100 Tagen auszurechnen. Danach sieht das so aus: 7. April – 108.536, 17. April – 217.072, 27. April – 434.144, 7. Mai – 868.288, 17. Mai – 1.736.576, 27. Mai – 3.473.152, 6. Juni – 6.946.304, 16. Juni – 13.892.608, 26. Juni – 27.785.216 und 6. Juli – 55.570.432. Die letzte Zahl entspricht ziemlich genau der Infiziertenzahl, die erreicht werden muss, um die sogenannte Herdenimmunität zu erreichen – aber das nur am Rande.

Eine viel spannendere Frage ist: Welche Überlegungen der Bundesregierung verbergen sich hinter der 10-Tage-Strategie? Denn in einer Risikoanalyse „Pandemie durch Virus Modi-SARS aus dem Jahre 2012 unter fachlicher Federführung des Robert Koch-Instituts und Mitwirkung weiterer Bundesbehörden wie dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk, der Bundesnetzagentur, dem Paul-Ehrlich-Institut und dem Streitkräfteunterstützungskommando der Bundeswehr kam die Bundesregierung zu dem Ergebnis: “Über den Zeitraum der ersten Welle (Tag 1 bis 411) erkranken insgesamt 29 Millionen, im Verlauf der zweiten Welle (Tag 412 bis 692) insgesamt 23 Millionen und während der dritten Welle (Tag 693 bis 1052) insgesamt 26 Millionen Menschen in Deutschland. Für den gesamten zugrunde gelegten Zeitraum von drei Jahren ist mit mindestens 7,5 Millionen Toten als direkte Folge der Infektion zu rechnen. Zusätzlich erhöht sich die Sterblichkeit sowohl von an Modi-SARS Erkrankten als auch anders Erkrankter sowie von Pflegebedürftigen, da sie aufgrund der Überlastung des medizinischen und des Pflegebereiches keine adäquate medizinische Versorgung bzw. Pflege mehr erhalten können.”

Weiter heißt es: “Das hier vorgestellte Szenario geht davon aus, dass schon früh im Verlauf antiepidemische Maßnahmen eingeleitet werden, die dazu führen, dass jeder Infizierte im Durchschnitt nicht drei, sondern 1,6 Personen infiziert. Die Gegenmaßnahmen werden nur für den Zeitraum von Tag 48 bis Tag 408 angenommen. Würde man davon ausgehen, dass keinerlei Gegenmaßnahmen eingesetzt werden und jeder Infizierte drei weitere Personen infiziert (bis der Impfstoff zur Verfügung steht), so hätte man mit einem noch drastischeren Verlauf zu rechnen. Zum einen wäre die absolute Anzahl der Betroffenen höher, zum anderen wäre der Verlauf auch wesentlich schneller. Während im vorgestellten Modell der Scheitelpunkt der ersten Welle nach rund 300 Tagen erreicht ist, wäre dies ohne antiepidemische Maßnahmen schon nach rund 170 Tagen der Fall. Dieser Zeitgewinn durch antiepidemische Maßnahmen kann sehr effizient genutzt werden, um z.B. persönliche Schutzausrüstung herzustellen, zu verteilen und über ihre korrekte Anwendung zu informieren. Die Anzahl Betroffener unterscheidet sich in beiden Szenarien gravierend. Wenn Schutzmaßnahmen eingeführt werden und greifen, sind auf den Höhepunkten der Wellen jeweils rund 6 Millionen (1. Welle), 3 Millionen (2. Welle) und 2,3 Millionen (3. Welle) erkrankt. Ohne Gegenmaßnahmen sind es rund 19 Millionen (1. Welle), rund 6,5 Millionen (2. Welle) und rund 3,3 Millionen (3. Welle). Die Zahlen für Hospitalisierte bzw. Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, verhalten sich ähnlich.”

Was soll ich sagen? Nichts liegt mir ferner, als an dieser Stelle irgendeine Verschwörungstheorie in die Welt zu setzen. Das habe ich seit meinem ersten Blogbeitrag am 12. Februar 2013 kein einziges Mal getan. Und ich habe auch lange, vielleicht zu lange gezögert, diesen Bericht auszuwerten und in Zusammenhang mit der aktuellen Pandemie zu bringen. Aber der Verdacht, der in mir immer stärker wird, ist der, dass vielleicht im Kanzleramt, im Finanz- oder Wirtschaftsministerium jemand durchgerechnet hat, dass wir uns weder das eine noch das andere Szenario leisten können und das Ganze so schnell wie möglich beenden sollten – ganz nach dem Motto: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Jedenfalls macht mich eine Fußnote aus dem “Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012” (Bundestagsdrucksache 17/12051 vom 3.1.2013) stutzig: “Bisher gibt es keine Richtlinien, wie mit einem Massenanfall von Infizierten bei einer Pandemie umgegangen werden kann. Diese Problematik erfordert komplexe medizinische, aber auch ethische Überlegungen und sollte möglichst nicht erst in einer besonderen Krisensituation betrachtet werden.” Die Fußnote bezieht sich auf den Absatz: “Die enorme Anzahl Infizierter, deren Erkrankung so schwerwiegend ist, dass sie hospitalisiert sein sollten bzw. im Krankenhaus intensivmedizinische Betreuung benötigen würden, übersteigt die vorhandenen Kapazitäten um ein Vielfaches (siehe Abschnitt KRITIS, Sektor Gesundheit, medizinische Versorgung). Dies erfordert umfassende Sichtung (Triage) und Entscheidungen, wer noch in eine Klinik aufgenommen werden und dort behandelt werden kann und bei wem dies nicht mehr möglich ist. Als Konsequenz werden viele der Personen, die nicht behandelt werden können, versterben.”

Auf welches Szenario sich das bezieht, ist eigentlich egal. Die Regierung weiß, was uns noch bevorsteht – und hat es von Anfang an gewusst. Vielleicht ist es an der Zeit, der Bevölkerung reinen Wein einzuschenken. Ich glaube, angesichts dieser existenziellen Bedrohung und dessen, was die Menschen schon geleistet haben und noch leisten werden müssen, haben sie es verdient.

Das erwartete Schadensausmaß der 2012 von der Bundesregierung angenommenen ” Pandemie durch Virus „Modi-SARS“ – entnommen der Bundestagsdrucksache 17/12051 vom 3.1.2013.

Falsche Richtung

Krisen und extreme Situationen sind immer auch ein Charaktertest. Die Corona-Pandemie gehört sicher dazu. Doch gehen wir kurz einen Schritt zurück: Für uns in Deutschland hat – rein zahlenmäßig betrachtet – die Krise überhaupt erst Ende Februar/Anfang März so richtig begonnen, ungefähr um die Zeit herum, als die Zahl der Infizierten die Zahl von 100 überschritten hat. Das heißt, nicht einmal einen Monat ist es her, dass dieses Thema in unserem Land überhaupt eine wesentliche Relevanz gehabt hätte. Bis dahin haben wir allenfalls nach China geschaut, wenn es uns überhaupt interessiert hat. Heute gibt es keine Möglichkeit mehr, dem Thema aus dem Weg zu gehen. Vor allem die Medien überschlagen sich, jedes Detail der Krise in unsere Wohnzimmer zu transportieren, in denen wir zur Zeit mehr oder weniger gefangen sind. Da ist natürlich die Erregungsschwelle nicht besonders hoch. Das allerdings, was gerade Schlagzeilen macht, darf einen wirklich auf die Corona-Palme treiben. Da nutzen doch selbst ausgesprochen erfolgreiche Handelsketten die Gesetzeslage in Deutschland aus, um für sich finanzielle Vorteile rauszuschlagen. Also, ich bin ja als selbstständiger Unternehmer wirklich wirtschaftsfreundlich, aber das, was sich Adidas, H&M oder Deichmann gerade leisten, geht auf keine Kuhhaut. Diese Unternehmen stoppen mal so einfach die Überweisungen ihrer Miete für ihre Shops, die von der angeordneten Ladenschließung betroffen sind und begründen das u.a. damit: „Es handelt sich hier um eine präventive Maßnahme, um die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten.“ Was soll ich sagen? Kommen wir auf den oben erwähnten Chartertest zurück. Die drei Handelsunternehmen haben diesen Test ganz sicher nicht bestanden – wie übrigens viele andere gegenwärtig auch nicht. Das kann und sollte nicht ohne Konsequenzen bleiben. Wer sich in solch einer Situation, unter der weltweit alle leiden, so unsolidarisch verhält, dem sollte spätestens nach der Krise die Rechnung präsentiert werden. Meine Liste dieser Kandidaten wird täglich länger. Bei Adidas, H&M und Deichmann jedenfalls werde ich künftig keinen Cent mehr lassen. Und ich hoffe, viele werden es mir gleichtun. Und auch im privaten Bereich werde ich konsequent sein. Als katholischer Christ schwanke ich zwar in dem Spannungsbogen von Auge um Auge und die andere Wange hinhalten. Aber eines ist auch ganz sicher: Solidarität ist keine Einbahnstraße. Jeder kann und muss sich entscheiden, welche Richtung er einschlägt. Leider wählen immer noch zu viele gegenwärtig die falsche.

Stabilitas Bavariae

Atemschutzmasken sind derzeit Mangelware. Ursache dafür ist, dass bislang ein Großteil der Masken in China produziert wurde und aufgrund des Zusammenbruchs der Lieferketten nun nicht mehr geliefert wird. Das Corona-Virus lässt grüßen. “Es fällt uns jetzt auf die Füße, dass wir immer billigst in Asien einkaufen“, heißt es zum Beispiel bei bayerischen Händlern und Produzenten. Apropos Bayern – als Oma mich fragte, aus welchem Stoff denn die Maske sein soll, die sie für mich geplant hatte, war natürlich sofort klar, dass der die weißen und blauen Rauten haben musste. Jetzt ist sie fertig und kann sich sehen lassen. Was soll ich sagen? Wenn das Corona-Virus die Maske sieht, erschreckt es sich hoffentlich derart, dass es keinen Schaden mehr anrichten kann. Von wegen Liberalitas Bavariae, jetzt heißt’s Stabilitas Bavariae.

Atemschutzmaske aus Omas Produktion

In Zeiten von Corona

Verschwörungstheorien haben in diesen Zeiten ja Hochkonjunktur. Für die einen sind Greta Thunberg und Vladimir Putin Urheber des Coronavirus, die anderen machen Donald Trump verantwortlich. Für den wiederum sind es die Chinesen, während die Italiener glauben, Patient 0 sei ein Deutscher gewesen. Und manche Deutsche sagen, dass es die italienischen Modemacher sind, die in ihren Kellern Chinesen nähen lassen. Die Gemengelage ist also mehr als unübersichtlich. In dieser Situation ist vor allem Humor gefragt, den unser ältester Enkel heute am Telefon zum Besten gab. Danach befindet sich ein Flugzeug in 10.000 Metern Höhe, als der Pilot feststellt: “Wir stürzen ab!” Der packt sich daraufhin sofort den ersten Fallschirm und springt. Für die verbleibenden drei Passagiere sind aber nur noch zwei Fallschirme da. Sagt der erste Passagier: “Ich bin Donald Trump, Präsident der Vereinigten Staaten und ein stabiles Genie!” Mit diesen Worten schnallt er sich das nächste Paket auf den Rücken und springt ebenfalls. Verbleiben noch ein älterer Mann und ein Schüler. Sagt der ältere: “Ich habe mein Leben gelebt. Nimm Du den letzten Fallschirm.” Sagt der Schüler: “Das ist nicht notwendig. Wir können beide springen. Das stabile Genie hat meinen Schulranzen genommen.” Was soll ich sagen? Mit stabilen Genies ist das ja so eine Sache, denn der Grad zwischen Genie und Wahnsinnig ist bekanntlich sehr schmal. Gefragt ist deshalb in diesen Tagen vor allem der gesunde Menschenverstand, der aktuell nur eine Botschaft kennt: Zuhause bleiben! Das ist in Zeiten von Corona der sicherste Ort. Und so paradox es auch klingen mag: Distanz ist bis auf Weiteres die neue Nähe.

Merci

Krankenhäuser, Arztpraxen, Labore, Polizei, Feuerwehr, öffentlicher Nahverkehr oder Sozialeinrichtungen – all das würde in diesen schwierigen Zeiten ohne die vielen stillen Heldinnen und Helden nicht mehr funktionieren. Und nicht zu vergessen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Supermärkten, die unsere Grundversorgung in der Corona-Krise sichern. Wenn man da an manche Situationen denkt, in den sich Leute um Toilettenpapier prügeln, kann man sich nur noch fremdschämen. Aber es gibt auch andere Beispiele . Eine unserer Töchter hat bei ihrem letzten Einkauf auch eine Packung Merci in ihren Einkaufswagen und dann als letztes Teil auf das Band gelegt. Als die Kassiererin die Packung erfasst hatte, sagte unsere Tochter: “Das ist ein kleines Dankeschön für Sie.” Was soll ich sagen? Eine tolle Geste, die der Nachahmung wert ist. Und Sie bekommen sogar noch etwas dafür: Ein zauberhaftes Lächeln.

Jesus weinte

Jesus weinte. Das ist der kürzeste Vers in der gesamten Bibel und der sicher treffendste für diese Tage. Jedenfalls ist es lange her, dass die Menschen in Deutschland, Europa und der Welt vor so einer Herausforderung gestanden haben. Es dürfte zumindest in unseren Breitengraden kaum Menschen geben, die zu Lebzeiten Vergleichbares erlebt haben. Und dabei stehen wir erst am Anfang. Wie lange es dauern wird, kann ebensowenig jemand voraussagen wie, wieviele Tote dem Corona-Virus bzw. den Begleitumständen zum Opfer fallen werden. Ein Blick nach Italien lässt Schlimmes befürchten, wobei das zögerliche Reagieren der politischen Entscheidungsträger insbesondere hier im Lande Berlin fassungslos macht. Denn jeder Tag, der ohne entschlossene Maßnahmen zur Reduzierung der Infektionsgeschwindigkeit vergeht, ist ein verlorener Tag und wird viele Menschen das Leben kosten. Wir in Deutschland werden es noch erleben, dass Ärzte nach dem Triage-System entscheiden, wem sie helfen und wen sie sterben lassen.

Jesus weinte. Und doch gibt es Hoffnung. „Nachdem ihr eine Weile gelitten habt, wird er euch aufbauen, stärken und kräftigen; und er wird euch auf festen Grund stellen,“ verspricht Petrus (im 1. Buch Kapitel 5 Vers 10). Unabhängig davon, ob man daran glaubt oder nicht: Es wird ein Leben nach der Krise geben. Wie dieses aussieht, hängt nicht zuletzt von uns, von jedem Einzelnen ab. Trotz oder gerade wegen der apokalyptischen Szenarien, die uns vermutlich noch bevorstehen, sind wir gefordert, uns – neben medizinisch notwendigen Maßnahmen – nicht zu verlieren und ein Mindestmaß an Zivilisation aufrecht zu erhalten. Erinnert sei an den im vergangenen Jahr verstorbenen Modeschöpfer Karl Lagerfeld, der mahnte: “Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.” Man muss das jetzt nicht wörtlich nehmen. Aber auch und vor allem in diesen Tagen ist es wichtig, auf sich und andere zu achten und nicht gleichgültig zu sein. Wer sich gehen lässt, hat und ist verloren. Mehr denn je trägt heute jeder für sich und für alle anderen eine große Verantwortung. Als Richtschnur seines Handelns sollte jeder für sich den Anspruch erheben, am Ende allen anderen noch in die Augen schauen zu können. Das kann in bestimmten Situationen viel verlangt sein, ist es aber eigentlich nicht. Ich will hier gar nicht den Kantschen bzw. Kategorischen Imperativ bemühen. Aber die Goldene Regel sollte es schon sein: „Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“ Was soll ich sagen? Geben Sie auf sich acht und bleiben Sie gesund. Und vergessen Sie Ihre Nächsten nicht.

Corona-Chaos in Berlin

Berlin ist einer der renommiertesten Medizin-Standorte Deutschlands: Charité und Robert-Koch-Institut sind dabei nur zwei Namen, die dafür stellvertretend stehen. „Der Erfolg von Berlin als Gesundheitsmetropole erklärt sich durch eine 300 Jahre alte Tradition als Gesundheits- und Wissenschaftszentrum. Hier wirkten in der Vergangenheit mehr als ein Dutzend Nobelpreisträger, darunter Forscher wie Rudolf Virchow und Robert Koch. In den mehr als 80 Krankenhäusern der Stadt werden jährlich etwa 853.000 Patienten von rund 9.300  Ärzten stationär versorgt“, heißt es dazu auf der Webseite von Visit Berlin. Insofern müsste man meinen, dass, wenn eine Stadt auf das Coronavirus gut vorbereitet ist, dies sicher auf Berlin zutrifft. Doch weit gefehlt! Entgegen allen Beteuerungen und Beschwichtigungen von politischer Seite, mehren sich die Berichte von chaotischen Zuständen. Und die kann nun auch ich bestätigen, nachdem in unserer engsten Umgebung ein begründeter Verdachtsfall aufgetreten ist. Dieser klagte seit Mittwoch der vergangenen Woche über klassische Corona-Symptome und versuchte ab Donnerstag, Informationen einzuholen, ob beispielsweise ein Test sinnvoll sei. Die bekannten Notrufnummern in Berlin wie beispielsweise 90282828 oder 116117 waren entweder nicht erreichbar oder ließen eine kompetente Beratung gänzlich vermissen. Freitag dann wandte sich die Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung an die Berliner: “Wenn Sie am Samstag, den 29.02.2020, Gast im Club ‘Trompete’ in Mitte waren, bleiben Sie bitte zu Hause. Bitte informieren Sie zudem das Gesundheitsamt Mitte via Mail: corona@ba-mitte.berlin.de. Schicken Sie über diese Mail-Adresse dem Gesundheitsamt Mitte auch Ihre Wohnadresse. Die Informationen werden dann an die zuständigen Amtsärzte der jeweiligen Bezirke weitergeleitet.” Unser hustender, schnupfender und fiebernder Verdachtsfall war tatsächlich in besagter Zeit in der „Trompete“ gewesen und tat wie ihm geheißen. Mehr noch, er teilte dem Gesundheitsamt sogar zusätzlich mit, dass bei ihm auch noch ein schulpflichtiges Kind sei, das in der gesamten Woche auch zur Schule gegangen sei – sicher davon ausgehend, dass sich jetzt jemand ziemlich schnell melden würde. Aber wieder ein klarer Fall von denkste. Am Samstagvormittag schließlich war es unser Corona-Verdachtsfall leid, packte sein Kind ins Auto und begab sich ins Corona-Wartezimmer der Charité in Mitte. In diesem Zelt, in dem durch ein Warmluftgebläse dafür gesorgt wurde, dass sich alle Viren auch gleichmäßig im Raum verteilen können, musste er noch einmal über zwei Stunden warten, bis sich jemand erbarmte und bei beiden einen Test machte. Nun sollte man glauben, dass aufgrund der Schulsituation ein gesteigertes Interesse daran besteht, so schnell wie möglich ein Testergebnis zu haben. Doch auch diesbezüglich ist man da eher auf dem Holzweg. Denn ein Ergebnis gibt es frühestens am Montag – vermutlich lässt das Wochenende grüßen, dem das Virus sicherlich Rechnung trägt. Was soll ich sagen? Nach Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn heißt es: „Unser Gesundheitswesen ist für solche Erkrankungen gut vorbereitet und aufgestellt.“ Für den Rest der Republik mag das ja gelten, wobei auch hier Zweifel angebracht sind. Aber für die deutsche Hauptstadt gilt das ganz sicher nicht. Dit is Berlin.

Corona: Total tiefenentspannt

Das Corona-Virus ist in aller Munde und nun auch in Berlin angekommen. Und um es gleich vorwegzuschicken: Oma und ich haben keine Panik. Wir sind – wie vermutlich alle – in Sorge um unsere Kinder und Enkelkinder. Aber Hysterie und Angst waren noch nie gute Berater. Insofern haben wir uns in den letzten Tagen auch nicht anstecken lassen und darauf verzichtet, wie die Verrückten Hamster zu kaufen, die wir selbst in Supermärkten nicht mehr gefunden haben. Während Oma und ich also total tiefenentspannt die Dinge auf uns zukommen lassen, betreiben unsere beiden Töchter schon eine gewisse Vorsorge, die dann einem unserer Enkel bei seiner Mutter denn doch ein wenig zu weit ging. Als die nämlich im Drogeriemarkt noch einen Lidschatten mehr als gewöhnlich kaufen wollte, fragte der kleine Mann seine Mutter: “Glaubst Du wirklich, dass das noch wichtig ist, wenn wir zu Hause in Quarantäne sitzen?” Was soll ich sagen? Der Rat von Oma und mir ist ganz klar: Lasst die armen Hamster in Ruhe und bleibt so lange, wie es nur eben geht, normal. Die Zeiten sind ohnehin verrückt genug. Und schlimmer wird es vermutlich von ganz alleine. Dann kann man sich immer noch verrückt machen …