Wo bleibt die Goldene Regel?

Was für armselige Kreaturen müssen das sein, die das Missgeschick eines Mitmenschen auf Twitter mit hämischen und bösartigen Kommentaren versehen. Das, was sich heute nach dem Sturz von Wirtschaftsminister Peter Altmaier beim Digital-Gipfel 2019 im Netz zum Teil abgespielt hat, war auf jeden Fall unter aller Sau – eine andere Formulierung fällt mir dazu gerade nicht ein. Eigentlich bin ich ja ein friedlicher Zeitgenosse. Aber angesichts der Kommentare, die ich hier und da gelesen habe, wünsche ich diesen Schmierfinken wirklich jede Art von Pest an den Hals. Peter Altmaier dagegen wünsche ich von ganzem Herzen gute Besserung, ganz unabhängig davon, ob ich seine Politik nun gut finde oder nicht. Was soll ich sagen? Haben denn so viele die Goldene Regel vergessen: Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg auch keinem andern zu.

Nein zu aggressiven Eltern

Es ist ein Signal, das nicht stärker sein konnte. An diesem Wochenende war der gesamte Spielbetrieb des Erwachsenen- und Jugendbereiches im Berliner Amateurfußball lahm gelegt. Das hat es zuletzt vermutlich im zweiten Weltkrieg gegeben. Anlass war der Ausstand der Schiedsrichter wegen der gestiegenen Gewalt auf den Fußball-Plätzen. Auch unser jüngster Enkel war betroffen. Er spielt in einem der Berliner Traditionsvereine, die vor allem für ihre Jugendarbeit bekannt sind. Und der Nachwuchs wird Fragen haben, die jetzt beantwortet werden müssen. Ob da die Stellungnahme von BFV-Präsident Bernd Schultz ausreicht, darf bezweifelt werden. Denn wenn man sich manche Szenen, die an den Wochenenden auf den Plätzen zu sehen sind, vor Augen führt, kann man nur zu dem Ergebnis kommen: Das deutliche Stopp-Zeichen der Schiedsrichter war vollkommen richtig. Und das vor dem Hintergrund, dass die Saison in Berlin noch nicht alt ist und es bereits 109 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung gegeben hat. in 53 Fällen waren sogar Schiedsrichter Opfer. Wenn das nicht alarmierend genug ist. Was soll ich sagen? Neben den Verantwortlichen im Verband sind aber auch alle anderen Beteiligten aufgefordert, einmal inne zu halten und über das eigene Verhalten nachzudenken. Auch und vor allem die Eltern des Fußball-Nachwuchses sollten sich fragen, ob sie ihrer Vorbildfunktion immer gerecht werden. „Nein zu aggressiven Eltern“ – Die Initiative des Berliner Fußball-Verbands hätte es nicht besser formulieren können.

Schule in Berlin: Armutszeugnis

Heute haben hier in Berlin die Schulen wieder angefangen. Die Herbstferien sind vorbei und der tägliche K(r)ampf bei einem der traurigsten Kapitel Berliner Politik nimmt einmal mehr seinen Lauf. Denn beim jüngsten Bildungsmonitor 2019 der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) erreichte die Hauptstadt bei der Schulqualität nur zehn von möglichen 100 Punkten und rangiert damit wie gehabt unter ferner liefen. Dabei ist das Problem hausgemacht. Die SPD stellt seit 23 Jahren die Schulsenatoren bzw. -senatorinnen. Und die waren sich offensichtlich alle einig: Ideologie geht vor Pädagogik und Didaktik. Während Länder wie Sachsen und Bayern, die das Bildungsranking anführen, vormachen, wie es geht, beharren die Berliner Sozialdemokraten darauf, dass nicht Leistung zählt, sondern Gleichmacherei. Für unsere Enkelkinder eine Katastrophe. Was soll ich sagen? Auf grosseltern.de habe ich jüngst einen Spruch gefunden, den Eltern wie Großeltern insbesondere an der Spree im Hinterkopf behalten sollten: Die mentale Gesundheit deines (von mir eingefügt: Kindes bzw.) Enkelkindes ist wichtiger als die Schulnoten. Oder wie habe ich es immer meinen Kindern gesagt: Wenn’s denen reicht, reicht’s mir schon lange. Wichtig ist allein, was in den kleinen Köpfen hängen bleibt. Und da kommen dann wieder wir Großeltern ins Spiel, die vielleicht helfen können, die Scharte auszuwetzen, die sozialdemokratische Bildungs-, oder soll man besser sagen Verdummungspolitik geschlagen hat. Schule in Berlin ist und bleibt ein bildungspolitisches Armutszeugnis.

Großelterntag in Bayern

Jetzt haben es die Bayern den anderen Bundesländern vorgemacht. Unter weiß-blauem Himmel findet heute der erste Großelterntag statt. Gut so, möchte man sagen. Denn ohne Großeltern ginge in vielen Familien gar nichts mehr. Insofern tut da ein bisschen Wertschätzung schon gut – auch wenn das vorerst nur in Bayern stattfindet. Was soll ich sagen? Ich habe übrigens schon 2013 einen Großelterntag gefordert. Ansonsten wird ja auch alles und jedem gedacht. Selbst einen internationalen Weltkiffertag gibt. Da ist ein Großelterntag doch nicht zu viel verlangt. Dem Deutschlandfunk Kultur war das Ganze sogar ein Radiobeitrag wert, wozu ich ins Studio eingeladen und dort interviewt wurde. Wen das interessiert, kann dies hier nachhören.

Das kulinarische Erbe Bayerns

Erbschaften können zuweilen so eine Sache sein: Manche lohnen sich, andere wiederum schlägt man besser aus. Ganz sicher nicht dazu gehört Das kulinarische Erbe Bayerns, das morgen bei ars vivendi erscheint. Diese Rezept- und Spezialitätensammlung aus Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben sowie Unter-, Mittel und Oberfranken ist vielmehr Pflichtlektüre für all diejenigen, denen die bayerische Kultur und insbesondere die bayerische Ess- und Trinkkultur am Herzen liegt. „Mit einmaligen regionaltypischen Kreationen, die heute als Klassiker aus der bayerischen Küche nicht mehr wegzudenken sind, oder wenig bekannten, nur lokal verbreiteten Schmankerln versammelt dieser Band über 100 authentische Rezepte“, heißt es im Klappentext, der damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Dabei gleicht die Lektüre der vielen in die Rezepte integrierten Geschichten in der Tat einer Reise durch das ganze Land. Als gebürtiger Kemptner habe ich natürlich ein besonderes Augenmerk auf die Gerichte aus Schwaben geworfen, wobei ich ganz zu meiner Freude feststellen durfte, dass bei der Beschreibung des Spätzle-Rezeptes auch die traditionelle Herstellung, bei der die Spätzle bzw. die von mir favorisierten Spatzen direkt vom Brett ins Wasser geschabt werden, gebührend Erwähnung fand. Was soll ich sagen? Des hom mir allat scho so dong, des war allat scho so und des bleibet ou so – auch wenn mancher heute nichts mehr vom Schaben vom Brett wissen will. Wie auch immer: Das Buch hat das Zeug zum Standardwerk der bayerische Küche und sollte auch in keiner fehlen, die die weiß-blauen Farben hochhält.

Marion Reinhardt und Stephanie Kamm, Das kulinarische Erbe Bayerns
ars vivendi, Cadolzburg, 2019, 288 Seiten, 32,00 Euro,
ISBN 978-3-7472-0088-9

Authentic PHỞ

Drei Dinge braucht der Mann. Ältere werden sich erinnern, so hieß es einmal in der Werbung. Heute kann man sagen: Drei Buchstaben braucht die Suppe – Phở, so heißt der Kultklassiker aus Vietnam. Dem haben jetzt Simi und Stefan Leistner ein Buch gewidmet. Authentic PHỞ lautet der Titel des gerade erschienenen Werkes, das Geschichten und Rezepte rund um diese Reisnudelsuppe zu bieten hat. Normalerweise mag ich diese Kochbücher ja überhaupt nicht, bei denen man sich erst einmal durch unzählige Seiten quälen muss, ehe man das erste Rezept überhaupt zu Gesicht bekommt. In diesem Fall ist es aber anders. Denn wer diese Suppe wirklich verstehen will, sollte alles über sie wissen: Wie sie beispielsweise zum Kult wurde oder wie sie nach Hanoi kam. Noch wichtiger allerdings ist, wie sie gemacht wird und welche Zutaten es braucht. Das alles findet man im PHỞ-ABC und in den PHỞ-REZEPTEN, die von der Mutter aller Suppen, der Phở Bò Hanoi (Kräftige Suppe mit Reisnudeln, Rindfleich und Krätern), bis zur Phở Gà Trộn (Salat mit Reisnudeln, Hähnchen und Brühe) reicht. Dazwischen tut sich ein ganzes Phở-Universum auf, das von der Phở Vi-Ðê-ô – einer fantastischen Geschichte aus Paris – über die Phở Gà, der kleinen Hähnchen-Schwester der Phở Bò, und Phở Chay (Vegetarische Variante) bis zu Phở Vịt (Ente) und Phở Hải Sản (Meeresfrüchte) reicht – diverse andere Kreation und tolle Bilder inklusive. Was soll ich sagen? Wer da keine Lust bekommt, sich an den Herd zu stellen und eine Phở zu kochen, dem ist nicht mehr zu helfen. Einen kleinen Wermutstropfen allerdings gibt es: Im vom Verlag eigens beworbenen Mengenrechner ist das Buch dann leider doch nicht zu finden. Technisches Problem heißt es. Mal sehen, wann es behoben ist.

Simi und Stefan Leistner, Authentic PHỞ
Becker Joest Volk Verlag, Hilden, 2019, 176 Seiten, 16,00 Euro, ISBN 978-3-95453-166-0