Kleine Verschleißerscheinung

Es ist noch gar nicht lange her, da gehörten zerrissene Jeans für Frauen „absolut in die Kategorie ‚muss ich haben‘“, wie AJOURÉ online schrieb. Und es war völlig egal, ob die Beinkleider in der DIY-Variante (zerrissene Jeans mit Schmirgelpapier oder Drahtbürste selbst gemacht) oder einfach gekauft daherkamen. Im letzteren Fall ließen sich manche Damen auch gar nicht Lumpen. Selbst für zurückgesetzte Ware wurden zuweilen noch Preise aufgerufen, die locker über 1.000 Euro lagen. Vor diesem Hintergrund war es Opa gänzlich unverständlich, warum Oma neulich zum Einkaufen unbedingt eine andere Hose anziehen wollte – nur weil die eine kleine Verschleißerscheinung aufwies. Dabei galt und gilt: Stylisch kombinierbar sind zerrissene Jeans auf jeden Fall, egal wie teuer die Hose ist. Was soll ich sagen? Also, im Supermarkt ist die Jeans niemandem aufgefallen. Wie gut, dass das zerrissene Teil nur das Ergebnis jahrelangen Spielens mit den Enkeln auf dem Boden war und nicht das eines sündhaft teuren Einkaufs. Nochmal Glück gehabt.

IMG_2526Nur wegen der kleinen Verschleißerscheinung wollte Oma unbedingt die Hose wechseln.

Vielarmige “Haushaltshilfe”

Eine Freundin von Oma und Opa musste an uns denken, als sie sich eine Jahreskarte für die Staatlichen Museen in Berlin gekauft und dabei eine Postkarte gesehen hat, auf der eine Plastik aus der Porzellansammlung der Staalichen Kunstsammlungen Dresden abgebildet war. Dabei handelt es sich um die vielarmige daoistische Gottheit Doumu aus der Ära Kangxi, die auf die Jahre zwischen 1662 und 1722 datiert wird. Doch was für die einen als hohe Kunst der chinesische Keramiker von Dehua gilt, ist für die anderen etwas ganz Profanes, ja eher Praktische. Als jedenfalls die Begleitung unserer Freudin diese Karte sah, entfuhr ihr lediglich: „Oh, eine Haushalshilfe!“ Was soll ich sagen? Da kann man mal wieder sehen, wie schmal der Grat zwischen Gottheit und Haushaltshilfe sein kann.

Vielarmige Gottheit                         Vielarmige Gottheit       © Staatliche Kunstsammlungen Dresden

PS: Den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, deren Pressestelle Opa erfrischend unbürokratisch die Nutzung dieser Abbildung ermöglichte, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Das ist Service at its best.

Mit dem Zweiten in die Zukunft

Mit dem Zweiten sieht man ja bekanntlich besser. Mehr noch: Mit dem Zweiten kann man sogar in die Zukunft schauen. Sie glauben das nicht? Es ist aber so. Oma und Opa sitzen am vergangenen Samstag – Datum 16. Januar 2016 – auf dem Sofa und schauen im ZDF der Kommissarin Winnie Heller zu, wie sie in Wiesbaden in einer Reihe von Vergewaltigungen ermittelt. „Als der Täter dann auch noch zum Mörder zu werden scheint, verkomplizieren sich die Dinge zunehmend“, heißt es in der Beschreibung des Senders. Doch nicht alleine der im Film zu Grunde gelegte Sachverhalt verwirrt den Zuschauer, sondern auch der Umstand, dass die Verbrechen in der Zukunft passiert sind, und zwar am 15.06., 17.06. und 25.06. im Jahre 2016. Das der 15.06. in einer anderen Szene auf den 15.05. vorverlegt worden ist, sei nur am Rande erwähnt. Aber nicht nur die Zeiten irritieren ein wenig, auch die Orte bringen den Zuschauer schier zur Verzweiflung. Denn als die Kommissarin zum letzten Opfer ins Krankenhaus fährt, steht sie plötzlich vor dem Klinikum Benjamin Franklin, das eindeutig nicht in Wiesbaden, sondern in Berlin steht. Was soll ich sagen? Glauben Sie ja nicht alles, was Sie im Fernsehen sehen.

PS: Wenn Sie das alles selber sehen wollen, dann können Sie das hier tun.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können informativ, spannend oder lustig sein. Jedenfalls wird sich Opa jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema Frühstücksei.

„Berta!“ – „Ja …“ – „Das Ei ist hart!“ So beginnt das morgendliche Gespräch zwischen Berta und ihrem Mann, das Fernsehgeschichte geschrieben hat. Denn wie kein anderer konnte Loriot den Alltag skizzieren und das den Menschen als Spiegel vorhalten. Und in der Tat kann das Frühstücksei die Gemüter erhitzen. Mehr noch: Ganze Glaubenskriege werden geführt, wenn es um das Frühstücksei geht. Der eine mag es mit flüssigem Dotter, der andere mit weichem, einer Dritter gar will nur hart gekochte Eier. Die Frage, die sich nun stellt: Wie lange muss ein Ei kochen? Das hängt natürlich von Größe und Gewicht ab, ob es Kühlschrank- oder Zimmertemperatur hat und auf welcher Höhe über dem Meeresspiegel man sich befindet. Wer es ganz genau wissen will, kann dies mit einem Eierrechner berechnen. Die nächste Frage, die Nationen spaltet, ist dann die, mit welcher Seite nach unten bzw. nach oben das Ei in den Eierbecher gestellt und schließlich geköpft wird. Zwischen den Bewohnern Liliputs und der Insel Blefuscu (aus Gullivers Reisen) drohte gar ein Krieg. Und zu guter Letzt die Frage aller Fragen: Öffnet man das Ei mit einem Löffel oder mit einem Messer? Während die Entscheidung hierüber früher praktische Gründe hatte – die Messer, da nicht anlaufgeschützt, liefen hässlich blauschwarz an -, wird heute eher moralisch-ästhetisch argumentiert und das Köpfen als Guillotinen-Methode bezeichnet. Was soll ich sagen? Ein Problem, das wahrscheinlich nur Opa hat, ist, dass Frühstückseier auf gar keinen Fall mit Salz in Berührung kommen dürfen. Das ist für mich so ziemlich das Schlimmste, was man mir vorsetzen kann.

Frühstücksei Für Opa das perfekte Frühstücksei – bitte ohne Salz.

Neue Leidenschaft

Unsere Enkel haben eine neue Leidenschaft entdeckt: Prickeln. Was das ist? Das ist eine Bastelltechnik, bei der mit einer Nadel Formen ausgestochen werden. Dies geschieht meist auf einer Schaumstoff- oder Pappunterlage, auf der sich die Prickelnadel besser durch die Pappe oder das Papier durchstechen lässt. Vor allem in Kindergärten wird diese Methode dem Schneiden mit einer Schere gerne vorgezogen, weil sie nicht so gefährlich ist. Was soll ich sagen? Unsere beiden Enkel haben das Prickeln jetzt sogar noch weiterentwickelt. Da werden nicht nur Formen ausgestochen, sondern gemalte Bilder mit Löchern ergänzt und verfeinert.

PrickelnNeue Leidenschaft unserer Enkel: Prickeln. Da wird gelöchert, was das Zeug hält.

Vorsicht Bildschnitt

Man darf nicht immer glauben, was man sieht. Und dabei muss man vor allem wissen, dass nicht immer alles danach aussieht, was es ist. Insbesondere mit Bildschnitten kann man verblüffende Ergebnisse erzielen. Denn wenn das Gesamtbild und damit der Gesamteindruck verborgen bleiben, ist es schwer, das wahre Bild zu erkennen. So auch bei dem Foto, das ich hier Ende letzten Jahres eingestellt habe. Aufgenommen ist es in den Niederlanden, genauer gesagt in Uden, einer kleinen Stadt, die in der Nähe von Omas Geburtsort liegt. Was soll ich sagen? Es muss nicht immer Photoshop sein, um Bilder – im wahrsten Sinne des Wortes – zu verfremden. Auch mit einem guten Bildschnitt kann man erreichen, dass es in der Tat ein bisschen nach Mexiko aussieht …

IMG_2441   Wo steht der Baum? Vorher – nachher.

PS: Damit hat Sigrun das Bilderrätsel gewonnen, für die jetzt echte holländische Rademakers Hopjes – Kaffee-Bonbons – auf dem Weg sind.

Dem Höhlenbau verschrieben

Unsere Vorfahren, die Urmenschen, waren keine Höhlenmenschen. Die in weiten Teilen der Bevölkerung verbreitete Annahme, Neandertaler oder homo sapiens hätten Höhlen bewohnt, um sich vor Kälte zu schützen, ist nach Ansicht von Fachleuten schlichtweg falsch. Vielmehr lebten die Menschen der Altsteinzeit wildbeuterisch und waren nicht sesshaft. Dennoch: Bis in die heutige Zeit besitzen Höhlen für den Menschen eine gewisse Anziehungskraft. Das gilt übrigens auch für unsere Enkel, die sich sogar dem Höhlenbau verschrieben haben. So vergeht kaum ein Besuch bei uns, bei dem das von den beiden Buben in Beschlag genommene Zimmer nicht innerhalb kürzster Zeit in eine Höhle verwandelt wird. Dabei erreichen die Konstruktionen mittlerweile beachtliche Ausmaße, so dass selbst Opa darin locker Platz findet. Was soll ich sagen? Ohne Oma geht da übrigens überhaupt nichts. Denn sie fungiert bei diesen Aktivitäten als Baustofflieferant der beiden Höhlenbauer.

IMG_2898 KopieWozu ein Grandfoulard so alles herhalten kann: Von der Tischdecke bis zum Höhlendach.

Premierenpublikum begeistert

Der Film kam gut an. Bei der Premiere von „Gut zu Vögeln“, bei der Oma und Opa mit von der Partie waren, war das Premierenpublikum sichtlich zufrieden. Jedenfalls erhielten Regisseurin Mira Thiel für ihr Spielfilmdebüt sowie die übrigen Filmemacher und Schauspieler nach der Vorstellung begeisterten Applaus, so dass die Zeichen für den bevorstehenden Kinostart am 14. Januar recht gut stehen. Insofern konnten sich alle Beteiligten ausgelassen auf der Premierenparty amüsieren, bei der auch Oma und Opa ziemlich lange durchgehalten haben. Jedenfalls zeigte der Wecker 2.35 Uhr, als wir endlich im Bett lagen. Was soll ich sagen? Ein bisschen Restspannung bleibt, wobei die Frage lautet: Kommt der Film beim Kinopublikum ebenso gut an wie bei er Premiere in Berlin.  Verdient hätten es er und seine Regisseurin.

IMG_2926 KopieEintrittskarte für die Premiere von “Gut zu Vögeln” und die Premierenparty.

Gedankliche Schmerzen

Also, Opa ist vermutlich kein Berührungs-Synästhetiker. Und ob er Spiegelneurone hat – das sind spezialisierte Nervenzellen, die es möglich machen, dass Menschen sich in andere hineinversetzen und mit ihnen fühlen können -, ist ebenfalls nicht belegt. Dennoch: Als Oma und Opa am Wochenede kurz bei unserer ältesten Tochter auf einen Kaffee vorbei geschaut haben, wollte uns unser Enkel zeigen, wie er sein Kinderzimmer neu geordnet hat und sein Hochbett künftig nutzt. Dabei mussten wir feststellen, dass er mittlerweile so groß geworden ist, dass er unter dem Hochbett nicht mehr durchlaufen kann, ohne sich den Kopf zu stoßen, wenn er sich nicht ausreichend bückt. „Da wird es ja sicher noch ein paar Beulen geben“, kommentierte ich so vor mich hin. Und die Worte waren noch nicht ganz ausgesprochen, da donnerte der Kleine auch schon mit seinem Kopf gegen einen der Bettbalken, dass es nur so krachte. Also, mir hat das mindestens so weh getan wie unserem Enkel, der sich ganz tapfer hielt und mit einem Kälegel tröstete. Was soll ich sagen? Nur wenn ich daran denke, tut es mir schon wieder weh.