“Also, ich habe gehört …”

Unser ältester Enkel fühlt sich langsam erwachsen. Jedenfalls gibt er sich seit geraumer Zeit entsprechend. Denn wenn wir so in der Familie zusammensitzen und uns unterhalten, dann verspürt er offenbar den unwiderstehlichen Drang, sich an der Konversation zu beteiligen. Zu Beginn hat er einfach drauflosgebrabbelt und dazwischengeredet. Das wiederum fand seine Mutter gar nicht gut und hat ihm erklärt, dass es so etwas wie Spielregeln auch bei Gesprächen gibt. Das hat er schnell begriffen und geht nunmehr ausgesprochen charmant, aber doch bestimmt mit der Frage dazwischen: “Darf ich jetzt auch was sagen?” Das zieht in den meisten Fällen. Wenn er dann – für ihn offenbar ziemlich überraschend – das Wort erhält, heißt es nach einer kurzen Schrecksekunde: “Also, ich habe gehört …” Dann fällt ihm aber zuweilen doch nichts Spannendes ein und er verzichtet auf seinen anvisierten Beitrag. Was soll ich sagen? Das sollten manche Erwachsene hin und wieder auch mal tun.

… schneller, als man denkt

Es klingelt an der Haustüre. Eine unserer Töchter kommt mit ihrem Sprössling vorbei. Die Freude ist natürlich groß. Vor allem, wenn der kleine Enkel mit ausgestreckten Armen auf seine Großeltern zuläuft. Bussi hier und Bussi da. Und Oma und Opa werden gleich zum Spielen – im wahrsten Sinne des Wortes – abgeschleppt. Das “Ich freue mich auch, euch zu sehen” unserer Tochter verhallt dann fast ungehört im Flur. Ach ja, da ist doch noch jemand. Tag denn auch. Alles in Ordnung? Das ist natürlich alles Fiktion – meistens wenigstens. Aber hin und wieder müssen Großeltern daran erinnert werden, dass die eigenen Kinder auch noch da sind. Bei uns klappt das eigentlich ganz gut. Im Dezember kommt in diesem Zusammenhang eine Sache besonders gut an. Der Adventskalender, den meine Frau jedes Jahr für unsere Kinder erstellt. Die Inhalte besorgt sie im Laufe des Jahres. Am Kalender gibt es dann für jeden Tag ein Päckchen, das es zu öffnen gilt. Unsere Beiden freuen sich immer wieder einen Kullerkeks. Was soll ich sagen? Am besten man fängt mit dem Besorgen der Geschenke gleich an – Weihnachten kommt schneller, als man denkt. Übrigens: Für den Adventskalender der Enkel sind deren Eltern zuständig.

Nimm’ den Finger aus der Nase

Manche Eltern verstehe ich nicht, und manche Großeltern bzw. Onkel und Tanten auch nicht. Mir blutet jedes Mal das Herz, wenn ich Begrüßungs- oder Abschiedsszenen sehe, in denen kleine Kinder gezwungen werden, artig Händchen oder – noch viel schlimmer – Küsschen zu geben. Der Widerwillen, der den Kleinen zuweilen ins Gesicht geschrieben steht, tut mir fast schon körperlich weh. Da frage ich mich dann immer wieder und meine eigentlich die Erwachsenen: Habt Ihr eigentlich vergessen, wie sich das anfühlt – die schwitzige Hand des Onkels, der Geruch von ranziger Hautcreme der Tante oder die Duftnote von abgestandenem Parfüm der Oma? Einfach schrecklich. Dass wir Erwachsenen uns bestimmten Konventionen unterordnen (müssen), ist in einer zivilisierten Gesellschaft notwendig, um das Zusammenleben einigermaßen erträglich zu gestalten. Aber diesen unschuldigen Wesen schon derartige Qualen aufzubürden, ist nicht in Ordnung. Was soll ich sagen? Am liebsten würde ich in solchen Situationen quer durchs Lokal oder über die Straße rufen: Kleiner, nimm’ den Finger aus der Nase und gib’ dem Onkel Händchen.