… aber schön wärs schon

Opa ist, ich gestehe es, ein ganz klein wenig Royalist und das, obwohl wir hier in Deutschland bekanntermaßen ja in einer parlamentarischen Demokratie leben. Und das ist auch gut so. Wer nun aber meint, das sei ein kaum aufzulösender Widerspruch, der irrt. Gestern beispielsweise, das Datum wies den 27. April aus, hatte Willem-Alexander Geburtstag. Willem-Alexander ist der König der Niederlande und damit auch Omas Regent. Da war es auch für Opa selbstverständlich, den Tag gebührend zu begehen und am Abend auf das Wohl des Königs das eine oder andere “Pilsje” zu trinken. Für die Niederländer ist dies völlig normal. Und dennoch zweifelt niemand ernsthaft an der demokratischen Grundausrichtung unseres westlichen Nachbarlandes, das eine konstitutionelle Monarchie ist, in der laut Verfassung der König das Staatsoberhaupt ist. Ganz im Gegenteil. Im Demokratieindex des Jahres 2016 belegen die Niederlande Platz 10 von 167 Ländern, womit sie als eine „vollständige Demokratie“ gelten. Die niederländische Gesellschaft gilt weltweit sogar als eine der liberalsten und freiesten. Fast so wie die bayerische, in der die Liberalitas Bavariae als oberster Leitsatz gilt. Laut Boarischem Wikipedia bedeutet der: „Des is lateinisch und moant drei Sochan: De Freiheit vo Bayern, de bayerische Freigebigkeit und ois dritts de freiheitliche Gsinnung vo de Bayern. Liberalitas Bavariae stäht vua oim fia Wejdoffnheit, Toleranz und Großherzigkeit, fian Ausdruck Lem und lem lossn.” Bayern selbst ist laut Verfassung eine demokratische Republik, also ein von keinem Monarchen regierter freier Staat. Und dennoch gibt es auch dort eine heimliche Liebe zu einem König, liebevoll Kini genannt. Wenn man nach der Notwendigkeit für einen solchen Monarchen fragt, erhält man in der Regel folgende Antwort (gleich übersetzt): Brauchen tun wir ihn nicht, aber schön wärs schon. Was soll ich sagen? In diesem Sinne: Lang lebe der König.

Ein tolles Königspaar: Willem-Alexander und seine Frau Máxima, die bei den Niederländern ausgesprochen beliebt sind.                                         Fotos: Rijksvoorlichtingsdienst/RVD

For ever young

Oma schwebt immer noch auf Wolke 7. Denn das Kompliment, das sie am Freitag von einem unserer Koch-Schüler bekommen hat, wirkt weiterhin nach. Da fragte doch einer der Jungen, wie alt Oma denn sei. Als sie die Frage beantwortete, war der kleine Mann ganz perplex: “Was, so alt? Dabei wirken Sie doch wie 30!” Das ging, wie sollte es auch anders sein, runter wie Öl, das wir ansonsten zum Kochen brauchen. Was soll ich sagen? Da hat Opa richtig Glück mit Oma: For ever young … Einen schönen Sonntag noch und bleiben Sie gesund!

Was arbeit Opa eigentlich?

„Was, wo und wofür arbeitet Opa eigentlich?“, wollte unser jüngster Enkel neulich von Oma wissen. Die holte tief Luft, dachte noch einmal kurz nach und sagte dann: „Frag’ Opa lieber selber.“ Nicht, dass Oma nicht erklären könnte, was ein Kommunikationsberater tut. Da aber selbst Erwachsene weder mit dem Begriff an sich, noch mit ellenlangen Erläuterungen etwas anfangen können, hat sie sich gedacht: Soll der Alte das doch selber machen. Nun stand ich da und musste an die vielen Begriffe denken, mit denen versucht wird, die Kernaufgaben meines Berufes zu erläutern: Einflüsterer, Spin-Doctor, Imageberater, PR-Profi, Lobbyist und viele andere mehr. Ich selbst mag am liebsten Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter, der Unternehmen hilft, mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Aber wie erklärt man das nun einem Kind? „Also“, sagte ich, „wenn Du Deine Eltern überzeugen willst, dass Du abends länger aufbleiben darfst, erzählst Du ihnen am besten eine leicht verständliche Geschichte, die ihnen deutlich macht, warum es unbedingt notwendig ist, dass Du später ins Bett gehst. Falls Dir keine einfällt, engagierst Du einfach Opa. Der ist dann in seinem Element.“ Was soll ich sagen? Ich hätte natürlich auch das antworten können, was eine Berufskollegin eine Zeitlang mit einem freundlichen Lächeln gesagt hat: „Ich mache Sie reich und berühmt.“ Das habe ich dann aber doch nicht gemacht. Denn ganz sicher hätte unser Enkel mich irgendwann beim Wort genommen …

Uns geht es wirklich gut

Oma und Opa geht es wirklich gut. Nicht nur, dass wir gestern unseren 42. Hochzeitstag gesund und munter begehen konnten. Auch die Tatsache, dass unsere Kinder und Enkelkinder mehr oder weniger fußläufig zu erreichen sind oder man ihnen im Supermarkt spontan über den Weg läuft, ist schon eine Gnade, die ja leider nicht allen Großeltern zuteil wird. So hatten wir denn vorgestern das Vergnügen, einige Stunden mit unserer jüngsten Tochter und ihrem Sohn zu verbringen. Gestern dann, das war zwar für unsere Älteste nicht so schön, konnten wir sie krankheitsbedingt ein wenig pflegen und mit ihrem Sohn zusammensein. Abends hat Opa Oma bekocht, wobei gleich mehrere neue Rezepte zum Einsatz kamen und demnächst in Opas Kochbuch ihren Niederschlag finden werden: Als Vorspeise gab es ein Rote-Bete-Carpaccio mit schwarzem Knoblauch und Basilikum, gewürzt mit Meersalz und langem Pfeffer. Der Hauptgang bestand aus Lachssteaks vom Duroc-Schwein, verfeinert mit in Meersalz fermentiertem schwarzen Pfeffer, und mit Knoblauch und Scharlotten gebratener Blattspinat. Der absolute Hammer war dann das Dessert, das Opa gerade neu entwickelt hat: Crème il Borgo heißt der Nachtisch, der wie eine Crème brûlée gemacht wird, nur dass die Parfümierung nicht mit Vanille erfolgt, sondern mit einem Tee, den Opa bei einem Italiener in Holland bezieht. Was soll ich sagen? Es bleibt dabei: Es geht uns wirklich gut.

Schon ziemlich alt – oder?

Oma und Opa haben gerade Nachrichten gesehen. Dabei ging es u.a. um das Weltwirtschaftsforum in Davos, bei dem an diesem Tag neben Angela Merkel einer der prominentesten Redner der französische Staatspräsident Emmanuel Macron war. Als wir also die Bilder aus dem Schweizer Kur- und Skiort sahen, wurden bei uns doch Erinnerungen wach. Denn unsere Hochzeitsreise vor 42 Jahren ging seinerzeit auch dorthin. Das waren, wie man sich vorstellen kann, nette Erinnerungen, die allerdings noch dadurch einen besonderen Kick bekamen, als wir realisierten, dass eben dieser Macron zu dem Zeitpunkt, als wir dort unsere ersten Gehversuche in unserer Eher unternahmen, noch nicht einmal geboren war. Was soll ich sagen? Es ist wohl besser, dass wir nicht noch weiter darüber nachdenken. Denn dann müssten wir zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen, dass wir doch schon ziemlich alt sind. Jedenfalls fühlen wir uns so, als meine jüngste Tochter einmal gesagt hat: Jetzt bin ich wirklich alt! Das war, als sie feststelle, dass sie die heutigen Fußballtrainer noch als Spieler kannte.

Ab und zu “cool”

Der Schock war groß und saß zunächst tief. Am Montag habe ich meine Rente beantragt. Dabei kam ich mir in den Räumlichkeiten der Deutschen Rentenversicherung ziemlich deplatziert vor. Jedenfalls fühlte ich mich alles andere als ein Rentner. So langsam habe ich mich erholt, weiß aber immer noch nicht so recht, wie ich damit umgehen soll, dass ich demnächst Ermäßigungen verlangen darf, wenn ich ins Kino gehe, ins Theater oder in Ausstellungen. Irgendwie sagt mir mein Kopf etwas anderes als das Geburtsdatum meines Ausweises. Der heutige Aufmacher in der Online-Ausgabe der Welt hat mich zumindest ein wenig beruhigt. Stand da doch zu lesen: „Karriere, Liebe, Spaß: Auch für Ältere lohnt es sich, Neues zu wagen.“ Allerdings geht es in dem Artikel mehr um die Generation 50 plus als um die von 65 plus. Und so Sätze wie „Der Greis bleibt mit viel Mühe heiß“ waren letztlich auch nicht dazu angetan, mich mental aufzurichten. Und wenn „50 angeblich das neue 40 ist“, ist dann 65 das neue 55? Fragen über Fragen, die auch nicht viel weiter helfen. Einen Lichtblick aber gibt es: Donald Trump. Dieser „Idiot“ bzw. „Trottel“, wie Vertraute und Berater des US-Präsidenten ihn nennen, hat sich jetzt als „stabiles Genie“ geoutet. Was soll ich sagen? Also, wenn der 71-Jährige ein „stabiles Genie“ ist, dann ist Opa … Ja, was eigentlich? Auch wenn es vermutlich die meisten am liebsten heiß mögen, bin ich schon sehr zufrieden damit, dass mich meine Enkel ab und zu „cool“ finden. Wenn das nichts ist …

Unverzagt und munter

Das war eine Woche. Erst Opas Geburtstag – und dann ging’s rund. Aber wie wusste bereits Wilhelm Busch: “Und ging’s auch drüber oder drunter, wir bleiben unverzagt und munter …” Das haben Oma und ich auch gesagt und munter weiter vor uns hin gewerkelt. So langsam ist auch wieder Land in Sicht und ich komme endlich wieder einmal dazu, meinen Blog zu bedienen. Dabei darf natürlich nicht zu kurz kommen, was mir meine Enkel geschenkt haben. Während der eine mir Topflappen für die Küche verziert hat, hat der andere eine Kaffeetasse bemalt. Oma war schon vor einiger Zeit in den Genuss eines solchen Becher-Kunstwerkes gekommen. Jetzt können wir morgens sozusagen auf (gleicher) Becherhöhe miteinander anstoßen – so nach dem Motto: Guten Morgen liebe Sorgen, seid ihr auch schon alle da … Was soll ich sagen? Morgen gibt es auch wieder einen Beitrag. Versprochen!

Die Geschenke meiner Enkel.

Vivat! Vivat! Vivat!

Nein, das ist nicht Opa, der hier schreibt. Es ist Oma, die ihrem lieben Mann heute zum Geburtstag gratulieren möchte. Also: Herzlichen Glückwunsch zu Deinem 65. Geburtstag, bleib’ so, wie Du bist, und vor allem gesund, damit Du uns noch lange erhalten bleibst. Was soll ich sagen? Hoch soll er leben, dreimal hoch: Vivat! Vivat! Vivat!

Interview mit dem “Kurier”

Opa ist jetzt auch in Österreich groß rausgekommen. Der Kurier, eine überregionale Tageszeitung des Landes, hat ein Interview mit mir geführt und veröffentlicht. “Das ist Deutschlands einziger bloggender Opa”, lautet die Überschrift des Textes, der hier zu finden ist. Was soll ich sagen? Mal sehen, vielleicht gibt’s ja im Nachbarland bald mal einen Nachahmer.

Es fehlt die emotionale Nähe

Die meisten Leser werden enttäuscht sein. Denn der Titel Großvater sein adressiert bereits die Zielgruppe: Großväter oder die, die es gerade werden (wollen). Denn wer sonst sollte zu diesem Buch greifen? Vor diesem Hintergrund allerdings fehlt dem Buch die emotionale Nähe, die Autor Eckart Hammer selbst eingesteht: „Nein, ich bin (noch kein) Großvater. Nicht nur meine betagte Mutter höre ich darum zweifelnd fragen, ‚wie kannst du über etwas schreiben, von dem du selbst noch keine Ahnung hast?‘ Ja, ich kann in der Tat nicht am eigenen Leib spüren, was es heißt Großvater zu sein, diese existenzielle Erfahrung fehlt mir. Deswegen könnte es mir eines Tages vielleicht wie damals gehen, als der studierte Sozialpädagoge Vater wurde und sich zwischen Theorie und Praxis plötzlich eine erstaunliche Lücke auftat.“ Das wird wohl so sein, mag man als geneigter und enkelerprobter Leser anmerken – wenn es denn so kommt, wie sich der potenzielle Großvater in spe es wünscht: „Ich hätte Lust, noch für eine dritte Runde ins Kinderzimmer und in andere Kinderwelten zurückzukehren, mit einem Enkel Sachen zu machen, die ihm und mir Spaß machen und ihm ein Entwicklungspartner zu sein, an den es mit guter Erinnerung zurückdenkt.“ Doch, und hier tut sich bereits die erste große Lücke zwischen Theorie und Praxis, zwischen Buch und wirklichem Leben auf. Denn gerade diese Sichtweise prägt nicht die 175 Seiten, sondern sein letzter Satz, der bereits auf dem Klappentext in die falsche Richtung weist: „Wahrlich, ich wäre gerne ein Vater, dem der liebe Gott eine zweite Chance schenkt!“ Doch genau darum geht es beim Großvater-Sein gerade nicht! Dieses, so sieht es jedenfalls Hammer, „eröffnet Männern eine zweite Lebens- und Entwicklungschance: Sie können im Rentenalter neuen Lebenssinn und Erfüllung erfahren und das nachholen, was sie in der Beziehung zu ihren eigenen Kindern vielleicht versäumt haben.“ Abgesehen einmal davon, dass das Vaterbild seinerzeit im Zweifel ein völlig anderes war als heute, kann es bei dem Thema doch nicht um die Perspektive des Großvaters gehen, sondern sollte doch der Blickwinkel des Enkels im Mittelpunkt stehen. Insofern verwundert es nicht und ist zudem ausgesprochen schade, dass erst auf Seite 77 von den „Chancen für die Enkel“ die Rede ist, die dann auch noch etwas kurz kommen. Dafür hat Oma dann nur noch den Kopf geschüttelt, als sie in eben diesem Kapitel lesen musste: „Dauerhaft zu Hause zu sein kann für Männer problematisch sein. Während für Frauen das Zuhause deren weibliche Identität bestärkt, fühlen sich Männer dort deplatziert und in ihrer Identität gefährdet“, und die Frage in den Raum gestellt: „Ja lebt der denn noch in einer Höhle?“ Nun will ich nicht das ganze Buch zerreißen. Es stehen auch richtige Dinge drin wie: Großvater zu werden, ist eine Gnade. Oder: Enkel werden einem ungefragt geschenkt. Aber abgesehen davon, dass der Autor ziemlich oft und willkürlich zwischen Großeltern und Großvätern wechselt, zeugen viele Aussagen von der Unkenntnis des Nicht-Großvaters: „Die Ankündigung des ersten werdenden Enkels gibt dem Mann Anlass und Gelegenheit, sich mit seiner Vergangenheit und seiner künftigen Rolle als Großvater auseinanderzusetzen“, glaubt Hammer zu wissen und kann dabei nicht einmal im entferntesten erahnen, welcher emotionale Quantensprung da auf einen zukommt. Und gleichzeitig verkennt er die sicherste Erkenntnis des Lebens: Erstens kommt es, zweitens anders und drittens als man denkt. Ich will auch die Widersprüche und Inkonsistenzen nicht überbewerten, die an verschiedenen Stellen des Buches auftauchen. Mal sind Großväter Scheidungsopfer, dann profitieren sie wieder von den Trennungen, oder sie entwickelten sich im frühen 19. Jahrhundert zum Leitbild des lehrenden Großvaters, der die Schulbildung ergänzte, obwohl noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts kaum mehr als ein Zehntel der Gesamtbevölkerung überhaupt das Großelternalter erreichte. Wenn der Autor allerdings auf eine Befragung von Vätern eingeht, „die 1950 geheiratet hatten“, also der Generation meiner verstorbenen Mutter angehören, dann versteht man die Welt nicht mehr. Denn dies als Beleg anzuführen, welchen unglaublichen Nachholbedarf viele Großväter haben, die ihre erste Chance als Väter verpasst haben, geht an den Realitäten völlig vorbei, weil diese Herrschaften heute um die 90 Jahre alt sind und nichts, aber auch gar nichts mit der „ganz anderen Großvätergeneration“ zu tun haben, von der an anderer Stelle die Rede ist. Was soll ich sagen? Dass Hammer selbst noch kein Großvater ist, dafür kann er nichts. Aber er hätte mit noch mehr Opas reden sollen, die seine fehlende Erfahrung vielleicht hätten kompensieren können. Derer gibt es genug. Sogar bloggende Großv@ter soll es ja mittlerweile geben …

                                                                                     Eckart Hammer, Großvater sein                                                                                    Klett-Cotta, Stuttgart, 2017, 175 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3-608-96130-0