Die pinkelnden Männer von Prag

De gus­ti­bus non est dis­pu­tan­dum, lautet eine Redensart und meint, dass man jedem seinen persönlichen Sinn für das Schöne zubilligen soll. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, heißt das auf Deutsch und soll verdeutlichen, dass es aussichtslos ist, über Vorlieben, Stilgefühle bzw. ästhetische Empfindungen zu diskutieren, weil derartige persönliche und emotionale Fragen für sachliche Argumente nicht zugänglich seien. Und dennoch wird vor allem in der Kunst zuweilen gestritten, dass es nur so kracht. Mittlerweile gibt es sogar eine ganze Reihe von Büchern, die sich mit genau solchen Fällen beschäftigen, in denen Künstler die Geschmacksnerven des Publikums etwas intensiver strapazieren als normal. Kunstskandale lautet zumeist der Titel. Und wenn es in Tschechien ein solches Buch gäbe, dann würde der Autor um David Černý nicht herumkommen. Jedenfalls sorgt der tschechische Bildhauer immer wieder für Aufsehen – und das nicht nur in seinem Heimatland. Wie dem auch sei, Oma und Opa sind dem 47-jährigen Künstler bei ihrer jüngsten Prag-Reise begegnet oder genauer gesagt: Einem seiner Kunstwerke, das wie viele andere auch für heftige Diskussionen gesorgt hat. Es handelt sich dabei um zwei in einen Teich pinkelnde Männer, wobei der Teich die Form der tschechischen Republik hat. Was soll ich sagen? Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Aber trotzdem kann ich dem Brunnen nur wenig abgewinnen. Schön finde ich ihn gleich gar nicht. Dass es einen Mechanismus gibt, mit dem man die Penisse der Skulpturen so bewegen kann, dass sie mit ihrem Urinstrahl Sätze in den Teich schreiben können, mag vielleicht Freunde ausgefeilter Technik begeistern. Und dass das Ganze auch noch im Hof vor dem Kafka-Museum steht, macht die Sache auch nicht besser. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Egal welche, postet Eure Meinung und immer schön dran denken: De gus­ti­bus non est dis­pu­tan­dum.

PS: Morgen kommt noch eine schöne Geschichte über das KGB-Museum, das es in Prag gibt. Überhaupt könnte ich noch über ganz viele Begebenheiten berichten, die wir in der tschechischen Hauptstadt erlebt haben. Beim ersten Mal, als unsere Kinder uns die Reise geschenkt hatten, war alles noch neu und spannend. Jetzt kannten wir uns schon aus und haben Dinge entdeckt, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen.

IMG_0007                             De gus­ti­bus non est dis­pu­tan­dum: Die pinkelnden Männer von Prag.

Einfach nur abhängen

Die Einen sind dann mal weg. Die Anderen lassen’s langsam angehen. Und die, die nichts tun, haben das Problem, dass sie nie wissen, wann sie fertig sind. Deshalb werde ich heute einfach nur abhängen, zumal morgen auch schon wieder Montag ist. Was soll ich sagen? Ich halte es mit Garfield: I hate mondays!DSC02324Einfach nur abhängen – wie dieser Affe im Kopenhagener Zoo (aufgenommen von Oma).

 

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema Artischocken.

Es gibt Lebensmittel, die sind nicht nur lecker, sondern auch noch ausgesprochen gesund. Und dann gibt es noch welche, die haben sogar die Wirkung von Medikamenten. Ein ganz besonderer Leckerbissen, der vor allem bei den Freunden der guten wie reichhaltigen Küche ziemlich hoch im Kurs steht, ist die Artischocke. Denn abgesehen davon, dass sie gut schmeckt und vor allem das Artischockenherz als absolute Delikatesse gilt, ist sie kalorienarm und wirkt auch noch cholesterinsenkend. Neben einer verdauungsfördernden wird ihr auch eine appetitanregende und vor allem bei Frauen die Sexualhormone stimulierenden Wirkung nachgesagt. Und das ist noch nicht alles. Die Artischocke ist auch eine wunderschöne Blume mit einer herrlichen, violett gefärbten Blüte, die kein Frauenherz kalt lässt. Was soll ich sagen? In der Computersprache würde man jetzt wohl All-in-one-Gerät sagen. Man kann es aber auch einfach Wunder der Natur nennen.

PS: Ein Rezept für die Artischocke als Vorspeise gibt es demnächst in Opas Kochbuch.

IMG_0717Ist nicht nur lecker und gesund, sondern sieht auch noch gut aus: Die Artischocke.IMG_2987

65 und kein bisschen weise

Eigentlich wollte ich mich mit dem Thema ja nicht beschäftigen. Aber irgendwie kommt man an der Lehrerin aus Berlin nicht vorbei, die sich gerade anschickt, im Alter von 65 Jahren noch einmal Mutter zu werden. Ja, ja, Sie haben richtig gelesen: 65 Jahre – und kein bisschen weise, möchte man anfügen. Denn was hat sich die alte Frau, die immerhin schon 13 Kinder und sogar Enkelkinder hat, bloß dabei gedacht, als sie zur künstlichen Befruchtung in die Ukraine gereist ist und nun mit allen vier eingepflanzten Fremdeizellen schwanger ist. “Es ist absolut unverantwortlich und medizinisch nicht nachvollziehbar”, sagt zum Beispiel Professor Joseph Neulen von der Universitätsklinik Aachen. “Diese Frau muss sehr geltungssüchtig und egoistisch sein”, mutmaßt die Psychologin und Psychiaterin Isabella Heuser vor dem Hintergrund, dass Annegret R. einen Vertrag mit RTL abgeschlossen hat, der dem Sender das Exklusivrecht an dieser Schwangerschaftsgeschichte einräumt. Was soll ich sagen? Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Am schlimmsten finde ich, dass die vier Kinder, so sie denn überhaupt das Licht der Welt erblicken, ziemlich sicher ohne Eltern erwachsen werden müssen. Denn im Gegensatz zu der Frau hat sich die Natur etwas dabei gedacht, dass beim weiblichen Geschlecht auf natürliche Weise die Menopause irgendwann einsetzt. Und nur um den Gleichstellungsfanatikern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ich halte alte Väter gleichermaßen für unverantwortlich und egoistisch. Von den Ärzten, die die künstliche Befruchtung vorgenommen haben, will ich erst gar nicht reden.

Naturschönheit in Perfektion

Zur Zeit macht die Gartenstadt Lichterfelde in Berlin, in der Oma und Opa wohnen, ihrem Namen alle Ehre. Es ist ein wahre Freude, durch die Straßen zu schlendern und die Blütenpracht der Bäume und Sträucher zu bewundern. Dabei haben es zwei Exemplare Opa besonders angetan: Eine Zierkirsche und eine Magnolie. Beschreiben kann man das nicht, das muss man einfach sehen. Und dabei können die unten stehende Fotos nur einen schwachen Eindruck davon wiedergeben, wie es in Natura wirklich aussieht und wirkt. Was soll ich sagen? Das ist einfach Naturschönheit in Perfektion.

IMG_0724Einfach nur schön: Die Blütenpracht in der Gartenstadt Lichterfelde in Berlin.IMG_0730

Hiobsbotschaften reißen nicht ab

Bei Oma und Opa reißen die Hiobsbotschaften derzeit nicht ab. Nahezu täglich erfahren wir von den unglaublichsten Begebenheiten, die sich in unserem unmittelbaren Umfeld zutragen – nicht selten mit tödlichem Ausgang. Die letzte Nachricht allerdings hat uns richtig umgehauen, obwohl die Geschichte ein noch viel, viel schlimmeres Ende hätte nehmen können. Einer unserer guten Freunde aus alten Zeiten in Bayern also will seine Frau von der S-Bahn abholen und ist – wie so oft – zu früh dran. Statt sich auf irgendeine Bank zu setzen, nutzte er die Zeit und ging schnellen Schrittes den Bahnsteig auf und ab. Da wurde ihm plötzlich schwarz vor Augen, und an das Nächste, an das er sich erinnern kann, ist, wie er (mutmaßlich das zweite Mal) auf den Schienen im Gleisbett aufschlägt – mit dem Brustkorb. Das an sich wäre ja schon Albtraum genug gewesen. Aber zu allem Überfluss befand sich die S-Bahn, in dem ja seine Frau saß, bereits kurz vor dem Bahnhof. Und was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste und erst später im Krankenhaus erfuhr, war, dass er sich bei seinem (ersten) Aufprall einen katastrophalen Trümmerbruch der rechten Schulter zugezogen hatte. Insofern grenzt es an ein Wunder, dass er es ohne fremde Hilfe – der Bahnhof war zu diesem Zeitpunkt menschenleer – überhaupt geschafft hat, sich trotz des Schulterbruchs, einer Lungen- sowie diverser Rippenprellungen die zirka 1,50 Meter hoch auf den Bahnsteig zu ziehen – bevor, man muss es so hart formulieren, die S-Bahn ihn überrollt hätte. Vermutlich verdankt er seine Rettung dem Adrenalin, das der Körper in solch gefährlichen Situationen zur Sicherung des Überlebens in Unmengen ausschüttet. Denn erst die aussteigenden Passagiere des Zuges konnte er jetzt um Hilfe bitten, die sich dann in Form von Rettungshubschrauber, Krankenwagen und weiteren Einsatzkräften an der Unfallstelle einfand. Inzwischen geht es unserem Freund auch schon wieder ganz gut, obwohl die Schulter trotz stundenlanger Operation wohl nicht wieder so werden wird, wie sie es einmal war. Aber seinen Humor hat er zumindest nicht verloren: „Das wäre ja ’ne einmalige Überschrift geworden: Frau überrollt eigenen Mann mit S-Bahn“, witzelte er bei unserem jüngsten Telefonat schon wieder. Was soll ich sagen? Ich hab’s gegoogelt: Diese Überschrift hat es tatsächlich noch nicht gegeben …

PS: Oma und Opa sowie die restliche Familie wünschen weiter gute Besserung.

Natur-Analphabetentum

Der Biologie-Professor Marcus Hammann von der Universität Münster konnte es kaum fassen. „Ich hatte eine Gruppe Erstsemester aus Berlin zu Gast. Von denen wusste nicht einer, wie eine Amsel aussieht”, sagte er der Freien Presse in Chemnitz und beklagte das Natur-Analphabetentum. Das Problem liege im Rückzug aus der Natur. “Man trifft sich eher zu Spielpartys am Computer, als draußen Erlebnisse zu sammeln. Ich weiß nicht, wie viele überhaupt schon mal einen Bach angestaut haben, wie wir das früher gemacht haben”, wird Hammann zitiert. “Naturerfahrungen werden meist nur noch medial vermittelt.” Daraus entstehe eine Art Teufelskreis. Bei unseren Kindern und Enkelkindern ist das Gott sei Dank anders. Als unsere Kinder klein waren, haben wir in Bayern auf dem Land gewohnt. Insofern kennen sie Tiere nicht nur aus dem Fernsehen. Und unsere Enkel, die in Berlin aufwachsen? Aufgrund der Naturverbundenheit ihrer Eltern, die mit ihnen an Wochenenden immer wieder in die Natur gehen, gehören sie nicht zu denen, die die Farbe von Kühen mit lila angeben. Was soll ich sagen? Vielleicht hatte Bertold Brecht ja recht, als er sagte: „Die Schwärmerei für die Natur kommt von der Unbewohnbarkeit der Städte.“

IMG_0707Mit der Natur auf Du und Du: Unser ältester Enkel bei seinem Besuch in den Niederlanden.

Ein Leben ohne Netz!?!

Sie hat also tatsächlich durchgehalten! Elke Tonscheidt, die nette Blogger-Kollegin von Opa, die – wie berichtet – angekündigt hatte, elf Tage ganz ohne Internet auskommen zu wollen, hat es geschafft und ihr digitales Fasten durchgezogen. Wenn man ihr diesbezügliches Tagebuch liest, muss man zu dem Schluss kommen: Sie hat offenbar keinen (ernsthaften) Schaden genommen. „Ich war mir selbst genug“, schreibt sie und an anderer Stelle: „Ich vermisse so gut wie gar nichts.“ oder „Ohne Handy muss ich nichts, schon gar nicht ‚noch eben’.“ Was soll ich sagen? Es scheint also ein Leben ohne Netz zu geben. Allerdings hat mich eine Ankündigung der Ohfamoosen aufhorchen lassen: „Ich werde mir eine Uhr kaufen. Statt Handy, eingewachsen in der Hand, eine Uhr am Handgelenk…“ Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie da – ungeachtet ihrer Überschrift “No apple, please!” die Apple Watch vor Augen gehabt hat. Auf die muss sie allerdings noch elf Tage warten, da die Uhr erst ab 24. April erhältlich ist. Aber mit elf Tagen hat sie ja offensichtlich keine Problem …

Berliner Schlagfertigkeit

Man erlebt ja Gott sei Dank nicht bei jedem Einkauf solche Horrorgeschichten wie Oma und Opa bei ihrem Fleischeinkauf in der letzten Woche. Neulich also stehe ich in einem  Discounter an dem Leergutautomaten und füttere ihn mit meinen leeren Wasserflaschen. Da betritt eine hochgewachsene und gut gekleidete Dame mittleren Alters das Geschäft, sieht an den Kassen die langen Schlangen, die fast bis ans Ende des Ladens stehen, und murmelt vor sich hin: “Da hätte ich mir ja besser was zu lesen mitnehmen sollen.” Was soll ich sagen? Diese Schlagfertigkeit gibt es wohl nur in Berlin.

Gerüchteküche-Küchengerüchte

Laut Duden ist die Gerüchteküche ein imaginärer Ort, an dem viele Gerüchte entstehen. Ist dieser Ort allerdings eine Küche, dann sind es eben Küchengerüchte. Die können auch spannend oder lustig oder beides sein. Jedenfalls wird sich Opa künftig jeden Samstag mit ihnen beschäftigen. Heute geht es um Küchengerüchte zum Thema Respektvoller Umgang mit Lebensmitteln.

Über dem Eingang unseres Supermarktes heißt es in großen Lettern: Wir lieben Lebensmittel. In aller Regel sind Oma und Opa auch ganz zufrieden mit dem, was uns dort geboten wird. Vor allem auf die Fleischtheke lässt Opa normalerweise nichts kommen – von sporadischen Aussetzern einiger weniger Verkäufer einmal abgesehen. In dieser Woche allerdings (Donnerstagabend, ca. 19.30 Uhr) war ein Experte da, von dem man gerne gewusst hätte, was er so im Hauptberuf macht. Nachdem es nach seinen Worten angeblich keine T-Bone-Steaks mehr gab, die eigentlich im Angebot waren, bestellte ich also zwei Entrecotes. „Wie dick sollen sie denn sein“, fragte der Verkäufer, dem ich eine Dicke von drei bis vier Zentimeter signalisierte. Dieses Maß schaffte er zwar oben beim Anschneiden, hielt dies aber, wie sich später beim Auspacken herausstellen sollte, nicht bis unten durch. Da kam eines der Steaks vielleicht noch auf eine Dicke von gerade einmal einem knappen Zentimeter. Was aber nach dem Schneiden passierte, war ein so unwürdiges Schauspiel, wie ich es noch nie erlebt hatte und so – zumindest unwidersprochen – ganz sicher auch nicht mehr erleben werde. Denn die beiden Fleischscheiben schmiss der Mann derart lustlos und ohne etwas darunter zu legen auf die Waage und verpackte sie dann, als wenn sie später ohnehin in den Fleischwolf kämen. Das große Stück, von dem er die Scheiben abgeschnitten hatte, warf er regelrecht respektlos zurück in die Auslage und machte einen Gesichtsausdruck ganz nach dem Motto: Ist mir doch egal und hoffentlich sind die Kunden bald weg. Was soll ich sagen? Oma und Opa waren so sprachlos, dass wir uns nur kopfschüttelnd anschauten und gar nichts mehr sagen konnten. Denn eines war hier ganz klar: Dieser Mann liebt keine Lebensmittel.