In Opas Jugend hieß das bei uns Kindern Klingelmännchen bzw. Schellemännchen. Gebräuchlich als Synonym für einen Klingelstreich sind laut Wikipedia aber auch Blinde Mäuse, Klingelmäuschen, Klingelputzen, Klingelrutschen, Klingelsturm oder Klingelpost bzw. Schellekloppe oder Schellebergerles. Der Klingelstreich besteht danach nun darin, bei einem Ein- oder Mehrfamilienhaus – ohne die Absicht, jemanden zu besuchen – eine oder mehrere Türklingeln zu betätigen und sich durch Wegrennen vor der Entdeckung der eigenen Person zu schützen. Diesen Streich gibt es auf der ganzen Welt, jedenfalls überall dort, wo es Klingeln gibt. Eine Variante besteht darin, nach dem Klingeln quasi als Mutprobe so lange vor der Tür stehen zu bleiben, bis ein Bewohner die Tür öffnet. Diese Variante ist lokal auch unter dem Namen Rattenpingeln oder Mäusepingeln bekannt. Wie das nun in unserem niederländischen Nachbarland heißt, weiß ich nicht. Aber Omas Mutter erzählte uns einmal, dass Kinder auch bei ihr so einen Klingelstreich gemacht hätten. Als sie dann die Tür öffnete, stand da noch ein ganz kleiner Junge, der – sichtlich erschrocken – von sich gab: “Oh, jetzt habe ich ganz vergessen, wegzulaufen!” Was soll ich sagen? Frei nach Michail Gorbatschow: Auch wer zu spät wegrennt, den bestraft das Leben.
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Wirklich nicht lustig …
Kann man Kindern böse sein? Die Frage stellt sich vor allem, wenn die Kleinen etwas ausgefressen haben. In solch einer Situation tritt allerdings zuweilen auch noch eine ganz andere Schwierigkeit zutage: Man muss ernst bleiben. Dass das nicht immer so einfach ist, beweist das beigefügte Video. Was soll ich sagen? Es ist wirklich nicht lustig …
Himmlischer Zorn
Zartbesaitete Gemüter müssen heute ganz stark sein. Denn es wird hart. Den treuen Lesern von Opas Blog sind die Hohmann-Streiche ja mittlerweile ein Begriff. Und ihnen ist sicherlich auch klar, dass diese Streiche nicht ohne Folgen bleiben konnten. Insofern wird es auch niemanden verwundern, wenn der Chronist berichtet , dass “eine der schwersten Erschütterungen in unserem Leben” einmal das Erscheinen des Nikolaus gewesen sei. Wörtlich schreibt er weiter: “Sogar unsere Großmutter brach über dem Schrecken erregenden Auftreten in Tränen aus. Michel, Christel und ich hatten uns längst vor Furcht unter die Betten verkrochen. Der himmlische Zorn des berserkernden Nokolauses kannte unter uns Bösewichtern keine Grenzen. Er hatte es besonders auf Peter abgesehen, den er als Gipfelpunkt seines Gastspiels kurzerhand packte und in seinen Rupfensack steckte, um ihn in der Isar zu ertränken, wie er sagte. Hanni umklammerte in Herz zerreißendem Schluchzen die Knie des göttlichen Unholds und flehte: ‘Bitte, bitte, lieber Nikolaus, lass meinen Bruder Peter wieder los!’ Doch dieser ließ sich nicht erweichen. Er schritt unbeirrt von dannen, bahnte sich den Weg in unser Badezimmer und warf den Sack samt Peter in die volle Badewanne, wo gerade die Kinderwäsche eingeweicht wurde. Selbst dem Peter, der sich vorher großmäulig gebrüstet hatte, für einen solchen Eventualfall eine Schere bei sich zu haben, war die Courage abgekauft.” Was soll ich sagen? Wenn das heute ein Nikolaus machen würde …
Offensichtlich eine Familientradition: Auch Opa ist schon mal in die Rolle des Nikolauses geschlüpft … Aber lang, lang ist’s her.
Dieses war der erste Streich …
Unsere Enkel sind schon ganz schöne Schlingel. Der kleine hat es ebenso faustdick hinter den Ohren wie der große. Während sich das bei dem ganz kleinen Mann noch darauf beschränkt, Oma oder Opa liebevoll um den Finger zu wickeln und ihnen ziemlich hinterlistig Gummibärchen abzuluchsen, geht das bei dem größeren schon einen Schritt weiter. Als er letztens mit seiner Mutter zu einem Kurzbesuch vorbei kam, ließ er mich zum Abschied im wahrsten Sinne des Wortes (auf-)laufen. Hatte ich gerade beide verabschiedet und mich auf den Weg zurück an meinen Schreibtisch gemacht, klingelte es wie verrückt. Ich sprintete als wieder zur Tür, an der allerdings niemand zu sehen war. Als ich draußen nachschaute, war der kleine Große bereits weggerannt und bei seiner Mutter angekommen, drehte sich mit verschmitzter Miene herum und winkte mir freudestrahlend zu. Was soll ich sagen? Das nennt man Klingelmännchen oder auch Klingelmäuschen, Klingelputzen, Klingelrutschen, Klingelsturm, Klingelpost – kurzum Klingelstreich. Na ja, um es mit Wilhelm Busch zu sagen: Dieses war der erste Streich …
PS: irgendwie erinnert mich das ganz stark an die Hohmann-Streiche. Dass unsere Enkel aber so schnell …
Legendäre Streiche (2)
Bis unsere Enkel in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten und mit Streichen von sich reden machen, dauert es (hoffentlich) noch ein wenig. Insofern kann sich Opa vorerst an den legendären “Hohmann-Streichen” schadlos halten, die in diesem Blog ja schon einmal Thema waren. Dieses Mal soll es um Peters Streiche gehen, denen nach Ansicht des Chronisten eigentlich ein besonderes Kapitel hätte gewidmet werden müssen. Das gab es zwar nicht. Aber was er komprimiert zusammengefasst hat, ist auch nicht von schlechten Eltern: “Dass er einige Mäuse fing und sie in der Schulstunde springen ließ, ist bekannt. Er und sein Freund Rosshalber trieben es manchmal arg. Rollschuhlaufen um die Wette übers Parkett, wobei sie die Kurven um den Esszimmertisch meisterhaft zu nehmen verstanden, war nichts Außergewöhnliches. Bei dem Wettpinkeln auf der Straße, wobei ihre Fußspitzen genau mit dem Rinnstein abschnitten, soll Peter der Sieger gewesen sein, … wie nämlich Hanni behauptet, denn sie war damals zur Schiedsrichterin bestimmt. Tante Luise ist einmal, als sie bei uns zu Besuch war, fast zu Tode erschrocken. An einem Nachmittage hatte sie nämlich ohne Arg den hinteren Balkon betreten und blieb dort angewurzelt stehen: Peter stand dort mit einer Kreiselpeitsche vor dem Balkongeländer und trieb mich, den etwa zweijährigen Krabbelnden, in dem ringsherum führenden eisernen Blumenkastengestell hin und her wie bei einem Dressurakt in der Manege. Darunter gähnte die Höhe von drei Stockwerken.” Was soll ich sagen? Ganz schön hart, ebenso wie die Reaktion des Kleinen: “Dies muss ich wohl damals”, fährt der Chronist fort, “meinem Bruder übelgenommen haben, denn ich hätte, so erzählte man mir, wohl um die selbe Zeit dem Peter mit einem Hammer so auf den Kopf geschlagen, dass schnell ein Arzt gerufen werden musste, um die stark blutende Wunde wieder zu nähen.” Mein lieber Herr Gesangverein …
Legendäre Streiche
Unsere beiden Enkel sind, Gott sei Dank muss man sagen, noch nicht in dem Alter, in dem sie Streiche aushecken. Denn wenn sie auch nur annähernd nach der Art schlagen, wie man altmodisch sagt, dann steht ihren Eltern und uns, Oma und Opa, noch einiges bevor. Denn in der Familie vor allem von Opa haben Streiche schon fast einen legendären Ruf und es in Süddeutschland unter dem Stichwort “Hohmann-Streiche” sogar in den Bayerischen Rundfunk geschafft. Opa selbst nahm sich in seiner Jugend dagegen fast harmlos aus. “Guten Tag Frau Blitz, hier ist Herr Donner, wollen wir ein Gewitter starten”, zählte zu seinen ganz braven Telefonstreichen. Auch der Anruf beim Metzger mit der Frage “Haben Sie Eisbeine?” und der abschließenden Empfehlung auf die meist freudige Bejahung “Dann ziehen sie sich warme Socken an” war eher semantischer denn wirklich bösartiger Natur. Dagegen haben seine Vorfahren schon mal richtig zugelangt – auch und gerade bei den Telefonstreichen. Da wurden “1.000 Rollen Klosettpapier der Marke Horrido bestellt” und einer Fürstin ins Haus geschickt. “Eine stattliche Auswahl an Perserteppichen, vom Smyrna bis zum Bukara”, wie es in der Überlieferung heißt, hat, welch Wunder, den Weg zu einem armen Münchner Edelmann gefunden und diesen ziemlich unerwartet in größte Verlegenheit gebracht. Auch der Auftrag an einen Metzger, vier Pfund des besten Wurstaufschnitts an eine Familie zu liefern, weil die eine große Einladung zu bestreiten habe, war nicht von schlechten Eltern. Was soll ich sagen? Da darf man ja auf unsere Enkel gespannt sein.