Nach wie vor sportlich

Die Leichtathletik-Europameisterschaften in Zürich haben gerade erst begonnen, da hat Deutschland auch schon eine Goldmedaille: David Storl verteidigte am ersten Wettkampftag seinen Titel im Kugelstoßen. Und Oma und Opa waren dabei. Also nicht in Zürich, aber am Fernseher. Denn sportlich (interessiert) sind wir beide nach wie vor, kaum eine Sportübertragung, die wir auslassen – bis auf die Tour de France vielleicht, denn wen interessiert schon, wer am besten dopen kann. Doch zurück zur Leichtathletik-EM und zum Kugelstoßen: Als Oma und ich da so einträchtig vor der Mattscheibe saßen, meinte sie zu mir: “Wär’ das nicht auch was für dich?” “Wie kommst du denn darauf?”, wollte ich etwas verdutzt wissen. “Na ja”, meinte sie, “du warst doch schon immer ganz gut in Ballsportarten. Und beim Gewicht kannst du mit den Kugelstoßern doch mittlerweile auch mithalten.” Was soll ich sagen? Ich bin nicht zu schwer, vielleicht nur etwas zu klein für mein Körpergewicht. Also heute Abend wird wieder geradelt. Obwohl: Eigentlich habe ich einen anderen wichtigen Termin: Borussia Dortmund – Bayern München im DFL-Supercup-Duell 2014. Anpfiff 18.00 Uhr. Das ist wieder ein (Sport-)Stress diese Woche …

An Tagen wie diesen …

An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. Das wissen nicht nur die “Toten Hosen”. Spätestens seit gestern ist das in ganz Deutschland wieder – nach 1954, 1974 und 1990 – Allgemeingut. Während Oma und Opa das ganze Spektakel altersgerecht am Fernseher verfolgt haben, war unsere älteste Tochter mit ihrem Sohnemann mittendrin im Geschehen und hat nicht nur Geschichte geschaut, sondern war Teil von ihr. Weder die deutsche Fußball-Nationalmannschaft noch die Fans aus allen Teilen des Landes werden diesen Empfang des Fußball-Weltmeisters 2014 vergessen. Ob allerdings unser großer Kleiner realisiert hat, was da rund um ihn herum los war, wage ich zu bezweifeln. Aber wenn er einmal älter ist, kann er mit Fug und Recht behaupten: Ich bin dabei gewesen. Was soll ich sagen? Wer weiß, wie lange er und Deutschland auf einen solchen Moment wieder warten müssen. Das letzte Mal hat es 24 Jahre gedauert. In einem solchen Fall wüsste er aber dann spätestens in 2038, was sich anno 2014 in Berlin zugetragen hat.

IMG_1672An Tagen wie diesen wünscht man sich Unendlichkeit. Es wird Geschichte geschrieben …Pokal … und unser Enkel ist mittendrin.

Und noch eine WM-Nachlese

Ganz Brasilien schwärmt von den Deutschen und ihrer Fußballkunst. Mehr noch als Götze & Co. aber erobert ein kleiner Junge die Herzen der Südamerikaner: Unser ältester Enkel. Der hatte sich während der Fußball-Weltmeisterschaft irgendwann bedingungslos auf die Seite der Seleção geschlagen und mit der 1:7-Niederlage der gelben Trikotträger gegen Deutschland sein erstes persönliches Waterloo erlebt. Jedenfalls kriegte sich der kleine Mann angesichts dieser fußballerischen Schmach überhaupt nicht mehr ein und litt ebenso wie die Brasilianer selbst. Als die dann auch noch das Spiel um den dritten Platz gegen die Niederländer verloren, war die Enttäuschung erneut riesengroß, obwohl er unseren Nachbarn ja eigentlich wegen der Nationalität seiner Großmutter und der seiner holländischen Verwandten emotional etwas näher stehen müsste. Aber wo die Fußball-Liebe halt hinfällt. Von diesen Gefühlswallungen nun erzählte seine Mutter einer Brasilianerin, die das natürlich in ihre Heimat weitergab. Und dort macht jetzt diese herzzerreißende Geschichte die Runde und rührt die Menschen zu Tränen. Was soll ich sagen? Mit seinen Emotionen passt unser ältester Enkel ziemlich gut zu den Brasilianern. Und es gibt wahrlich unsympathischere Fußballmannschaften als Neymar und seine Mannen.

Bilder für die Ewigkeit

Es waren Bilder für die Ewigkeit, die die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien am Schlusstag lieferte: Das sensationelle Tor von Mario Götze in der 113. Minute der Verlängerung des Endspiels, das vom Kampf gezeichnete Gesicht von Sebastian Schweinsteiger, die nach dem Schlusspfiff jubelnden deutschen Spieler, der WM-Pokal in den Händen von Philipp Lahm sowie ein sichtlich zufriedener und tiefenentspannter Bundestrainer Joachim Löw. Ja, das waren Bilder für die Ewigkeit, die man nicht so schnell vergisst. Und dann gab es da aber noch weitere Bilder, die irgendwie neu und anders waren: Der große Sebastian Schweinsteiger unterhält sich mit dem kleinen Louis Gabriel Podolski auf Augenhöhe im Sechzehnmeterraum, Lukas Podolski kickt mit seinem Sohn ausgelassen auf ein Tor, dessen Netz längst abmontiert ist, Opa Klose macht ein Erinnerungsfoto von seinem Sohn Miroslav und dessen Zwillingssöhnen Luan und Noah, Jerome Boateng spaziert Hand in Hand mit seinen beiden Zwillingstöchtern Soley und Lamia über den Platz, Joachim Löw herzt euphorisch Frauen und Lebenspartnerinnen seiner Spieler. Was soll ich sagen? Ja, auch das waren Bilder für die Ewigkeit, die zeigen, dass die Mitglieder der deutschen Nationalmannschaft mehr sind als nur moderne Gladiatoren, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, die auf ihre Familien genauso angewiesen sind wie andere auch. Es ist gut, dass der deutsche Fußball-Bund und dessen Trainer dem Rechnung tragen.

weltmeisterAuch das ein Bild für die Ewigkeit: Opa gestern Abend mit seinem Weltmeister-Schal.

Nervöser Papst

Der heutige Tag hat es in sich. Es ist Sonntag, Tag des Herrn. In praktisch allen europäischen und den meisten christlich geprägten Ländern gelten Einschränkungen der Sonntagsarbeit. In Deutschland ist die Sonntagsruhe über Artikel 140 des Grundgesetzes verfassungsrechtlich verankert. Er verweist auf Artikel 139 der Weimarer Verfassung, der da lautete: „Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.“ Doch mit der Sonntagsruhe dürfte es heute Abend spätestens um 21.00 Uhr vorbei sein. Dann nämlich pfeifft der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien an. Und das ist das Problem: Es spielt Deutschland gegen Argentinien, eben die beiden Länder, aus denen die beiden derzeit lebenden Päpste stammen. Mit Papst Franziskus und Papst-Emeritus Benedikt leben erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche zwei Päpste im Vatikan friedlich nebeneinander. Es wird berichtet, sie seien sogar befreundet. Da beide Männer diese Freundschaft sicher nicht auf Spiel setzen wollen, werden sie vermutlich – wie es sich für Päpste auch gehört – still und leise jeweils für ihre favorisierte Mannschaft beten. Was soll ich sagen? Jetzt kommt es also auf den lieben (Fußball-)Gott an, wem er mehr Gehör schenkt. In diesem Zusammenhang wird aus dem Vatikan folgendes Gespräch kolportiert: Franziskus zu Benedikt: „Du bist nervös.“ – Benedikt zu Franziskus: „Nein, ich bete.“ – Franziksus zu Benedikt: „Jetzt bin ich nervös.“

PäpsteAuch das WM-Magazin “11 FREUNDE TÄGLICH” des Berliner Tagesspiegel stellte unter der Überschrift “So sehen Segner aus” die Frage: “Wer glaubt mehr an den WM-Titel?” Spätestens heute Abend werden wir es wissen.

2:4!

Niederlande gegen Argentinien 2:4! Was soll ich sagen? Schade. Es wäre zu schön gewesen. Aber jetzt müssen eben die Argentinier leiden …

3:2!

Holland gegen Australien 3:2! Was soll ich sagen? Oma ist 1.000 Tode gestorben und jetzt im siebten Himmel. Im Fußball liegen eben Glück und Unglück dicht beieinander.

4:0!

Deutschland gegen Portugal 4:0! Was soll ich sagen? Wahnsinn!! Das schließt ja nahtlos an das Holland-Spiel an. So ist die Welt von Oma und Opa in bester Ordnung.

TorToooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooor! Opa ist aus dem Häuschen.