Die Energiebündlerin

Der brutale Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat nicht nur in der Politik eine Zeitenwende eingeläutet. Auch im Leben vieler Deutscher – vom Leben der geschundenen Menschen in der Ukraine will ich gar nicht reden – wurde durch diesen Krieg ein neues Kapitel aufgeschlagen. Über den Mulinarius aus der Hauptstadtregion, der seit des ersten Kriegstages seine Bilder in Blau und Gelb färbt, habe ich hier schon geschrieben. Heute nun will ich über Elke Tonscheidt aus Köln berichten, mit der ich seit etlichen Jahren freundschaftlich verbunden bin. Dieses Energiebündel, das sich dabei vor allem als Energiebündlerin versteht, hat ihr großes Herz noch weiter geöffnet und vorübergehend in ihrem Haus Platz gemacht für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Das Tagebuch, das sie über ihr Leben mit Oksana und Vera angelegt hat, ist nicht nur ein herzzerreißender Erlebnisbericht, sondern auch ein beeindruckendes Zeitdokument, dessen Wert erst mit den Jahren sichtbar werden wird. Was soll ich sagen? Dass Elke den ersten Eintrag in ihrem Tagebuch ausgerechnet  mit dem Foto von einem der Freundschaftsbändchen illustriert hat, die Oma in Blau und Gelb geknüpft hat und die wir als Solidaritätszeichen unters Volk gebracht haben, mag Zufall sein. Besser gefällt mir allerdings der Gedanke, dass dies vielleicht ein Zeichen ist, wie groß die Seelenverwandtschaft zwischen Elke und mir mittlerweile geworden ist.

Der erste Eintrag in Elkes Tagebuch über ihr Leben mit Oksana und Vera.

Der Mulinarius

Das Leben kann schon mal hart sein. Bei Wilhelm Busch liest sich das dann so:

„Aus der Mühle schaut der Müller,
    Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,
    Und die Mühle stehet still.

So gehts immer, wie ich finde,
    Rief der Müller voller Zorn.
Hat man Korn, so fehlts am Winde,
    Hat man Wind, so fehlt das Korn.“

Und in der Tat läuft’s nicht immer rund im Leben. Doch, so weiß es auch ein altes chinesisches Sprichwort: „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Zu denen, die in solchen Zeiten Windmühlen bauen, gehört auch der Mulinarius, den ich nun schon seit fast 20 Jahren kenne, mehr noch, man könnte auch sagen, mit dem ich befreundet bin. Matthias Müller, wie er mit richtigem Namen heißt, ist einer dieser Menschen, die sich mit ihrem Schicksal eben nicht einfach so abfinden, sondern sich ergebende Chancen beim Schopfe packen und etwas daraus machen. Jüngstes Beispiel ist das, was er aus seinem Hobby heraus entwickelt hat. Hatte er bis zum 23. Februar dieses Jahres regelmäßig seine Fotos über die sozialen Netzwerke veröffentlich, war auch für ihn der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Zäsur, die sich nunmehr in seinen Bildern widerspiegelt. Seitdem färbt er seine Bilder in Gelb und Blau. Später, wenn der Krieg vorbei ist, will er diese Bilder verkaufen. Parallel dazu plant er eine Ausstellung mit Ausdrucken und ein Bildband mit allen Bildern. Die Bildbände sollen parallel auf den Ausstellungen verkauft werden. Und die Bilder dann irgendwo später als NFTs für einen guten Zweck versteigert werden. Was soll ich sagen? Nie war eine Metapher zutreffender als hier: Ein Bild sagt mehr tausend Worte.