Sie wissen nicht, was sie tun

Unser jüngster Enkel, der in diesem Jahr zum Teenager avanciert, hat jüngst Post von der Bundesregierung bekommen. “… die Corona-Pandemie schränkt unser aller Alltag ein”, heißt es da. Und weiter geht es: “Ganz besonders gilt das für diejenigen, für die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf besteht. Deshalb hat die Bundesregierung beschlossen, Ihnen einmalig 15 Schutzmasken mit hoher Schutzwirkung gegen eine geringe Eigenbeteiligung zur Verfügung zu stellen.” Und in der Tat: Beigefügt waren zwei Berechtigungsscheine für jeweils sechs Schutzmasken. Unser kleiner Mann hat sich natürlich gefreut, aber auch gefragt, inwiefern er denn “ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf” haben sollte. Soviel wie er und auch ich wissen, ist er pumperlgesund und topfit. Aber seine Krankenkasse, die von der Bundesregierung gebeten worden war, das Schreiben an ihn zu senden, “um Sie über das Nähere schnell und zuverlässig zu informieren”, wird schon einen Grund haben, warum sie ihn ausgewählt hat, während der eine oder andere alters- bzw. krankheitsbedingte Risikopatient noch auf seine Masken wartet. Was soll ich sagen? Nicht nur angesichts des Hinweises, dass “die AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske) weiterhin besonders wichtig” bleiben, war dieser Brief ein ganz besonderes Aha-Erlebnis. Denn ein solches ist laut Wikipedia ein vom deutschen Psychologen Karl Bühler geprägter Begriff aus der Psychologie, der das schlagartige Erkennen eines gesuchten, jedoch zuvor unbekannten Sinnzusammenhanges bezeichnet. Und der kann ja wohl nur sein: Sie wissen nicht, was sie tun.

Ein Gedanke zu „Sie wissen nicht, was sie tun

  1. Lieber Detlef, erst jetzt habe ich das Schreiben wirklich gelesen. Es liegt seit vielen Tagen auf meinem Schreibtisch, aber nachdem Du einige Sätze rausgepickt hast, wird mir erst bewusst, was da drin steht. Gut, dass ich ihn weder selbst noch vorgelesen habe. Nein, sie wissen offenbar wirklich nicht, was sie tun. Welche Empathie (mein Lieblingsbegriff, ich weiß) muss die Verfasser da geritten haben??? Auch dieser Satz ist großartig: “Bitte tun Sie der Apothekerin oder dem Apotheker den Gefallen, die Berechtigungsscheine vor dem Apothekenbesuch voneinander zu trennen. Das spart Zeit.” Jawoll, rufe ich, wird gemacht. Lieber gehe ich doch anderen auf den Keks als der Apothekerin… Was soll man dazu nur sagen?!

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