Immer noch arm, aber sexy

„Für die Preise bin ich nicht verantwortlich, das müssen Sie mit anderen besprechen“, sagt Star-Architekt Daniel Libeskind in einem Interview mit der Berliner Morgenpost über das von ihm gezeichnete Haus „Sapphire“ in der Chausseestraße in Berlin-Mitte, in dem laut Tagesspiegel-Information eine 2-Zimmerwohnung mit 91,5 Quadratmeter für 1,1 Millionen Euro angeboten wird – immerhin ein Qudratmeterpreis von etwas über 12.000 Euro. Wenn Libeskind in dem Interview nun sagt, dass er an einem Projekt für günstigen Wohnraum arbeitet, und das damit begründet, dass es von großer Bedeutung sei, „dass das Zentrum Berlins nicht nur den Reichen vorbehalten wird“, dann suggeriert das irgendwie, dass die betreffende Wohnung ziemlich teuer ist. Doch weit gefehlt. Wenn man das Thema etwas eingehender recherchiert, kommt einem die 1,1 Millionen-Wohnung fast wie ein Schnäppchen vor. Und nach dem „Marktbericht 2015 – 2016 Berlin“, den der Luxusimmobilienmakler „John Taylor“ durch das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) erstellen ließ, erscheint das Haus „Sapphire“ schon fast wie sozialer Wohnungsbau: „Wohnungen an den Adressen Luisenstraße, Albrechtstraße, Kleine Jägerstraße, Am Zirkus und Oberwallstraße kosten sogar mehr als 15.000 Euro pro Quadratmeter in der Spitze. Am Hausvogteiplatz werden in einem Fall 25.000 Euro pro Quadratmeter aufgerufen, was durch eine Wohnung in der Schwarzkopfstraße mit 28.676 Euro pro Quadratmeter noch getoppt wurde – der absolute Spitzenwert in Berlin“, heißt es in einem Bericht der finanzwelt über den Marktbericht. Was soll ich sagen? Wer jetzt glaubt: „Die spinnen, die Berliner“, hat zwar nicht grundsätzlich unrecht. Wenn man aber sieht, was in anderen Metropolen so aufgerufen wird, muss man neidvoll anerkennen: Berlin – immer noch arm, aber sexy.

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