Es ist eine seltsame Zeit. Jetzt, da wir einer Bedrohung ausgesetzt sind, die wir immer noch nicht ganz abschätzen, ja nicht einmal sehen können, ist uns ausgerechnet das verwehrt, was wir mit am meisten brauchen: Die Berührung von Menschen, die wir lieben. Das fängt mit den eigenen Kindern und Enkelkindern an, das geht weiter mit Geschwistern und deren Partnern, und das endet bei unseren eigenen Eltern, so sie denn noch leben. In unserem Alter, also dem von Oma und mir, ist das zugegebener Maßen nicht mehr so oft der Fall. Unsere beiden Väter sind schon seit Jahrzehnten tot. Meine Mutter haben wir 2013 zu Grabe getragen. Und dieser Tage mussten wir das auch mit der Mutter von Oma tun, die erst im März 93 Jahre alt geworden ist. Seinerzeit war es ausgesprochen bitter, dass wir nicht zu Ihrem Geburtstag in die Niederlande fahren konnten. Und schon damals befürchtete Oma, dass sie Ihre Mutter nicht mehr lebend sehen würde. Das hat sich nun schmerzhaft bewahrheitet. Die Beisetzung war, meine Schwiegermutter hätte gesagt, heel mooi, was auf Deutsch soviel heißt wie sehr schön – den Umständen entsprechend, muss man hinzufügen. Denn wie soll man eine Trauerfeier finden, die in einem Leben stattfindet, in dem jeder 1,5 Meter Abstand von seinem Nächsten hält, und die dabei auch noch auf 30 Personen begrenzt ist. Wie gesagt, meine Schwiegermutter wäre ganz sicher zufrieden gewesen, auch wenn ihre Urenkel und deren Väter nicht dabei waren. Aber es war schon besonders schmerzhaft, den einen oder anderen nicht in den Arm nehmen zu können, um gemeinsam zu trauern und sich gegenseitig zu trösten. Was soll ich sagen? Deutlicher hätte nicht sein können, dass die Zeit vor Corona endgültig vorbei ist und wir schnellstmöglich eine neue Normalität brauchen. Die alte Realität wird da nicht der Maßstab sein können, sondern es geht um eine maßvolle Abwägung zwischen Risiko und Notwendigkeit. Einen ersten Versuch haben Oma und ich heute mit unserer ältesten Tochter und ihrer Familie unternommen: Wir haben einen gemeinsamen Spaziergang gemacht und anschließend jeder ein Eis gegessen – alles mit gebührendem Abstand, versteht sich. Auch das war noch anders als anders, aber wenigsten ein Stückchen neue Normalität, auch wenn sie noch gewöhnungsbedürftig ist.
Hallo Opa-Blogger´+ Freund*innen,
bin 77 , mit demnächst 50 Ehejahren mit Oma sowie mit drei Kindern und 4 Enkeln gesegnet. Und jetzt erst in Kontakt mit Opas Blog gekommen – eine SEHR gute Sache….
Zur >Neuen Normalität< kann ich nun, knapp 4 Wochen später und angesichts ständig gesunkener Infektionszahlen schon anders stehen – nämlich (a) mit anhaltendem Respekt vor möglichen Neuinfektionen (= noch keine Dauerberührung + nachhaltiges Lüften + MNS in öfftl. Räumen), aber auch (b) mit positiven Erwartungen, dass es in absehbarer Zeit einen wirksamen / verträglichen Impfschutz geben wird. Dann wird die Außenansicht der neuen Normalittät ganz ähnlich sein wie die der alten, aber vielleicht haben wir dann eine wesentlich klarere EInschätzung dessen, was uns allzuschnell verloren gehen kann – und das uns jetzt noch wertvoller geworden ist als vordem.
Ekelin, 6J bringt es erfreulich direkt zum Ausdruck, wie es Kinder spontan können:
"Oma, ich freue moch schon so daruf, Dich wieder drücken zu können,"