Das längste deutsche Wort laut Duden heißt Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und ist 37 Zeichen lang. Das ist aber noch gar nichts gegen das Wortungetüm, dass bis 2013 den Rekord hielt: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. Das Gesetz mit seinen 63 Buchstaben wurde zwar aus dem Verkehr gezogen, hat aber immerhin die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) inspiriert, mal zu schaun, was man sich sonst noch so alles ausdenken kann. Heraus kam dabei ein Wort, das einem die Sprache verschlägt: Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungs-gesetzesentwurfsdebattierklubdiskussionsstandsberichterstattungsgeldantragsformular. Ganze 140 Buchstäben zählt der Bandwurm und ist grammatikalisch … lassen wir das. Da wirkt ja selbst das Superkalifragilistikexpialigetisch von Marry Poppins eher harmlos. Die deutsche Sprache, insbesondere im Bereich von Gesetzestexten, versprüht zuweilen ja den Charme einer Häckselmaschine. Was soll ich sagen? Mit der deutschen Sprache geht es eindeutig bergab. Das letzte neuzeitliche Highlight war eindeutig Loriots “Melusine./ Kraweel! Kraweel!/ Taubtrüber Ginst am Musenhain,/ trübtauber Hain am Musenginst./ Kraweel! Kraweel!” Ja, ja, Deutschlands Sprach-Granden Goethe und Schiller werden sich im Grabe umdrehen und denken: ” Was ist bloß aus meinem Faust, was aus meinen Räubern geworden?” Zu Ehrenrettung der deutschen Sprache und mit Blick auf die Jahreszeit soll Rainer Maria Rilke zu Wort kommen mit seinem Gedicht
Du bist, als ob du …
Du bist, als ob du segnen müßtest
wen die Madonnen längst vergaßen;
und oft, im Sommer, wenn du wüßtest:
da kamst du von den Abendstraßen
so klar, als ob du Kinder küßtest,
die traurig wo am Saume saßen.
Und jeder Rhythmus, der verschwiegen
aus stillen Wiesen aufgestiegen,
schien innig sich dir anzuschmiegen,
bis alles Winken, alles Wiegen
nur in dir war und nirgends mehr.
Und mir geschah: die Welt verginge –
und das Vermächtnis aller Dinge,
ihr letztes Lied, bringst du mir her.