Nachdem unser ältester Enkel in diesem Jahr in die Schule kommt, haben für mich die Tempo 30-Schilder an den daran vorbei führenden Straßen noch einen ganz anderen Stellenwert. Wie groß der Unterschied zwischen Tempo 30 und 50 ist, habe ich vor Jahren bei einem Fahrsicherheitstraining im wahrsten Doppelsinn des Wortes selbst erfahren können. Aufgefrischt wurde die Erinnerung an mein damaliges Aha-Erlebnis, die im Laufe der Jahre ja immer mal wieder verfliegt, jetzt zuletzt bei der Vorstellung des diesjährigen DEKRA Verkehrssicherheitsreports mit dem Thema Personenverkehr. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass der Mensch am Steuer der größte Risikofaktor und Aufmerksamkeit die beste Sicherheitsstrategie ist – zumal ein seit Jahren stark zunehmendes Problem mit hohem Unfallrisiko die Ablenkung am Steuer darstellt. So fand die DEKRA heraus: Jeder zweite Autofahrer (52 Prozent) nutzt während der Fahrt das Telefon, knapp fünf Prozent ohne die vorgeschriebene Freisprecheinrichtung. Mehr als jeder fünfte Fahrer (22 Prozent) programmiert das Navigationsgerät während der Fahrt, und acht Prozent beschäftigen sich unterwegs mit ihrem Smartphone. Wenn das Handy eine neue SMS oder Chat-Nachricht meldet, schreiben zwei Prozent der Fahrer noch beim Fahren eine Antwort, sieben Prozent bei Stop-and-go oder an der nächsten Ampel. Jeder Zweite (52 Prozent) isst und trinkt am Steuer, zudem stellen 79 Prozent Radiosender ein oder schieben eine CD in den Player. Drei Prozent der Frauen schminken und kämmen sich am Steuer. Nur fünf Prozent der Autofahrer verzichten ganz auf solche Nebenaktivitäten. Und wie gefährlich die beschriebenen Aktivitäten sind, macht eine einfache Rechnung deutlich: Bereits eine Sekunde Unaufmerksamkeit bedeutet bei Tempo 30 einen Blindflug von sage und schreibe 8,3 Metern bzw. bei 50 Kilometern in der Stunde von 13,9 Metern. Letztere Strecke entspricht im übrigen dem Reaktionsweg, wenn man bei Tempo 50 eine Vollbremsung machen muss. Das heißt, dass man an der Stelle, an der man bei Tempo 30 zum Stehen gekommen wäre, immer noch mit 50 Kilometern pro Stunde unterwegs ist. Was soll ich sagen? Mein eindringlicher Appell: Fahren Sie bitte vor- und umsichtig. Und denken Sie, wenn Sie an einer Schule vorbeifahren, daran, es könnte mein Enkel oder der eines anderen Großvaters sein, der da vielleicht plötzlich auf die Straße rennt.