Finsterstes digitales Mittelalter

“Deutschland gehört zu der Gruppe von Ländern mit mittlerer Leistungsfähigkeit, in der seine Ergebnisse weitgehend dem Durchschnitt entsprechen“, schreibt der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger seinem Heimatland ins digitale Stammbuch. Denn in der aktuellen Internet-Rangliste der EU kommt Deutschland auf den zehnten Platz unter den 28 Ländern. Darin wird über 30 Indikatoren „die digitale Leistungsfähigkeit“ ermittelt. Eine andere Untersuchung der Unternehmensberatung Accenture bringt ein ähnliches Ergebnis. Im Digitalisierungsindex 17 führender Volkswirtschaften schafft es Deutschland gerade mal auf Platz neun – hinter Österreich und knapp vor China. Auch innerhalb der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) steht Deutschland nicht besser da und rangiert in der Liste der 34 Mitgliedsländer, was schnelles mobiles Internet betrifft, unter ferner liefen. Bestens ins Bild passt da, dass jetzt das Land Berlin sein IT-Konzept für öffentliche Schulen in den Sand gesetzt hat. Nach acht Jahren Arbeit und Kosten in einer Größenordnung von geschätzten 38 Millionen Euro zog die Bildungsverwaltung den Stecker und warf den bisherigen dezentralen Ansatz über Bord: Keine einheitliche IT-Struktur, keine verfahrensunabhängige Hardware, keine einheitliche Schulverwaltungs- und Stundenplansoftware, kein Zugang zum Schulintranet, keine automatische Schülerdateien. Es darf also weiter gewurschtelt werden, analog versteht sich. Was soll ich sagen? Eigentlich hätte Opa gedacht, dass Neuland mittlerweile etwas besser erforscht wäre. Aber offenbar befinden wir uns nach wie vor im finstersten digitalen Mittelalter, insbesondere in Berlin. Dass es hier nun ausgerechnet die Schulen und damit letztlich 400.000 Schüler trifft, ist besonders gravierend. Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen, war gestern, heute scheint es eher zu heißen: Wir verspielen unser Kinder ihre Zukunft …

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