Wer in diesen Tagen keine Solidarität mit „Charlie Hebdo“ beweist, hat nicht verstanden, worum es bei dem feigen wie abscheulichen Anschlag auf das französische Satire-Magazin ging und geht: Die todbringenden Schüsse von Paris zielten nur vordergründig auf die armen Menschen, die ihnen zum Opfer fielen, sondern vielmehr auf die Freiheit, unser aller Freiheit.
Denn diese Freiheit schließt das Recht auf die Freiheit der Meinung zwingend mit ein. Diese Freiheit der Meinung ist für totalitäre Ideologien existenzbedrohend. Jedes kritische Hinterfragen bringt sie in Erklärungsnot. Darum fürchten sie die Meinungsfreiheit ebenso wie deren Schwester, die Pressefreiheit.
Pressefreiheit und Demokratie hängen eng zusammen, wie die Bilanzen der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen Jahr für Jahr beweisen. Ohne Pressefreiheit ist Demokratie nicht denk- und machbar. Darum darf niemand schweigen, wenn Journalisten behindert, eingeschüchtert, verfolgt oder getötet werden.
Es kommt nicht von Ungefähr, dass im deutschen Grundgesetz Meinungs- und Pressefreiheit als Grundrechte garantiert und zu unveräußerlichen Menschenrechten erklärt werden. Was es bedeutet, in Unfreiheit ohne Meinungs- und Pressefreiheit zu leben, hat Deutschland gelernt. Als wieder akzeptiertes und geachtetes Mitglied insbesondere der europäischen Staatengemeinschaft sollten dieses Land und seine Bürger deshalb an vorderster Front stehen, wenn es um die Verteidigung dieser Grundrechte geht.
Dazu gehört übrigens auch, diejenigen in die Schranken zu weisen, die diesen Terrorakt schamlos zu ihren Gunsten ausnutzen wollen und Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit schüren. Nicht Muslime bedrohen unser Land, sondern fanatische Fundamentalisten und Terroristen. Insofern ist das, was Pegida, AfD und Co. tun, gleichermaßen ein Angriff auf unsere Freiheit. Immerhin steht die Glaubensfreiheit wie die Meinungs- und Pressefreiheit als Grund- und Menschenrecht im Grundgesetz.
In einer Zeit, in der fast jeder, der Zugang zum Internet hat, sich ganz selbstverständlich in sozialen Netzwerken oder in Blogs artikuliert, ist auch jeder von einem Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit betroffen. Insofern waren wir alle Ziel der verbrecherischen Attacke auf „Charlie Hebdo“. Was soll ich sagen? Wir sollten die Fanatiker wissen lassen: Nous sommes tous Charlie.
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