Es ist ein Schicksal, das unter die Haut geht. Halima Alaiyan ist Palästinenserin. Ihr Geburtsort Ibdes liegt in Israel, von wo aus die Eltern mit ihr 1948 nach der Staatsgründung Israels nach Ägypten fliehen. Dort lernt sie später ihren Mann kennen. Mit ihm zieht sie nach Saudi Arabien und bekommt zwei Töchter. 1966 während eines Aufenthalts bei den Schwiegereltern im Flüchtlingslager in Gaza wird ihr Sohn Talat geboren. Er leidet an Thalassämie, einer unheilbaren Blutkrankheit, der er 1989 als eines der ältesten Kinder der Welt mit dieser Erkrankung in Deutschland erliegt. Diese nüchternen Fakten können das unermessliche Leid, das die Familie über Jahre ertragen musste, nicht einmal annähernd erahnen lassen. Halima Alaiyan, die mittlerweile als Orthopädin arbeitet, hat es einmal so formuliert: “Meine Kindheit und Jugend waren geprägt von der Trauer um die verlorene Heimat und vom Hass auf diejenigen, die uns vertrieben haben. Bei einem Besuch im Konzentrationslager in Mauthausen bin ich erstmals mit dem Holocaust in Berührung gekommen. Seither verspüre ich Verständnis für die Juden und ihre Sehnsucht, in einem eigenen Staat zu leben. Ich meine, Palästinenser und Israelis sind sich eigentlich ganz nahe, sie wissen es nur nicht.” In Erinnerung an ihren verstorbenen Sohn gründet sie die Talat Alaiyan-Stiftung und bringt seit 2004 israelische, palästinensische und deutsche Jugendliche in Berlin zusammen. Auf dem Programm stehen u.a. Besuche einer Synagoge, einer Moschee und einer Kirche sowie des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen. Auch diese Beschreibung gibt nicht annähernd wieder, was sich bei diesen Treffen abspielt. Nicht selten wollen die Jugendlichen anfangs nichts miteinander zu tun haben und drohen gar mit Abreise. Und dieselben Jugendlichen sind es dann, die später als Liebespaar unter Trennungsschmerzen leiden. Was soll ich sagen? Auch das sind Schicksale, die unter die Haut gehen – ganz nach dem Motto der Stiftung: “Wo bitte, geht’s zum Paradies?”