Bertolt Brecht soll einmal gesagt haben: “Lesen macht dumm und gewalttätig.” Dem widerspricht ganz klar die Wissenschaft, die sagt: “Lesen bildet.” Vor allem das Gehirn. Wie dem auch sei, eine meiner Töchter wollte sich jüngst in ihrem Bücherschrank bedienen, in dem sich auch noch das eine oder andere Kinderbuch aus längst vergangenen Tagen befindet. Und sie dachte sich auch nichts Böses, als sie zu einem Buch des allseits beliebten Autors Janosch griff, um es ihrem Sohn vorzulesen. Währenddessen kamen ihr allerdings Zweifel, ob der Inhalt noch der heute geltenden political correctness entspricht. Denn was da stand, las sich so: “Hallo, Herr Müllmann! – Was? – Sie verstehen mich nicht? Sie sind wohl ein Italiener? – Nein? Dann sind Sie aber ein Türke. – Sehen Sie, ich habe das sofort erraten. Ich wollte Sie nur etwas fragen, Herr Türke. Warum haben die Abfalltonnen Räder? – Ah, ich weiß schon, damit Sie sie nicht tragen müssen. Und warum sind Sie denn ein Türke – Ist das wahr, dass sie hier arbeiten, damit sie uns beim Arbeiten helfen? – Manche Leute sagen, Müll stinkt. Das finde ich auch. Ich möchte kein Müllmann sein. Ich möchte lieber Autoschlosser werden oder Angler oder Apotheker. Und wer soll dann den Müll wegfahren? Da bin ich aber sehr froh, Herr Türke, dass Sie hierherkommen und arbeiten und den Müll wegfahren, sonst würde es überall stinken. Auf Wiedersehen, Herr Türke, und danke!” Was soll ich sagen? Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Oder anders ausgedrückt: Vor dem Vorlesen vor lesen.