Omas Odyssee

Opa muss es heute einmal Homer gleichtun und von einer Odyssee berichten – deshalb ist der Text auch etwas länger als üblich. Während der griechische Dichter die Abenteuer des Königs Odysseus von Ithaka und seiner Gefährten auf der Heimfahrt aus dem Trojanischen Krieg schilderte, geht es hier um die abenteuerliche Irrfahrt von Oma, die diese hinter sich hat – gemeinsam mit zahlreichen Leidensgenossen, und doch ziemlich allein gelassen. Also: Oma hat sich auf den Weg gemacht, ihre Mama zu besuchen. Da das mit dem Auto ziemlich weit ist, hat sie beschlossen, ein Flugzeug zu nehmen. Sie buchte bei Transavia, geplante Abflugzeit in Berlin: Donnerstag, 21.40 Uhr, geplante Ankunftszeit in Eindhoven: Donnerstag, 23.00 Uhr. Dass ausgerechnet an diesem Tag ein schweres Unwetter den Abflug verzögerte, ist Transavia nicht anzukreiden. Aber was danach folgte, ist eine Frechheit sondergleichen. Wie üblich wurden die Fluggäste in die Maschine verfrachtet, obwohl sich die Sperrung des Flughafens Tegel bereits seit geraumer Zeit abzeichnet hatte. In der gut gewärmten Kabine des Fliegers ließ man sie dann während des Unwetters schön sitzen – und schwitzen. Als es dann endlich kurz vor Mitternacht losging, hat den Passagieren vorsichtshalber niemand gesagt, dass der Zielort nicht mehr Eindhoven ist, weil der dortige Flughafen nämlich – wie jeden Tag üblich – bereits um 23.45 Uhr geschlossen hat. Vielmehr ging es jetzt nach Amsterdam, dessen Flughafen Schiphol immerhin 127 Kilometer vom Eindhoven Airport entfernt liegt. Doch davon erfuhren die Reisenden erst in der Luft und mehr oder weniger kurz vor der Landung. Opa schwante schon etwas früher, dass da etwas faul sein musste, da er den ganzen Flug über flightradar24 verfolgt und sich schon gewundert hatte, dass die Maschine keine Anstalten machte, nach Süden Richtung Eindhoven abzudrehen. Doch zurück in die Maschine. Dort erzählte man den Passagieren etwas von, nein nicht Tulpen, sondern Bussen in Amsterdam, die sie dann nach Eindhoven bringen würden. Als besonderer Service wurde sogar noch verkauft, dass man wählen könne zwischen Eindhoven Flughafen und Eindhoven Bahnhof. Man solle sich nur an die netten Damen von KLM wenden, die würden einem dann schon weiterhelfen. So weit, so gut. Doch als die Fluggäste ausgestiegen und mühsam an ihr Gepäck gekommen waren, wussten die KLM-Damen von nichts, schon gar nicht von irgendwelchen Bussen. Und von der Fluggesellschaft Transavia war auch keiner mehr zu sehen. Irgendwie und irgendwann, nach endlosen Debatten und Kilometern tauchten dann doch irgendwelche Busse auf, die tatsächlich nach Eindhoven fuhren. Dass man den leidgeprüften Menschen etwas zu trinken angeboten hätte, darauf ist, wen wundert’s, auch niemand gekommen. So war das einzige, was den Reisenden blieb: Holland bei Nacht. Soll ja auch ganz schön sein. Am Freitag um 3.10 Uhr ist der Bus schließlich am Flughafen Eindhoven vorgefahren, am Bahnhof entsprechend später. Was soll ich sagen? Da hätte Oma auch das Auto nehmen können, dann wäre sie sicherlich früher bei ihrer Mama gewesen.

PS: Auf Transavia wird Oma sicherlich noch einmal zurückkommen.

3 Gedanken zu „Omas Odyssee

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