Schöne Schultern

Es gibt Szenen in Filmen, die sie sind so bärenstark, dass man sie sich gar nicht oft genug anschauen kann. Letztens war es wieder soweit, als Kommissar Adam Danowski Premiere im ZDF hatte. Der etwas schrullige Ermittler, der einen in der Tat an Colombo erinnert, leidet: Nicht an einem Tumor, wie man bis weit über die Hälfte des Films glaubt, sondern an Hypersensibilität. Das bedeutet, wie er seinem Kollegen in unnachahmlicher Weise schildert, dass zu viele Eindrücke ungefiltert auf ihn einstürmen und er Mühe hat, sie zu ordnen und zu verarbeiten. Deshalb ist er auch schneller gestresst als andere und überfordert. Seine Festplatte läuft heiß, zu viel Informationen: Sein System kollabiert. Doch Gott sei Dank hat ihm der Amtsarzt etwas verordnet: Eine Rosine fürs Achtsamkeitstraining. Wenn Danowski alias Milan Peschel sich auf sie konzentriert, fährt seine Festplatte runter. Man muss das einfach gesehen haben. Dieser Dialog ist für die Ewigkeit, wobei ich den absoluten Höhepunkt noch nicht einmal erwähnt habe. Denn nachdem der LKA-Mann die Wirkungsweise der Rosine geschildert hat, kommt der Satz aller Sätze, garniert mit einem einmaligen Lächeln: „Aber Du solltest mal Franka sehen, meine Therapeutin. Die hat schöne Schultern.“ Was soll ich sagen? Was Besseres als die Antwort seines von Andreas Döhler gespielten Kollegen „Finzi“ fällt mir da auch nicht ein: „Auf was Du alles achtest, Schultern …“ Wer sich von der Genialität selbst überzeugen will, sollte sich beeilen. Noch ist „Blutapfel“ in der ZDF-Mediathek abrufbar. Wer schnell zum Punkt kommen will: Den Dialog gibt’s zwischen 48:28 und 49:47. Und wer sich selber ein Bild von Dr. Franka Simon (Anna Schäfer) machen will, muss nur etwas vorspulen: 01:18:52. Auch an dieser Stelle soll „Finzi“ das letzte Wort haben: „Schöne Schultern.“

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