„Obwohl mir der Ruf einer katholischen Hardlinerin vorauseilt, bin ich in Wahrheit nicht einmal sonderlich bibelfest.“, hat jüngst Birgitte Kelle in einem Beitrag für Die Welt eingestanden. Bei mir verhält es sich ähnlich. Ich glaube zwar an Gott, habe aber mittlerweile doch erhebliche Zweifel an der katholischen Kirche. Meine Frau behauptet zwar immer noch gerne, ich sei die letzte Bastion dieser über 2000 Jahre alten Institution. Das ist aber schon lange nicht mehr so. Die Missbrauchsfälle in der Una Sancta und deren Umgang damit, machen mich mehr und mehr zornig und wütend. Sind schon die Taten an sich abscheulich, schlägt die eher halbherzige Aufarbeitung innerhalb der Kirche dem Fass den Boden aus. Dabei hat Jesus selbst uns gezeigt, für wen man da sein sollte und vor allem wie: Für die Kinder, die unser aller Schutz bedürfen. Vor diesem Hintergrund ist es besonders bitter, dass gerade die, die sich als Diener Gottes in den Dienst am Nächsten gestellt haben, diese Aufgabe „ins Gegenteil verkehrt, ja pervertiert haben“, wie es der frühere Berliner Bischof Rainer Woelki dieser Tage formuliert hat. Da kommt einem nur allzuschnell das folgende Jesus-Wort in den Sinn: „Wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Bösen verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.“ Da aber auch Jesus hier sicher nicht an Selbstjustiz gedacht hat, würde es schon reichen, wenn die Täter aus der Kirche entfernt und vor ein ordentliches Gericht gestellt würden. Was soll ich sagen? Die katholische Kirche befindet sich vermutlich in einer ihrer größten Krisen. Sie hat es selbst in der Hand, ob sie zum Totengräber in eigener Sache wird oder es dabei bleibt: Deus caritas est.